32. Der Burgstallreiter bei Herlikofen.

[26] Mündlich.


Bei Herlikofen sieht man in der Höhe droben noch die Ruinen eines alten Schlosses. Die Burg heißen die Leute nur den »Reitstall«. Im 30jährigen Krieg sei sie ganz zerstört worden. Tief drunten in den Gewölben und Kellern soll ein Schatz begraben liegen: einige Kisten voll Goldes und Silbers und allerlei kostbare Dinge. Der Schatz ist nicht so leicht zu bekommen. Ein gespenstischer Ritter, der bekannte »Burgstallreiter«, hütet ihn, und ohne ihn kann man nicht beikommen. Wenn er guter Laune ist, gibt[26] er hie und da etwas vom Schatze her, man muß sich ihm aber dafür unterschreiben. Zu gewissen Zeiten reitet der Burgstallreiter auch um den Berg herum nächtlicherweile, so hurtig und hastig er kann, reitet auch auf und ab und ruft immer: »Halloh, Halloh, Halloh!« Man hört ihn wol reiten, aber gesehen hat ihn noch Keiner.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 26-27.
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