1164.

[221] Daß die Martini-Gebräuche zum Theil selbst in protestantischen Ländern noch im Schwange blieben, erklärt sich daraus, daß sie an Martin Luther's Geburtstag vom Volke angelehnt und der Martini-Tag als Ablieferungstermin von Naturalien oder des Geldwerthes derselben und als Umzugstermin der Dienstboten (in Meklenburg noch jetzt der Schäfer) festgehalten wurde. Wohl nirgends aber in Meklenburg verlief der Tag fröhlicher, als in Schwerin, wohin bis zum Jahre 1817, wie das Landestheilungs-Inventarium vom Jahre 1610 dies ausdrückt, ›ein Hochweiser Rahtt vonn Lübeck jehrlich auf Martini Abendt zwischen zwolff vnnd Einn Uhr nach Mittage altem herkommen nach durch dero Diener vnnd Rotrock Eine Ohme Neuwen Weinmost – später Firnewein, d.i. vorjähriger, dann überhaupt älterer Wein – aufs fürstliche Haus hatte liefern lassenn.‹


Schiller 3, 12 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 221.
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