VI.

[341] »Ach, erzählen Sie mir doch, hochverehrter Herr Graf!« Dondershausen stellte Krastinik auf dem Dönhofsplatz. »Wie ich höre, ist Ihr Freund, der Maler Rother, in Norwegen auf mysteriöse Weise umgekommen. Steht heute in der Zeitung. Er soll ja an Sie und den Genremaler Knorrer noch vor seinem Tod geschrieben haben.«

»Ja, aus Hönevoß. Einen ganz heitern Brief.«

»Ganz recht. Und ob ein Unglück oder ein Selbstmord vorliege, ist nicht ersichtlich. Er hat die Flasche mit Carbolsäure vielleicht schlaftrunken aus Versehen statt der Wasserkaraffe geleert – gräßlicher scheußlicher Tod! Aber wie, wenn bewußte Absicht –?«

Krastinik zuckte die Achseln und sah finster vor sich nieder.

»Ich weiß von nichts.«

»Hm, mir schien der Mensch immer krankhaft. O unsre Zeit! Alles Folge der schlechten Erziehung«

»Und was wäre denn eine gute Erziehung?«

»Die einzig gediegene Methode der Pädagogik ist die meines Kastellans daheim auf Schloß Dondershausen!« entschied der Oberst hochtrabend. »Dieser versammelt seine Buben jeden Sonntag Morgen, in der einen Hand eine[341] Ruthe, in der andern eine Rhabarberflasche. ›Fehlt euch was?‹ ›Nein, Vater.‹ ›So? Man kann nicht wissen, wofür's gut ist. Da trinkt mal eins!‹ Sie schlucken pflichtschuldigst. ›Zeigt mal eure Schulbücher!‹ Nun findet er entweder Fehler und haut sie oder findet keine und haut dann der Aufmunterung wegen. So docirt er jeden Sonntag die Bitterkeit des Daseins mit Rhabarber und Haue! – Jaja, heut giebt's zu wenig Hiebe, daher schmeckt den Muttersöhnchen auch Mandelmilch wie Rhabarber.«

Krastinik biß die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.

»Wie gesagt, Rothers Brief an mich ließ keinerlei Mißstimmung spüren. Ich schrieb an seinen Intimus Knorrer (ich kenne ihn ja nur kurze Zeit), ob der vielleicht wisse – erhielt aber eine flüchtige kühle Antwort. Es machte auf mich den Eindruck, als ob Dem das Unglück nicht sehr nahe gegangen sei. Mein Gott, der Mann soll so viel mit seinen eignen Liebesgeschichten zu thun haben!«

Man wähnt, daß die leichtsinnigen Tom Jones immer die Gutmüthigkeit gepachtet hätten – mit Unrecht. Joviale Genüßlinge, denen ihr Vergnügen über alles geht, sind innerlich kalt. Krastinik mochte wohl richtig gerathen haben.

»Jaja,« Dondershausen gähnte, »unsre jungen Leute haben keine Lebenskraft. Glauben Sie mir, mein theurer Graf, Ihr Freund Leonhart nimmt auch noch ein übles Ende.«.

»Meinen Sie?«

»Ach ja, der Umgang mit ihm schadet Ihnen, glauben[342] Sie mir«. Er vergaß im Augenblick, daß er gerade eine Stunde vorher an Leonhart das briefliche Ansuchen gestellt, doch ja in die Presse zu bringen, daß unser verdienter patriotischer Dichter Gebhart Lebrecht v. Dondershausen wieder mal einen Orden mit Schwertern und Eichenlaub durch erhabene fürstliche Huld empfangen habe. »Nun, was machen die Proben zu Ihrem Drama, Theuerster?«

»Es geht flott,« erwiderte Jener kurzab und empfahl sich nach flüchtigem Gruße. – Auf ihn hatte die seltsame Todesnachricht aus Norwegen doch einen tiefen Eindruck gemacht. Sollte der Unglückliche wirklich seiner wahnsinnigen allverschlingenden Leidenschaft zum Opfer gefallen sein? Und sollte irgendwie die bewußte Geschichte damit zu thun haben? Aber in Norwegen – kaum denkbar. Nun, was kümmerte Das ihn!

Auch aus England war betrübende Kunde zu ihm gelangt.

Dorrington's Gesundheitszustand schien wenig erfreulich.

Ob er seinen jungen Freund wohl noch wiedersehn werde? fragte er in seinem letzten Schreiben.

Da er bei Siechen vorüberkam, trat Krastinik ein, um in aller Eile einen Schoppen zu leeren. Zu seiner Verwunderung traf er Leonhart, der soeben die »Kreuz und Schwertzeitung« las. »Lesen Sie!« Damit reichte er dem Freunde das Junkerblatt, welches bekanntlich im Verleumden erbliche Traditionen pflegt.[343]

»Es ist ein Unglück für ein jugendliches Talent, ohne den Ernst des Lebens und Strebens kennen gelernt zu haben, mit berufslosem Behagen sich dem sogenannten Dichter-Beruf zu widmen. Die schauernde Bewunderung aller mit-jugendlichen Zeitgenossen begleitet ihn und einige Jahre lang wird das Publikum fragen: ›Was, noch so jung und schon solch ein Hause von Büchern!‹ Noch länger wird es heißen: ›Für sein Alter sehr hübsch‹, bis man allmählich anfängt nachzurechnen, wie alt das junge Talent jetzt ist. Es überschleicht jeden Vernünftigen eine Wehmuth angesichts des Lebensganges solcher Wunderkinder. Wer sieht es später der armen leeren Hülse dort im Staube an, daß sie einst ihre Karrière als Rackete begann? Solche Empfindungen beschleichen uns angesichts des neuen Romans von F. Leonhart. Ganz so schlimm ist es zum Glück mit unserm jungen Autor nicht. Die erste Jugend hat er hinter sich, aber es droht ihm auch eine große Gefahr. In seiner überreizten Fruchtbarkeit liegt ein Mangel an echter Produktivität. Friedrich Leonhart hat ganz entschiedenes Talent, doch seiner frühreifen Leistungsfähigkeit sind zwei Eigenschaften beigesellt, welche die Entwickelungskraft im Keime zerstören. Jeder Dichter sollte sich Schleiermachers schönes stolzes Wort zu eigen machen: ›Ich gelobe mir ewige Jugend‹. Unvereinbar mit der Jugend des Herzens sind aber: Unbescheidenheit und Blasirtheit! Sehr oft findet sich Größenwahn mit einer liebenswürdigen und rührenden Kindlichkeit verbunden. Wo aber die Augen so scharf für menschliche Schwäche und Gemeinheit sind, wo die Verachtung der[344] andern so erfahrungsmäßig und treffend begründet wird, da fehlt doch die Hauptbedingung der Jugend: Der Glaube an Ideale. Mit der Begeisterungsfähigkeit schwindet die gesunde lebenerweckende Kraft und der Jüngling wird zum Greise, ohne Mann gewesen zu sein. Das Maß ist voll, übervoll seiner maßlosen Selbstüberhebung. Schade um das schöne Leben! Was sind das für Züge seniler Blasirtheit und Frivolität! Möchte der junge Dichter doch unsere Wünsche berücksichtigen, die aus einem ernsten Wohlwollen entspringen: Hüte er sich vor seinen Freunden und lerne er von seinen Gegnern! A.v.F.«

Leonhart wand sich in Lachkrämpfen. ›Seht ihr es nicht, das hirnverbrannte Weib?‹ citirte er aus Kleist. »A.v.F.! Aurelie v. Fellmarch! ›Hüte er sich vor seinen Freunden‹ – diese Mahnung aus diesem Munde! Pfui Deibel!« Er spie aus.

»Sollte man nicht eine solche Frechheit sofort festnageln?« rief Krastinik zornglühend. »Ich an Ihrer Stelle –«

»Pah, pah, ruhig und fein still darüber! Gleich kommen Holbach, Luckner und sogar der großmächtige Wurmb, die mich mal wiedersehn möchten. Wahrscheinlich wollen sie mich wegen irgendwas aushorchen.«

»Da geh ich um so schneller. Hab' ohnehin keine Zeit. Muß ins ›Deutsche Theater‹, um mit Friedmann und Förster zu reden – die Herrn machten heute in der Probe einen Fehler in ihren Rollen. Auch mit Fräulein Sorma klappt es nicht recht.«[345]

»Na, die ist wohl verdammt liebenswürdig gegen Sie, he?«

»Na i glaub's halt! Ein Graf! So 'was sieht man nicht alle Tag'!« Krastinik lachte bitter. »Also adieu, mein Engel. Hahaha, ich bin doch herzlich gespannt auf den Skandal, wenn nun nachher – –«

»Sst, die Wände haben Ohren.«– –

Leonhart starrte finster in sein Glas. Heute Nachmittag war er mit jenem Mädchen, das er halb gezwungen verführt, im Thiergarten umhergebummelt. Sie schrieb ihm jeden Tag Briefe, die ihn in Verzweiflung setzten, und so hatte er denn heute zwangsweise zu einem Stelldichein sich eingefunden. Da, als sie in einem abgelegenen Theil des Gehölzes sich in einen Dickichtwinkel zurückzogen, hatte er bei zufälligem Hinausspähen ein Gesicht bemerkt, das hinter einem Baumstamm etwa 50 Schritt entfernt hervorlugte, offenbar mit der löblichen Absicht, eine etwaige Missethat auf dem Fleck zu ertappen. Als Leonhart ihn strategisch wegmanövrirte und seine Rückzugslinie bedrohte, verschwand der Strolch laufend in der Lichtung. –

Dies komisch-unheimliche Bild verfolgte die nervöse Phantasie des Dichters. Fortwährend schien ihn aus jedem Winkel ein tückisches Auge anzublinzeln, ein frecher Mund anzugrinsen. Er schauderte – diese Hallucination des Verfolgungswahns schien ihm typisch für sein ganzes unseliges Dasein, das von tausend Tückebolden allerorts bedroht.

