381. Die Dreschmockel.

[426] In Bettringen und der Umgegend ist es ein uraltes Herkommen, daß jene Drescher, die ausgedroschen haben, einen Wisch Stroh zusammenbinden, einen Drescher damit zum nächsten Nachbar schicken, der nicht ausgedroschen hat, um diesen Wisch Stroh, der oft unflätig aussieht, in dessen Scheuertenne zu werfen, wo man noch eben mit Dreschen beschäftigt ist. Auf einzelnen Höfen wird die Mockel zum Nachbar bisweilen geritten gebracht. Diß hat aber heimlich zu geschehen, und der Mockelbringer hat sich sehr in Acht zu nehmen; wird er erwischt, so wird er wacker durchgeprügelt oder muß seine Unachtsamkeit dadurch büßen, daß er Bier[426] und Schnaps bezahlen muß, oder auch, daß ihm der unflätige Wisch auf den Buckel gebunden wird.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 426-427.
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