Fünfter Auftritt

[319] Baldinger. Welting. Baron Wildenhain.


WELTING. Eine verflucht rührende Scene! Nicht wahr, Baron? Aber Sie sind ja ganz verstummt. – Gratulire, Herr Baldinger. Sie haben da einen schönen Besitz erworben. Nun, wie steht's? Theilen wir Gewinn und Verlust?

BALDINGER. Nein, Herr Welting. Wir Beide taugen für keine Gemeinschaft.

WELTING. Wie es Ihnen beliebt. – Nun, Baron! Noch immer stumm? Ist Ihnen etwa die weiße Frau erschienen: Es heißt ja, sie melde sich bei großen Familien-Calamitäten. – So ein Moment, wie der vorige, macht Eindruck, he? Da geht man plötzlich in sich, erweckt Reue und Leid über sein früheres Leben, über die nichtigen Freuden der Welt, die so viel Geld kosten: Wettrennen, Würfelspiel, Falkenjagd, Bull-dogs, Theater-Tänzerinnen u.s.w. Es ist Alles eitel – besonders die Tänzerinnen. Zu Baldinger. Geben Sie Acht, der bessert sich jetzt; das hat er Ihnen zu danken. Ein gebesserter Cavalier! Darüber wird im Himmel mehr Freude sein als über neunundneunzig bürgerliche Gerechte. Adieu, Baron! Die Romantik ist jetzt in der Mäuse – nicht wahr? Der verwünschte Rechenmeister, der pedantische Classiker »Geld« hat den Romantikern den Garaus gemacht. Schlägt auf seine[319] klappernden Taschen. Wie stolz bin ich jetzt auf meine klassische Bildung! Gott befohlen, Baron. Ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 319-320.
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