Das Eintreffen Holbachs, Luckners, Wurmbs weckte ihn aus seinem Brüten. Mit Letzterem ward eine frostige[346] Versöhnung gefeiert und bald befand man sich in lebhaftem Gespräch über das Ding an sich. Wie gewöhnlich stellte Holbach, weil ihm das in seinen Kram paßte, den Grundsatz auf, das eigentliche Grundmotiv aller Handlungen sei immer ein erotisches. Mit jeder neuen Geschlechtstriebbethätigung werde immer ein Brett vorm Kopfe weggenommen. Leonhart sei nicht erotisch genug; da liege der Kernpunkt all seiner Weltschmerzelei. Dieser aber dachte so für sich hin: »der tiefbedächtige schlaue Bukingham soll nicht mehr Meister meines Rathes sein.« Er glaubte nämlich, daß Jener ihm nachspüre und darauf laure, eine schwache Seite zu entdecken. In der That fing er auch ein paar Mal einen durchdringenden Blick Holbachs, weitvorgestreckten Halses, auf, in dem ein dumpfer Haß schillerte. Als Leonhart mit seiner gewöhnlichen Bissigkeit einige anzügliche Bemerkungen über einen Händewascher Holbach's loßließ, rief dieser emphatisch: »Ach, der ist ja so harmlos!« Aber er selbst sah dabei verteufelt wenig harmlos aus, in der vollen Gloriole seines Edelmuths und seiner Deklamation wider schnöde Pharisäer. »Pah, er hat so wenig Aeußeres!« machte er, als Leonhart wie gewöhnlich die Genialität Schmollers herausstrich, da die Rede auf diesen kam. Dies empfand nun wieder Wurmb unangenehm obschon er sich ja für einen sehr schneidigen Kerl hielt, dabei aber Holbach's »vornehme« Erscheinung grimmig beneidete. Man dürfe doch nicht ewig, wie Holbach dies thue, die Leute nach ihrem Exterieur beurtheilen.

Leonhart lachte laut auf: »Wir sind doch alle eitle Gecken. Sage Du einem Weisen, der das Ding an sich und[347] die Phänomenologie des Weltganzen intus hat: ›Liebster, Sie sind häßlich wie ein Affe‹, so vergißt er Dir das sein Lebtag nicht. Auch wird er Dich darüber belehren, daß alle großen Männer häßlich waren, z.B. Voltaire, und daß er daher schon seiner Häßlichkeit halber ein großer Mann sei.«

»Jaja, 's ist sehr nett, die Motive der Andern zu durchschauen, wenn man sich dabei nur Selbsterkenntniß bewahrt, mein Theurer!« meinte Holbach mit vielsagendem Blick. Er schauspielerte sich selbst wieder was vor und brauchte unablässig das Gleichniß vom »Splitter und Balken«. Er redete gut von Andern aus purer Diplomatie und flocht manche Andeutung über seine Großmuth gegen eigene Spezial-Schützlinge ein, welche er gleichsam als Ablaß für seine Sünden benutzte. Alles verstehen heiße alles verzeihen.

»Ja gewiß, gleichsam platonisch ist das auch meine Ansicht,« meinte Leonhart trocken. »Das Leben aber ist stählern und verlangt eine andere Politik. Man hüte sich vor denen, die Tugend und Idealismus unnützlich im Munde führen, aber auch vor den allzu feurigen Bekennern der Nachsichtstheorie. Es ist die thörichteste und schädlichste Philantropie, die Taugenichtse und Schwächlinge zu unterstützen auf Kosten der ernsten Kämpfer, die eher sterben, als sich ergeben.«

»Ja, Du hast sehr harte Ansichten,« gab Holbach achselzuckend zurück.

»Ach Gott, die Welt regulirt sich ja doch danach, gerade wie das Gewissen beim Einzelnen der Regulator[348] des Willens sein mag. Wer weint, wird von Jedermann geohrfeigt. Man sieht das bei den Kindern, diesen harmlosen Ur-Egoisten. Nur wer wiederhaut, findet Mitleid. Der Stärkere hat Recht.«

»Sehr gut.« Luckner lächelte spöttisch. »Darum hauen Sie also so viel. Will hoffen, daß Sie stets der Stärkere bleiben.«

Leonhart nickte beschaulich und äußerte: »Alle Angriffe gegen mich, selbst die anfangs gelungenen, – es ist, als ob eine unsichtbare Hand sie von mir zur Seite lenke und auf die Urheber zurückschlage.«

Die Andern sahen sich an. »Nun, wenn das nicht completter Größenwahn!« dachte Holbach und runzelte unwillig die Stirn. »Das ist doch seltsam, bei Gott!«

Wurmb rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her, indem er sich die Brille zurechtschob. Er schien an einem großen Wort gelassen zu würgen. »Hören Sie,« hob er plötzlich an, indem er energisch den Deckel seines Biertrugs zuklappte. »Ich bin nicht so talentvoll wie Sie – das weiß ich wohl.« Gotthold Ephraim brummelte dies mit sauer verdrießlichem Gesicht und hielt sein Zugeständniß für sehr bescheiden, obschon es in Wahrheit nur von bodenloser Unverschämtheit zeugte, da die unüberbrückbare Kluft zwischen dem Genie und seiner Winzigkeit ihm gar nicht sichtbar schien. »Ihre enorme Produktivität – in diesem Punkte kann ich mich ja nicht mit Ihnen vergleichen. Aber über den Realismus, nehmen Sie mir's nicht übel, denke ich reifer als Sie.«

»Es war einmal ein großer Dichter, der den Realismus[349] als Maske benutzte,« murmelte Leonhart halblaut. Hier kam die Rede auf einige Zierden des jüdischen Jungdeutschland, die mit wenig Talent und viel Behagen ihren Kohl pflanzten und mit fabelhafter Geschicklichkeit eine Leitersprosse nach der andern emporkrochen, theils als geschmeidiger Ohrwurm, theils als kecker Radau-Husar. Leonhart sprach sich sehr wohlwollend aus. Wurmb aber nannte sie »ebenso frech streberhaft wie frech eingebildet.«

»Eingebildet? Worauf denn?« lächelte der Dichterdenker.

»Ach je!« fiel Luckner giftig ein. »Wir halten uns doch alle für den jungen Goethe.«

»Das ist hier keine passende Antwort darauf, mein Lieber!« mahnte Leonhart leise und ruhig. Es lag etwas in diesem milden Ernst, was den schnodderigen Neidtrotz entwaffnete. Er bekannte dann in längerer Rede, daß er sich in Gesellschaft talentvoller Juden viel wohler fühle, von deren Energie, gesunder Weltlust und Unabhängigkeitsgefühl sympathisch berührt, als inmitten weltschmerzwinselnder und philosophischer Germanen. Fleiß wirke auf die allgemeine Moral günstig zurück und rüstige Streber seien ihm lieber, als faule Impotente. Als er aber dann auf die deutsche Nation schimpfte, welche jedes wahren Idealismus und jedes Kunstgefühls entbehre, da erhob sich Wurmb in seiner Würde als deutscher Mann und donnerte ihn gehörig nieder. Der Dichter müsse darben und entsagen, nicht durch schnöden Botenlohn seine erhabene Bestimmung entweihen. Schiller – ja, Schiller! Eben deswegen! Seht ihr, sogar Schiller hat[350] so viel gelitten. Also dann könnt ihr Kleinen doch erst recht leiden!

So saugt der Philister aus allem nur das Gift.

»Jaja, Federigo, Dir fehlt eben die lieblichste Tugend: die Lebensklugheit. Du machst Dir tausend Feinde.« Holbach klopfte ihn herablassend mit seiner breiten Bärentatze auf den Rücken.

Der Unkluge zuckte die Achseln: »Jeder folgt instinktiv seiner Naturanlage und so bin ich vielleicht schlauer, als ich selbst denke. Ein Andrer würde sich mit meinem Vorgehen ruiniren. Ich hingegen kann es nur so zwingen.«

»Du wirst Dich noch ändern, Dir die Kanten abschleifen!« meinte Holbach wohlwollend.

