Das II. Capitul.

Von Zugesellung / Gemeynschafft vnd Beiwohnung der Geyster zu den Menschen.

[7] Es mag keine Gesellschafft noch Vereinigung bestehn noch erhalten werden / dann nur vnder vnn zwischē gleichē Sachen / oder die eine gleichnuß od' zusamen artung vnnd guten willen gegen einander tragen vnd haben.174 Gleich wie die Immen sich zusamen thun vnnd gesellen / von wegen der gleichnuß / die zwischen jhnen ist / vnd des nutzes / den sie auß jhrer geselliger zusamen haltung können erholen vnd schöpffen: Deßgleichen auch die Aumeysen / vnd andere zusamen wonende vnd geselligeThier.

Hingegen zwischen den Wölffen vnn Schafen /zwischen denen Gott eine Antipathiam, oder natürliche gegenartung vnn widerwillen / vnd eine vnversůnliche / auff Leib vnn Leben schedliche Feindschafft Gott eingenaturt hat: als zwischen gantz auß der massen verruchten Gottlosen / vnnd heiligen Gottsförchtigen Leuten / da kan gleich so wenig eine beständige Gesellschafft vnd verein sich erhalten / als zwischen den Reinen Engeln vnd den vnsaubern Geystern.175

Gleichwol hat es noch mitteler art Menschen / die weder gar böß / noch gar gut seind / vnd schicken sich in vnn zu beiderley geschlecht Leuten / also daß man sagen möcht / das die verständige Seel des Menschen / das mittel oder die mittel art sey zwischen Engeln vnd den Teuffeln.176

Dann man erfährt / daß der gewaltige Gott der natur / alle ding durch mittelsachen / die sich zu vnd gegen den Extremitatibus, oder eussersten widerwertigkeiten anschickten / reimten vnn mäßigten / hat fein zusamen verpflicht vnnd inn einander verknůpfft: Auch die Harmony oder zusamenartung vnd in einander fůgliche stimmung der Oberen verständigen Erkantnuß klugen / oder Intelligibilia, vnd demnach der Himlischen / vnnd letztlich der Elementarischen Welt / durch vnauflößliche mittelfügung vnnd gemässigte verpflichtung vnnd verflechtung / artlich vnd ordenlich zusamen geschicket.177

Vnd zu gleicher weiß / wie die Harmonia oder Rechtfůglichkeit vnnd zusamen gerichtete vberein stimmung zerfallen vnnd vnkräfftig werden můßte /wann die widerwertige stimmen nit durch mittelstimmen zusamen gerichtet / gleichsam inn ein ander geknüpfft vnd gezogen würden: Also hat es auch ein gestalt mit der Welt vnd seinen theilen.

Als im Himmel / seind die widerwertige zeichen mit eim zeichen / daß mit beiden vberein kommet vnnd zutriffet / zusammen verbunden. zwischen dem Stein vnnd der Erden / sicht man den Mergel / Thon vnd Lett / als mittelstuck. Inn mittel der Erden vnnd den Metallen / die Marcasiten oder Fewrstein vnd Kupfferertz vnn andere Mineralien oder Bergwerckertz.178 Zwischen den Steinen vnnd Kräuteren /seind die geschlecht der Corallen mittelmässig: Dann sie seind zu Stein gewordene Kräuter / die Wurtzeln /stengel vnd frůcht fürbringen. Zwischen den Kräuteren vnd dē Thieren / seind die Zoophyta, oder Plantanimalia, oder lebhafft Kräuter vnnd Safftlebend Thier / die ein empfindnuß vnd bewegnuß haben / vnd ziehē ein leben an sich durch die Stein vnnd Felser geheffte Wurtzeln / als die Mörosteren / Muschelfisch / Napfmuschelen / Möreichelen / Mörpensel / Mörsternen /Mörjgel / vnn andere Schnägfisch oder Schneyckfisch / auch sonst allerhand Schwammen.179 In zwyischen der Irrdischen Thier / vnd denen inn den Wasseren /seind die Amphybia, oder Beidlebige Thier / als die Biber / Otter / Schnecken / so jnner vnd ausserhalb dem Wasser können leben. In mittel der Wasserlebenden vnn den Vögeln / seind die fliegende Fisch. Zwischen[8] den andern Thieren vnnd den Menschen / sind die Affen vnd Meerkatzen.

Vnnd zwischen allen vernünfftigen Thieren / vnd den verständlichen Naturen oder Erkantnuß kräfften (welches die Engel vnn Teuffel seind) hat Gott den Menschen in mitten gesetzt / dessen ein theil sterblich ist / als der Leib / vnn ein theil vnsterblich als der Seelhafft verstand.180

Aber die Heiligen Männer / so das sterblich vnnd Irrdisch theil vernichtigen / damit sie jhr verstandkräfftig Seel mit den Engeln zugleichen vnd verbinden / suchen ein anders band / nemlich der obgedachten Erkantnußwesen vnnd verstandgenossen Welt mit der vndern Welt. Welchs sich am ersten damals begeben hat / da Adam in den stand der vnschuld geschaffen worden / vnd darbei noch den freien willen181 gut oder böß zusein hatte.

