[23] Franz und Röschen treten von links auf.
FRANZ.
Recht gern begleit' ich Euch,
Doch sagt mir nur wohin?
RÖSCHEN.
Ach, wüßt' ich es nur selbst!
FRANZ zurücksehend.
O seht, wie weit entfernt
Wir schon von Straßburg sind;
Der Münsterthurm ist längst
Am Horizont entschwunden!
Kehrt heim, damit die Nacht
Uns nicht im Wald ereile.
RÖSCHEN.
Wir werden anderswo
Ein gastlich Obdach finden.
FRANZ.
Doch Ihr seid zu ermüdet,
Um weiter noch zu geh'n.
Und dann, bedenkt doch nur,
Wie man Euch lästern wird,
Daß Ihr dem Zaub'rer nachlauft. –
RÖSCHEN bittend.
O nenne ihn nicht so!
FRANZ lebhaft.
Sah' ich es doch mit eig'nen Augen,
Wie er auf seinem Mantel jüngst
Hoch oben durch die Decke fuhr![23]
RÖSCHEN.
Ach, wenn wir ihn nur finden!
FRANZ.
Kein Mensch weiß ja, wohin er ist.
RÖSCHEN.
Zur Kaiserkrönung wollt' er zieh'n,
In Aachen finden wir ihn sicher!
FRANZ traurig.
Nun wohl! auch dahin folg' ich Euch!
Doch gönnt Euch etwas Ruhe erst.
Führt sie zum Baumstamm.
Terzett.
RÖSCHEN leidenschaftlich.
Ich kann nicht ruh'n, ich kann nicht rasten,
Es treibt, es zieht zu ihm mich bin!
FRANZ.
Mir bangt, mir graut, ich kann nicht rasten,
O kommt, laßt wieder heim uns ziehn!
RÖSCHEN.
Zu ihm! Auf, laß uns eilen!
Zu ihm! Ich darf nicht weilen!
Mich ruft, mich nennt sein holder Mund.
FRANZ.
Es krächzen Raben, rufen Eulen,
Ich höre Sturm im Walde heulen;
O kehret heim zur guten Stund'!
RÖSCHEN.
Bald bin ich, theurer Freund, bei dir!
Sinkt erschöpft auf den Baumstamm.
FRANZ will sie erheben.
Ich bitt' Euch, folgt, o folget mir!
Ihr sinkt vor Mattigkeit darnieder;
O kommt, mein Arm, er trägt Euch gern.
RÖSCHEN träumend, im halben Schlafe.
Ich sehe dich, ich hab' dich wieder!
Wie lächelst du mein Freudenstern!
Entschlummert.
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