Leonhart lachte auf. »Aendern! Der Mensch ändert sich nie, die in ihm schlummernde Vererbung entwickelt sich logisch fort und die Umstände beeinträchtigen sie nicht. Bedenkt man alle Dummheiten seines Lebens, selbst die tollsten, so erkenne Jeder, daß er unter gleichen Umständen just ebenso handeln würde. Nichts lächerlicher als die Phrase: ›Wie der Mensch sich geändert hat!‹ Eil: Hitzkopf bleibt ein Hitzkopf, ein kalter Weltmensch bleibt ewig derselbe, alles Andere ist äußere verbrämende Maske.«

»Jajaja,« Holbach zog mißmuthig den Mund schief. »Aber ich rathe Dir doch, endlich die Krallen einzuziehn und das Schimpfen einzustellen.«

»Da hast Du allerdings Recht. Schimpfen ist nur Verschwendung. Seine wahre Verachtung kann man der[351] Welt nur bezeugen, wenn man sie mit denselben Mitteln schlägt.«

Hier unterbrach ihn großes Hallo, indem eine ganze Horde verdächtig aussehender Individuen sich in die Bierstube ergoß und die vierblättrige Tafelrunde mit einiger Zudringlichkeit begrüßte. Lauter Vertreter der öffentlichen Meinung, sogenannte Preßbengel, welche soeben die Weltdichtung »Germania, Ballet in 15 Tableaus« mit aus der Taufe gehoben hatten. Der Therpsichore-Dichter, nach glücklich überstandener Première mit dem Schweiße des Edlen und obligatem Lorbeer gekrönt, befand sich in aller Munde und in aller Mitte. Man setzte ihn an die Spitze der Tafel neben Holbach nieder und hieß die beiden berühmtesten Reklamedichter sich gegenseitig die Hände schütteln.

Da die Stunde schon vorgerückt, warf man des Tages Sorgen völlig ab und widmete sich, jedes litterarische Gespräch als Fach-Simpelei verpönend, nun mehr völlig dem innigsten Klatsch.

Alle fingen vice versa an, sich zu entschuldigen wegen allerlei kleinen Schmutzereien, nach dem Grundsatz: Qui s'excuse, s'accuse. Wer, ohne daß man ihn darum fragt, plötzlich sich zu vertheidigen anfängt, wird sicher von einem Gewissensbiß gequält. Der Eine, ein vereidigter Syndikus aller Preßaffairen, erzählte allerlei Prozeßchikanen ohne Pointe. Ein Andrer, ein wichtigthuender Affe, stocherte mit seinen ungewaschenen Fingern in den Affairen anständiger Leute herum und fabelte[352] schwungvoll. Dann lobte man sich gegenseitig unverschämt ins Gesicht.

Leonhart lächelte verschmitzt. Der Eine von den Herren, ein hochgemuther Vorfechter der Schriftstellerrechte, hatte einem armen Blaustrumpf in aller Stille ihre Sparpfennige durch Eheversprechen abgeschwindelt. Der Andre, ein fetter Lustspielfabrikant, hatte eine Kellnerin geheirathet, um 4000 Mark zurückzubekommen, die sie ihm nach und nach abgeknapst und dann auf Zinsen gelegt hatte. Die Gerissensten fallen immer mit solchen Weibern am leichtesten herein. Ein andrer wohlklingender Autor aus Oesterreich, Namens »Edler von Ferchwan«, hatte die Tochter einer Souffleuse geheirathet, um sich durchzumästen, da er als Mitglied eines sogenannten »Schmieren«-Theaters verhungerte. Die arme junge Frau war aber sehr schwächlich. Es wurde also contraktlich festgesetzt, wie oft er seine Eherechte üben dürfe, wofür er dann Wohnung und Atzung frei erhielt: im Uebrigen führte Schwiegermutter die Kasse. – Es ist doch immer hübsch, wenn man solche Personalia aus der Vergangenheit eines Mannes zu klatschen weiß, der jetzt als erfolgreicher Possendichter im Golde watet. Ja, der hatte kein Pech an den Fingern!

Leonhart hörte schweigend zu und machte seine physiognomischen Studien. Jedem stand als Lebensdevise aufgebrannt: Die Zunge zum Lecken 'raus nach oben und den Stiefelabsatz drauf nach unten; so, mein Sohn, wird Dir's wohlgehn und wirst Du lange leben auf Erden.[353] Zur Feder griffen diese Leute, wie ein Schuster zum Pfriemen. Sie kannten keine andern Dichterschmerzen als die ums »tägliche Brot«. Die Kunst vom Standpunkt der Wohnungsmiethe aus! Was kann man auch von einer solchen Geschäftslitteratur anders erwarten! Unter all den Klatschweibern und Spekulanten des »Marktes«, für welche die Litteratur nur die melkende Kuh bedeutet, fühlte sich Leonhart manchmal wie ein Mensch unter Larven und Mollusken, wie ein Fremdling aus andern Welten.

Er dachte, was wohl wirkliche Künstler fühlen möchten, wenn sie diese Geldschmerzen der Ritter vom Geiste mit den ihren vergleichen. Z.B. der Bildhauer, der das Modell einer großen Gruppe zerschlagen muß, falls es unbestellt bleibt – weil in seinem Atelier kein Raum mehr dafür bleibt und der Thon zerbröckelt. Welches Gefühl, wenn er auf eigene Faust das Kind seines Geistes und seiner Arbeit, großgesäugt in kummervollen Tagen und Nächten, zerschlagen muß! Und der Dichter, der seine Manuskripte verbrennt, weil er keinen Verleger für so Hohes findet!

Ach, wie gerne hätte er wie Karl Moor fürchterlich Musterung gehalten unter dieser Bande, auf daß da Heulen und Zähneklappern sei in Juda und Israel!

Doch warum, wozu? Diese Sorte wird ja doch ewig die Litteratur als ein Leihamt oder ein Hospital betrachten, jeder tief davon durchdrungen, daß er leben und gedeihen müsse, natürlich auf Kosten der Fleißigen und Talentvollen. »Ich sehe nicht die Nothwendigkeit[354] ein,« dachte Leonhart, wenn er den bekannten Appell an das gute Herz des »Collegen« über sich ergehen ließ. Der Gedanke, daß das Gedeihen eines Genies für die Welt hundertmal wichtiger, als das von zehntausend Dutzendschmierern, konnte diesen Durchschnittsgehirnen ja ohnehin nie dämmern. Und daß es nur eine Todsünde der Inhumanität gebe, nämlich Niederduckung des Bedeutenden und Aufblähung des Mittelmäßigen, schien ihnen noch schleierhafter. Die allgemeine Verdummung und seichte Verkommenheit machte nicht nur das Aufkommen, sondern sogar das bloße ahnende Erkennen eines großen Dichters unmöglich. Hier gab es lauter große Dichter! Jeder grüne Junge, der mal ein Buch verbrochen, sandte es: »Seinem Genossen Leonhart in collegialischer Kameradschaft.« Jeder, der etwas leidlich Tüchtiges leistete und das Wohlwollen des großen Dichters ausnutzte, fühlte sich in Vorreden eins mit ihm oder zählte ihn mit zehn andern bunt zusammengewürfelten »Namen« in einem Athem als gleichberechtigten »Mitstreiter« auf. Hält doch das Hündchen sich stets selbst für den Löwen, wenn der gutmüthige Leu mit ihm spazieren geht! War doch das litterarische Leben zu allen Zeiten eine Verschwörung der Talentlosen gegen die Talente, der Talente gegen die Genies! Schwer fällt es der Mitwelt, mit sehenden Augen zu sehen. Und die sittlichen Begriffe stumpften sich so ab, daß man die Unsterblichkeits-Assekuranzen als den Normalzustand hinnimmt. Auch unterscheidet sich ja die Presse erheblich von der Straßen-Prostitution: Letztere ist für Geld feil, erstere aus –[355] Passion. So wurde denn die Muse zur Milchmagd, zur schwatzhaften Gevatterin, zum kichernden Backfisch, zur faselndeln Großmutter. Die bramarbasirenden »Idealisten« und die angeblichen »Realisten« ersticken mit ihrem Tamtam die Stimme der Dichterdenker mehr und mehr. Sahnenpoesey, aufgewärmter Mumienkohl, Schweinekarbonaden mit sentimentaler Zwiebel und Berliner Paprika genügt – gegen solche Tafelgenüsse vermögen Nektar und Ambrosia nicht aufzukommen. Ueberall Verwirrung der Begriffe. Die Sonnen sind erloschen, kein Mond zieht feierlich am Himmel herauf. Rings lastet tiefe Nacht, nur durchleuchtet von zuckenden Blitzen. – –

Leonhart fuhr aus seinem Vor-sich-hin-brüten auf; er hatte stier in sein Glas geblickt, während der Wortschwall schleusenlos um ihn her brauste. »Sie wollen schon gehn, Herr Kollege?«

Als Leonhart gegangen, wurde über ihn das Verdikt gefällt, er sei eine nervös überreizte Natur, aber ein sehr anständiger Mensch. Nur leide er an allzu tollem Größenwahn. Doch bemerkte ein Wohlwollender: »Wer litte heut nicht daran!« und man ging zur Tagesordnung über.

Daß ein gewisser Unterschied zwischen dem »Größenwahn« verkannter Größe und der hohlen Selbstaufblasung hohler Nichtse bestehe, diese Idee schien Keinem beizufallen. Denn kein Wörtchen wird ja heut lieber mißbraucht, als das ominöse »Größenwahn«. Zerlegt man das Wort in seine Bestandtheile, um sich über den Begriff klar zu werden, so ergiebt sich »Wahn«[356] einer »Größe«, die nicht existrt. Wo also wirkliche Größe hervorleuchtet, bleibt der Wahn ausgeschlossen. Heut aber in unsrer nivellierenden Trivialität würden wir Christus ebensogut wie Shakespeare und Michel Angelo des Größenwahns bezüchtigen.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Das Genie hat nie etwas davon gewußt, daß das »Genie immer bescheiden« sei. Diese bequeme Doktrin hat sich das Philisterium erfunden, um sich der Heroenverehrung entschlagen zu dürfen. Denn dieser Einbildung liegt nur das Prinzip zu Grunde, daß Rentier Schulze ein ebenso wichtiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft sei, wie das unbequeme und nirgends nach Schablone einzuschachtelnde Genie. Wäre freilich das Genie »bescheiden«, so würde Schulze es völlig übersehen; sobald es aber hochmüthig auftritt, ruft man ihm zu: »Sie sind kein Genie, weil Sie nicht bescheiden sind – so bescheiden, wie Bonaparte, Byron, Goethe, Schiller, Jean Paul, Kleist, Racine, Victor Hugo, Richard Wagner und all die anderen bescheidenen Größen.« Ein meisterhaftes Manöver, das nach beiden Seiten hin deckt. – So kraß und nackt ausgedrückt, scheint vielleicht Karikatur, was doch nur buchstäbliche Wahrheit ist.

