An ain Junge Burgerschafft.

[59] Dieweil ich hin und wider btracht

warumb die Tuget werd veracht

Wie sunst / also in unser statt

der bracht allmaist sein fürgang hatt

So liß ich im Platone glert

das diß allwegen hat gewert

Auch in dem klůgen Kriechen land

das / wa Reychtumb nimpt überhand

Da mög die Tuget han kain platz

und ghalten werd für kainen schatz

Er setzt den handel in ain wag

(ja zwar das ist ain grosse plag)

wanß gůt hin wigt / gilt Tuget nicht

deßgleich herwiderumbher gschicht

Wann Tuget etwas schwerer ist

als bald dann zů der selben frist

Wirt dhreichthumb in verachtung gstelt

verleürt die würdin bald das gelt

Stahts inn / so stat es zymlich wol

so man von sachen reden sol

Dweil dhreichthumb fürt füran den bracht

wirt Ehrsams spyl so gar veracht

Der reich gsell went es sey ain schand

das er solt mit aim solchen danth

Ja in Gott hie sein kurtzweil hon

wie junge Burger sunst seind gwon

In andern Stetten lobesam

da wirt geehrt der Gottes nam[59]

Nur Banckethieren Mummerey

dunckt uns gar herrlich und gar frey

Daran man kainen kosten spart

es můß als haben wol sein art

Nur Tantzen / Rennen / stechen gilt

kain sollichs spyl wirt hie gespylt

Darinn möcht Gott werden geehrt

und tuget möcht wol werden glert

Fraw Judith mag uns lernen wol

wie man den Türcken schlagen sol

Mit bet schlecht man den Gottes feind

ob gleich der härnisch sehr wol scheindt

Der Türck entsetzt sich nit darab

mit betten gwindt man im vil ab

Ich wolt das inn meim vatterland

solch ehrlich yebung wurd and hand

Auch gnommen / von dir Burgerschafft

du hetsts warlich nit übel gschafft

So wurde hie gerichtet an

solch Göttlich yebung lobesam.


Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 2, Berlin und New Yorck 1976, S. 59-60.
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