Daher kompts / daß die Hebreer sagen / Gott hat zum letzten den Menschen geschaffen / vnd die Engel darzu beruffen / inmassen Philo Iudæus darvon schreibet: Beides darmit anzuzeigē / daß der Mensch von der verständlichen oder Erkantnußkräfftigen Natur sein theil habe / vnd auch daß die vnterste Welt mit der Oberstē vereiniget seie. (Hie aber kan ich der Vertent gewissens halben den Leser zuwarnen nicht vnterlassen / daß er dieser meinung / als daß der HErr die Engel zur erschaffung des Menschen beruffen hab / nicht schlechtlich beifall thue / seinteinmal sie sehr Judentzet / vnnd auß dem so Gott dort sagt / Laßt vns Menschen machen / vbel geschöpfft wird / damit sie /die Juden allein die Treifaltigkeit / welche auß gedachtem Spruch die Christen bewären / mögen widersprechen.)

Sonst anlangend die anderē lebhafften wesen oder Thier / da wirdt allein gesagt / daß er den Wassern befohlen / Vögel vnd Fisch zugeben: Vnnd der Erden / die anderen Thier zubringen: Aber gar keins nicht den Menschen: Welcher ein band vnd verknüpffung der vnsichtbaren Verstandgemässen zu der Sichtbaren Sinnbegreifflichen Welt sein mußte.182 Welche verpflichtung zwischen den Engelen vnnd den Heiligen Leuten stäts aneinander gewäret / durch das Gebett /vnd durch andere mittel / durch welche alle zeit das Menschlich geschlecht erhalten worden.

Deßhalben dort im Psalmen gesagt wird / Gott hab den Menschen etwas geringer dann die Engel gemacht.183 Allda das Wort Meelohim nit Gott bedeut / wie es etliche vertolmetschet haben: Auch haben es die zwei vnn sibentzig Tolmetschē der Bibel für Engel außgelegt: vnnd der Chaldeisch Außleger hats für Maleache gegeben: Welchs auß dem Hebraischen wort Maleach genommen ist / so einen Engel heisset /mit also das Aequiuocum oder das zugleich vilerley bedeutendt Wort Elohim auffgehebet wird.

Vnd derwegen solt der viel berůmbt Frantzösich Poet Clement Marot / da er das gedacht Ort inn dem achten Psalmen auff folgende weiß gereimet hat.


Tu l'as faicttel que plus il ne lui reste,

Fors estre Dieu


Das ist.184


Du hast jhn geschaffen also fein /

Daß jhm nichts fehlt / dann Gott zu sein.

Es darfür also gegeben haben /

Du hast jhn geschaffen also hoch

Daß er geht kleins den Engeln noch.


Darumm nennen die Hebreer185 die Engel / der Menschen Zuchtmeister vnn Pædagogos, gleich wie die Menschen der Thier oder des Viechs Hirten sein. Daher / als es Plato186 von den Hebreern gelehrnet gehabt / hat er geschrieben / man gebe die Geissen nit den Geissen / noch dz Vieh dē Vieh zu hütē noch zu Hirten / sondern den Menschen / vnd die Menschen den Engeln zu / bewahren. Nos inquit, sicut Oues, mira Diuinorum Pastorū custodia semper egemus. Wir bedörffen stäts / spricht er noch weiter / gleich wie die Schaaff der verwarung vnn Hirtung der Gůttlichen Himlischen Hirten.

So dann nun die Engel gut seind / vnnd die Teuffel böß / so haben auch die Menschen einen freien willen gut oder böß zusein.187 Innmassen Gott inn seinem Gesetz sagt. Ich hab dir / spricht er / fůrgestellt das gut vnnd das böß / das Leben vnnd den todt / so wehle dann nun das gut / so wirstu leben / etc. Vnd noch viel heller wird an einem andern ende gesagt. Als Gott den[9] Menschen schuff / ließ er jne bei seinem freien Willen / vnd sagt zu jhm / wann du wilt / so bewarest du mein Gebott / vnnd sie werden dich bewaren.188 Ich hab dir Fewr vnnd Wasser fürgelegt / du hast die macht / dein Hand in das ein oder das ander zustrecken. Du hast das gut vnnd das böß / das Leben vnd den Tod vor dir stehn / dir kan werden / welchs dir gefallt.

