Dritter Auftritt.

[22] SANG. Es ist schön von ihr, daß sie so ruhig ist.

KLARA. Du guter Mann!

SANG. Es liegt etwas wie Gram in Deiner Stimme? – Du sollst stark sein und hoffen! – Ich sage Dir, nie hab' ich mich sicherer gefühlt. Und Du weißt, wem ich dieses Gefühl zu danken habe. – Klara, meine geliebte Klara! Er kniet an ihrem Bett. Ehe wir uns zu dem großen Gebet vereinigen, mußt Du mir erlauben, Dir zu danken! Ich habe heut Gott gedankt, daß er Dich mir gegeben hat. In all der Frühlingspracht hab' ich ihm gedankt. Unendliche Freudigkeit war um mich und in mir. Ich ließ das Große an meinem Geist vorüberziehen, was wir zusammen erlebt haben. Weißt Du, – ich glaube, gerade weil Du meinen Glauben nicht ganz teilst, liebe ich Dich nur noch tiefer – um so beständiger lebst Du in meinen Gedanken weiter. Deine Hingabe an mich wurzelt ganz in Deinem Wesen, Deinem Willen, – und in keinem andern Boden. Und daß Du Dir an meiner Seite Deine Wahrhaftigkeit bewahrt hast, darauf bin ich stolz. – – Wenn ich nun bedenke, daß Du – ohne zu glauben wie ich – Dein Leben mir geopfert hast, –

KLARA. Adolf!

SANG. Ich lege meine Hand Dir auf den Mund, wenn Du zu reden Miene machst. Jetzt habe ich das Wort! Oh, es ist groß, was Du getan hast. Wir andern, wir haben unseren Glauben; aber Du gabst Dein Leben. Wie stark muß doch Dein Vertrauen zu mir sein! Wie lieb hab' ich Dich! – – Wenn immer mein Glaubenseifer Dich erschreckte, und Du meinetwegen[22] oder der Kinder und ihrer Zukunft wegen zittertest und dann vielleicht nicht genau erwogst, was Du tatest ... ich weiß, Du hattest nicht mehr die Kraft, es besser zu machen.

KLARA. Nein, die hatt' ich nicht!

SANG. Ich bin schuld. Ich habe Dich nicht genug geschont.

KLARA. Adolf!

SANG. Ich weiß: es ist so. Du hast Dich stückweise geopfert. Und nicht aus dem Glauben heraus, nicht aus Hoffnung auf Lohn hier oder in jener anderen Welt; – nein, aus Liebe und nur aus Liebe. Wie lieb ich Dich habe! – Dies hab' ich Dir sagen wollen – heute. Und wäre Hanna nicht von selbst hinausgegangen, ich hätte sie gebeten, es zu tun, um eine Weile mit Dir allein zu sein. – Ich danke Dir! Heut ist Dein großer Tag. Nun kommen gleich die Kinder. – O laß Dich küssen wie am allerersten Tage.


Quelle:
Björnson, Björnstjerne: Gesammelte Werke. Berlin [1911], Band 5, S. 22-23.
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