Es wirkt unbeschreiblich komisch, die sittliche Entrüstung und Abneigung zu verfolgen, mit welcher Jedermanns Eitelkeit kollert, sobald Jemand sich für etwas Besonderes hält. Die Ochsen, die ein rother Lappen blendet, stoßen mit heißhungrigem Grimm ins Blaue.[357] Von einem gewissen Shakespeare hieß es grollend, er halte sich für den einzigen »Shakescene« (»Bühnenerschütterer«); er sei ein strebernder Hausdampf in allen Gassen (»Johannes Faktotum«); ein Eklektiker, der jeden Stil nachahme, sogar ein Plagiator. Wenn man ihn mit Meister Ben Jonson vergleiche, da sehe man, wie dilettantisch und verfehlt seine Versuche seien, so größenwahnsinnig er auch sein Froschtalent aufblase.

Also quakten aus ihrem Sumpfe die Greenes, Kyds, Dekkers, Haywoods und all die andern Gebrüder.

Shakespeare aber, so bescheiden wie das Genie nun einmal ist, schrieb in sein Sonett-Tagebuch: »Nicht Marmor noch der Könige vergüldete Denkmäler werden überleben mein machtvolles Lied, das da währen wird bis zum jüngsten Gericht, bewundert von noch ungeborenen Geschlechtern.«

Wie kann man gegen das Selbstgefühl des Verdienstes etwas einwenden, wenn man die Großmannssucht all der hohler Impotenzen damit vergleicht! »Schriftstellerrepublik« – ja wohl! Aber jede Republik hat ihren Präsidenten und es giebt ebensowenig eine Gleichheit der Geister, wie der socialen Bedingungen.

Die Litteraten unter sich wollen auch gar keine Republik, sondern Anarchie, wo jeder naseweise Reporter sich als stimmberechtigt neben dem Dichter fühlt und jeder Zaunkönig den Adler »Kollege« schimpft. Eine Republik von lauter Königen – Percy, Prinz Heinz, Falstaff und seine Rekruten in Reih und Glied nebeneinander. Diese Disciplinlosigkeit schadet unendlich. Denn[358] sie bildet die auf Gegenseitigkeit arbeitende Kameraderie aus, welche das Bedeutende nur anerkennt, wenn sie selbst als bedeutend begrüßt wird.

So kommt das Große nicht auf und andrerseits vergeht dem Großen die Lust, wohlwollend das Kleinere zu fördern, weil dieses sich sofort in zu hohe Kothurne unterschnallt.

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

»Da kommt ja zuletzt noch was Schneidiges!«

Um eine zugige Ecke biegend, begegnete er einer alten Freundin, Adele der Chansonneuse mit dem griechisch-gemeißelten Köpfchen und dem griechischen Haarknoten, die aus einem Café Chantant in der Alexanderstraße nach Hause wanderte, pflichtschuldig der Polizeistunde 11 gehorchend. Dies freudige Wiedersehen zu begießen, nahm er sie in ein Bierlokal mit und erkundigte sich lebhaft, was denn seine alte Flamme, die Polin Wanda, mache, die sich vom »Geschäft« zu ihrem Liebhaber, einem Xylographen, zurückgezogen hatte und mit ihm wirthschaftete.

»Ach Jott, die erkundigt sich immer noch nach Ihnen, ob Sie mal wieder zu uns ins Lokal kämen; dann will sie immer alles haarklein wissen, was Sie jeredet haben. Ja, Wanda hält immer noch große Stücke auf Sie. Neulich sprachen wir noch von dem letzten Mal, wo wir uns sahen, da am Halle'schen Thor, wo ich bekneipt war und wie Ihr Euch auf offener Straße so abküßtet. Wie ich noch sagte: ›Ach, die Wanda ist gar nicht so[359] stolz! Die nimmt alles!‹ Und Sie ihr nachher das Armband schickten. Und dann war's auf einmal mit der Liebe zu Ende.«

»Ja, weil sie mich die ganze Zeit über belogen hat!« brummte er mißmuthig. »Selbst als ihr Kerl sie eines Nachts abholte und ich sie mit ihm absegeln sah, schwor sie Stein und Bein, das sei eine Andere gewesen.«

»Quatschkopf! Warum läßt Du Dich auch so anlügen?« Die kleine Adele schien immer noch so ausfallend wie früher. »Aber interessirt haben wir uns für Sie doch immer, wir alle Beide. Aber ich hab' ihr immer gesagt: ›Heirathen thut er Dich doch nicht.‹ Neulich waren Sie ja bei uns in der Alexanderstraße mit'n paar Herrn.«

»Ja wohl und Du hast mich gar nicht gegrüßt.«

»Ich wußte ja nicht, ob Sie nicht wünschten, nicht gegrüßt zu werden. Leute in meiner untergeordneten Stellung –« Sie verzog schnippisch den Mund.

»Halt den Rand, Fischerin Du Kleine!«

»Ja und dann war ich auch wüthend auf Sie, weil Sie sich so lange nicht nach mir umgesehn haben. Das heißt, ich –« sie simulirte reizende Verwirrung. »Man braucht ja keine Gefühle zu haben, aber nur so aus Freundschaft. Wir kennen uns doch nun schon sechs Jahre. Erinnern Sie sich, da auf der Treppe bei Wanda –« Sie kicherte.

»Du trugst den Dolch im Gewande. – Nun, wie geht's sonst?«

»Schlecht. Ich weiß die Leute nicht zu nehmen. Von Leuten in meiner untergeordneten Stellung verlangt[360] man Dummheit. Und die Dummen sind immer klüger als die Klugen.«

»Hört, hört! Sehr wahr!« murmelte er. »Also Wanda ihr Verhälniß –«

Hier erhob Adele sofort Zoll für ihre Mittheilsamkeit: »Ich möcht' was essen,« worauf sie später kauend allerlei Interessantes zum Besten gab. Die Wanda sei ja verrückt, sich mit so 'nem jungen Menschen wie ihrem Xylographen zusammenzukoppeln, blos weil sie hoffte, Der würde sie doch noch heirathen. »Den nähme ich nicht, in Watte gewickelt und in Gold dazu! Aber das muß man sagen, gut ist er zu Wanda und läßt nicht von ihr!«

»Dann muß er aber doch ein edler Mensch sein. Das erhöht nur meine Achtung.«

Leonhart wurde nachdenklich. Ja, das war Liebe! Nur in den unteren Regionen blühte dies Blümlein noch. Wanda mit dem vornehmen Gesicht und dem guten Herzen – hatte er sie nicht wirklich geliebt? Als Adele mal in der Charité lag, waren sie Beide zu ihr hingewandert, um ihr Bücher und Leckereien zu bringen. War das auch nur geträumt?

Ihn durchrieselte ein trübsinniger Humor. Wie entehrend drollig, diese unfreiwillige Komik! Was hätte die Neugier der Welt wohl darum gegeben, den berüchtigten Geistesheros hier mit zweideutigen Weibern als langjähriger Kamerad über allerlei obscure und unmögliche Verhältnisse plauschen zu hören!

Die biedre Adele, mit welcher er so manchen Scheffel Salz gegessen, wußte von ihm sonst gar nichts,[361] wie so etwas nur in Berlin möglich ist. Fragte ihn beim Abschied (weiß Gott woher sie diese Andeutung schöpfte), ob er jetzt viel mit den Wahlen zu thun habe. »Nur mit der Stich-Wahl, Kleine!«

Es schnob ein eisiger Wind. Leonhart humpelte schlaftrunken und mit Hühneraugen behaftet nach Haus. Er wohnte in der Bendlerstraße.

Es wurde schon hell. Noch brannten einige verspätete Laternen. Ihr Licht sah röthlich aus, offenbar durch den umrahmenden Gegensatz des dünnen weißen Morgennebels, der über allen Bäumen hing.

Auf dem Teich der sogenannten Rousseauinsel schwammen einige Schilfpflanzen hin und her in der dunklen Tiefe. Der Dichter verselte unwillkürlich, er konnte nichts dafür.


Ihr liebt o, Wasserrosen,

Zu schmücken die dunkle Flut,

Ein Garten bleicher Blüthen

Ueber der Tiefe ruht.


Bis meine dunkle Seele

Wollustberauscht erbebt,

Ueber ihr duftend und leuchtend

Meiner Lieder Fülle schwebt.


Schneeiger Mondstrahl fluthet

In die schneeigen Kelche hinein –

Da zuckt vom Himmel hernieder

Gespenstiger Wetterschein.
[362]

Es wirbelt aus tückischer Tiefe

Unheimlich mit dunkler Gewalt –

Und alle Blumen versinken

Und alles ist todt und kalt.


