Zweiter Auftritt

[329] Hubert allein.


HUBERT. Was fängt man nun an mit so einem alten, braven, bornirten Mann? Das Beste ist, wir pensioniren den Löwen. An der Arbeit. So. Mein Wasserrad ist fertig. Betrachtet das Modell mit Wohlgefallen. Mache mir's Einer nach! Hast mich manche schlaflose Nacht gekostet, kleines Ding! Dafür stehst du nun da, und bist ein Gedanke; sichtbar, greifbar, ein mechanischer Gedanke, in Holz gedacht. – Horch! Ein Wagen! War's der Herr? Eilt an's Fenster. Er ist's – er springt heraus. Nun soll er gleich mein Modell alle Wetter! was steigt denn da noch aus? Ein Frauenzimmer! Vermuthlich die neue Wirthschafterin. Nun, ich hätte die innern Angelegenheiten wohl noch eine Weile besorgt. Sieht wieder über's Fenster. Wie geputzt sie ist! Was? der Herr reicht ihr den Arm? führt sie in's Schloß? Vom Fenster weg. Das kann ich nicht mit ansehen. Reicht ihr den Arm! der Herr – seiner Wirthschafterin, die er vielmehr als ein »grießgrimmender Löwe« behandeln sollte!


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 329.
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