Vnd darmit erscheine / daß nach dem fall Adams /der Mensch den freien willen nit verlohren habe / so ist folgender Spruch inn dem Gesatz Gottes eingemenget / vnd daselbst zu dem Cam geredt worden / er habe macht gutes oder böses zuthun.189 Darüber Moises Maymon schreibt / die Hebreer kommen alle hierinn vberein / daß der Mensch einen freien Willen habe / vnnd daß solchs inn keinen zweiffel gezogen werde: darüber er Gott lob vnnd danck saget. Diß sind ja verständliche wort / die sich bey dem gedachten Maymon finden. (hie ist der Leser abermal zuerinnern / daß er die vom Authore angezogen Sprüch / zu behauptung des freien willens wol bewäre. Dann der Heiligen Schrifft gemäß zureden / wie kan der gefallen Mensch sich von sich selber auffrichtē / was soll der guts wehlen / dessen dichten / trachten vnnd gelüsten böß ist / wie kan fleisch das Geistlich erkennen /wie kan die Vernunfft vrtheilen / die man soll gefangen nemmen / vnnd die da wandlen inn eitelkeit jhres Sinns? wie kan diser erkennen / was gerecht ist / der da mangelt der vrsprůnglichen angeschaffenen Gerechtigkeit / vnnd keins wegs weißt die Gerechtigkeit die für GOTT gilt: wie kan der Tod / oder der entfrembdt ist vom Leben vrtheilen vom Leben / die Finsternuß / oder deren Sinn vom Gott diser Welt verblendt sind / vom Liecht? wann nicht der Morgenstern inn den Hertzen ist auffgangen? wie wirdt das jrrig Schaaf sich selber suchen / finden vnn binden? wie kan der Sůnden Leibeiger knecht / ein Freiherr sein /er werde dann frey gemacht. Sie sagen wol / sie erkennen Gott / aber mit den Wercken verleugnen sie jhn: Derwegen ist der alt vnnd new Mensch zu vnderscheiden / der Saulus von Paulo / der vngewäschen vnbekehrt Mor / von dem / vom Apostel Philippo getaufften Moren. Kurtzumb der Mensch muß durch dē Glauben auß gnaden mit dem Heiligē Geist erschaffen sein / vnd zum bild Gottes verkläret vnd wider / geboren / vnnd also klug werden: dann wie kan er antworten / wann man jhm nit ruffet? S. Paulus sagt zū Philippern / Gott ists / der inn euch wirckt beide das wöllen (wehlen) vnd das thun / nach seim wolgefallen: der nimpt vnser gemüt vnnd willen vnder den gehorsam des Glaubens gefangen: vnd welcher Ackerman wirdt einernden / der nit zuvor gesäyet hat? Ja auch die eusserlichen werck geschehen nit ohn Gottes hülff / wie S. Jacobus saget am 4. cap. Die jhr nun sagt /Heut oder Morgen wöllen wir gehn inn dise oder jene Statt / die jhr doch nicht wußt / was morgē sein wird /dafür jhr sagen soltet / So der Herr will / vnd so wir leben / wöllen wir diß oder das thun.

Vnd auff solche weiß / bleibt der Theologen obgesetzte Decision vnnd Entschluß warhafft / daß alle Geister gut oder böß / vnnd dißfalls von einander vnderscheiden seien. Welches die Theologen durch dise wort angedeutet sein für geben / als da dort steht / Gott habe die Wasser von den Wassern gescheiden: vnnd daß derhalben die Menschen das mittel zwischen beiden seien vnd machen. Dann etliche seind den Engeln / etliche den Teuffeln zugethan vnnd verwandt / etliche aber bekůmmern sich weder vmb einen noch den andern.190

Diese Verwandtschafft / Freundtschafft oder Geselschafft aber / sie seie nun den reinen oder vnreinen Geistern / so hebt sie entweders an durch still schweigende / oder durch deutliche außgedruckte Conuention oder vergleichung. Dann wir gedencken vns hie dieser wort zu behelffen / deren S. Augustin / auch Thomas von Aquin / vnd die andere Theologen sich gebraucht.

Es hat zwar Menschen / die sich nimmērmehr zur betrachtung der Himlischen Erkantnußreichen sachen oder Intellectualium pflegen zubegeben / noch jhren Geist nimmer höher dann jhre käl zuerheben / sondern hin zu leben wie schwein vnn anders vnuernůnfftig Viech: von denen die Schrifft sagt.191 Sie seind kein Menschen mehr / sondern gleichen sich dem Viech /[10] mit welchem Leib vnnd Seel mit einander dahin fähret.

Vmb diese betreffend / scheint es / als ob sie mit keinerley Geistern gemeinschafft haben / weder mit guten noch bösen / von wegen des grossen vnterscheids / so zwischen diesen Säwen ist vnnd den Geistern / so von Natur vnleibhaffte Geistliche wesen seind.

Aber diese / die alle jhre Sinn vnnd gedancken auff alle boßheit vnd Bůberey verwenden vnn verkehren /die verkern zu gleich auch jr Seel (wie Iamblicus darvon redt) inn eine Teuffelische art / erstlich / durch heimliche Paction vnnd vergleichung / so stillschweigender weiß zugehet / inn massen hernach darvon folgen wirt: Wnd demnach durch außgetruckte eigentliche vberein komnuß / Conuention vnd vertrag.192

Im gegenspil dann / wann der Mensch auff gutes sich legt vnd begibt / vnnd seine Seel erhebt zu Gott /zu gutem vnnd zur Thugend / so kan sich begeben /daß nach dem durch die Gnad Gottes seine Seel ist gereinigt worden / vnnd sich beides inn den Erkantnuß geheimen Thugenden / oder Virtutibus Intellectualibus, vnd in den gutsitlichen Thugenden / oder Virtutibus Moralibus, geübet hat / daß er eine solche gemeinschafft mit dem Engel Gottes bekommet / daß er nicht allein von demselbigen bewart vnnd verhüt wirt / sondern auch seine gegēwertigkeit spüret vnn gleichsam fůhlet: auch die stuck / so er jhm befilher oder verbietet / rechsinnig erkennet.193 Aber diß widerfährt sehr wenigen / vnnd allein auß einer besondern hohen gnad vnnd güte Gottes.

Der hochberümpt Medicus vnn Philosophus Auerroës nennet diß Adeptionem Intellectus, Erlangung der höchsten Erkantnuß: Vnd sagt / daß hierinn die gröste Wolfahrt vnd Glůckseligkeit / so inn diser Welt ist / bestehe.

