[Stücktext]

[6] ACHAB 1.

Ach grüß dich Gott / myn mitgnoss gůt

SEDECHIAS 2.

Ach gäb dir Gott / was ouch dyn můt

Yetzund begerd / und alle stund

Ach / sag mir an mit fryem mund

Was dich yetzunder tryb her in

So doch khein Rath / khein gricht würt sin

ACHAB 1.

So du ee vor bekhendest mir

Was für ein ursach sige dir

Zů khommen hie an dises ortt

Will dir verhaltten gantz khein wortt

SEDECHIAS 2.

Ich thäte dir das alhie khundt

Wo häling halten khöndt din mundt

Und was du mir mit hand verheyßt

Dasselb ouch mit den wercken leyßt

ACHAB 1.

Häling ich dir will halten wol

Trüw / Eyd / und glouben / was ich sol

Was underm boum würt gredt yetzund

Soll niemer kummen für myn mund

SEDECHIAS 2.

Der liebe führ / gantz inn mir prünt

Domit ich yetzt gantz bin enzünt[6]

Joachims wyb / das Edel blůt

Besessen hat gantz mynen můt

ACHAB 1.

Do hin / by mynem Eyd ouch mir

Stott all myn sinn / gmüt / und begir

Das führ inn mir het zündet an

Wonung / so ich hierinn hab ghan

Und hett erweckt ein sölch begir

SEDECHIAS 2.

Worlich dir ist eben wie mir

ACHAB 1.

Wie thäten wir den sachen nur

Das wir recht khämen uff das gspur

SEDECHIAS 2.

Ich hab gemerckt ein lange zyt

So abweg khummen alle lüt

Pflegt sy sich weschen dann allhye

Bym prunnen / also sach ich sye

Sy gfiel mir wol / das hat gemacht

Das ich das hab genommen acht

ACHAB 1.

Das hab ich ouch genommen war

Darumb bin ich yetzt khummen har

Zů büssen myn begirligkeit

SEDECHIAS 2.

Des haben wir gůt glegenheit

ACHAB 1.

Schouw / dört khumpt sy gezogen har

Dorumb / lass uns nur nemmen war[7]

Verpirg dich hinder dißen Busch

Das wir hie sähen unsern lust

So sy die meytlin von ihr send

So wöln wirs überlouffen bhend

Wöllen ihr treüwen herrtigklich

Uff das sy sich gäb willigklich

Inn unser lieb / und lustberkeit

SEDECHIAS 2.

Thůt sy das nit / es würt ihr leidt

SUSANNA.

Das wätter ist gantz warm und fin

Die Sonn schint heyss mit ihrem schin

Dorumb ich mich hie wäschen will

Deßhalb gond hin inn schneller yll

Bringent mir öl und Seyffen her

Roßwasser / und was anders meer

Zum bad gehört / bschliessend die thür

Den rigel stossend eben für

Domit khein falscher klapper man

Schlich innhar / thů mir ungmach an

DIE JUNGKFROUW 1.

Ach frouwe myn / die sorg londt farn

Die sach wöllen wir recht bewarn

Dann üwer befelch zů aller frist

Uns allzyt angelegen ist

DIE ANDRE JUNGKFROUW 2.

Jo frouw / mir ist anglegen meer

Uwer dienst / üwer sitten / und üwer Eer

Dann ich wöllte sumsälig sin[8]

SUSANNA.

Wolan / so gond nur flissig hin

ACHAB 1.

Harnach / das uns yetz wol geling

SEDECHIAS 2.

Farhin / ich louff / ich yl / ich spring

SUSANNA.

Ach wee / mir arbeitsäligs wyb

Die schelck die stellen noch mym lyb

ACHAB 1.

Ach neyn / du Edle zarte frouw

Merck recht / wir sind nit dorumb do

Khein fyndtschafft hat uns tragen har

Die liebe thůt es gantz und gar

SEDECHIAS 2.

Die liebe zwingt hie unser hertz

Das gloub du uns on allen schertz

SUSANNA.

Allso der wolff zum schooff ouch sagt

Wenn er ihm uff syn läben jagt

ACHAB 1.

Ach neyn / hie ist khein gfärligkeit

So din gemüt gegen uns ist breit

Weder von uns / noch andersthar

Dorumb ergib dich gantz und gar

Volg unsern girden / rath ich dir

In dyner liebe prinnen wir

Inn dyner lieb / sindt wir enzündt

Nit wie ein löuw / nit wie ein fynd[9]

SEDECHIAS 2.

Ach neyn / myn aller schönstes wyb

Gantz sicher ist allhie dyn lyb

Dyn läben bgeren wir gantz nit

Der liebe wůn / ist unser bit

Pflig unser lieb / wir bitten dich

Das magst du thůn gantz sicherlich

Der gart allenthalb beschlossen ist

Khein trug ist hie / khein arger list

Wo aber also ist dyn rot

Ee khummen hie inn grosse not

Merck / was dir doruß volgen mag

Groß gfärligkeit / ich dir hie sag

ACHAB 1.

Jo / wo du uns nit volgest baldt

So würstdu spüren grossen gwalt

Wir wöllen louffen an das thor

Und sagen do all offenbor

Wie das ein jüngling gwäsen sy

Hab mit dir triben vil bübry

Die meytlin habest von dir gschickt

Uff das dir wol mit ihm gelickt

Das würt uns glouben menigklich

Das soltdu glouben sicherlich

Dann unser herrligkeit und gwalt

Ist ansichtig vor manigfalt

Was wir reden / das ist also

SEDECHIAS 2.

Tracht nun dyn heyl / und volg uns do

SUSANNA.

Ach / angst und not umbgeben mich

Khein heyl an kheim ort zeyget sich[10]

So ich üch volg / hab ich verlorn

Das läben / und fall in Gotts zorn

So ich üch aber widerstand

Empflüch ich hie nit üwer hand

Dann uff erd gilt khein billigkeit

Wo ungerecht ist die Oberkeit

Aber vyl wäger ist / das ich

Inn tod yetzundt ergäbe mich

Dann das ich vor den ougen Gott

Sünd / und wich ab von sym gbott

Ach / stand mir by du Gottes handt

Schaff das myn unschuld werd erkhant

ACHAB 1.

Har / har / dyn gschrey das hilfft dich nit

Yl du hin paldt / dann es ist zyt

Ich wil ihr nemmen eben war

Louff du hin / maches offenbar

SEDECHIAS 2.

Ir burger louffen / frouw und man

Sähend was wir gefunden han

Der vogel inn dem nest hie lyt

Loufft / ylent bald / dann es ist zyt

Wend ihr sähen ein gouckelspyl

Macht üch uff dfüß mit grosser yl

Wenn dir das anders sähen hie

Wir haben yetz gefunden die

Die uns so lang bedöret hat

Inn lämlins kleid / und Erber wat

Sie ist ein wolff / als groß sy ist

Do mag man khennen wyber list

ACHAB 1.

