Das I. Capitul.

[66] Das Wort der Magy ist Persischer sprach / vnd wird verstanden für eine Erkandtnuß Göttlicher vnnd Natürlicher sachen. Vnd Magus ist nichts anderst / dann ein Weißheißt geflissener Philosophus oder Naturkündiger.

Aber zu gleicher weiß / wie die Philosophei (welche eigentlich ein Ergebung auf Weißheit heisset) durch die Sophistē oder Weißheitrhümling ward verkert / vnnd gleich wie die ware Weißheit so an jhr selber ein Gab Gottes ist / durch Gottloses wesen vnd Abgötterey der Heiden verstelt war.1 Also ist auch die Magy endlich inn Teuffelische Zauberey verwandt worden.

Der erste Teuffelsdiener aber / so solches Gottloses geschäfft in Persien offentlich sich hat außthun dörffen / ist der Bactrianisch König Zoroastres gewesen: gleichwol dasselb vnterm schein der frömkeit / wie dann der Sathan zuthun gewonet ist.2 Dann was redlicher ehrlicher geburt vnd ankonfft ist / das schewet sich dannoch mit Schalckheit vnd Bůberey vmbzugehn vnnd noch vil mehr derselbigen sich außzuthun.

Plinius redt im xxx. Buch / im ersten Cap. also daruon. Die Magica, so die aller schalckhafftigst vnd arglistigst aller Künst ist / hat nicht desto weniger zu jeden zeiten / durch die gantz Welt ein ansehen gehabt: Vnd deß soll sich niemand verwunderen / Dann sie hat allem drey fürnemer Künst: so inn sonderheit Menschlichen Gemůts mächtig seind / zusamen inn eine an sich gezogē vnd verkuppelt / also daß nun vnzweiffelich kundbar / daß sie fůrs erst auß der Artzeney gleichsam sey geboren: Zu dieser hat sie mit schmeichelhafftem verheissen vnnd grossem zusagen die krafft der Religion / welche das Menschlich geschlecht sonderlich bald verblendet / zum schein auch verfüget: Vnnd endlich vnter die beide die Mathematische Kunst vermischet.3

Daher hat auch Iamblicus, Proculus, Plotinus, Porphyrius vnd der Keyser Julianus / so von Christlichem Glauben widerumb zu dem Heidnischen gefallen / die Magy fůr eine solche Kunst dargeben vnd beschriben / daß sie eine Anruffung sey der guten Dæmonien oder Geister:

Aber die Goëtiam oder Gräber besuchung / daß sie eine Anruffung sey der Bösen Geister: welche sie verworffen: Dann solcher gebrauchten sich die / so zu den Gräbern sich verfügten / die Todten außzugraben vnd da jhre Geister anzuruffen.4

Vnnd der Blind Zauberer / der zu Pariß im Jar M.D.LXXIIII. gehenckt worden / vnnd mehr dann Anderthalb hundert seiner Burst angegebē gehabt /der sagt selbst einmahl zu einem vom Adel / der mir dann solchs erzehlet / er wolt jhm allein die weiß Magy / vnnd gar nicht die Schwartz Magy weisen.

Gleich wie auch der Scribent Leo Affricus / so von der Nationen Sitten geschriben / vnter anderem gedenckt / daß die Zauberer inn Affrica / Weisse Teuffel vnn Geister anbetteten (Da bleibt das Sprüchwort noch war / Affrica bring allezeit etwas besonders vnd wunders.)5

Auch sicht man / daß die Bůcher des grossen erfahrenen Doctors in diser Teuffelischen Kunst (welchē ich vnterlaß zunennen / auß vrsach daß ich seine Gottlosigkeit gern ewig wolte vergraben sehen) zu anfang nicht anderst inn halten vnnd fůrwenden / dann die Physic / die Philosophy / die verborgene krafft der Wasser / der Kräuter / der Thier / der Metall / vnnd[66] folgends der zahl vnd des Gestirns. Aber im vierdten Buch / welches der verheissen Schlüssel ist / den seine Zauberjünger außgehn lassēn / da laßt der Teuffel die Klawen vnter dem heiligen Mumkleid erst recht her fůr gucken / da mischet er das zuuor versüßt vberzuckert Futer mit Teuffelischem gifft / als mit den Apostitzlerischen geradbrechten Wörtern / Buchstaben / Characteren / Zifferen vnd Namen der Teuffel vnn der Geister / sampt aller jhrer Anruffung vnnd zulockung.