Welches der frömbst Philosophus Socrates, am aller ersten vnter den Griechen / so sich der Weißheit beflissen / hat wargenommen: wie wir solches bey seim Discipulo Platone, im Buch von der Weißheit /genant Theages lesen.194 Adest, inquit, mihi Diuina quadam sorte Dæmonium quoddā, à prima pueritia me sequutū. Das ist. Von meiner Jugend auff / spricht er / habe ich stäts auß Göttlicher Gnadē / weiß nicht wz für ein Geist / der mir nachhenget vnd folget /empfunden vnd wargenommen. Darnach sagt er weiter darauff / daß er mehrmals eine stimm höre / durch welche er verstehn könne / daß er des jenigen / so er vorhabens / müssig stehn solle.

Sonst ist diß bey den Hebreern oder Juden viel breuchlich gewesen / innmassen inn heiliger Geschrifft zusehen / welche tausent solcher Exempel voll ist / wie Gott den Heiligen leutē durch seine Engel beigestanden / durch Engel verständlich mit jnen geredt / vnd anderen durch zeichen seinen willen zu verstehn geben (Aber dises beweret noch nit die vorgedachte Adeptionem spiritum, daß man die Geister durch sonder geschicklichkeit solt zuwegē bringen: Sondern den Propheten vnn Patriarchen seind allein die Engel als gesantē / wie auch der Nam Angelorum mit sich bringt / erschienen / jhnen etwas zuoffenbaren / auch wirt der Namen Engel offt für Menschliche gesandten vnd Botten / als Priester oder Propheten außgelegt / als im Buch der Richter am 2 Capitel vnd da Johannes der Teuffer ein Engel genandt wirt / vnd in der Offenbarung Johannis durch vnn durch / zu dem schreibt die H. Schrifft die gaab der Propheceiung nimmer den Engelische Geistern zu / sonder allein dem H. Geist.)195

Vnd vnter denen / die gemeinschafft mit den guten Geistern haben / hat es vilerley Gradus, Auffsteigungen vnnd zunemmungen.196 Dann etlichen hat Gott so einen fürtrefflichen Engelgegeben / daß jhre Propheceiungen vnn vorsagungen stäts war vnn gewiß gewesen: Wie man dann von Mose, Helia, Samuel, vnd Heliseo saget.

Andere haben sich nicht stäts also gewiß vnn vnfehlbar befunden / entweders auß vrsach / daß ein Geist etwas vnkräfftiger vnd vnvolkommener als der ander ist / oder daß die matery / darvon sie gehandelt /nicht so eigentlich vnd gewiß geschaffen geweßt.197 Gleich wie die Sonn sich nicht also hell vnn klar inn der Erden als im Wasser erzeiget / vnd nicht so hell im trüben als klarem / noch[11] im erwegten vnnd vngestümen / als stillen Wasserscheinet. Auch mögen die Anfechtungen einer betrůbten Seelen / oder ein Seel /mit Betrůbnussen verunrhůwiget / nit so wol die Intellectualisch oder Erkātnuß kräfftige klarheit / oder die vberklare durchleuchtige Himmlische Erkantnuß begreiffen vnnd auffnemmen / als eine vnbekümmerte /vnangefochtene vnnd vnbetrůbte.

Wir haben kurtz hie vor gedacht / daß ein sondere gab Gottes sey / wann er seinen guten Geist dem sendt den er lieb hat / also daß er stäts von jhm verstanden / gehört / auffgenommen / vnnd inn allen seinen händelen geleitet wirt.198 Dann es kan sich wol schicken / daß ein Mensch Thugenthafftig vnnd Gottsförchtig sey / auch jhne ohn vnderlaß anrufft vnnd Gott jhm doch seinen Geist nicht widerfahren lasse: Aber im gleichwol so viel Weißheit vnnd verstand gibt / als er von nöten hat.

Oder wann er jhm schon seinen guten Engel / jhm zubewaren / zugibt / wie die Theologen darvon halten / vnd die Heilig Göttlich Schrifft von dem jenigen redt / der inn dem Schutz des höchsten ist / von dem er seinen Engelen befehl gethan / jhne auff allen seinen wegen vnnd stegen zubehůten vnnd zufůhren.199 Wirt doch nicht gleich derselbig die gegenwertigkeit des Engels Gottes spůren vnd mercken.

In massen an dem Exempel des Patriarchē Abrahams Dieners oder Schaffners Eliezer zusehen / zu welchem / wiewol Abraham sagt / als er jhne außsandt seinem Sohn inn frembden Landen vmb ein Haußfraw zuwerben / daß Gott seinen Engel zu seinem geschäfft vor jhm her senden werde / vnn es auch also warhafft geschehē ist / jedoch hat Eliezer desselbigen nichts gemerckt: Eben so wenig als die Kinder oder Sinnverruckte Leut mercken / daß Gott sie mehrmals durch seine Engel behůtet / da sonst / wa derselbig Engelisch schutz nichtthete / sie inn tausent vnd aber tausent Noht vnnd gefahr gerhieten / deren sie nimmermehr entkommen möchten.200

Aber welchem Gott die besondere gnad erzeiget /daß er jhn gleichsam Sinnlicher vnd empfindlicher weiß laßt die gegenwertigkeit seines Engels erkennen vnd mit jm also gemeinschafft pflegen / daß er jhn verstehet / der mag sich viel seliger dann die andern halten vnd schätzen.201 Vnd noch seliger ist er /wann er die gaab der Prophecey darbey hat / welches die höchste Ehr ist / dahin ein Mensch inn diesem leben mag erhöcht werden. Auch sicht man / daß derselbigen allezeit sehr wenig gewesen.