Der lecker ist entrunnen mir

Er lieff uns ab hie diße thür[11]

HUSSKNECHT / DER ERST.

Was ist das / so wir hören hie

HUSSKNECHT / DER ANDER.

By mynem Eyd / ich hört sölchs nie

HUSSKNECHT 1.

Ich khan das sicherlich glouben nit

Es ist nie ghört zů kheiner zit

Das söllich ding unser matron

Vorhin hab sölich übel thon

Wie dise alten geben für

Diss gschrey gmacht haben vor der thür

HUSSKNECHT 2.

Wer wolt das glouben sag doch an

Der glychen het nye ghört kein man

Allzyt ist sy gehalten gsyn

Küsch / anderst kam keim in sinn sin

Ein eben byld der tugent ouch

Ach mich turet dise schand und schmach

JUNCKFROW 1.

Ach frow nit trurent also seer

Gott würt üch retten üwer eer

JUNCKFROW 2.

Ach frow gond in das huß her yn

Biß das die spötter kumment hin

DAS SCHWESTERLE SUSANNE.

Was hand ir alten hie gemacht

Was soll die stoltzkeit und der bracht

Wie synd ir mit der frowen frum

Jetzund so schandtlich gangen umb[12]

Ir solten das han anderen gewert

Das mencklich allzyt von üch lert

Zehandlen also lesterlich

Pfuch schemen üch ir alten wicht

Kein gůte ader in üch ist

Ir stecken vol der bösen list

Ich sag üch lond ir nit darvon

So würt üch werden üwer lon

ACHAB.

Was danttet dises schnepperlin

Gib du im eins uffs klepperlin

SEDECHIAS.

Was lyt dir an du suppen wust

Weystu ouch was du yetzunder thůst

Das du also redst frevenlich

Wider uns herren gewaltigklich

Uber dich und dyn gantzes geschlecht

DAS BRÜDERLE SUSANE.

Du würst nit handlen wider recht

Wöltstu dich uff dyn gewalt verlon

Wie du hast myner schwester thon

So ich zů mynen tagen kum

So lůg und schow dich eben umb

Die katzen můstu halten mir

Darumb lůg und sich dich eben für

Von eim kind soltu gewarnet syn

DAS SCHWESTERLE SUSANE.

Ach nein myn liebs brüderlin

Die alten göuch laß mit frid

Darumb ich dich jetzund hie bit[13]

In lyden brachten sy uns baldt

Sy wenden stäts für grossen gwalt

Keyn billigkeit sy vor ougen handt

Ihr hertz ist bsessen mit schmoch und schand

Allso sind sy verblendet gar

Frumbkeit gilt by ihn kein har

Das gschrey das sy gemachet han

Der frommen frouwen lobesan

Das khumpt uß eynem falschen grund

Aber ihr schalckeit würt noch kund

Mengklich / das soltdu glouben mir

Dann Gott läpt noch / das sag ich dir

Er hat die synen nie verlan

So man ihn hat vor ougen ghan

Wie wol ich nit hab alters vil

Doch ich das yetz fry sagen wil

Welcher ein frouwen sehenden thůt

Můß endlich zaalen mit sym blůt

Oder doch lyden glyche schmoch

Dann also walttet Gott syn roch

Er khumpt nit on gschend ab der welt

So anders nit das gsatz Gotts velt

Aber ich yetzund schlagen wil

Das David uff sym harpffen spil

Im geyst worlich hat gsungen fry

Wie unschuldigkeit gsinnet sy


Chorus.


Vergeben hassen mich die Fürsten grimm

Uber all mossen förcht myn hertz die stymm

Von dynen reden sprang ich uff mit fröuden

Sam hett ich beütte[14]

Ich bin / ich find seer sampt den lugen allen

Dyn gesatz thůt mir allzyt wol gefallen

Dyn gerechtigkeit zů üben was ich bereit

Alltag zů prysen

Frid / frid / ist denen / so dz gesatz thůnd halten

Aber kein schade / so darnoch thůnd walten

Dyn heyl o Herre / hab ich allzyt geeret

Dyn gebott geliebet

Dyn zügnus alle / hat myn seel verwaret

Hat darinn gfallen / ich han die bewaret

Diewil myn wäge sind dir all entgegen

Vor dynen ougen

RICHTER.

Ist etwas sach vorhanden hie

Das wir zum besten bringen die

ACHAB.

Ir herren / diewil nüt yetz ist

Sonders zů handlen zů der frist

So schickend hin die Amptlüt baldt

Das sy gfencklich bringent mit gwalt

Susannam / Joachims hußfrouw

Helchias tochter / allhie do

So sy dann nun würt gstellet dar

Wöll wir üch machen offenbar

Was ungeschickts sy ghandlet hat

Uch offnen do ihr übelthat

JOACHIM.

Diewil die sach mich triffet an

So wil ich hie nüt zschaffen han

Prockent irs yn / so essents uss

Das weyß ich / das inn mym huss[15]

Khein ungschickts / niemant ghandlet hot

Dorumb wölt ich lyden den todt

Ich weyß / das ich ein frouwen han

Die nye khein übels hat gethan

Hand ihr dann etwas wider sye

Erdicht / will ich üch sagen hie

Felet ir ich würd felen nit

Ich warnen üch by gůter zyt

Aber myn vatter kummen har

Der nyd hat sy besessen gar

Das hend sy wider uns erdicht

Darumb wöln wir hie blyben nicht

HELCHIAS.

O gott du grechter richter hoch

Die unschuld rett / rich hie die schmoch

Loss dir die sach befolhen syn

Ich gloub nit das die tochter myn

Ir leben lang zů keiner zyt

Von erberkeit eins fingers wyt

Getretten hab / wie dise hie

Erdichtet haben wider sy

Ach sun laß uns von dannen gon

Dann wir hie nit zů schaffen han

Schaffend irs wol ir findends schier

JOACHIM.

Ach vatter myn kumment mit mir

RICHTER.

Warlich die sach die můß sin groß

Das man eim der ein grichtes gnoß

Ein zytlang ist in wirdigkeit

Gesessen hoch in achtberkeit[16]

Und tregt ein namen vor der gmein

Syn ansehen das ist nit klein

Von wißheit / gůt / ouch gwalt und eer

Das sin frow gfengklich gfüret her

Soll gstellet werden für gericht

Die sy allzit gantz erberlich

Gehalten hat vor yederman

Ach gott was mag sy han gethon

Ich sag ouch fry by minem eid

Das mir das ist von hertzen leid

Das sy verletzet würt an ir eer

Ir herren lond uns besehen meer

Lond uns ermessen obs sich schick

Mit schmoch meren eim sin unglück

Dann wie die sach mich duncken wil

So hat die billigkeit das zyl

Das man kein heimlich sach nit rür

Dann also statt allweg by mir

Die gerechtigkeit vermischet fin

Mit billigkeit ouch geflissen sin

Das wir uß begird keim fügen zů

Dardurch er kem in unrůw

Darumb so lond uns besechen wol

Sagt ir uns wie mans halten sol

PAREDRUS 1.