In gleicher verfůhrung stecken auch Auicenna vnd Algazel / inn dem sie halten / das alles / was durch die Zauberer geschehe das wirck vnn wercke sich durch Natürliche vrsachen: welches ein rechtes Trugluder ist / die mutigen Ingenia vnd Lehrbegirige Gemüter an Angel zubringen / vnnd sie zu allerhand Zauberey zuverreitzen.6 Wie dann dise vermeinte Natürliche Meister zu gleichem arglistigem end vnn fall auch den Namen Spiritus Familiaris, Das ist / der Freundtlichen Geheimen zuthätigē Geister erfunden haben: Vnd inn Affrica der Schneweissen Geister: Vnn in Griechenland die Sybillen: Vnn in vnserm Teutschland die Wißtruten vnnd Schneeweissen Sybillen / vnd die Mörfinnen / in Franckreich Fees vnd von etlichen Latinisch Fatiferæ geheissen /7

(Welches etliche für der Heidnischē Römer Forst hütende Faunos halten: Daher auch / wie man meint /das wort Finnen soll entstanden sein: Dieweil sie sich beides inn Franckreich zu Lusignan / welchs inn Försten gelegen / vnd auch in Teutschland inn der Ortnaw auff Stauffenberg / so gleichfalls mit grossen Wälden vmbgebē / haben beinah auff einerley weiß in Weiblicher gestallt vnnd Bulschafft sehen lassen.8 Wiewol etliche diß Wort Finnen von Venus herziehen: Dieweil man bei vns Teutschen vil geschriben Gedichts vom Venus berg bei Brisach / vnd jhren darinn schlaffenden Rittern / singet vnd vmbtragēt.9 Andere meynē / es komme von der Rähters aufgebende Spynge zu Thebe / welche Mörspinn sich ins Mör gestürtzt hat / da jhr der Blutschänderisch vnd Vattermörderisch König Oedipus jhr im auffgeben Rähters vom Thier / welches dreyzehen Fůß eins tags abwechsselet / auffgelößt gehabt.10 Aber ich denck /dise Finge habe sich eben im Möre ertrencket / wie der obengedacht schwartz Hund des Cornelij Agrippe. Das aber dise Sphynx ein Teuffelsgespenst gewesen sey / gibt es nit allein die jr angedicht scheutzliche Gestallt / das sie ein Haupt vnd Händ gehabt wie ein Jungfraw / ein Leib wie ein Hund / Flůgel wie ein Vogel / Nägel wie ein Löw / ein Schwantz wie ein Trache / vnn Sprach vnd Stimm wie ein Mensch: Sondern auch das sie die fůrwanderenden Leut gemördt /vnd dem gedachten Vattermörder zu seinem Blutschänden / vnd dem darauß folgenden Jamer / Krieg /vnnd Brudermörden / hat gleichsam anleitung gegeben.)

Dessen hab ich die Leser erinnern wöllen / auff daß sie vnter vermäntelung schöner Wörter jhnen kein geplerr vor den Augen machen lassen.11 Dann wie ist diß möglich / welches ebē der obgedacht finster Meister schreiben darff / das ein jeder Planet / ja jeder Stern seinen bösen Geist / so wol als ein guten Geist habe? Seiteinmal doch in dem Himmel keine Teuffel nit sind / vnn alles vbel einbeschlossen steckt vnd bleibet in diser Elementarischen Welt: welche nur ein kleiner Particul dieser grossen Welt ist / vnnd darzu vom Himmel des Mons mehr dann fünfftzig tausent Meilen entlegen.

Ja sprechen sie / gleichwol stimmen alle Theologi vnd Philosophi hierinn vberein / daß jeder Himmel /Planet / vnn Stern seine Intelligentz / verständlich kräfft oder Engel habe / der jhne bewege / regiere vnnd treibe. Nun lasset vns den fall setzen / daß jeder Stern seinen Engel oder Intelligentz habe: So ist dannoch nie kein Philosophus gewesen / der fürgeben dörffen / dz böse Geister im Himmel seien noch vil weniger stehet zu vermuten / dz zwen Widerwertige Geister sich in jhren Händelen vergleichē werden /sonderlich im vnveränderlichen vnnd vnwandelbaren bewegen der Himmelischē Cörper.12

Dann es hat nit darmit eine gestallt / gleich wie mit einem Menschen / der frey ist / guts oder böses zuthun / vnnd der jetz / wann er sich auff Arges kehrt vnd begibt /[67] vom bösen Geist getriben wird / vnnd alsdann wann er sich auff gutes leget / vnd zu Gott sich bekeret / von dem guten Geist geregiert wird.

