647. Der Galgenberg bei Melz.

[462] Ungefähr eine Meile von Röbel liegt das Rittergut Melz. Kaum eine Viertelstunde davon entfernt befindet sich ein Nebengut, Namens Friedrichshof. Etwa in der Mitte zwischen beiden liegt ein kleiner Berg, der sogenannte Galgenberg, auf dessen Gipfel eine einzelne Tanne steht. Von diesem Berge und der Tanne berichtet die Sage Folgendes. Vor vielen Jahren wurde ein Mädchen, das aus einem dieser Ortschaften gebürtig war, des Kindesmordes angeklagt, und, wiewohl sie beim Verhör immer nur antwortete ›Ich bin unschuldig‹, zum Tode verurtheilt. Sie wurde nach dem obengenannten Berge abgeführt. Vor ihrem Tode sprach sie ›So wahr ich unschuldig sterbe, so wahr wird die verdorrte Tanne nach meinem Tode wieder grünen.‹ Und es geschah wie sie gesagt hatte. Nur im Nothfall gehen die Menschen an dieser Stätte vorüber, da man hier schon oft geisterhafte Gestalten bemerkt haben will.


Von einem Seminaristen in Neukloster. Vgl. Temme 247.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 462.
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