Da Gott sein Volck durch die Wůsten führet / hat es allein zwey vnd sibentzig Männer / denen solche gnad widerfůhre: wiewol des Volcks sechshundert tausend war / ohn die so vnder zwentzig Jaren waren.202 Vnnd Jeremias war allein der jenig zu seiner zeit / welchen Gott befahl / dem Barachia der von Gott die gaab der Prophecey begerte / anzuzeigen /daß er eine zu viel grosse sach begerte.203 Was bedarff es vil bewärens? Die gantz H. Schrifft ist solcher gemeinschafften der Engel mit den Ausserwelten Gottes voll.

Ich weiß wol / daß die Epicurer / Atheisten vnd Rochloß Leut / dieses für eine fabel halten: aber ich bin nicht gesinnt sie klug zu machen. Gleichwol weiß ich auch diß / daß allerley geschlecht der Philosophen vorgedachts von beiwonung der guten Geister für vnzweiffelhafft halten.

Dann Plutarchus im buch / daß er vō dem Dæmonio oder geselligem Geist des Socratis geschriben /helt die vereinigung oder Gesellung der Geister zu den Menschen fůr gantz gewiß vnd schreibt / daß angeregter Socrates, welcher der frömbst in Griechenland geacht worden / offt zu seinen Freunden gepflegt hab zusagen / daß er stäts die gegenwart eines Geistes spůre der jhn ohn auffhören vom bösen vnn gefahr abhielte.204 Die erzehlug des Plutarchi an demselbigen ort ist etwas weitläuffig / es mag jeder daran war glauben was er will.

Aber diß kan ich für ein Warheit sagen / daß ich von einer gewissen Namhafften Person / so noch in leben verstandt / daß er einen Geist gehabt / der weder tag noch nacht jhne verlassen / vnd jhn erst hab angefangen zuerkennen / da er vngefehrlich sieben vnnd dreissig Jar alt worden: wiewol dieselb Person darfůr hielt / daß jhm dieser Geist sein lebtag gefärtig sey gewesen: vnd[12] dasselb neme er auß dē vorgangenen Träumen vnd Gesichten ab / darinn er stäts vor lasteren vnn vngemach gewarnet ward.205 Vnn gleichwol hab er jhn damals nie sinnlich gefühlet oder vernommen / inmassen er jn nach seinem 37. Järigem Alter hat gespůret.

Vnnd dasselbig sey jhm / wie er sagt / auff folgende weiß begegnet. Er hab ein gantz Jar zu vor vnauffhörlich Gott auß einbrünstigē hertzen Morgens vnd Abends angeruffen vund gebetten / jhme seinen guten Engel zusenden / der jn in seinen sachen leite vnd führe: Vnnd vor vnd nach dem Gebett jedesmal Etwas zeit zur hetrachtung der werck Gottes angewendt /also daß er bißweilen zwo oder drey stunden vber jhm selbst allein gegessen / Vnnd mit sinnē vnd trachtē /mit durchsuchung feines verstands / vnnd mit lesung der Bibel sich beernstiget vnd bemůhet / damit er doch finde vnnd wüßte / welche vnder allen den heut streitigen Religionen die rechtest vnd warhafftigst were: Vnnd sprach darzu vielmals diese folgende Verß auß dem hundert / drey vnd viertzigsten Psalmen.206


Lehre mich thun / daß dir thu gefallen /

Dann du bist mein Gott stäts ob allen /

Dein guter Geist mich führ vnd leite

Auff vnschuldigem Weg allzeite /

Dein gütiger Geist führ mich fortan

Auff der vnschuld gantz ebener ban.207


Strafft darneben die jhenigen / welche Gott bitten /daß er sie bey jhrer einmal eingesogenen vnd gefaßten meinung erhalten wölle.

Als er nun solches betten an einander triebe / vnnd die Heilig Geschrifft lase / da fand er zu seinem vorhabē in des Philonis Iudæi Buch von den Opfferen /wie das gröst vnd angenemst Opffer / so ein frommer auffrechter Mensch Gott thun könte / were allein / so er / nach dem er zuvor von Gott gereiniget / sich selber jhm auffopfferte / vnnd Gott dem Herren ein opfferung auß sich selber machte.208

Disem Rhat folget er / vnn opffert Gott seine Seele / vnnd erließ sich gantz jhm fůr eigen. Nach demselbigen / wie er darvon redet / hat er angefangen Träum vnd Gesicht zu haben / die voller guter Lehr vnnd vnderweisungen waren / vnd jhne jetzunder dieses Lasters / dann eins andern halben strafften / bißweilen vor gefahr warneten / zu zeiten inn einer beschwerlichkeit jhme ein guten rhat erzeigten / oder etwan sonst zu Ehrlichen sachen anmaneten / vnnd dasselb nicht allein inn Göttlichen sachen / sondern auch inn Menschlichen.

Vnnd vnder anderem bedaucht jhn einsmals / wie er schlaffend Gottes stimm hörte / die zu jhm sagte: Ich will deine Seel erlösen vnd Selig machen / Ich bin es / der dir vor der zeit erschienen ist.

