Funfzehnter Auftritt

[107] Kleines Stübchen mit ärmlichem Geräthe.


MARIANE kömmt herein und trägt einen Stickrahm. Es ist sehr traurig von allem getrennt zu seyn was uns theuer war, von allem, was das Glück[107] unsers Lebens ausmachte. Ich bin es! Mir ist nichts übrig geblieben, als das quälende Andenken an ehmalige Freuden. Ich habe viel, sehr viel verloren: einen Gatten, Kinder, Ehre, Ruhe, Vermögen; ich habe nichts, als diese schwachen weiblichen Hände, die so wenig zu erwerben vermögen. Aber ich will nicht untersinken in diesen Fluten des Unglücks. Es ist wahr, sie gehen mir bis an die Seele; aber ich will Muth fassen! Ein alter Weiser sagt, daß ein tugendhafter Mann, der muthig gegen das Unglück kämpft, selbst den Göttern ein großes Schauspiel wäre; sollte ihnen ein Weib dies nicht auch seyn? – Ich will dulden, was ich kann. Das Leben ist ja nur eine Spanne lang. Wagner tritt herein.


Quelle:
Benkowitz, Karl Friedrich: Die Jubelfeier der Hölle, oder Faust der jüngere. Berlin 1801, S. 107-108.
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