Herr richter mit dem richterstab

Heissend die zwen vor tretten ab

So wöln wir nemen dann vor hand

Die sach ermessen alle sand

PEDARIUS 2.

Das dunckt mich ouch wol dienstlich sin

Das sy ein wenig gangen hin[17]

DIORTHOTES 3.

Ich volg der meinung ouch also

Das wir uns under reden do

HYPOSEMUS 4.

Diewil sy nun partyisch send

Sond sy vom gricht werden abgwent

SOPHRON 5.

Es schickt sich nit das der do klagt

Sitz hie so man von sachen sagt

SYNEDRUS 6.

Ich sprich ouch / das sy tretten ab

Uff das man platz zů rathen hab

SYNTHONUS 7.

Ihr reden wyßlich von der sach

Dorumb ich ouch khein bsunders mach

Rath ich / das mans heyß ußhin gan

ANADICUS 8.

Ich volg was rather yederman

RICHTER.

So trettent ab yetzt beyde sand

Byss wir uns under redet hand

RICHTER.

So die nun sind getretten ab

Sag yeglicher nun was er hab

Erfunden by ihm selbs / was man

Rathlich anfahent / das khein man

Mög sagen / das vyl by uns gelt

Wie sunst gmeyngklich gsicht inn der wellt[18]

Gunst / nyd / forcht / schenckung oder hass

Dorumb herr Sophron / rotent was

Uch gůt dunckt inn sachen hie

Wie anglangt haben erst vor die

SOPHRON 5.

So ich zů beden sitten sich

Weyß ich by mym eyd sicherlich

Ein Süwhirt wölt ich lieber sin

Dann inn ein sach mich müschen in

Die übertrifft wyt myn wyßheit

Verstand / jo meer einfeltigkeit

Diewil mich aber dringt der Eyd

Inn dißen sachen gän myn bscheyd

Sag ich by allen trüwen myn

Das mich zur sach dunckt dienstlich syn

Das wie die alten hand begerd

Soll werden gantz und gar nit gewert

Man sol gefaren fůg und glimpff

Dann schwechen eer ist gantz kein schimpff

Sy hat sich allzyt gehalten har

Wie meniglichem ist offenbar

In aller zucht und erberkeit

Solt man sy denn umb üppigkeyt

Fürstellen gfengklich allhie dar

Sam wer die that yetz offenbar

Kan ich by allen trüwen myn

Sölichs nit achten billich syn

Aber do mit ich gantz nit wyl

Yemant gestecket han ein zyl

Kan yemand bessers zeygen an

Wil ich im darinn gfolget han

SYNEDRUS 6.

Die meinung ich ouch gefasset hat

Das man nit ee und dann die that[19]

Entdecket würt hie gantz und gar

Das ir hierinn geschehe gfar

Gwaltiglich ghandlet yemer yn

Darumb sag ich das ist myn sin

Das man sy bschickt / nit gfencklich bring

Dann warlich das ist nit gering

Freflen do noch kein argwon ist

Kein böses gschrey / kein arger list

SINTONUS 7.

Eben das hab ich vor mir

Do ir fragten / genomen für

ANADICUS 8.

Ich lob zum teyl üwer bescheidenheit

Das ir gern yemants leyd

Zů fügen / wo nit kuntlich wer

Ein laster gsagt würt als ein meer

Und wer doch nit recht offenbar

Aber ich sag üch hie fürwar

Kein ků nyemant nit plümble nempt

Wos nit durchs pleßle würt erkent

Har gegen dencken hie darby

Wie deren ouch ein yeder sy

Erkant vor menigklich all sand

Die dise hie anklaget hand

So ir gedenckend wer sy send

Werden ir in dann volgen bhend

PAREDRUS 1.

Die zwen die haben gloubens vil

Darumb ich gloub sy schwigen still

So nit etwas wer an der that

Die sy zur sach beweget hat[20]

PEDARIUS 2.

Meynend nit ir das disen ouch

Zů schelcken nit sig also goch

Wo in nit frumbkeit und die eer

Meer dann person angelegen wer

DIORTHOTES 3.

Ich han die ouch also erkant

Das sy sich also hetten gschampt

Das sy sagten doran nit wer

Dorumb gib ich ouch hie min mer

Das disen alten gfolget werd

HYPOSEMUS 4.

Ich wolt ouch nit das gsche geferd

Yemants durch min red / doch dunckt mich

Das man sy soll bringen gfengklich

Verhören was die sachen send

Darumb sy sie verklagen wend

RICHTER.

Welche an diser vol sind

Das man Susanen hier pring

Gefengklich und in kurtzer yl

Der selb heb uff und hebe stil

RICHTER.

Do ich das mer gezelet hab

Han ich gefunden das es gab

Das gfangen würd Joachims wyb

Und har gestelt mit irem lyb

RICHTER zů den Amptlüten.

Darumb ir amptlüt merckt mich recht

Diewil ir sind gemeine knecht[21]

Ylend hin in Joachims huß

Gfengklich füren sin frowen ruß

Bringent sy hiehar für gericht

Uff das wir hören ir vergicht

DIE AMPTLÜT 1.

Die sach würt uns sin glegen an

AMPTMAN 2.

Wir wöllen fast gůt sorg hie han

DIE JUNCKFROW zů dem positiu.

Gott hart eüwr gericht hübsch conterfeyt

So er in psalmen also seyt

Wie ich yetzunder singen wil

Von hertzen uff dem orgel spil


Chorus uß dem. 82. Psalm.


Im gericht vor allen stat hie gott zegegen

Im thůnd nit gefallen urteyl so ir geben

Der herr wirt richten und die sach all schlichten

Gott ist gerecht.

Wie lang soll gelten der gottlosen leben

Ir achten selten / die nach gott thůnd streben

Mer uff das prachten stat allzyt üwer achten

Dann uff die warheit

Uber die wysen und über die armen

Uß gottes heissen sond ir üch erbarmen

Bystand ouch geben / so in unschuld leben

Rechtlich in helffen.

Sy sind verblendet / hand ouch nit verstanden

Und nicht erkennet / sunder allzyt wandlen

Auch in dunckelheit waren sy allzyt breyt

Bewegt würt die erde[22]

Ich hatt üch geben / das ir götter werend

Auch das ir leben sollen hie in eeren

Wie Adam mach ich das ir sigen sterblich

Deß valß gewertig.

