337. Die rote Furt

[241] Ohnweit Osterburg ist vorzeiten eine große und blutige Schlacht geschlagen worden. Albrecht von Askanien und Huder von Stade stritten allda um den Landesbesitz, um die Altmark. Auf beiden Seiten blieben viele Krieger tot, und deren Blut rötete die Erde weit umher, nicht minder ein Bächlein, die Clia geheißen. Das Erdreich dort herum ist noch immer rot, und das Bächlein nahe dem Dorfe Kruncke heißt noch bis heute die rote Furt.

Anderer Sage nach soll aber die rote Erde und die rote Furt davon herrühren, daß vorlängst zwischen den beiden tapfern Städtlein Osterburg und Seehausen, die einander so nachbarlich nahe liegen, daß der Weg von einer Stadt zur andern kein Dorf berührt, eine mörderliche Schlacht geschlagen worden sei, in welcher Schlacht der Anführer der Osterburger, dieweil es in der ganzen Stadt an Pferden gänzlich Mangel gehabt, auf einem Ochsen geritten und zu Felde gerückt sei. Von der roten Erde bei Deutz geht die ähnliche Sage einer großen Schlacht.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 241.
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