Oben in seiner Kammer (er wohnte natürlich nahe dem Himmel) hatte sich ein Nachtfalter verfangen, der lärmend herumrumorte. Draußen rauschte plötzlich ein Regenguß hernieder und klopfte eintönig auf das Fensterbrett. Wie der eisige Griff des Todes schauerte es den Einsamen an, und ehe ihn der Bruder des Todes mit seinen weichen Armen umfing, quoll ihm die Frage von den bebenden Lippen:


Die Astern draußen verkümmern

Einsam im Regensturm.

Im morschen Holzgetäfel

Pocht der bohrende Wurm.


Eine Motte einsam flattert,

Wo die Kerze einsam loht.

Wer ist hier das Leben?

Wer ist hier der Tod?


In seinen unruhigen Schlummer drängte sich ein Bild der Vergangenheit, aber in seltsamer Gestaltung, die er sich wachend nicht zu erklären vermochte. Das linke Auge lag blutroth wie eine Wunde in dem zarten Haupt. Aber mit rührender engelgleicher Geduld schwebte die zarte Gestalt hin und her, und plauderte wehmüthig freundlich. Eine unsägliche Zärtlichkeit durchströmte sein[363] Herz, als er auf das süße liebliche Antlitz herniederschaute.


Immer noch litt er an der Krankheit, sich um das Urtheil der Andern zu kümmern, während er sie doch tief verachtete. Auch schwankte seine Menschenkenntniß krankhaft hin und her. Sprach er grade mit den Leuten, so ließ er sich dupiren; waren sie ihm ferngerückt und überdachte er ihr Wesen, so durchschaute er ihre Motive wie dünnes Glas. Andrerseits konnte er Menschen antipathisch im ersten Augenblick betrachten, um im nächsten bei seiner überzarten Gerechtigkeitsliebe, sobald dem persönlichen unangenehmen Eindruck entrückt, versöhnlich und milde zu denken. Ihm mangelte gänzlich jener letzte eingeborene Instinkt der Selbstsucht, der keine andre Rücksicht als das persönliche Interesse kennt und alles nur unter diesem Gesichtspunkt beurtheilt, fremd allen sonstigen Einflüssen. Auch seine Eitelkeit blieb immer noch zu reizbar und vergab keinem Dummkopf seine Albernheiten. Er dachte an sein Erstlingswerk, das er in frühster Jugend veröffentlichte. Darin gab es bei aller Unreife der Form schon Stellen, welche einen scharfsichtigen Kritiker mehr als überraschen, welche befremden mußten. Es klang darin, wie das unbeholfene Lallen eines großen Dichters. Wer aber unter den elenden Kritikastrirten hatte das erkannt! Ueber die schwerfällige Form, das Aeußerliche, konnte das Verständniß der Mehrzahl kaum hinwegkommen. Das war seine erste Erfahrung[364] gewesen und wie zahllose sollten noch folgen! Nun hat ja freilich alles seine Vorzüge und alles seine Fehler. Es liegt also in der Natur der Sache, daß wir an unseren Sachen nur die Vorzüge, die Feinde nur die Fehler sehn. Man warf ihm vor, daß er sich zersplittere. Allein, sein umfassender Geist hatte seine Wurzeln so weit verzweigt, daß ihm Vielseitigkeit eine Lebensbedingung wurde. Vielseitigkeit ist an sich noch kein Merkmal des Genies, aber Genie im höheren Sinne ist ohne Vielseitigkeit kaum denkbar.

Fortwährend verplemperte er sich und blieb selten ganz correct. Die »Correcten« sind übertünchte Gräber, deren lackirte Charakterlosigkeit alsbald sich offenbart, sobald man den Firniß ihrer »Grundsätze« abkratzt. »Wahrlich, wir sind zu jung noch!« Diesen Macbeth'schen Ausruf sollte sich Jeder täglich wiederholen, wenn ihn Gleichgültiges reizt. Aber zarte Sensitivität ist die Achillesferse jeder feineren Natur.

Schrieb er Briefe, so gab er sich regelmäßig Blößen, weil ihm die Fleisch und Blut gewordene Verlogenheit der Andern mangelte. »Der Mann, der so seltsame Briefe schreibt,« nannte ihn Einer seiner Judasse, nachdem er lange die Vertrauensseligkeit des jovialen übersprudelnden Wahrheitsdranges ausgenutzt, und drohte Leonhart zu denunciren, weil er einen hochgestellten Staatsmann privatim verdächtigt hätte. Leonhart fand zuletzt nur eine Rettung: daß er überhaupt alle Briefschreiberei mit Unbedeutenden unterließ. Ein hoher Gedanke in seinen Werken zeigte ja sein wahres Wesen besser, als[365] alle mündliche und schriftliche Konversation. Wer sein ganzes geistiges Vermögen in seine Schöpfungen gießt, kann zuletzt, todtmatt und mit aufgezehrten Nervensäften, für seine Correspondenz nichts mehr erübrigen. Werfen doch philiströse beschränkte Geister einem Ungewöhnlichen so leicht haltlose Unruhe vor, weil man bei ihnen unberechnende Aufrichtigkeit höchstens er zielen kann, wenn man ihre Eitelkeit verletzt!

Wie einen Schmoller sein schlechtes Gewissen zu dem Argwohn trieb, daß andere über ihn noch schlimmer dächten, als es der begründeten Wahrheit entsprach, – so litt Leonhart umgekehrt an dem Wahne, daß Andere viel freundlicher über ihn dächten, als sie thaten. Daher warf er sich selber oft vor, daß er zu hart urtheile, wenn er die selbstsüchtigen Motive der Anderen durchschaute. »Gemüth« ist meist nur ein Zeichen physischer Schwäche. Freilich, wie oft nutzt andrerseits der physisch Schwache das Mitleid der Gutmüthigen aus!

Schon hierin befand sich Leonhart in stetem Nachtheil, daß gerade er die Dinge nie persönlich, sondern objectiv auffaßte, da er allein wahre Liebe zur Muse besaß. Ist es nicht schon an sich ein gräßlicher Widerspruch, den persönlichen Freund zu tadeln und den persönlichen Feind zu loben?! Und dabei faselte man noch von seiner Subjectivität!

Doch galt er Vielen als ein harmloser Esel, vom weltlichen Standpunkt aus. Freilich, wer nie im weltlichen Sinne sich wie ein Verrückter gebärdete, wer nicht Stadien einer krankhaften Zerrüttung durchzumachen hatte, ein solcher[366] Dichter möge sich der hochlöblichen Regierung als Hülfsarbeiter melden. Litt nicht selbst der junge Goethe an hochgradiger Weltunfähigkeit, an der Unmöglichkeit, das Dichterthum mit dem realen Leben zu vereinen? Je weiter er sich von wahrer Dichterkraft entfernte, desto höher stieg sein weltliches Ansehn und seine olympische Weisheit, ein Wohlgefallen vor Gott und den Menschen. Erst der erlauchte Greis, auf den Höhen des Lebens angelangt, griff zu dem Streben seiner Jugend zurück und empfand mit abgeklärtem weihevollem Schmerz seinen »Faust«. Hätte seine robuste physische Constitution ihm aber nicht das Ausruhen einer so langen Lebensdauer zur Schöpfung seines größten Werkes gewährt, so würde er ewig als ein Abtrünniger vor uns stehen, der den Titanismus seiner Jugend nicht zu bewahren wußte. Wäre andrerseits Byron nicht so früh dahingegangen, so würde das unreife Urtheil, das nicht im »Don Juan« die Fortentwickelungskeime einer höchsten Shakespearischen Reife zu erkennen vermag, ihn nicht als fragmentarische Erscheinung betrachten. Nur Rafael und Mozart schieden in gleichem Alter als innerlich Vollendete, auch Burns lebte seine lyrische Naturanlage bei frühem Tod genügend aus, ebenso wie Schiller seine theatralische. Auch der Größte, Shakespeare, hatte wohl nichts Wesentliches mehr zu sagen, als er in der Mannheit Blüthe weggerafft wurde. Und nun daneben Marlowe und Kleist! Ach, vielleicht gehört es mit zum Genie, in hartem Selbsterhaltungstrieb sich zu behaupten. Wer sich physisch oben erhält, bleibt Sieger.

Immer wieder peinigte ihn das wirre Angstgefühl[367] vor eingebildeten Machinationen von Schurken. Es kam so weit, daß er sich wuthknirschend am Boden wälzte. Wie Lenau stocherte er fortwährend im schwarzen Schlamm des Lebens umher und suchte nach Cholera-Baccillen. Sein Moralisiren verzärtelte ihn so, daß die bloße Betrachtung der Lebensgemeinheit ihn gradezu krank machte. So wirkt ja auch das sogenannte Ehrgefühl nur krankhaft, falls es die Verleumdung fürchtet, der ja doch niemand entgehen kann. –

Durch die Reaction des berechtigten Stolzes tritt Erhabenheit ein. Statt sich in weltklugem Phlegma zu verhärten, schwang er sich über sich selbst und seine Misèren empor, indem der unbegrenzte, ungebändigte Stolz des starren Individualmenschen sich zusammenkrampfte. Aber auch diese krampfhafte Steigerung des Selbstgefühls in einsamer Selbstbetrachtung diente nur dazu, sein Nervensystem vollends zu untergraben. Er mußte sich buchstäblich in die Haare greifen und krümmte sich wie ein Wurm, weil ihn andauernd die Vorstellung verfolgte, er stürze sich aus dem Fenster eines vierten Stockwerks. Mit voller Klarheit durchlebte er den Schwindel und die Todesangst des Falls. Dann trat dafür der gräßliche Wahn ein, daß er sich vor einen Courirzug stürze. Seine hartnäckige Phantasie klammerte sich an diese Wahnvorstellung wie sonst an andere kleinliche Nörgeleien. Wie ein Krampf kam fortwährend über ihn die ekelvolle Furcht vor der Eisenbahn, diesem eisernen Ungeheuer, das über alles fortrast, über alle Blumen des Lebens. Mußte diese[368] selbstmörderische Psychose nicht eines Tages wirklich zum Verderben führen? Wer stets in den Abgrund starrt, und wäre er selbst schwindelfrei, stürzt endlich doch hinein. –

Seine Nervenkrankheit stieg auf den höchsten Grad. Da er alles that, um sein System zu vergiften, alle Abende schimpfend in den Cafés umherstöberte, ob man ihn immer noch todtschweige, und statt zu soupiren (sein Magen vertrug schon keine schwere Speise mehr) Kuchen aß und fünf schwarze Cafés hinter die Binde goß, – so zerrüttete seine ungeheure Produktivität ihn vollends.

