83.

[71] Am ersten Fastensonntag, wenn es schon dem Frühling zu geht, wenn der Schnee auf den Feldern schmilzt, wird dem »Samen gezündet«. Die Buben machen Fackeln, indem sie lange Fahnen mit Stroh umwinden. Die Stangen werden vor dem Ort draußen angezündet, und es geht in Prozession auf den Kornösch. Der Umgang um denselben geschieht unter Abbetung eines Rosenkranzes. Sind die Fackeln erloschen, dann ziehen die Buben heim und gehen zu zwei und zwei in den Häusern herum, wo sie einen Spruch hersagen und dafür mit Eiern, Geld und Speck beschenkt werden. Nachher geht's in's Wirtshaus und die Sache wird verzehrt. So in Zimmern ob Rottweil.

Solcher Umgänge sieht man von Zimmern aus wol gegen 20 bis 25. Es sind die Fackelzüge auf dem Heuberge, wovon der auf dem Dreifaltigkeitsberg der interessanteste ist.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 71.
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