332. Alte Hochzeitbräuche.

[390] In Wurmlingen bei Rottenburg brachte ehedem die Braut am Hochzeitsmorgen einen halben Laib schneeweißen Brodes mit, mit einem Wachskerzlein umzogen, in die Kirche als Opfer. Und ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich als Ministrant mich auf die Hälfte desselben freute und mir[390] genau jene Personen merkte, deren Brod etwas kleiner, als gewöhnlich es Brauch war.

In Wendelsheim warten die Ministranten unter der Kirchthüre, bis die Hochzeitleute kommen, und fangen sie mit dem Cingulum ein, lassen sie nicht eher fort, bis sie bezahlt haben; 24 kr. war herkömmlich.

In Dewangen hatten früher die zwei Brautführer, die, einer vor und einer hinter der Braut, dieselbe in die Kirche geleiteten, aufgehobene Degen in der Hand. In Spraitbach laufen sie neben der Braut.

Ebenfalls in Dewangen werden von der Musik in einem bestimmten Hause die zur Hochzeit geschenkten Kissen abgeholt und während des Essens zum Fenster hinaus gehängt.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 390-391.
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