Zehnte Scene

[55] Bandini. Giulio.


BANDINI ist beschäftigt Federn und andere Waaren in Kasten zu packen. Nun, denke ich, haben wir Alles zu Stande gebracht; Giulio, hast Du die Falken gefüttert?

GIULIO. Ja wohl, Meister Antonio; doch sagt mir, wozu diese eilige Abreise? die Meßzeit ist ja kaum zur Hälfte um?

BANDINI. Ei, Du kluger Bursch, denkst wohl, ich werde harren, bis der rachsüchtige Pöbel mir das Haus über dem Kopf in Brand steckt? Und wähnst Du wirklich, daß der Zorn des Nollingen, seinen Waffenmeister meinetwegen verstümmelt zu sehen, sich nicht sein Opfer suchen werde?

GIULIO. Ei, wißt Ihr das nicht, Meister? dem Schultheiß ist die Freude versalzen, das Gerüst am Markte umsonst[55] erbaut; der Ralph Strichauer, des Nollingen Diener, hat sich aus dem Staube gemacht, und findet sich wohl nicht wieder ein.

BANDINI. Entflohen? So? nun ja, der Nollingen hat lange Arme, thut nichts! – mach vorwärts, daß auch wir das liebe Frankfurt bald im Rücken haben.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 55-56.
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