690. Junker Ludwig

[456] Nahe bei der Stadt Eger liegt ein Feldstück, darauf ist es nicht geheuer; ein Gespenst hat dort seinen Umgang, von mittlerer Mannesgröße, das heißt im Volke der Junker Ludwig. Es war derselbe einer von den unredlichen Grenzsteinversetzern, die zur Strafe nach ihrem Tode umgehen müssen rainab und rainauf, wo sie die Grenzsteine versetzt haben, bald fahl, bald feurig, bald zu Fuß, bald auch zu Roß. Es ist nicht gut, ihnen zu begegnen. Einem Mädchen, das abends vor dem Tore spazierenging und jenem Felde zu nahe kam, trat der Junker Ludwig nahe und tatschte ihr, wie er im Leben den Dirnen gern mochte getan haben, nach der Brust. Seine Hand war feuerheiß, das Mädchen kreischte auf vor Schmerz, der Junker verschwand. Als die Maid nach Hause kam, war ihre Brust schwarz, wie verbrannt, sie ächzte und sagte: Ich hab' mein Teil! Drei Tage darauf war sie tot.

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Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 456.
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