IV. Von dem Fluß, die Salze genannt.

[122] Woher dieser Fluß die Salze genennet werde, ist mir unbekannt, massen der Nahme mit der That nicht überein kömmet, denn solcher kein salziges, sondern ein süsses Wasser hat; und wenn auch schon einer sagen wolte, daß solcher Nahme von dem Dorffe Salze herrühre, so ist doch ungewiß, ob vor Alters der Fluß von dem Dorffe, oder das Dorff von dem Flusse also genennet worden. Es entspringet aber dieselbe über dem benachbarten Königlichen Preußischen Dorffe Salze, unter dem Kohnstein aus vielen daselbst vorhandenen Quellen, so von der hinter diesem Berge fliessenden so genannten Kalten Weyde, wie auch von der nicht weit hievon gelegenen Neuen Kelle herrühren sollen, indem einige vor gewiß sagen wollen, wenn man in dieselben Heckerling oder kleingeschnitten Stroh würffe, solches aus diesen Quellen, wieder heraus käme, welches, weil ich solches nicht versucht, dahin gestellet sein lasse. Vor gemeldete Quellen nun geben ein häuffiges Wasser von sich, daß auch davon der Fluß bei seinem Ursprung also bald so starck wird, daß er Mühlen treiben kan, wie denn auch nicht weit davon eine Oehl-Mühle daran erbauet ist. Von dieser Mühle fliesset derselbe durch vor gedachtes Dorff Salze, und ferner durch das Nordhausische Territorium oder Gebiethe biß an die Werther-Brücke, allwo derselbe in die Helme gehet, worbei dieses Curieus zu sehen ist, daß sich alhier beide Wasser nicht gleich mit einander vermischen, sondern eine Weile neben einander herfliessen, ehe solches geschiehet, welches man aus der Farbe dieser Flüsse erkennen kan, weilen das Wasser aus der Helme trübe, das aus der Salze aber helle und klar aussiehet, wenn es nicht von einem schlemmenden Platz-Regen trübe gemacht worden. Die Ursach ist meistentheils der geschwinden Bewegung beider Wasser zuzuschreiben, als welche verhindert, daß die Vermischung derselben nicht alsobald geschehen kan. Nechst diesem rühret solches auch etlicher massen von der Dicke und Schwere des[123] Helm-Wassers her, welche das helle und leichte Wasser der Salze gleichsam von sich stösset, und nicht zugiebet, daß sich solches mit einander alsofort vereinbahre. Im übrigen ist die Salze so wohl der Stadt Nordhausen als auch denen Benachbarten ein sehr nutzbarer Fluß, weilen derselbe nicht allein schöne Forellen hat, sondern auch bei vierzehn Mühlen treibet, worunter die drei obersten nach dem Dorffe Salze, und zwar anjetzo Tit. Herrn Lic. Johann Christoph Eilhardten, Hoch-verdienten Bürgermeister bei dieser Käyserlichen Reichs-Freien Stadt Nordhausen, etc. meinem insonders Hochzuehrenden Herrn Schwager und Patrono, die andern aber alle nach vor besagter Stadt, und mehrentheils E.E. Rathe daselbst, gehören. Ein sonderbahre Gnade GOttes aber ist es, daß derselbe in denen härtesten Wintern nicht leicht zufrieret, und die daran liegende Mahl-Mühlen dieserwegen zu der Zeit im Gange bleiben, wenn die in Nordhausen und andere da herum liegende Mühlen vom Froste stille stehen; sonst mancher armer Haus-Wirth Noht leiden müste, wenn er nechst GOtt zu diesen gangbahren Mühlen seine Zuflucht nicht nehmen könte.

Quelle:
Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald [...], Nordhausen 1899 [Nach der Ausgabe Nordhausen 1703], S. 122-124.
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