O herr die erden erheb dich zerichten

Ir pracht soll werden gantz und gar zenichten

Du solt mit gewalt über din erb schalten

Under den heyden

DIE MŮTTER SUSANE als man sy uß dem huß füret.

Ach jamer / kummer / angst und not

Uns wer weger der bitter todt

Ach gott din gnad von uns nit wend

Schaff das frumbkeit nit werd geschend

Wend ab von uns die schmach und schand

Halt über uns din göttlich hand

DAS TÖCHTERLIN SUSANE.

Ach mütterlin / ach müterlin

Wo füren dich die schelmen hin

DAS KNEBLIN SUSANE.

Ach mütterlin laß mich mit dir

War fürt man dich / das sag du mir

SUSANA.

Ach kindlin myn behüt üch gott

Villicht als bald zum bittern todt

GROSSMŮTTER.

Schwigend ir myne kinderlin

Bittent gott für üwer mütterlin[23]

RICHTER.

Heissend die alten ynher gon

Und klagen was sy hab gethon

AMPTMAN.

Ir herren tretten yetz hinyn

ACHAB 1.

Wolan wolan es můß yetz syn

RICHTER.

Ir Herren thůnd dar was ir hand

Hie stats darnach wir hand gesand

Uff meer anlangen stot sy hie

Drumb sagen uns was oder wie

Sy gsündet hab by eydes pflicht

Dann wöln wir hören ir vergicht

Ob sy das ouch bekantlich sy

Darumb thůnd dar die warheit fry

Noch keim zů lieb noch keim zů leyd

Das gib ich üch uff üweren eyd

Den ir myn herren gschworen hand

Wo ir fälen üwer würt die schand

ACHAB 1.

Herr richter und ir herren sampt

Wie sunders yeder ist genant

Diewyl ir uns by eydes pflicht

Gebieten das wir liegen nicht

Sind wir urbüttig alles das

Sos rechten bruch für schrybet was

Nachkummen dem und gnůg zethůn

Deren keins underwegen lon

Der rechts bruch aber ouch vermag

Das stand der thäter an dem tag[24]

Und nit also vermuchlet sy

Das man sy recht mög sehen fry

GROSSMŮTER.

Hat üwer bübery dann noch kein end

Wenn hend ir noch gnůg gschmecht und geschent

ACHAB 1.

Das gricht soll ouch verbannet syn

Das nyemant dörffe plepern daryn

RICHTER.

Amptman verbann das bym eyd

Das nyemant red mer on ein gleyt

AMPTMAN.

Zum ersten mal verbann ichs gricht

Das nyemand hie red frevenlich

Zum andern und zum dritten ouch

Niemant laß im sin zů reden goch

RICHTER.

Das gricht verbannet ist yetzund

Mögt ir den handel unß thůn kundt

Erzelen was sy hab gethon

Wie irs dann vor hand gefangen an

Dencken der eyds pflicht ouch dorby

Das was ir sagen also sy

Die sach ist an ir selbs nit gring

Schouwen das üch nit misseling

Ir wissen was stat druff für pen

So man thüt falsche kuntschafft gen

ACHAB 1.

Herr richter und ir herren all

Es darff keins manens überal[25]

Ir sond uns darfür gantz nit han

Das wk syen söliche man

By denen gelt / gunst / nyd und haß

Ir solt uns zwar wol kennen bas

Wk waren allzyt des geneigt

Das nyemant durch uns kem in leyd

Ja uns bhertziget hertziglich

So yemants ward hie lästerlich

Fürgstellet umb ein übelthat

So er sich übergangen hat

Uns wer von gantzem hertzen lieb

So man nit fünde mörder dieb

Eebrecher / wie die schnöde frow

Die yetzund stot zů gegen do

Uns warlich gantz vil lieber wer

Das sy wer aller sünden leer

Aber die conscientz uns dringt

Das gsatz gottes uns do hin pringt

Das wir üch allhie thůn kundt

Die warheit yetz mit unserm mund

Und das so kurtz ich yemer mag

Wir giengen gester nach mittag

Spaciern im boumgarten har

Bym glouben myn on alle gfar

Das wir zur hübschen sumer zyt

Do sůchten unser lustberkeit

Sich so wir an dem schatten ston

Den von im gab ein hübscher boum

Zoch dises wyb inn garten yn

Mit ir zweyen junckfröwelin

Die schickt sy wider in das huß

Daß ir bübery könt richten uß

In dem do kam geschlichen har

Ein junger knab lieff zů ir dar

Uns wundert was das werden wolt[26]

Er was ir bůl der ir was hold

Sumpt sich nit lang er wolt an dsach

Zur gyrligkeit was im fast gach

Uß disem möcht ir mercken fry

Das solchs ouch vor gschehen sy

Sy wert sich nit was im bereyt

Im helffen zů der üppigkeit

Do wir nun dann das sachen als

Wie sy im fiel umb sinen hals

Hůben wir uns uff und lieffen dar

Aber wir waren langsam zwar

Der lecker der entran uns bald

Dann er was jung / wir waren alt

Er sprang schnell zů der thür hinuß

Ee wir kamen zum prunnen fluß

Doch sy ergriffen wir ee sy floch

Wie wol zů fliehen was ir goch

Wir fragten sy wer diser wer

Dem sy gezilet hette her

Das wolt sy uns bekennen nit

Weder von trewen noch von bit

Deß kuntschafft geben wir hie by

Das dises also geschehen sy

Sagt ir ouch ob dem sig also

Wie ich yetz han geöffnet do

SEDECHIAS 2.

Dises bedarff nit bewernuß vil

So das ein gericht nit glouben wil

So mag man uns geben den eyd

Den selben zethůn sind wir bereyt

Wie gerichts ordnungen innen halt

Herr richter fragend darumb bald[27]

RICHTER.

Die klag ir herren gehört hand all

Darumb offnet hie was üch gfall

Das sy den eyd hie bietend dar

Dorby so nement eben war

Ob billich sy das man den eyd

Den geben soll so vor sind bereyt

Zů schweren bieten sy sich selbs dar

Sind urbütig deß gantz und gar

Darumb Anadice hierinn

Saget uns was sye üwer sinn

ANADICUS 8.

Herr Richter diewyl ir die eer

Gebend in disen sachen schwer

Wölt ich vil lieber sin bereyt

Hören was darinn ander lüt

Die vil wyser sind weder ich

Sprechen / so aber zwinget mich

Die trüw an eyds statt sag ich das

Diewyl ich noch ein student was

Hab ich gstudiert im rechten hie

Erlernet das nit billich ye

Gewesen sy so bieten dar

Einer sin eyd meint gantz und gar

Das man dem selben gleben sol

Meint nit das ouch ein ander wol

Der in der sach zů wider ist

Mög schweren wol on argen list

Sin unschuld mit des eydes pflicht

Erretten da vor recht und gricht

Darumb erkenn ich das der eyd

Uß billigkeit werd zůgeleyt

Der frowen allhie fürgestelt

Das sy ouch schwür so sy das welt[28]

RICHTER.

