Nachtrag


Eine wahrhafftig- und gründliche Beschreibung vom Wein-Garten-Loche bei Bartholfelde nicht weit von Osterhagen am Hartze gelegen.

[201] Wann du hinein wilt, so sei nur getrost, und wende dich gleich Anfangs auf die lincke Hand, so wirst du eine Fünffe finden, da steig hinunter in die Tieffe, und gehe 12 Schritte fort, alsdann kriech auf die rechte Hand hinein, so wirst du hinunter fahren, und werden daselbst an einem Stein 2 Finger auffwarts stehen; Es ist auch ein Wässerlein da, kriech auff dem Wässerlein fort, kanst du aber nicht wohl darüber kommen, so steig wieder den Stein hinauff, und gehe gleich auff die lincke Hand, so wirst du in einen schmalen Gang kommen, darinnen gehe fort, so wirst du graue Felsen antreffen und wird oben daran eine Fünffe stehen, daselbst wird gleich vor dir ein Loch hinunter gehen, steig hinab, und wann du hinunter bist, so krieche gleich zur lincken Hand auff dem Bauche hinein (über ein paar Häuser lang gehet der Gang nicht), und stoß an die Mauren, oder lehne dich dran, so wird die V auffwarts weisen; Gehe gleich fort, so wirst du noch in einen schmalen Gang kommen, und wird gleich am Ende daselbst ein Loch[201] hineingehen, so mit Steinen verworffen ist, das must du auffräumen, und wann du es auffgekratzt, krieche hindurch, so wirst du in einen Gang von ungefehr 30 Klafftern weit kommen, da werden dir 2 Berg-Männer mit Gruben-Lichtern begegnen, fahre nur kühnlich vorbei und rede nicht, sie weichen dir an die Seite: Darauff gehe noch weiter fort, so wirst du in weisse Felsen kommen, da wird ein rund Loch sein, da must du hindurch kriechen, so kommst du wieder in die Weite, gehe darinnen fort, so wird dort ein Mönch an der Ecke stehen eine Picke in der Hand habend, und wird nach dem Wasser zu weisen; Und wann du hinein kommest bei das Wasser (ohngefehr einer guten Klaffter breit), da werden 2 Höltzer drüber liegen, gehe hinüber, es wird zur lincken ein schwartzer Fels sein, der gemeiniglich gediehen Silber hält; Und wann du davon etwas loß machest so wird es helle gläntzen machst du es aber mit dem Lichte schwartz, so wirds einen Schall von sich geben: Ich fresse dich. Da kehre dich aber nicht dran sondern gehe weiter auff die lincke Hand und kratze alda ein wenig mit der Picken, so wird ein Stein loß fallen und ein eckicht Loch durchgehen, da must du durch, und wenn du da hindurch kommst, so wird dort ein Mönch stehen mit der Picken unter sich weisend auff ein Ertz das Nachtrag vor 30 Reichsthaler. Wann dir das nicht gut genug ist, so gehe 100 Schritt weiter fort, so wird es hinten an selben Orte anzusehen, als wann du in einen guldenen Kelch kämest, und werden die Felsen gediegen Gold halten, schlage nur ab nach deinem Gefallen, und fürchte dich nicht, siehe aber, daß du dich wieder heraus findest denn es leichtlich einen darinnen verführen kan, wie ich dann selbsten wohl weiß, indem ich Anno 1680 3 Personen darinnen todt liegend gefunden, und kurtz darauff 1681 wiederum ein Weibsbild, die zum andernmahl darinnen gewesen und sich doch nicht wieder heraus finden können, und dieses ist leicht geschehen, wann einem das Licht verlöschet.

Drum muß man vor allen Dingen ein gut Feuerzeug in Vorrath haben, und vorn im Eingange einen Bindfaden binden, und solchen also nach sich ziehen, oder man kan auch Heckerling streuen, so kans einem nicht leichtlich, nechst GOTT fehlen: Bete fleissig, sei getrost, und gib den Armen.[202]

Ich J.B. aus Venedig, ein gebohrner Italiäner, schreibe dieses aus Liebe bewogen meinen Cammeraden zur Nachricht, weil mirs nicht schaden kan, indem des Gutes überflüssig am selben Orte, also, daß es kein Ende nehmen wird, ich vor meine Person habe gnugsam davon abgeholet, daß ich auch nicht wieder hinzureisen verlange.


Hiermit Adieu

Ich verbleibe

dein getreuer Freund.

Quelle:
Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald [...], Nordhausen 1899 [Nach der Ausgabe Nordhausen 1703], S. 201-203.
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