Darnach hab der Geist jeden Morgen vmm drey oder vier vren an der Thüren pflegen zuklopffen / vnn bißweilen sey er auff gestanden / die Thür auffgethan / aber niemandt gesehen.209 Solches hab der Geist zu gedachter zeit an einander getrieben: Vnd wann er nicht auffgestanden / hab es widerumm angeklopffet /vnd jn so lang geweckt / biß er auffgewacht / vnd sich auffgemacht.

Alsdann hab er begunden sich zuförchten / vermeinend wie er sagt / es were ein böser Geist. Vnd diser vrsachen halb / hab er vnauffhörlich gebett / also daß er es auch nicht einen tag vnderlassen / vnnd sehnlich von Gott begert / daß er jhm seinen guten Engel zusenden wölle.210 Hab auch offt vnd viel die Psalmen gesungen / welche er beinah alle außwendig gekönt.

Darauff hab sich der Geist / als er gewacht / zuerkennen geben: Vnd des ersten tags / da er den Geist gefühlt vnnd vernommen / sehr hüpschlich vnnd lieblich viel streich an ein Gläserin geschirr gethan / welches jhn sehr erschreckt gehabt.

Zwen tag hernach / hab er seiner Freund einen / des Königs Secretarium / so noch inn leben / zu eim Mittagmal zu Gast gehabt: derselbig als er hört / daß der Geist auff einer Scabell gleich neben jhm auch also klopffet / fieng er an darüber sich rotprecht zuentfärben / vnnd forchtsam zuwerden.211 Aber er der Gasthalt er hab gleich zu jhm gesagt / Förcht euch nicht günstiger Freund / dann es hat nichts zu bedeuten. Vnnd gleichwol auß dem Argwon jhne gäntzlich zu bringen / hab er jhme den handel / wie er in d' warheit geschaffen erzehlet.

Hat darneben für gewiß gesagt / daß jhne der Geist von der zeit an stäts gefůhret[13] vnd geleitet / vnd jme empfindtlich warzeichen zur losung geben hab: als nemlich / daß er jhm bißweilen daß recht Or / wann er etwas vnrechts gethan / vnn bald das linck Or / wann er recht daran gewesen / angegriffen habe.212

Wann dann einer zu jm kommen / der jhn betriegen vnn hindergehen wöllē / hab er bald die losung am griff des rechten Ohrs gemercket: Wars aber ein frommer Man / der jhm zu nutz vnnd wolfart käme / so fühlt er das zeichen am lincken Ohr. Vnnd wann et etwas / so jhm schädlich / trincken oder essen wolt /merckt er gleichsfals dasselbige warzeichen. Auch so er etwan im zweiffel stůnde / etwas fůrzunemmen oder zuhandlen / warnet jhn gleicher weiß das Ohrntasten. Wann er etwas arges gedacht / vnnd sich doch zweiffelhafft hinderdacht / empfieng er ebener gestalt gleich die vorgemelte Ohrenlosung / jhne darvon abwendig zumachen.

Zuzeiten wann er anfieng Gott mit einem Psalmen zuloben / oder von seinen Wunverthaten red zuhaltē /befand er sich gleichsam mit Geistlicher krafft eingenommen / die jme recht einē Mut darzu schafft.

Vnd darmit er die Träum / so etwas bedeiten / lehreten oder warneten / von den andern fantastischen betrůglichen einbildungen / welche sich begeben /wann man vbel auff / oder im Sinn betrůbet ist /möchte vnderscheiden / ward er stäts vmb zwo oder drei Vhren Morgens von dem Geist auff geweckt /daß er vber ein kleins wider einschlafft.213 Da hett er alsdann vnfälbare warhaffte Träum / anzeigend / was jhm inn den zweiffeligen Sachen / so jhm fürfielen /zuthun / zu glauben oder zulassen ware / oder was sie für ein End gewinnen würden. Also daß er sagt / es sei jhm von der zeit an / kaum daß geringste begegnet / dessen er nicht vor verwarnet worden / oder kaum ein zweiffel von gläublichen oder vngläublichen sachen eingefallen / dessen er durch gedacht mittel nicht guten bericht vnn entscheid empfangen.

Gleichwol sei nicht on / er hab keinen tag hingehn lassen / da er nicht Gott angeruffen / daß er jhne seinen willen / Gesatz vnd Warheit lehren solte.214 Auch bracht er ausserhalb dem Sontag (von wegen wie er sagt / der mancherley ärgerlichkeit vnnd grober vngebůr die am selben tag häuffig vorgehn) ein besondern tag in der Wochē zu mit lesung der Bibel /mit nachsinnung vnnd betrachtung des jenigen so er gelesen / vnd mit preisung Gottes durch einen Lobpsalmen / Auch gieng er an dem selbigen jm selbst freiwillig angesetzten Feirtag nimmer nit auß dem Hauß / sondern gebrauchet seiner daheim zu vorgehörten Heiligen übungen.

Jedoch erzeigt er sich nicht desto weniger zu allen seinen Händlen zimlicher massen lustig / mutig vnd frölich / vnd zohe darüber auß der Schrifft den Spruch an / Vidi facies sanctorum lætas.215 Der Heiligen Antlitz sahe ich freudig gestaltet.