Herr thůnd ouch üwer meinung dar

PAREDRUS 1.

Das wil ich thůn fry offenbar

Fürwar die rechten nit allein

Sunder die billigkeit das gemein

Lert das dem thäter eben das

Das yenig / das ouch dem kläger was

Syg gemeyn / mög das gebruchen fry

Im recht und wos im nützlich sy

RICHTER.

Pedarius was sagend ir

PEDARIUS.

Warlich ich find gantz nüt by mir

Min wyßheit vil geringer ist

Wenn das ich in der sache wüst

Bessers zů bringen uff die pan

Dann mine herren hie hend thon

RICHTER.

Hend ir etwas zů reden drin

Das soll üch ouch zů glassen sin

DIORTHOTES 3.

Den alten gib ich glouben vil

Darumb ich in hie truwen wil

Ob sy kein eyd hie nyemer meer

Thäten / doch gib ich in die eer

Das was sy sagen also sy

Die wyber stecken vol bübery

Darff sy ein by ir ligen lon

So darff sy ouch ein eyd hie thůn[29]

RICHTER.

Herr Hyposeme was sagt ir

HYPOSEMUS 4.

Warlich die meinung steckt in mir

So sy sich nit geschemet hat

Begon ein solch schentlich that

So schempt sy sich ouch frylich nit

Zů schweren hie zů keiner zyt

RICHTER.

Was hend ir üch bedacht Sophron

Das sönd ir hie ouch öffnen schon

SOPHRON 5.

Vor gab ich hie min unverstand

Fry offentlich vor ouch bekant

Doch wie mich dsach yetzund ansicht

Wil ich mir gantz gefallen nicht

Solten nit sölche alten man

Im gricht vor ouch meer glouben han

Die bsessen hand lang gricht und recht

Dann ein wyb / gloub ich gantz nit schlecht

RICHTER.

Herr Synedre üwer meinung hie

Sagend uns ouch was sige die

SYNEDRUS 6.

Wie wols ein theyl gstudiert hand

Im rechten hends doch nit erkant

Was underscheyd ein wyb vom man

Mag so in schweren sachen han[30]

RICHTER.

Herr Synthone was duncket üch

In disen sachen nützbarlich

SYNTHONUS 7.

Ich sprich ouch das so ich wurd gfragt

Das den alten in diser that

Zůglossen werd gentzlich der eyd

Aber ir nit dann blödigkeit

Der wyber ist vil schwecher zwar

Dann das inn ängsten sagen war

RICHTER.

Wer doran sy jo das der eyd

Den zweyen alten uff werd gleyt

Mit einem finger ers zeyg an

Domit das meer ich könn verstan

RICHTER.

Ein / zwen / dry / vier / fünff machens meer

Merckend in disem handel schwer

RICHTER.

Diewyl das meer nun geben hat

Das denen alten in der that

Allein der eyd zůglossen sy

Darumb ir herren merckent hieby

Der eyd soll üch hie sin erloubt

Darumb legt ir die hend uffs houpt

Und sprecht mir nach die glerten wort

Wie ist der bruch an disem ort


Eyd.


Das alles wie wir vorgsagt hand

Bekennen wir hie alle sand[31]

Sagen das also geschehen sy

Nicht ußgenomen bezügen fry

Bym grossen eyd / wir unser recht

Schweren wir hie gestracks und schlecht

Bym höchsten gott den ziehen wir an

Zum zügen das sy sölchs hat than

RICHTER.

Nun globen hie ouch an den stab

Den ich hie in den henden hab

DER RICHTER zun Urtelsprechern.

So nun die alten gschworen hand

Wie ir min herren hend erkant

Den eyd der frowen gstricket ab

Do mit und sy gantz nit hab

Das sy ursach leg an den tag

Dorinn ich üch allhie ouch sag

Wie nun den sachen sy zůthůn

So sy nit hat dormit sy nun

Ir sachen all zum besten schryb

Das höchst houptgůt das ist der lyb

Fürwar ir herren ich üch man

So ich zum aller höchsten kan

Gedencken hie der billigkeit

Vermengent die mit grechtigkeit

Der heyden gsatz die leren wol

Das man glych beyd theil hören soll

Herr Synthone ich frag üch hie

In disen sachen was / wo / wie

Sol ghalten werden sagent ir

SYNTHONUS 7.

Die sach also yetz stat by mir

Das hie kein urtl prochen wer

Wie sy hat geben vor das meer[32]

Dann das stünd uns gar übel an

Wann sagen würt ein biderman

Das wir vom urtl wichen ab

Wie uns das meer die vormals gab

Sunder verdammen sy zum todt

Wie gott im gsatz bevolhen hat

RICHTER.

Anadice myn lieber herr

Gend uns ouch hierinn üwer meer

ANADICUS 8.

Min meinung hab ich vor darthon

Aber man wolt mich nit verston

Ich meint es solt zůglossen sin

Das sy möcht darthůn ouch ein schin

Es wer durch kuntschafft argument

Abnemung oder wie mans nempt

Den eyd wölt ich ir geben han

Als wol als einem alten man

Die mich hierinn gestraffet hand

Die hend warlich gantz kein verstand

Im rechten noch in billigkeit

Sy stecken wol vol listigkeit

Man soll hierinn nit sehen an

Ob sich ein wyb oder ein man

Die frowen sehender solt man schlecht

Hinweg thůn uß gricht und recht

RICHTER.

Herr Paredre was dunckt üch gůt

Sagt uns das hie uß fryem můt

PAREDRUS 1.

Ich hart gevolgt Anadico

Nyemants wolt aber volgen do[33]

Was ists das ich vil wort inbring

Die billigkeit würt geachtet gring

Die sach dunckt mich sy glegt voran

Das mag doch wol ein biderman

Im hertzen wee thůn / das also

Kein billigkeit gilt gar nit do

Aber was red ich in den wind

Diewil unschuld kein bystand findt

RICHTER.

Pedarie min lieber fründt

Sagend uns was sind ir gsind

PEDARIUS 2.

Wenn ich der sach könt nützlich sin

Wolt ich sagen die meinung min

So aber gilt kein billigkeit

Bin ich zů schwigen mer bereyt

An disem blůt wil ich nit sin

Schuldig / das wiss gott herre min

RICHTER.

Herr Diorthotes sagend ir

DIORTHOTES 3.

