Cap. IIII.

[62] OZIAS DER OBERIST.

Eliakim / würdiger Herr

zaigend uns an hie ewr beger

Das ir zů uns herkommen send.

ELIAKIM.

Dieweil ir mich dann hören wend.

OZIAS.

Hond auff / und bleybend sitzen still.

ELIAKIM.

Wolan / ich euch recht volgen will

Ir Herren gůt von Israel

es bkümmert warlich sehr mein seel

Ich hör das sey Cambyses bhrait

uns fügen zů ungmach und laid

Er hatt in seinem Rhat erkandt

das er auch wölle unser land

Mit macht bringen in sein gewalt

da schonen weder jung noch alt

Des Hauptman Holofernis ist[62]

der newlich erst in kurtzer frist

Die Idumeer mit der macht

in seines Künigs gwalt hat bracht

Hat eingnommen Septopolim

wie ich durch kundtschafft wol vernimm

Wöll yetzund auff uns greiffen an

wie ich durch gschrifft euch kund hab than

Er fichtet an die Göttlich ehr

er will allain sein Gott und Herr

Also müßt sein auch unser Gott

vor seinen augen nur ain spott

Er hat all Götter abgethon

und hat gantz nichts verschonen lon

Der syg hat im nun bracht vil můt

darumb dunckt in es were gůt

Wann er möcht auch als unser land

bringen in seines Künigs hand

So ist es umb den Tempel fron

und umb das hailigthumb zu thůn

Doch sond wir drumb verzagen nitt

Gott wirt erhören unser bitt

Wenn wir in werden rüffen an

abpruch mit fasten werden han

Ja wann wir bgeren das sein ehr

erkennet werd / das er sey Herr

So wirt er uns verleihen gnad

wie er offt unsern vättern that

Und sonders Mosy hat gethan

da er mit krieg ward gfochten an

Von Amelech / wie man dann lißt

wie uns die hailig gschrifft bewißt

Dieweil der seine arm außspant

so nam der sig zů überhand

So er die arme nidersenckt

der sig sich zů den feinden lenckt[63]

Warumb? der feind der tröstet sich

das sy im waren nit gelich

An harnisch / gwer / spieß und geschütz

die waren doch in nit vil nütz

Das gbett was stercker dann ir gwer

darumb das in beystůnd der Herr

Also auch wenn wir werden bstan

so wirt uns Gott auch nit verlan

So wir nit kriegen umb das gůt

nit stoltz brauchen / noch übermůt

So ist er noch als starck als vor

fürcht nit Nabuchodonozor

Als lützel als vor Amelech

wiewol er trutzlich ist und frech

Darumb ir lieben Herren mein

lond euch die sach anglegen sein

Verstand mein trost auffs aller best

so wirt euch warlich nit zů lest

Der rhat gerewen glaubend mir

so ir bstendig seind für und für.

OZIAS.

Danck habend lieber Herre mein

das ir uns habend gsůchet heim

In diser angst / in diser not

das mag euch wol vergelten Gott.

Lond ab von Gott nit ewer bitt

das er uns wölle straffen nitt

Nach seinem zoren / ja vil mehr

wöll sein unser genediger

Beschirmer / unser starcker Gott

yetz furtan / und in aller nott.

ELIAKIM.

Wie staht es sunst umb ewr gemain?

ist sy unsauber / oder rain?[64]

Was ist sy in dem gschray besindt?

entsetzt sy sich nit ab dem find?

Ist etwas auff sy zbawen auch?

ist ir nit zů dem abfall gach.

OZIAS.

Im glück ist sy bestendig wol

was man sich iren trösten sol

Wann kumpt die sach in gfärligkait

da kan ich euch geben kain bschaid.

ELIAKIM.

Wa Rhat und gmaind zůsamen sagt

da darff man sein gantz nit verzagt

So aber die seind gar zertrent

die sach wirt haben kain gůt end

Doch sag ich euch auch das darbey

gantz offen unverholen frey

Wa auffrecht ist die Oberkait

ghorsam zů laisten ist berait

Auch liederlich der gmaine man

so man die recht gezämen kan

Dem sey nur allem wie im wöll

seind dapffer in disem ungfell

Das bett lond euch befolhen sein

ir trewen liebsten Herren mein

Ich will euch auch gebetten han

das ir mich wollend recht verstan

Mein mainung ist on zweyfel gůt

zum gmainen nutz staht all mein můt.

OZIAS.

Wir künden das erkennen wol.[65]

CHAMBRI.

Wenn ich zur sach auch reden sol

So sag ich euch zum höchsten danck

ich bsorg aber wir seyen kranck

Im Rhat auch hie zum gůten tail

den ist noch nit das leben fail

Zů streyten umb die Gottes ehr

und solt man machen hie das mehr

Sy dörfften eh Kambysen han

und Gott den Herren faren lan.

ELIAKIM.

Ich hab euch allsand so für frumb

daß / ob Gott will / nit darzů kumb

Es were zwar ain grosse schand

das durch untrew yetz unser land

Solt kommen in der Hayden hend

als hetten wir Gott nie erkendt

Wolan es wolt sich reissen ein

mit urlaub schaid ich wider hin

Und wie ich euch hab gbetten thon

das ir wöllend gůt achtung hon

Zum bett und zur standthafftigkait

das wir nit in ain grössers laid

Hie fallen / nun behüt euch Gott

yetzund / und furthin in der nott.

OZIAS.

Hapt danck / wir bitten euch darbey

das ir ain tag / zwen oder drey

Bey uns beleibend in der statt.

ELIAKIM.

Die sach yetz zeit und fůg nit hatt.[66]

OZIAS.

So nemmend doch mit uns das mal

darumb ir lieben Herren all

Lond uns dem Herren thůn ain ehr

darumb so kommend mit uns her.


Chorus.


Die Diener Holofernis überlüferend den Achior inn deren von Bethulien gewalt.


Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 2, Berlin und New Yorck 1976, S. 62-67.
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