Zweite Scene.

[10] Nr. 3. Recitativ.


FAUST.

Der Hölle selbst will ich Segen entringen,

Und ihre Macht gehorche meinem Spruch!

Sie soll der Tugend die Belohnung bringen;

Nur mich allein, mich treffe einst ihr Fluch!

Will mir die Liebe süße Freuden geben:

So ist das Ziel erreicht vom Erdenleben!


Arie.


Liebe ist die zarte Blüthe,

Die mit süßem Zauberduft,

Aufgekeimt in dem Gemüthe,

Uns zu sanften Freuden ruft.

Liebe blüht in Röschen's Armen,

An der holden Brust;

Dort will ich zum Glück erwarmen

Und – zur Himmelslust.


Doch, woran denk' ich verwegen?

Mich flieht der himmlische Segen;

Schlangen vom Abgrund, sie zischen herauf,

Und die Macht der höllischen Nacht, –

Tückisch hemmt sie den freudigen Lauf!

Doch selbst der Hölle gräßliches Höhnen[10]

Können die Bande der Liebe versöhnen.


In Wonne in sich versunken.


Liebe ist die zarte Blüthe,

Die, mit süßem Zauberduft,

Selbst vom Himmel seine Güte

Segnend auf uns niederruft!


Ab.


Verwandlung. Saal in Faust's Wohnung mit einer Mittel- und zwei Seitenthüren. Im Vordergrunde der Bühne ein Tisch mit herabgebrannten Lichtern.


Quelle:
Louis Spohr: Faust. Leipzig [o. J.], S. 10-11.
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