224. Weh über Pommerland!

[169] Es war im Jahre 1624, da ward in Lüften eine seltsame Stimme gehört, die rief: Weh! weh über Pommerland. Weissagende Vögel erschienen, schneeweiß von Farbe, nicht größer wie Schwalben, und wurden von mehreren Leuten gesehen und gehört. So vernahm eines Leinewebers Frau auf dem Wege von Kolbetz nach Selov eine warnende Vogelstimme. Und das Weh über Pommerland hat nicht auf sich warten lassen, der bereits damals entbrannte Dreißigjährige Krieg brachte des Wehs genug und mehr als zuviel. Mit hunderttausend Mann zog Wallenstein nach Stralsund und schwur, er wolle und müsse diese Stadt und Festung gewinnen, und wenn sie mit Ketten an den Himmel geschlossen wäre. Und obschon er sie damals nicht gewann, so ward doch das Land ringsumher verderbt in Grund und Boden, und späterhin, im Jahre 1678, wurde Stralsund in einem andern Kriege innerhalb achtzehn Stunden durch Bomben entzündet, eingeäschert und erobert.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 169.
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