1648.

[351] Wünschelruthe. Um einen Schatz zu heben, muß man sich in der Johannisnacht zwischen 12 und 1 Uhr oder am Johannistag zwischen 12 und 1 Uhr stillschweigend aus einem Weidenbaume eine Ruthe brechen. Diese weist in die Richtung, wo der Schatz liegt. Ist man auf dem Punkt angekommen, wo der Schatz verborgen ist, so zeigt die Ruthe zur Erde. Während des Grabens darf man nicht sprechen, mag auch vorkommen, was da will. So, erzählt die Sage, haben einst einige Leute darnach gegraben. Wie sie angefangen haben, ist mit einemmale alles taghell geworden. Darauf sei ihnen zuerst der Teufel erschienen und hätte einen großen Mühlstein an einem seidenen Faden über ihrem Haupte aufgehangen, und zwar so dicht, daß es jeden Augenblick hätte ausgesehen, als ob er niederfallen wollte. Die Leute aber hätten sich nicht stören lassen, sondern ruhig weitergegraben. Darauf sei eine Kutsche mit vier Pferden angekommen und sei im Husch vorbeigejagt. Sie aber hätten ruhig weiter gearbeitet. Hinter dem Wagen aber sei eine alte Frau anzuhumpeln gekommen, welche ganz weiß gekleidet gewesen sei. Diese hätte immer gerufen: »Schak wol mit furtkamen? schak wol mit furtkamen?« Da hätte einer der Gräber nicht mehr an sich halten können und hätte gesagt: »Du magst den Deuwel mit furtkamen.« Und in demselben Augenblicke sei der Schatz versunken und Alles verschwunden gewesen.


Arbeitsmann Pleß aus Klütz. Durch Gymnasiast Kröger.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 351.
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