»Morgen: Die Meeresbraut, Drama in 5 Akten von Xaver Graf Krastinik« stand an der Littfaßsäule. Leonhart kicherte häßlich in sich hinein. In der Nacht träumte er seltsam.

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Auf der Asphodeloswiese, die besprenkelt und umwuchert von der mystisch blauen Blume, schritt er in dem Traum dahin. Ahnungsdunkle Lorbeerhaine, klassisch zugeschnittene Berge, und in geisterhafter Weiße Marmortempel ringsumher. Fernverhallend rauschten Chöre durch die wunderhellen Lüfte und als Wolke hing im Aether gar der Fries des Parthenon.

Weiter ging's im Thal der Todten, wo wie steingewordene Psalme Münster hier gen Himmel stiegen und von Bannern schier ein Wald. Und auf einem Teiche zogen Schwäne einen Kahn von Silber. Drin zwei[369] Männer, in den Händen Jeder einen Goldpokal. Den Pokal des heiligen Grales hat Herr Wolfram hier gefunden. Und er schlürft den Quell der Mystik, blutrothen Erlöserwein. Lächelnd spiegelt sich der Andre in dem rosigen Wein der Liebe, tausend bunte Blasen sprudelnd, in Isolde's Zaubertrank.

Walter auch der Fiedeläre, unters Kinn den Arm gebogen, saß, von Vögelein umzwitschert, auf der moosigen Bank von Stein. Und vor einer schattenhaften Schreckgestalt posaunentönig blies ein Sturmhauch her erzklirrend hier das Nibelungenlied.

Mausoloeen, Leichensteine moderten, wo durch Cypressen er fürbaß die Schritte lenkte, höllendunkle Kirchhofschlucht. Einsam saß im Seherkleide dort ein Mann an schwarzem Kreuze. Michel Angelo's Sibyllen schauen kaum so grimmig drein.

Doch nun glitzerte die Landschaft, goldig schier wie eine Mine neugefundnen Eldorados. Sah dort drei an einem Tisch. Tranken all aus einer Kanne Malvasier und trugen modisch zugeschlitzte spanische Wämser. Einer der hieß Calderon. Und Cervantes hieß der Andre mit der abgehauenen Schwerthand. Und des Menschenherzens Meister saß, der Brite, auch dabei.

Von den leidenschaftlich wilden Düften unerhörter Triebkraft noch betäubt, empfing ihn jetzo Brodem künstlicher Parfüms. Rokoko und Voltaires Witze. Lessing trägt den Zopf im Nacken, würdevoll wie eine Toga schlottrige Magistertracht. »Nein, ich gehe keinen Schritt[370] mehr weiter in das Unnatur-land!« Und aus Schrecken vor der Neuzeit war er jählings auch erwacht.


Die Atmosphäre war schwül, tiefblaue Tinten bestrichen die bleifarbene Wand des Horizonts, es wetterleuchtete. Leonhart schritt ruhelos fürbaß durch den Grunewald, daß die Fichtennadeln, die den Weg bestreuten, unter seiner hastigen Sohle knirschten.

Chaotisch wirbelten ihm Gefühle und Gedanken. An diesem Abend sollte das Drama im »Deutschen Theater« in Scene gehn, sein Drama, dem Graf Krastinik den Namen geliehn, damit auf diese Weise ein Werk des connexionslosen strebernsunkundigen Dichters an die Öffentlichkeit gelange. Ob es gefallen würde? Und wenn, wie würden nachher das Preßgesindel und die Theatermenschen sich erbosen, sobald der schreckliche Hereinfall aufgedeckt! Man hat sich einen Spaß erlaubt, eine Mystification! Sie konnten gar von grobem Betrug reden, garstige Chicanen er finden, ja den wahren und angeblichen Autor in corpore in Preß-Verschiß erklären und unmöglich machen!

Leonhart's Finger krampften sich auf und zu. Er fühlte, daß er zum Mörder werden könne, zum Mörder an diesen Elenden, die Gott in seinem Zorn erschuf, um das Höchste und Heiligste, die Poesie, mit ihrer stinkenden persönlichen Geschäftsmacherei zu besudeln. Eine Verschwörung von Schurken und Dummköpfen, nicht werth,[371] auch nur den Staub von den Stiefeln eines Dichters zu lecken.

Nicht Einer unter all diesen Litteraten-Strolchen, der nicht ausschließlich von seinem winzigen erbärmlichen Ich speiste, der nicht an miekriger Selbstsucht, an einer wahren Selbstbefleckung des selbstverliebten Größenwahns litt. Alle verzehrt von hirnzerfressendem Neid gegen gefürchtete Superiorität, kriechend nicht vor dem Talent, sondern vor dem Erfolg, nicht vor dem Verdienst eines Alvers, sondern vor dessen Studententriumphen und seinem »von«. Alle gleich, ob nun germanische Jüngstdeutsche mit augenverdrehender Pseudo-Stürmerei oder jüdische Jüngstdeutsche mit thatkräftiger Realitätsausnutzung, ob nun notorische Streber oder verschämte Akademiker mit angeblich reinen Idealzielen. Alle nur die Wurst nach der Speckseite werfend, alle nur bemüht ihr liebes Ich zur Geltung zu bringen, alle tief von der Wichtigkeit ihres mittelmäßigen Nichts durchdrungen, und von Uebelwollen gegen alles Uebrige beseelt.

Ja, er durfte sich's sagen: Er war der letzte Idealist, der Letzte, der immer nur die Sache sah und nie die Person. Selbst seine Feinde mußten es zugeben. Ihm schien nur eins wichtig: das Verdienst, in welcher Gestalt auch immer. Daß er um so schonungsloser den Größenwahn der Windmacher geißelte, lag in der Natur seiner rücksichtslos herben Wahrheitsliebe. –

Der Verfolgungswahn packte ihn wieder mit doppelter Gewalt und malte die verbündete Schlechtigkeit noch düsterer, als sie in Wahrheit sein mochte. Auch entschwand[372] ihm theilweise die objective Betrachtung, die er in lichten Momenten wie kein Anderer besaß, betreffs der traurigen Nothwendigkeit dieser allgemeinen Selbstsüchtelei, da doch Jeder herbe um sein Fortkommen zu ringen hat. Von Natur sind Wenige schlecht, wenn auch kindische Eitelkeit und nörgelnder Neid nur besonders vornehmen Naturen nicht angeboren scheinen. Allein das Leben häuft soviel Koth an, durch den man hindurchwaten muß, daß die edleren Gefühle allgemach verkümmern.

Gewiß blieben ja Leonhart's wüste Wahnvorstellungen nicht vom Thatsächlichen fern. Die Schlangen berathen sich, um den Löwen von hinten in die Ferse zu stechen. »Wir möchten so gern und an Lebensklugheit – Falschheit, wie es die Dummköpfe nennen – sind wir ihm ja allesammt überlegen. Aber ach, wenn er sich mal umdreht und mit der Tatze haut, da wächst kein Gras!« So ist es die Feigheit der gemeinen Naturen, die allein den hochherzigen Starken vor ihrer Bosheit schützt.

Es ist ein großes ethisches Gesetz, daß der schmutzige Kampf ums Dasein uns empört, sobald wir ihn losgelöst von uns selber betrachten, und daß die Perfidie der Andern die Stimme unseres eigenen Gewissens, die wahre Selbsterkenntniß, fördert.

Wo man auch auf Erden seinen Pilgerstab hinsetzen mag, überall trifft man das menschliche Antlitz und seine Lügen. Lange hatte Leonhart als Correspondent eines großen Rheinischen Blattes in Paris und London gelebt. Mit düsterer Befriedigung dachte er unwillkürlich, wie wenig und oberflächlich man ihn doch kenne, wie viele[373] Leute außerhalb Deutschands mehr von ihm wußten, als irgend einer der »guten Freunde«, die ihn umklatschten. Mit welcher ironischen Schadenfreude erfüllte ihn das prahlende Gethue mancher »Kollegen«, als ob sie mit ihm hundert Scheffel Salz gegessen hätten, während wiederum in ihm näheren Kreisen der Gesellschaft die völligste Unkenntniß seiner litterarischen Verhältnisse herrschte! Vier ganz verschiedene »höhere Töchter« hielten sich allen Ernstes für die unglückliche Liebe seines Lebens und bewahrten daher noch nach ihrer Verheirathung ihm jenes theilnahmvolle Mitleid, das aus geschmeichelter Eitelkeit entstammt.

