27. Der Leonberger Schimmelreiter.

[24] Mündlich.


Zwischen der Solitude und Leonberg soll der Schimmelreiter sein Unwesen treiben. Oft erscheint er bei glockhellem Mittag. Mal gingen Kinder zwischen Tag und Dunkel mit ihren Müttern auf der Straße heim, eilten aber etwas voraus und trieben Unfug. Siehe da! auf einmal schnurrt der Schimmelreiter ihnen an den Nasen vorbei im mächtigsten Hurra. Er hatte keinen Kopf. Im Gräblein neben dem[24] Wege glänzte im nämlichen Augenblicke ein wunderschönes Ding heraus, als wär es eitel Gold und Edelstein. Die Kinder hatten noch nie so was gesehen. Springen hastig rückwärts und erzählen's ihren Müttern. Wie sie wieder an das Plätzlein kamen: Babbala, nichts mehr da! Hätte eins von ihnen nur sein Schürzlein genommen und das glänzende Steinlein zugedeckt, so wär's ein großer Schatz gewesen.

Der Schimmelreiter sei Niemand anders, denn ein Stuttgarter Metzger gewesen, der in Hungerszeiten um Sündengeld Fleisch verkauft, welches er vom Schinderwasen holte15.

15

Vgl. die Sagen von dem Schimmelreiter bei Rochholz A.S. I. 3. 101. 111. 126. 145. 176. 195-200. 214. 300; II. 26. 31. 52. 107. 111. 112. 113. 117. 118. 119. 306. 347.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 24-25.
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