Aber wann sich bei der Gesellschafft zutruge / daß er etwas böser wort außstiesse / oder etliche tag das betten anstehen liesse / so ward er dessen zeitlich bald im schlaff erinnert vnnd verwarnet.216 Wann er ein böses oder ärgerlich Buch lase / schmiß der Geist gleich auff das Buch / zur warnung / es fahren zulassen. That er dann etwz abbrüchlichs seiner Gesundheit / ward er gleich darvon abgewichen / vnnd seiner kranckheit sehr sorgfeltiglich bewaret vnd verhütet.

Kurtz die Geschicht zubeschliessen / dieser fromb Man / hat mir so viel von seinem Verwarergeist angezeigt / daß es zuviel wer / alles an disem ort zuerzehlen.217 Aber vor allem / ist er stets frü auffzustehn ermant worden / vnd dasselb gemeinglich zu vier Vren: Vnnd sagt / daß er einmal im Schlaff eine Stimm gehört / welche gesagt.


Wer ist der / so am ersten wacht /

Vnd zum Gebett sich frisch auffmacht?


Auch meldt er / wie er mehrmals ermant worden Allmusen zugeben / vnd als / dann / je mehr er dasselbige gereicht / je mehr hab er seiner sachen wolfart vnd heilsamen verstand gespüret.

Vnd als auff ein zeit seine Feinde beschlossen /jhne vmb das leben zubringen / vnnd wußten / daß er durch ein Wasser ziehen mußte / da het er ein Gesicht im traum / als wie jm sein Vatter zwey Pferd zufůhrete / eins Rot / dz ander weiß: Darauff gab[14] ihm diß vrsach / daß er des folgenden Tags zwey Pferd entlehnen hiesse: da bracht jhm sein Man / den er darnach geschickt / zwey Pferd / das ein Rot / das ander weiß /wiewol er jm nichts darvon angezeigt gehabt / welcher Haar er sie begerte.

Ich fragt jhn / warumb er mit dem Geist nit offentlich pflegte zureden / da gab er mir zur Antwort / daß er auff ein zeit jne gebetten / mit jhme zureden / aber alsbald habe der Geist sehr hart / gleichsam als mit eim Hammer / an seine Thůr geschlagen / jhme darmit zuverstehn gebend / daß er dieses ansuchens kein gefallen trůge: Vnnd deßhalben habe er jhn offt vom schreiben vnn lesen / wann er dem selbigen zustreng oblage / abgehalten / jhne dardurch zuvermögen / seinen Geist vnnd Sinn zur Rhu zubegeben / vnd mit jhm selber allein nachsinnens vnnd Meditierens zupflegen.218 Hab auch offtmals wachend eine gar reine subtile vnn jnarticulierte oder onvnterschiedliche stimm gehöret.219

Ich fragt jhn auch / ob er den Geist je inn einer gewissen gestalt gesehen habe: da sagt er mir / daß er wachend nie nichts gesehen / ohn alleine etwas liechts oder glantzes / inn gestalt einer Runden gar hellen klaren Kugel oder Scheiben.220 Aber eins tags / als inn äusserster gefahr seins lebens gestanden / vnnd Gott von Hertzen gebetten / jhne zubewaren / da sagt er / habe er gegen dem anbrechenden Tag / noch halb schläfferig vber seim Bett / darinn er lag / ein junges vber die massen wūdersam schönes Kind / so mit eim weissen vnd auff Purpurfarb sich ziehenden Röcklein bekleidet gewesen / gesehen: Vnnd solchs behielt er thewr vnd hoch / angeregter gestalt erscheinen sein.

Auff eine andere zeit / als er widerumb in äusserste gefahr kommen / vnd sich zu Bett schlaffen legen wöllen / hat jhn der Geist ohn vnderlaß daran gehindert / vnnd nicht nachgelassen / biß er jhne widerumb auffgebracht: Vnnd alsdann beharrt er vngeschlaffen die gantze Nacht im Gebett zu Gott. Des folgenden tags / errettet jhn Gott auff eine wunderbare vngläubliche weiß auß etlicher Mörder blutgirigen händen. Vnnd als er der gefahr entkommen geweßt / sagt er /hab er im schlaff eine stimm gehört / die gesagt.


Nun sagt man recht zu diser frist /

Wer in dem Schutz des Höchsten ist

Vnd sich Gott thut ergeben /

Der spricht / du HERR mein zuflucht bist /

Mein Gott / Hoffnung vnd Leben:

Ja wer im Schirm des Höchsten lebt

Vnd vnter seinem Schatten schwebt /

Der spricht inn aller angst vnd Not

Mein Hülff vnd Burg / die ist mein Gott.221


Vnnd nun gefürte erzehlung abzukürtzen / ist kürtzlich diß zuwissen / daß er inn allen seinen beschwerlichkeiten / allen Reysen vnn vorhaben / Gott vmb Rhat / hülff vnn beistand bittlich vnn sehnlich angesucht habe. Vnd als er auff ein zeit Gottbate /jme mit seinem Göttlichen gütigen Segen beizuwohnen / het er zu Nacht im Schlaff ein Gesicht / wie er sagt / als sehe er seinen Vatter / der jhne gesegnet vnd benedeiet.

Ich hab von obgedachter Person diß so mir zu wissen kommen / hie deßhalben erzehlen wöllen / damit scheinbar zumachen / daß die gemeinschafft vnnd zugesellung der Bösen Geister den Leuten nicht so frembd vnnd seltzam soll fürkommen / wann die Engel vnd guten Geister solches obgehörten verstands mit dem Menschen pflegen.