So blieb er eben in Allem ein Räthsel und zersplittert in unendlicher Vielseitigkeit, die zu seinem Verderben ausschlug – allerdings in anderem Sinne, als einige Klugschwätzer, die es mit den Feinden Leonharts ebensowenig wie mit ihm verderben wollten, in ihrer unendlichen Schläue und Barmherzigkeit über ihn orakelt hatten.

Die Subjectivität des Uebermenschen trieb ihn, gerade weil seine Natur in ihren Urquellen selbstlos und wohlwollend, zu Paroxysmen der Misanthropie.

Du Spreu des Ewigen, die kaum als Dünger der Weltidee noch brauchbar! Flüchtiger Koth, vom Sturm des Schicksals in das Nichts gewirbelt! Du Bestie, die bübische Begierden mit kriechend feiger Heuchelei bemäntelt! Du neid- und haßgeschwollenen Drachenbrut, Du Rattenkönig, Schlangennest der Sünde! Mensch! Lebend schon die Würmer Dich zernagen, sich von der Fäulniß Deines Leibes nährend, in dem die Seele lange schon[374] verfault! Du Blitz, der dort wie eine Zornesader aus dieser Wolkenstirne Runzel aufzuckt, o schlängle Dich als Ariadnefaden hinab zu mir ins Labyrinth der Schmerzen!

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Wie der Trieb zur Sünde im Menschenblut, so liegt im grübelnden Menschenhirn geheimnißvoll ein schrecklicher Drang, zu erproben die Selbstvernichtung. Auf die Höhe des Berggrats stelle ein Kind! Schau, wie's gleich näher und näher kriecht dem drohenden Rand und Kiesel zuerst aufliest vom steinigen Boden. Die schleudert es dann in die Höhlung hinab, um am Schall zu ermessen des Abgrunds Grund, horcht ahnungsvoll, wie spät und dumpf es dröhnt aus der endlosen Tiefe. Der Mutter Vorsicht gängelndes Band zerreißt es, schleicht zum Rande sich vor, umklammert noch den Fels der Vernunft. Der scheint ein sicherer Halt ihm.

Doch wie es starrt in das graue Nichts, da schwindeln ihm schaudernd Herz und Hirn, da gleitet die Hand, da wankt das Knie, gelähmt von gräßlichem Grausen. Im Instinkt der Verzweiflung stürzt es hinab. So umgarnt an der Zweifel gähnendem Schlund den Nichtseinsinnenden grübelnden Geist entschlossene Verneinung des Willens. Bis willig halb, halb magisch gedrängt, halb sinkend, halb gestoßen, er rollt durch Wahnsinn-Nebel in Todesnacht: Todesfurcht versteckt sich im Selbstmord.

Dieselbe Nacht, die den irdischen Zeus, den Alexander, dem Licht geschenkt, sah frech verbrennen den Herostrat[375] der Ephesischen Artemis Tempel. Denn in der Moira dunklem Schooß, und in des Kronos waltender Hand und in des Kroniden Waage des Rechts da liegen vereint die Loose. Das weiße Loos und das schwarze Loos, das Sein und Nichtsein, Leben und Tod, und der Trieb zum Leben, die Schaffenslust, sich paart dem Lebensekel. Die Selbstvergötterung, welche gebiert der Dämon in der Erkorenen Brust, ist nahe der Selbstverachtung gesellt in der Verlorenen Seele. Dieselbe Hore, welche gebiert den schaffensmächtigen zeugenden Geist, den Welterbauer, als Zwilling nährt den zerstörungsfrohen Vernichter. Augustus, Trajan, Vespasian, aufs Neue erbauten nach Götterbeschluß, was niedergerissen nach Götterbeschluß im Reich die Juliersprossen. Welch winzige Spanne Zeit doch trennt vom Nero den Titus! Ja, noch mehr: in Titus' Seele selber lag der Drachen neben dem Lamme. Ein kurzer Augenblick entschied sein wahres Wesen und schied nun ab seiner Jugend Neronisches Element von der »Wonne des Menschengeschlechtes«. So liegt das Verderben dem Heil gepaart und das Leben dem Tode im Menschengeist, und Jeder erfüllt am Ende nur seine vorgebahnte Bestimmung.

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Je mehr Leonhart diesem Gedankengange folgte, desto deutlicher empfand er, bei Titus angelangt, den Begriff des Cäsarenwahnsinns, diesen Gottähnlichkeitsdünkel des Größenwahns. Wie vom Medium einer Vision inspirirt und selbst Medium geworden, fühlte er das Wesen Heliogabals[376] in das seine hinüberrinnen. Ihm war, als spräche aus ihm selber die Seele des Götterwonnetrunkenen, zum Flammentode bereit.

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Mir bahnte den Pfad der erhabene Narr, wahnwitziger Wüstheit Meister mir, Caligula mit dem thierischen Blick der übermenschlichen Frevel. Auch der großdenkende Cäsar-Apoll, die Künstlerbestie, die zum Klang des eigenen Lyraklimperns schwamm auf goldner Barke im Tiber, lotternd auf purpurnem Thalamus, weißstirnige Buhlinnen rosenbekränzt schamlos zur Seite – also zu bewundern das brennende Rom, von lebenden Fackeln entzündet: Nazarenergewürm, ans Licht gezerrt aus Katakomben, gepfählt, erwürgt, aus Kreuz genagelt, verpicht mit Stroh, und mit Naphta sodann übergossen. Dies Schauspiel weckte ihm schauerlich-schön dithyrambische Stimmung. Anschaulich entrollt, studirte er so der Sinnenwelt schrecklichste Wonnen und Schrecken. Der Erkenntniß Aganippe er schlürfte in rinnenden Zähren, triefendem Blut. Im prächtigen Mordbrand suchte er den prometheischen Funken.

Feinschmecker der Psyche, Lucull des Gefühls, wie sinnig verknüpfest Du so in eins die Elemente von Gier und Grau'n! Verschmelzung doppelten Schauders! Der Ueppigkeit süß entnervende Schauer mit markdurchrieselnder Ahnung der Furcht! Dir folgend, du Aristipp-Dionys, hab' ich herrlichen Tod mir ersonnen.

Nur Schnee befreit ein erstarrtes Glied, nur Gluth[377] erstickt der Genußsucht Gluth. Drum stürz' ich vom Lager verzehrender Lust ins Brautbett des Todes, die Flammen.

Ichtys, der Fisch, ist der Christen Symbol, das meine der Salamander, der froh im Erdpech, vulkanischer Lavaschicht der Ur-Erregungen, wühlet.

Man schlendert ins Feuer den Skorpion, dann bohrt er den Stachel ins eigne Hirn: So springt mein Ekel ins Bad des Tods, nicht lökend wider den Stachel.

Als Kind in frischer Ursprünglichkeit, wo die Welt eine Fabel, ein Hirtenidyll, da fühlen wir den homerischen Trieb nachbildender Weltumfassung. Doch drängt die grausame Wirklichkeit sich unablässig in's Innere ein durch jeden Spalt der Sinne, so gährt im Hirn ein schauerlich Chaos.

Mit Selbstverhöhnung beginnen wir, mit Selbstverachtung fahren wir fort und enden, die Ohnmacht des Einzelgeist's, das All zu empfinden, erkennend.

Drum früh dies ahnend floh ich aus Furcht zum rohen Genuß und erkannte sofort in der Sinnlichkeit die einzige Bahn zu gelassener Lebensertragung. O weh mir! wär' ich doch lieber bestimmt zum Kriegstribun, zum Legionar mit ehernen Nerven und blödem Verstand und derbem Behagen am Dasein! Doch wem das Fieber des Denkens einmal die Seele schwächte, fällt immer zurück in neuen Anfall und ihn curirt nur die letzte Krise vom Kränkeln. Was hilft's, mit erlogener Sinnlichkeit an der Außenform kleben und tasten nach Schein-Schönheit mit erzwungener Begier, ein Pseudo-Epikuräer? Die[378] Schönheit des Scheins – o könnt' ich sie nur mit Sein vertauschen, so häßlich es sei, mit des Stoikers Willensübung und fest an Tugend glaubendem Pflichtstolz!

Doch was ist Pflicht, was Liebe, was Haß, was Tugend, was Laster vor'm letzten Begriff, vor'm Verständniß der letzten Erkenntniß? Ein Hauch! der Naturtrieb des Augenblicks gilt nur.

Der Stern der Kybele glänzt blutroth auf Tmolus' Schneehaupt. Im Alpenthal Corybantengetümmel und Cymbalschlag, und es klagt der entmannte Adonis. Die Ammen Jupiters lärmen wild, den Säugling zu schirmen vor'm grimmen Saturn. So schlug ich gar oft im Bacchanal die Lyra der Gottessehnsucht. Die Lasterstimme Astartes so in Priesterhymnen betäubte ich oft, zu retten vor allverschlingender Zeit mein Werk, das im Plan kaum geboren. Des Orients Mystik, den Syrercult, verpflanzen wollt' ich zum Occident, die nüchterne Seele des Römervolks mit dem Rausch der Begeistrung tränken. Die Eisenadern sollten aufs neu frisch schwellen von schäumender Leidenschaft. Die weichliche Sclavin sollte den Herrn durch geistige Herrschaft zähmen.

