2.

[289] Was du gefühlt hast, stammelnd, ungefüge,

Ich durft es dir und mir zum Kranze runden,

Du hast die Worte, ich den Sang gefunden, –

Ach, daß ich noch die schönen Kränze trüge!
[289]

Was waren das für Tage, was für Flüge

Im Trostland Traum! Die Schwere überwunden,

Wir beiden eingeflügelig verbunden, –

Und heute höhnt die Leere gähnend: Lüge!


Ich muß von mir auch diese Blätter geben;

Es sei kein Rest an mir von jener Zeit;

Das Wort von dir, das ich vermelodeit,

Soll mit dem Glück ins Dunkel rückwärts schweben.

Mich ruft das Licht, ich muß ins klare Leben.

Fliegt, Flatterlügen, fort! Ich bin bereit.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 289-290.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)