Belangen aber / daß er sagt / der gut Engel habe jm das Ohr zu gewissen malē gerührt / diß find man auch im Job vnn Jesaia angezeigt / da er sagt / Dominus vellicauit mihi aurem diluculo, Der Herr hat mir das Ohr inn aller frůe angeregt / etc.222 Vnd Job sagts noch heller / da er meldt / Gott taste die Ohren der Menschen / daß er den verständigen die Geheimnussen offenbare vnd entdecke. Dardurch also Gott sich allgemach gleichsam empfindlich zu erkennen gibt.

Vnnd betreffend / daß er sagt / er hab den Geist gleichsam mit eim Hammer hören schlagen / lesen wir / daß diß der Propheten erstes Gemerck gewesen.223 Dann im Buch der Richter wirdt von Manoha des Samsons Vatter gemeldt / daß der Engel des Herren vor jhm anfieng zuklopffen: Innmassen der Rabi Dauid sagt. Allda das Hebraisch wort Lapaæmo schlagen /[15] klingen oder thönen heißt / vom wort Paæmon welchs ein schellelein / Glöcklein / Trummen oder Päucken bedeutet.

Aber zusagen / daß jeder seinen guten Engel habe /das will sich etwas beschwerlich schicken. Dann obwol diese meinung sehr alt ist / inmassen dise Griechische Verß außweisen.


Απαντι Δαίμων Ανδρὶ τῷ γειομείῳ,

Απαντας ἐσσί μυσσάγώγος του Βἰοὐ


Jeder Mensch / der geboren wirdt /

Hat ein Geist / der sein Leben führt / etc.


Jedoch scheint das widerspiel war sein: Dann man sicht außtrucklich / daß auff den Saul / nach dem er von dem Propheten Samuel zu einem König gesalbet vnd gesegnet worden / vnnd vnder wegen den Reyen der Propheten / welche auff Seytenspielen spielten /angetroffen / der Geist Gottes kommen seie / vnnd /wie die Heilig Schrifft sagt / er gantz sei geändert wordē.224 Daher sagt Samuel zu jm / daß er als dann alles thun soll / was jhm in Sinn kommet.

Vnnd als stehet / daß Gott habe von des Mosis Geist genommen / vnd jn auff die zwo vnnd sibentzig Personen / so er auß sechs tausenten jhm erwehlt /außgetheilt / vnnd daß sie warsagten / wann der Geist Gottes auff jhnen ruhete: darauß kan man wol abnemmen / daß der Geist Gottes zuvor noch nicht mit jhnen war.225 Man nimpt auch darauß ab / daß der Geist Gottes seie wie ein Liecht oder glantz / der sich ohn Ringerung auß vnd mittheilet / vnnd daß er allein bei wenigen Personen / vnd darzu nicht allzeit bei den selbigen sei.226

Gleich wie inn ebenmässigem fall in angeregter H. Schrifft gemeldet wirdt / daß der Geist deß Herren den König Saul verlassen / vnd jhn bißweilen der böß Geist geplagt habe: vnd so bald er seine zu vnderscheidenen dreyen malen zu Samuel vnd Dauid / vnnd anderen Propheten / so bei jhnen waren / abgefertigte Gesandten / zu jhnen näherten / so bald sei der Geist Gottes vber sie kommen / vnd haben gepropheceiet. Ja selbst Saul / als er kam sie zufangen vnd zutöden /ward gleichsfals alsbald von dem H. Geist eingenommen / vnn fieng an Gott zuloben vnd war zusagen. So bald er aber der Prophetē Reyen verlassen / verließ jn auch der Geist des Herrn: Vnd war nicht dest weniger eine kurtze zeit zuvor von dem bösen Geist eingenommen gewesen / vnd von Sinnen kommen / vnnd hatte auch gepropheceiet: Wie dann die Schrifft227 gar eigentlich hiervon redet: Vnnd also wird diß wort / Propheceien / in gutem vnn bösem verstand genommen.228 Wie dann wissentlich / daß der vnrein Geist die wunder Gottes nachthun / vnnd also zureden /Contrafaiten kan / vnd zuverstehen geben / daß er auch zukůnfftige ding wisse.

Gleichwol wie gedacht / kan sich wol begeben /daß ein Person durch ein Engel Gottes geleitet vnnd dewart werd / da man seinen doch nicht gewar ward /noch mit disem Geist / der einen verhüt / weder verstād kündlich noch empfindlich gemeinschafft hat.229 Inn erwegung / weil die fůrtrefflichkeiten der Engel sehr vnderscheiden seind. Inmassen ich von dem Geist Mosis / Samuels vnn helie darobē gedacht hab: welche die Geister vnd Engel viler anderen Prophetē /die der Geistlichen Intelligentz oder Erkantnuß nicht gnugsam fähig waren / weit vbertraffen. Sihe da / diß sei also genug von der gemiinschafft vnd zugesellūg der guten Geister mit den Menschē geredt. Berürend dann ferrner die zuwonung der Menschen zu den Teuffeln / wöllen wir im gantzen nachfolgendem Tractat nach der lenge darvon handlen.

Aber vor allem muß mā von dem vnterscheid der gutē vnn bösen Geister ein grůndliches wissens haben: dasselb wöllen wir nun gleich kurtzlich durch fůhren.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 7-16.
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