921. Venusberge

[597] Zu den Venusbergen in Thüringen, deren vornehmster der weitberufene Hörseelenberg ist, in welchem Frau Holle Hof hält, gesellt sich mit obschon leisem sagenhaften Anklang auch ein Venusberg in Schwaben bei Lorch im Nemstale. Ist derselbe auch nur ein nicht hoher Hügel und führt den mythischen Namen, mehr als vielleicht der Hügel, nur ein Gehöft, so begegnet doch wundersam genug neben dem Venusberghof ein zweiter, der Hollenhof geheißen, nächstdem daß in der Nähe dortherum an einem Götzenbach eine Götzenmühle liegt. Ein zweiter Hof des Namens Venusberg liegt im schwäbischen Oberamte Waldsee zwischen Ober- und Unter-Essendorf, auf hoher Bergeshalde, mit einer berufenen heilkräftigen Felsquelle. Nahe dabei ist ein ausgehöhlter Fels von Mannesform, in den man sich passend einlegen kann, gleichwie in den Herrgottsstein an der Eger. Dürfte schwerlich das Lustlager der Frau Venus gewesen sein, wird aber als dienlich gegen Rückenschmerzen gepriesen, so einer deren hat und sich hineinlegt. Und wer keine hat, kann welche darin bekommen, kalt genug und hart genug ist der Stein dazu.

Quelle:
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 597.
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