Herr richter also stats by mir

Mich duncket das die vor geredt hand

Der frowen syend mer verwand

Dann zů stat einem biderman

Das im so heiß ist glegen an

Die sach zů bschönen ernstlich

Und fechten also trungenlich

Wider die gsprochnen urtel vor

Bim eyd ich sag üch hie fürwar

Domit schmehens ein gantzes gricht

Man solts zur Sachen bruchen nicht[34]

Man sols zum todt hinfüren bald

Wie es dann Moses gsatz innhalt

RICHTER.

Herr Hyposeme sagend an

Was ir üch hie besunnen han

HYPOSEMUS 4.

Die sach die darff nit bsinnes vil

So einer hie nit volgen wil

Was Synthonus gesprochen hat

Vermeyn ich das der in der that

Zum gůten teyl partyisch sy

Das mag man uß den worten fry

Mercken / so einer achtung hat

Und ire meinung recht verstat

Ee das ich ein mal wichen wölt

Von einer urtel vorgefelt

Ich wölt by allen trüwen min

Zun eeren nyemer geachtet sin

Dorumb sag ich das ir die peen

Wies gsatz ußwist soll werden geen

RICHTER.

Herr Sophron gend üwer meinung dar

SOPHRON 5.

Herr richter ich sag offenbar

Denn glouben ich den alten gib

By miner urtel ich belib

Das gsatz sind wort der grechtigkeit

Domit werd gstrafrt die üppigkeit

Hett sy von iren sünden glan

Wer sy dem gsatz nit underthan

So sy nun aber gesündet hat

Nem sy die straff nach irer tadt[35]

RICHTER.

Herr Synodre sagt ir ouch an

SYNEDRUS 6.

Herr Richter ich bin ouch doran

Das man die sünd straff alle zyt

Das pflantzet werd die erberkeit

Der halben uns befolhen hat

Das gsatz der aller höchste gott

RICHTER.

Diewyl ir herren gsprochen hand

Ein yeglicher nach sim verstand

Und doch die urteil gspalten ist

Das ich nit kan zů diser frist

Erkennen was das meer hie sy

So heb ein yeder uff hie by

Ein finger siner rechten hand

Domit das meer yetz werd erkant

RICHTER.

Die dry der frowen standen by

Die fünff aber das meer hie sy

Die frowen nach dem lut deß gsatz

Zů füren dannen uff den platz

SUSANNA.

Ewiger gott der du allein

Regierst den hymel / erd gemeyn

Erkenst all hertzen sunderlich

Du weist alle ding ee das geschicht

Du weist das ouch erdichtet hand

Wider mich dises alles sand

Uß falschem hertzen argem grund

Kein warheit gat uß kern mund[36]

Das wil ich hie mit minem todt

Bezügen in der grossen not

Das ich unschuldig aller sach

Bin / darumb ich in ungemach

Gefallen bin / ach herre min

Und wöllest mir bystendig syn

RICHTER.

Ir amptlüt wartend flissiglich

Uwers ampts und fürends sicherlich

AMPTLÜT 1.

Verzicht uns frow es ist uns leyd

Wir wölten lieber sin bereyt

Uch füren heim zů üwerm man

AMPTMAN 2.

Ach frow sind uns hierumb nit gram

JOAKIM.

Gilt dann kein recht kein billigkeit

Das můß gott sin im hymel leyd

Ach dir allein du grechter gott

Befilch ich yetz hie unser not

Rich / wider gilt herr du die schand

So dise uns ufftrochen hand

DANIEL.

Har losend hie ir alten knecht

Ir hand in diser sach nit recht

Gericht sag ich uß fryem můt

Ich bin unschuldig an dem blůt

SOPHRON einer uß den Richtern.

Losend was dises knäblin sagt

Das noch von alter nit ist tagt[37]

DANIEL.

Ir thoren groß von Israel

Ir sind zum urteil vil zů schnel

Deß menschen leben ist nit ring

Es wachst nit wie ein pfifferling

Ir ougen sind ouch gantz verblend

Das ir kein underscheid erkent

Was warheit oder lügen ist

Ir hand verdampt zů diser frist

Uß Israel ein frowen frum

Darumb hie mencklich wider kum

Zum gricht / dann dise alten hie

Falsch kuntschafft gfürt hand wider sie

RICHTER.

Diewyl dir gottes miltigkeit

Verluchen hat so groß wißheit

Und dapfferkeit sam werstu alt

So bitten wir dich manigfalt

Das du dich underziehest hie

Deß urteils / sag uns was und wie

Man in den sachen handlen sol

Wie du on zwyfel kanst gantz wol

Und sitz hie an die richter stat

Dann gott die eer dir günnet hat

DANIEL.

Merckend ir männer Israel

Das man nit all weg sehen söll

In handlung uff das kleyd und bart

Dardurch man offt betrogen ward

Es mag wol syn das ouch ein err

Der sitzet hoch in grosser eer

Mit synem bracht ein schelmen deck

Das ungrechtigkeit in im steck[38]

Es ist nit gnůg das eyd thůnd schweren

Man sol sich drumb daran nit keren

Man sol inn handel sehen baß

Das man ein rechte kuntschafft faß

Teylend die zween von ander ferr

Uff das ich sy all beyd verhör

Jeglichen hie in sunderheit

Was yeglicher besunder seyt

Es ist nit gnůg das sy gelich

Bekennen das sy hand erdicht

Darumb bringend mir einen har

Wil ich lůgen ob er sag war

Den andern lassend dussen stan

Biß das ich mit eim ghandelt han

RICHTER.

Ir knecht die frowen land hie stan

Allein griffend die männer an

Sicherlich / daß entrinnen nit

Teylend sy von einarider wyt

Wie diser knab befolchen hat

Uff das man kum uff ware that

Den einen hie inn circkel stell

Das urteil sprech herr Daniel

Den andern halt duß sicherlich

Das er dem urteil nit entwich

AMPTLÜT.

Gend üch gfangen ir alten man

Ir müssend yetz die sach bestan

ACHAB.

Das wöll gott nit das diser knab

Gwalt über uns zerichten hab[39]

SEDECHIAS.

Wer wolt den lecker gleret han

Das er sich kündt uffs recht verstan

AMPTMAN.

Du würsts wol innen / kum mit mir

Ein kleine wil hie für die thür

DANIEL.

Du falscher wicht meinstu das gott

Zů aller zyt wöl sin din spott

Den du hast von der kindtheit an

Nie / wie man sol / vor ougen ghan

In üppigkeit hast dine tag

Verzert darumb nit sehen mag

Der grechte gott nit lenger mer

Din üppig falschheit dor durch er

Verlestert ist vil manig zeyt

Du hast im schin der grechtigkeit

Vil falscher urtel geben zwar

Die unschuld hast gantz und gar

Hinunder truckt / die schuldigen

Die dir vil schenckung hatten gen

Dir gholffen ouch zů der bübery

Dieselben hast erkennet fry

So doch der oberst richter gott

Den richtern schribet für das bott

Das sy sönd richten grechtigkeit

Erretten die unschuldigkeit

Das soltest du han genomen war

Din leben lang / sag ich fürwar

Sunderlichen gegen disem blůt

Es thůt dir warlich nyemer gůt

Sag an was was daß für ein boum

Dorunder der knab zů ir kam[40]

ACHAB 1.

