502. Hexen sitzen auf's Mühlrad.

[314] Ertingen.


Der »alte Säger« ließ einmal während der »heiligen Nacht« seinen Mahlgang laufen. Aber im Schachen, nahe bei der Mühle, hatten sich, wie gewöhnlich in solchen Nächten, die Hexen der Umgegend versammelt. Diese huschten über die »Waasenlöcher« herüber und saßen ihm auf's Rad, daß es nicht mehr herum ging. Da ward eine solche Noth, daß der Säger vermeinte, das Wasser wolle ihm die Mühle wegreißen. Er gelobte in seiner Angst, nie mehr an einem hl. Tag, noch viel weniger in der hl. Nacht mahlen zu wollen, und im Augenblick entfernten sich die Hexen. Derselbe Mann wollte ein andermal zu den Hexen in den Schachen hinüber gehen, als er sie von seinem Fenster aus in der »Mette« versammelt sah. Zur Selbstermuthigung nahm er seinen großen Hund mit sich. Kaum war er einige Schritte vom Hause weg, als eine Hexe gegen ihn zuflog und entsetzlich kreischte. – Da lief der Hund davon und sein Herr folgte ihm eilends nach. Zum guten Glück hatte er Weihwasser bei sich, sonst wäre die Sache übel abgelaufen.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 314.
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