Mein glühender Ost, Du Mutter der Welt, deren Wiege am Paropamisos stand – ich wollte Dich rächen, Dein treuster Sohn, wider Roma heimlich verschworen, ein gekrönter Catilina! – Zu früh! Erst später wird nah'n der Tag des Gerichts und neue Cimbern des Nordens vielleicht bauen ein neues Carthago.

Der Urzeit sibyllinisches Buch, Hieroglyph und[379] Talisman, Weisheitschatz – ich verbrenne mit allem, wie Sardanapal mit Harem und Kronenjuwelen.

Oft neidete ich des Attis Loos. Doch forderte meiner Göttin Dienst, der Allerzeugerin, Zeugungskraft und Unzucht als Opfergebräuche. Denn Keuschheit ist nur ein Raub am Selbst, und was ist Sünde, die's nicht an sich? Wie der Ptolemäer die Schwester beschläft, so ehlichte ich die Vestalin. Und vermählte die Pallas, herschleppend ihr Bild aus verborgener Zelle beim Mithra-Fest dem Sonnengotte, in dem ich erkannt den beredtesten Zeugen der Schöpfungskraft. Denn Natur ist Gott, statt Göttern ich schuf einen Universal-Naturdienst.

Abram, der Ebräer Erzpatriarch, der Planeten-An betung Thorheit sah, als vom Kasius einst, meinem Heimathberg, er den Sternenhimmel beschaute. Ich aber kam dort zu verschiedenem Schluß. Mir hat da droben sich offenbart der wahre Baal, wie Eliä einst der einige Jehova. »Ich bin, der ich bin, und ich werd', der ich werd'.« Der »Herr des Berges«, der El Gabal, der zuerst auf den Gipfeln erscheinend von dort aus Köcher und Füllhorn schüttelt Strahlenpfeile, Gluthrosen, beseeligend und befruchtend damit überschüttet die Welt! Drum verehrt auch auf Alpen der Perser das Licht. Du Reiner, Du Einer, Du Meiner!

Ich baute Dir Heliopolis, Baal-Bek, Sonnensäulen auch, Chamanim. Trotz bot ich dem Orkus, den Töchtern der Nacht, den Unterweltsgewalten, und dem Mars, der den »Herrn« Adonai erschlug, dem latinischen Mars,[380] der rohen Gewalt, dem Dämon der Zwietracht, der nimmer schließt den Janustempel des Friedens.

Die Sonne erreichte den höchsten Stand im himmlischen Tempel, dem Sternbild des Leun. Typhon, der Meersturm, schweigt und es quillt der Nil des Lebens aufs neue. Doch als Sühnopfer des Fortschritts fiel der neue Osiris. Schau, Isis Natur, Kybele, wie Liebling Adonis stürzt sich selbst in die Hauer des Ebers!

Begierde – Genuß, Grenzpfeiler des Seins, umreiß' ich sie, aufwühlend den Grund, den vulkanischen Boden, in dem wir umsonst nach den letzten Zwecken schürfen. Ans Thor des Schicksals poche ich frech mit der Keulenfrage: »Warum? Wozu?« Ich will den engenden Wirkungskreis durch verwegene Willkühr sprengen.

Vampyr der Langeweile, entfleuch durch des Grabes Pforte zur Urnacht hin, – Herodias Welt, ich fliehe vor Dir in die Wüste der ewigen Freiheit. Eines Heilands Vorläufer erscheine ich mir, wie dem falschen Messias Johannes einst – des Pantheismus Weltreligion siegt einst über die Götzen .....

Allerhaltende Liebe, bald hell bald trüb in der Kette der Wesen vom Stern zum Wurm strahlend, wie jedes nach seinem Grad ein Spiegel des ewigen Feuers – dir vermähl' ich mich nun! Die Asche dem Wind und der Odem dem Urquell, dem er entfloß! So web' ich unsterblich weiter im All, Unendlichkeit wird das Ende.

Verzehrt sind die Wolken der Sterblichkeit, die Sphärenräume zerklaffen – hinauf zum Tabernakel der Urkraft schwebt meiner Seele befreite Flamme! Wo die[381] ewigen Mächte thronen im Licht, im Allerheiligsten wandelt er sich zur Leuchtkraft selbst und leitet dahin an der Eisenkette der Dinge den Funken des Werdens, der nimmer ward, doch endlos wird und von Kraft zu Kraft stets wechselnd hinrollt, wie in Feuersnoth von Hand zu Hand fliegt der Eimer. Kein Ende, kein Stillstand! Alles fließt und wechselt in Licht und Leben und Lust! Unendliche Wonne! Auch Schmerz ist Genuß dem Atom, das als Alltheil sich fühlet. Wohlan denn, zum letzten Sprunge hinein! Weh, weh! Ich verderbe, verlodre. Haha! Jo, Jo! Triumph! O Wollust der Marter, es ist vollbracht!

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Mit wirrem Lächeln und hämmernden Schläfen fuhr der Dichter aus seiner Weltentrücktheit auf und stierte umher.

In hastigem Sturmschritt war er übers freie Feld nach der Wetzlarer Bahnlinie jenseits des Halensees abgeirrt, mit der fieberischen Schnelligkeit seines gestaltenden Gefühls völlig im visionären Bann des cäsarischen Selbstmörders.

In der Ferne raste ein Courirzug heran. Der einsame Wanderer blieb stehn, wie erstarrt, wie vom Blitz getroffen. Seine Augen quollen gräßlich aus ihren Höhlen, sein Mund öffnete sich unwillkürlich, als habe ihn der Starrkrampf der Maulsperre ergriffen, ein Orkan von Gedanken stöberte in Schneeflocken um ihn her – –

Tod, der mit unhörbarem Katzenschritt herschleichend[382] uns hinweg reißt, zwischen Zeit und Ewigkeit bist Du der Rand, unentrinnbar unüberbrückbar. Ewigkeit! Symbolisches Wort für Unaussprechlich- Undenkbares – ein unverständlich leeres Getös für den Gedankenlosen. Doch der Denker Ideen-Stufen durchläuft, bis er steht vor der letzten Fragen Schlund und von unüberwindlichem Schauder gepackt zur Tagesarbeit zurückschnellt. O Riesenkerker, der in sich schließt die Käfige der Welten, – du schreckliches Nie-Gewordenes!

Formlose Urform, die bald sich löst in chaotische Formenlosigkeit, bald ihre fließenden Kräfte ballt zu verdichteten Weltall-Formen! Die unzählbar gewordene Welten verschlingt in Sündfluth uferlos grenzenlos, und unzählbar-werdende Welten sodann aus chaotischem Mischmasch bildet!

Oder ist auch das niegewordene Eins keine richtige Ziffer, vielmehr eine Null: Ist das Nichts die Wahrheit? Und ist das All nur des Einzelnen Wahnvorstellung? Aufzuckend wie Irrlichtschemen, die doch nur wesenlose Ausdünstungen sind vom fauligen Moor? – Enceladus, zerreiße endlich die Ketten!

Meteorisch sausen verwirrend schnell, Leuchtkugeln ähnlich, Weltkörper umher, die der Allgeist, indischem Gaukler gleich, auf und nieder rollen läßt. Und das Diesseits ist nur ein Schatten. Ob dieser Schatten nur vom unfaßlichen Nichts ein Ausfluß? Ob, wie es die Regel ja lehrt, Schlagschatten beweisen, daß Licht in der Näh' oder etwas Persönliches, Festes? Ob alles irdisch-vergängliche[383] Sein nur der Idee Erscheinungssymbol? Nur nicht länger mithuschen im Tanz der Puppen-Schatten, die auf des Lebens Grenzmauer sich jagen! – –

Nein, nicht desertiren vor dem Todesgedanken, vor dem Todesgefühl, vor der letzten Wahrheit! Im Anfang war die That und am Ende sei die That, die lebensvernichtende! – Nicht desertiren, nicht feige sein! – Nervöse Raserei durchzitterte all seine Poren – der Courierzug, das Ungeheuer – wende dich ab, Du kannst sonst nicht widerstehn – hahaha, bin Ich der Messias, so laß doch sehn, ob Gott ein Wunder thut – –

Ein Sprung auf die Schienen, er glitt aus – –

Gott thut heut keine Wunder mehr.

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Jetzt stehst Du allein vor der Ewigkeit, allein mit Deinem Genie.

Sprich ohne Furcht mit Gott, denn er allein kann Dich verstehn. Er legt ein anderes Maß all Dich, als die gemeine Heerde des Tages.

Die schwache Hand der Sterblichen wird nicht rühren an Deinen wahren Werth. Ihr Preis und ihr Tadel kümmern Dich nicht mehr. Dein Geist enttauchte einem Orkan, dem Blitze gleich – Deine Wiege und Deine Gruft wird ewiger Nebel decken.

Aufrecht standest Du in Deiner Rüstung in königlicher Einsamkeit, kein schwa ches menschliches Gefühl[384] schlug unter Deinem Panzer. Du stiegest auf zur Größe ohne eitle Freude, Du fielest ohne Murren. Auf der Sinne hohle Reize blicktest Du kalt herab, ohne Lächeln und ohne Seufzer, und Dein Adlerflug maß die Welt mit einem einzigen Königsblick.

Stirb denn inmitten Deines Ruhmes und löse Dein düstres Sein in die Atome – rein und rauh, wie Du geboren wurdest, ohne Laster und ohne Tugend. Deine Tugend war Dein Genie.

Quelle:
Karl Bleibtreu: Größenwahn. Band 3, Leipzig 1888, S. 341-385.
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Weiße, Christian Felix

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