Ein mulberboum im gartem was

Dorunder ich han gesehen das

DANIEL.

In din hals lügst als groß du bist

Darumb das urteil gangen ist

Vom richter in dem höchsten tron

Der würt dir gen der sünden lon

Sin diener würt verdammen dich

Das gloub du mir gantz sicherlich

RICHTER.

Der hat sin kuntschafft geben dar

Für den hin / bring den andern har

DANIEL.

Sag du ouch hie du schnöder man

Du bist vom samen Chanaan

Du bist nit von dem gschlecht Juda

Ir gstalt hat dich betrogen da

Din hertz verkert zur üppigkeit

Darumb zum dickern mal bereyt

Woren die döchtern Israel

Darumb das sy von forchtes quell

Můsten üch stäts vor ougen han

Das hat die fnun frow nit gethan

Sy hat üch gantz gevolget nit

Aber sag du uns dahie mit

Was das sig für ein boum gesin

Da mit ir red der jüngling fyn

SEDECHIAS.

Ein granatapffel boum so ich mich bsinn

Ist ir schand deckmantel gsin[41]

DANIEL.

Nun sicht man wol wie bstendig sy

Ir kuntschafft haben geben hie

Der engel würt dich mit dem schwert

Verderben hie uff diser erd

RICHTER.

Bind du uff das unschuldig wyb

Der gott zů gsprochen hat den lyb

Das leben hie durch dises kind

Er liebt die tugent / hast die sünd

DAS KNÄBLIN SUSANNE.

Du bist ein gůtes gsellelin

Du hast erlöst min mütterlin

Büt mir din hand / und danck dir got

Du bist mir lieb on alle spott

DANIEL.

Sich nimb ouch hin das rößlin myn

Und dises hübsch wintmülelin

RICHTER.

Jetz pringend har die schelmen beyd

Die so groß lüge hand geseyt

Wider dises unschuldig blůt

Den synen ist gott also gůt

Seid gangen ist durch dises kind

Die urteil gots wider die sünd

Bedarff es nit verdammens vil

So man gots urteyl gleben wil

Der in den todt yetz hat erkant

Durch das kind / das er uns hat gsandt

Das offentlich beweret wol

Das sy send aller lüge vol[42]

Das wir aber die pratick hie

Des rechten halten / Sagend wie

Die ordnung an dem rechten ist

Ein yeglicher on argen list

Anadice hebt ir vor an

Der ordnung nach sagend all sam

ANADIGUS.

Man sol gott in syn urteyl nit

Jetz reden / noch zů keiner zyt

Zum todt von gott send sy verdampt

Das wist ir mencklich alle sand

Gott glassen hat der oberkeyt

So hie des engels namen treyt

Das schwert / sag ich / das ist der gwalt

Und wyß / dardurch die straffe falt

Die gsatz die leren aber das

So einer hat erdichtet was

Wider syn nechsten / bringts nit by

Das er in syn statt trette fry

Darumb sag ich das dise wicht

Sölichs kündtlichen hand erdicht

Das sy versteynigt werden sönd

Wie sy gantz wol verdienet hand

PAREDRUS.

Die sach wolt mich nit duncken glat

Darumb ich grossen kummer hatt

Aber biß globt im höchsten thron

Das den lügnern hie würt der lon

Wie sy dann wol verdienet hand

Und uns das göttlich gsatz ermant

PEDARIUS.

Ich volg den in der meinung hie

Das man nach dem gsatz tödte die[43]

DIORTHOTES.

Wie weren wir undanckbar zwar

In disen sachen gantz und gar

Wann wir nit hie syn grechtigkeit

Erkanten / die er mit uns teilt

Uns synen willen zeyget an

Und wie die sigen falsche man

Die uns ein lange zyt hand plend

Hand ire falschheit nit erkent

Mit steynen wil ichs helffen zwar

Die bößwicht decken gantz und gar

HYPOSEMUS.

Die stein hand sy verdient gantz wol

Darumb man sy versteingen soll

SOPHRON.

Das urteil gots ist heimlich wyß

Es überschlycht den sünder lyß

Ich wölt das ander alle sandt

Der massen würden auch erkant

Die eer sim nechsten schnyden ab

Aber das man myn urteyl hab

Volg ich das sy yetz vallen sond

In die grůben die sy graben hand

Der frummen frowen lobesam

Darumb lobend gott alle sam

SYNEDRUS.

Das urteil gots ist allweg grecht

Hatt acht uff das gottselig gschlecht

Die frommen hangen stäts an gott

Die lügner werden all zespott

So dem gottseligen stellen nach

Die kommen selbs in schand und schmach[44]

Der selben ist ein grosse zal

Die frommen werden grochen all

Es ist nit not das man ein zyl

Gott steck / man weist nit wenn er wil

Syn ougen der barmhertzigkeit

Wenden uff die gerechtigkeit

Wie es dann yetz geschehen ist

Darumb sag ich hie zů der frist

Das dise sterben von dem steyn

Ist ir verdient lon wie ich meyn

SYNTONUS.

Wie ich myn meer vor geben han

Wil ich yetz widerrüffet han

Wil das man die straff uff die wend

So Susannam allhie hand gschend

RICHTER.

Ich kan fürwar yetz spüren wol

Das niemant sich verlassen soll

Uff syne wyßheit / sunderlich

Das sehen wir hie schinbarlich

Sond nit zů seer uff die person

Unser achtung und duncken lan

Das plend das gmüt fast so man wil

Uff das ansechen achten vil

Gott durch den knaben uns bedeut

Ein regel der gerechtigkeit

Ein art zerichten fürter meer

Darumb wir den in höchster eer

Hinfürbaß allweg halten wendt

Diewyl den gott zů uns hat gsendt

Ein geist er eins propheten hat

Darumb wir dem hie in der that[45]

Allsam einhellig gvolget hand

Und haben das allsam erkant

Das dem glebt werden soll hierinn

Darumb dicurge für sy hin

Du sölt in thün hie ire recht

Darumb das fürthin mög der grecht

Zů gott ein gůten hoffnung han

Das er in nyemer wöll verlan

SUSANNA.

O herre gott im höchste thron

Du hast mich arme nit verlon

Ach herr bewar mich wyter ouch

Das ich nit kum in schand und schmach

Verlych das ich myn eer behalt

Dyn hand ouch allzyt ob mir walt

Ach vatter / můter / gemahel myn

Land uns allzyt gotsförchtig syn

JOAKIM.

