Der Albatros.

[3] Oft fängt die Mannschaft auf den Schiffen zum Vergnügen

Sich Albatrosse ein, Seevögel kühnbeschwingt,

Die still und ruhevoll auf ihren weite Zügen

Dem Fahrzeug folgen, wie es durch die Salzflut dringt.


Sobald auf das Verdeck sie die Gefangnen bringen,

So hängen voller Scham, verstört und ungeschickt,

Die Kön'ge des Azurs die mächtgen, weißen Schwingen

Wie Ruder rechts und links, hinschleifend und geknickt.


Der Wandrer, leicht beschwingt, daß er die Luft durchschweife,

Wie häßlich ist er nun, wie plump, verhöhnt und schwach.

Der eine kitzelt ihm den Schnabel mit der Pfeife,

Der andre macht im Spott sein lahmes Wanken nach.


Der Dichter ist der Fürst der stolzen Wolkenthrone,

Der Bogenschützen trotzt und lacht des Seesturms Wehn;

Doch hindern auf dem Land, umringt von lautem Hohne,

Die Riesenflügel den Gewaltigen am Gehn.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 3.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Die Blumen des Bösen