Sechste Scene

[13] Guttenberg. Lorenz. Sebaldus.


GUTTENBERG. Bertha! – Was ist der Frau, weinend eilt sie von dannen? – Ah – guten Tag, Herr Pfleger, oder lieber – guten Weg, denn ich sähe es gern, wenn Ihr Euern Weg aus meinem Hause nähmt, Ihr habt mir noch nie was Gutes gebracht. –

SEBALDUS mit verbissener Wuth. So? Ei – wie kommt mir denn dieser freundliche Gruß? –

GUTTENBERG. So oft Ihr geht, finde ich mein Weib verstimmt! Ihr benutzt ihre Frömmigkeit, um Spenden für Euer reiches Kloster zu erpressen, und mißbraucht ihren Aberglauben zu Euren Zwecken! – Geht, gleißnerischer Heuchler, und kommt niemals wieder über diese Schwelle!

SEBALDUS knirschend. Sorgt nicht, wer seine Ehre liebt, sucht sicher keine Gemeinschaft mit dem Guttenberg.

GUTTENBERG. Was war das? – Hinaus, Pfaffenknecht, oder Du fliegst schneller durch das Fenster, als Dein Gedanke die Treppe erreicht.

SEBALDUS giftig lächelnd. Ihr werdet an den Pfaffenknecht denken! Er geht ab.

GUTTENBERG geht zornig hin und her. Schändliches Gezücht; das Blut steigt mir in die Stirnader, so oft ich die Schlange sehe! Der hat mir den Dünne auf den Hals gehetzt, der wirft mir Steine in den Weg, wohin ich schreite –

LORENZ der immer gewaltsam an sich hielt, herausplatzend. Hättet Ihr mir nur erlaubt, ihn durchzuwalken, wie mir's um's Herz ist, er sollte acht Tage lang Fleisch und Knochen in seinem Leibe nicht mehr zu sondern wissen! Gott weiß[13] was der Bösewicht unsrer edlen Frau in den Kopf setzte. Ich muß nur nachsehen, ob die Katze wirklich das Feld geräumt.


Ab.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 13-14.
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