Ach gott wol was myn gwalt so klein

Wo du nit werest gsin allein

O vatter wol ein grechter gott

HELKIAS.

Er laßt die syn in keiner not

Er ist ouch der erretten thůt

Die synen hat in gůter hůt

MŮTTER.

Wir haben wol zeloben gott

Das er myn kind in diser not

Uß todtes angst erlöset hat

Doch ist by mir mer / das die that

Deß grossen lasters ist hin dan

Das küntlich ist das nye kein man[46]

Weder du min sun sy erkent

Das sy mit keiner schand ist gschendt

HELKIAS.

Ich wil glouben das manig man

Nun fürtan sich werd stossen dran

Werd im nit syn lan also goch

Uff yemants laster oder schmach

JOAKIM.

Kum mit mir heim myn frummes wyb

Du hast allzyt dyn küschen lyb

Behalten und bewaret reyn

Allweg můst mir erst lieber seyn

SUSANNA.

Myn trüw wil ich myn lieber man

Dir alle zyt bevolhen han

Kum du mit nur myn döchterlin

Halt dich ouch eerlich / küsch und fyn

DIKURGUS.

Uwer blonung wert ir also bar

Empfahen hie sag ich für war

Wend ir min reden zů der gmeyn

Würt üch yetzund zůglassen syn

ACHAB.

All die ir send von Israel

Bittend mit uns für unser seel

Ich wil ouch mengklich gwarnet han

Das nem von uns hie yederman

Ein eben bild zů sünden nit

O höchster gott ich dich hie bit

Der gschaffen hast hymel und erd[47]

Jetzund mich armen sünder gwer

Wölst dir lassen bevolhen syn

Min seel so sy scheyd von dem lyb hin

Dem satan wölst nemen syn gwalt

Den er gen mir übt manigfalt

O gott min gort verlaß mich nit

SEDEKIAS.

Ir richter ich üch hie ouch bit

Lond üch nit bewegen yener in

Kein gyrlichkeit / kein bösen sinn

Die gunst land farn und den nyd

Fassend zehertzen was der eyd

Uch wyß / ir sönd ouch faren lan

So zů üch käm ein klapperman

Ein by üch pringen in ungmach

Uff in mit lüge schand und schmach

Erdichten / wie wir hand gethan

Darumb wir nemen yetz den lon

Falsch pratick soll by üch nit syn

Merckend mich recht was ich hie mein

Ein anhang so ir nit uß gott

Würt gnennet recht ein bůben rott

Vil wolten uns vor dienen wol

Diewyl ich das bekennen soll

Hoffyerten uns mit glyßnery

Erkanten wol unser bübery

Noch wolten sy geschmächet han

Die eer / und uns hie hangen an

Den todt hand die als wol verschuld

Als wir / aber die gottes huld

Hat in geben ein lenger zyl

Zů bessern / so er selber wil

Ich wil üch hie ermanet han

Zů einer letz daß yederman[48]

Uß unserm schaden bessern wöll

Das er nit werde unser gsell

Aber myn seel wil ich dir han

Befolhen gott im höchsten thron

Sich nit herr uff min missethat

Dann herr kein sünder vor dir bstat

Din grechtigkeit die muß es thůn

Wann wir sond vor dym urteyl bstan

Wann myn seel von dem lyb hin scheyd

Ach herr gib ir ein sicher gleyd

Zewandlen vor den ougen dyn

Ach herr loß dirs empfolhen syn

DIKURGUS.

Das selten ir han vorbetracht

So betten ir kein ungemach

Die grechtigkeit befolchen hat

Das ir empfahen umb üwr that

Von unser hand den schmechen todt

Doch sönd ir hoffen noch zů gott

Ir sönd uns wünschen drumb kein leyd

Wir sind diener der gerechtigkeit

ACHAB in dem so man in versteyniget uß dem 38. Psalm.

Mit David schry ich herr zů dir

Das din grimm werd gemiltert mir

Nit straff mich in dem zorn herr

Din pfil die trewen mir gantz schwer

O gott seer sträfflich ist din hand

O wee das ich myn sünd nye kant

Kein gsundheit in mym fleisch nit ist

Vor dinem zorn zů der frist

Das marck schwint mk in minem beyn

So ich betracht die sünde mein[49]

Darmit myn houpt und scheytel seer

Bedeckt sind / und beladen schweer

So ich min dolheit recht betracht

So vall ich gantz in groß anmacht

Gantz seer verwundet wirt min seel

Die wunden fulen mir von quell

Ich bin getruckt biß uff das end

Myn pracht ist gmindert und geschend

Vor angst myn yngweyd brinnen mir

In mim fleisch ich kein gsundhet spür

O wee / o wee mir armen man

Das ich ye wider gott hab than

Wol härtiglich würd ich zerknirscht

O wee myn hertz bricht zů der frist

Min süfftzen herr dringen zů dir

Myn hertz verschmachtet / o wee mir

Min krafft ist mir entgangen all

Ich gsich kein sticken überall

Wo sind min gsellen alle sand

So mich bracht hand in dise schand

So mich bracht hand in dise not

Die triben uß mir yetz den spot

Min geyst / min geyst yetz in mym end

Befilch ich herr in dine hend

EIN KNECHT.

Die üppigkeit gibt solchen sold

EIN ANDER.

Es send härt stein / es ist kein gold

EIN ANDER.

Die grechtigkeit ist allweg grecht[50]

EIN ANDER.

Die frumbkeit würt nit ewig gschmecht

MISETIUS.

Harr loß / loß har / harr loß hie still

GASTERODES.

Wir zwar keren noch ouch zum spill

MISETIUS.

Die sach ist geschehen schon

GASTERODES.

Es ist ouch nit vil glegen dran

Ich wölt nit das ich hett ein hand

An sy glegt / ich hab sy kant

Sy haben mir vil gůts gethan

Ich wölt noch lieber günner han

Der ich etwan geniessen mecht

Und ob sy schon nit thäten recht

MISETIUS.

Ich merck wol du bist ouch ein man

Der falscher pratick hangest an

Zun schelmen sagest ouch gnad herr

Eß ist dir zwar ein schlechten eer

GASTERODES.

Ir geben für vil grechtigkeit

Das thůnd ir nur den lüten zleyd

Sam sy üch sunst gantz nieman glich

Ich wer gnůg frum / wer ich nur rych

MISETIUS.

Ich hatt dich für ein biderman[51]

GASTERODES.

Gfall ich dir nit / so laß mich gan

Bistu leer aller sünden gar

So wirff ein stein yetz uff mich dar

MISETIUS.

Ob ich zun zyten fall in sünd

So bin ich doch den sünden find


Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 2, Berlin und New Yorck 1976, S. 6-52.
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