109. Der blühende Bischofstab

[92] Aus dem Geschlechte der Grafen vom Berge und Altena stammte auch Bruno, der sechsundvierzigste Erzbischof von Köln, das war gar ein andächtiger und frommer Priester und von so großer Demut und Bescheidenheit, daß er sich lange weigerte, sein wichtiges Amt zu übernehmen. Es drückte ihn die hohe[92] Würde, und nur drei Jahre behielt er sie, dann kam er nach Altenberge von Köln herüber, hielt noch einmal in pontificalibus in der herrlichen Kathedrale das Hochamt und trat dann als schlichter Zisterziensermönch in die Schar der Brüder des Klosters Altenberge ein. Seinen Bischofstab hing er zum Andenken hinter dem Hochaltar der Kirche auf, diente Gott in Treue und starb am Tage des heiligen Gregorius im Jahre des Herrn eintausendzweihundert. Als die Brüder früh in die Kirche kamen, die Vigilien zu singen, war sie mit Wohlgeruch erfüllt, und dem Bischofstabe waren Palmenzweige und weiße Lilien entsproßt, die also dufteten. Da erkannten alle, welch ein heiliger Mann ihr Bruder Bruno gewesen.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 92-93.
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