878. Des Teufels Nase

[570] Zu Hall am Kocher im Schwabenlande ist ein uralt Salzwerk, wie schon des Ortes Name kundgibt, und soll es allezeit um den Salzbrunnen herum merkliche Poltergeister gegeben haben, daher man, sie zu vertreiben, viele Jahre lang stets am Dienstag nach Vocem jucundidatis (Sonntag Rogate) mit Heiltümern prozessionsweise um den Brunnen gegangen ist. Zu einer Nacht erschien der Teufel einem Salzsieder und streckte seine Nase, die außerordentlich groß war, durch einen Spalt in das Hallhaus und schnarchte dabei: Wie gefällt dir die Nas? Kann das auch ein' Nas sein? – da nahm flugs der Siedeknecht einen Kübel siedender Sole und schüttete den dem Teufel auf seine Nase, indem er rief: Kann das auch ein Spaß sein? – Zornig brach jetzt der Teufel durch die Bretterwand, erwischte den Sieder und warf ihn durch die Luft über den Kocher auf den Gänsberg (die Höhe bei dem mittleren Gerberspförtlein), daß ihm alle Rippen krachten, und rief: Kann das auch ein Wurf sein? –

Andere sagen, der Teufel habe den Siedeknecht auf den Steinbruch jenseit dem Kocher beim Haimbacher Törlein geworfen, allwo der Galgen stand, der nachgehends abgebrochen wurde, weil die daranbaumelnden Kadaver, wenn die Sonne gegen sie geschienen, in einige Häuser der Stadt ihre klunkernden Schatten geworfen, was nicht appetitlich, wenn sie über das Essen dahinglitten.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 570-571.
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