77. Mönken in Doberan.

[59] In der Brauerei in Doberan lebten vor Zeiten viele Unterirdische, welche man ›Mönken‹ nannte. Diese liehen sich oft gutmüthiger[59] Leute Geräthe zum Kochen und Backen aus, worin sie gewöhnlich beim Wiederbringen etwas von dem Gebackenen liegen ließen. Namentlich holten sie von einer Frau, die ›Trin-Lischen‹ genannt wurde, ihren Backtrog. Als es ihnen in Doberan aber nicht mehr gefiel, wollten sie diese Frau noch besonders belohnen. Deshalb kamen sie einige Nächte vor ihrem Abzuge in ihre Wohnung und riefen ›Trin-Lischen, kumm mit, di is en Schatz beschęrt!‹ Sie ward aber bange und rief ›Ik kann nich, mi grugt‹! ›Nu kamen wi noch tweemal un denn trecken wi von hir weg!‹ riefen die Mönken und verschwanden. Als die Frau dies am anderen Morgen ihrem Manne erzählte, sagte dieser, sie solle ihn nur wecken, wenn die Mönken wiederkämen, er wolle wohl mitgehen. Als aber die Mönken zum zweitenmale kamen, mochte die Frau ihren Mann noch so viel rütteln, er wachte nicht auf; und ebenso als sie zum drittenmale kamen, denn er sollte nicht sehen, wo ihre Schätze liegen. Die Mönken ließen aber bei ihrem Wegzuge diesen Schatz in der Brauerei liegen, denn als nach mehreren Jahren ein armer Müller die Brauerei gepachtet hatte, und seine Kinder einst im Sande spielten und kleine Gruben machten, fanden sie das Gold und brachten es ihrem Vater, der dadurch ein reicher Mann wurde.


H. Ohnesorge.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 59-60.
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