Zu dem / wie kan es sein / daß man den guten Engel / oder den Weisen Geist anruffe vnd bitte / vnd nit zugleich mit diesem Anbetten (es geschehe nun gleich dem Planeten / oder seinem Geist / oder den beiden Geistern mit einander) ein grosse Abgötterei begange.13 Auß erwegūg fürnemlich der fürgeschribenen weiß vnn Ordnung zuopfferen / die diser Erbar Hexenlehrer fürmahlet / In dem er nemlich angibt /wie man einen Stein / ein Kraut / ein Thier / ein Zahl /ein Buchstaben / ein Metall / ein Aspect / vnn eine sonderliche dem Planetē bestimpte zeit / sampt seinen Beschwörungen / Hymnis oder Gestirnpreisungen /vnn Anruffungen gar eigētlich erwehlē soll / vnn darmit dē Geist jm gnädig oder geneigter machen.

Wann dann diß soll keine verdammliche Abgötterei heissen / auß welcher Wurtzel seind dann alle die Abgöttereien des Bahals oder Bels entsprungen? welcher die Sonn vnn der Apollo ist. Oder die Abgötterei mit der Luna der Himmelskönigin: Wie sie der Prophet Jeremias nennet?14 Seind si nicht auch / gleich wie die vorigē / auß verleitung der Anruffung des Gestirns kommen.

Nun schwöret aber Gott im Propheten Hieremia /er wölle durch Fewr vnnd Blut / durch hunger vnd Pestilentz alle die auffreibē / welche die Himmelskönigin angeruffen haben. Welche doch die Mittnächtischen Völcker gegen Septentrion / wie auch noch viel Lappenländer / vnter Mänlichem Titul vnnd Namen haben geehrt / angebettet vnd genennt.

Wie dann noch heutigs tags die Teutschen hierinn jhrer Heydnischen Vorfahren altem brauch folgen /vnnd das vnterst Himlisch Liecht / nit wie andere Völcker / mit einem Weiblichen Namen oder Titul ehrē oder nennen / also daß sie es Lunam oder die Mönin hiessen: Sondern sie erheben sie etwas mehr /vnd benennen sie gantz Männisch / den Mon / ja nennens an etlichen orten gar dē Heyland / oder Helland /welchs hell im Land scheinet.15 Dem Alten aber nanten deßhalben diese Himmelslunten so Männisch /dieweil sie sich beredt hatten / kein Nation wer seiner Weiber Meister / als die das Monliecht mit Männischem Mamen nenten.16

(Ja damit sie den Weibern allen zugang zur Meisterschafft benemen / haben sie sich nach dem Mon /Man / vnnd jhrer Mänlicher abkonfft Kinder od' Knäblin / nach der Sonn / Son vnd die Sön genāt / als die an jhrer statt alle tag frisch wie die Sonn auffgehn.)17

Wiewol es andere dahin deuten / daß sie dz Weiblich Geschlecht vil mehr durch widersinnische änderung diser Namen geehrt haben / vnd die Sonn / als höher vnnd grösser mit Weiblichem Titul begabt /vnn dem Mon dargegen jren Namen gegeben: Darmit anzuzeigen (Wie auch S. Paulus lehret) daß dem schwächsten Werckzeug soll die gröst ehr angethan werden / vnn der Stärckst soll sich am wenigsten rühmen / aber zum meisten thun.18

Welches die Mongezeichnete Türcken langsam thun: Weil sie / vermög jhres Machometischen Gesatzes / die Weiber für solche verworffene Creaturen achten / daß sie glauben / sie werden am Jüngsten tag nit in Himmel / darein sie doch sonst vil Thier losieren) kommen / sondern von wegen jhres wannelbaren Gemüts in den wandelbaren Mon ewig verstossen pleiben.19 Aber sie sehen zu / daß sie nicht ein solch finster Losament bekommen / darauß sie ewiglich weder Sonn noch Mon sehen.)

Obgedachts von beschönung der falschen Magy /hab ich deßhalbē eingefůhrt / etlicher massen dadurch mit Antwort zubegegnen dem Jamblico / Proclo / Porphyrio / vnnd andern dergleichen Doctoren vnn Meistern in der Diabologischen kunst / welche viel hundert tausent Menschen zu jhrer Gottlosigkeit haben verführet: Fürgebend / man müß alles in dieser Welt vereinigen / das oberst mit dem vntersten verknipffen / durch die Elementarischen Creaturen die Sternen vnn Planeten herbei ziehen / vnd durch dise jhre Geister / vnnd demnach die Engel vnn kleine Götterlein herzubringen / vnnd endtlich durch diß Mittel Gott mit einander bekommen.20

Vnd wans dise schöne Mitteler lang[68] herumm ziehen vnn knipffen / so ziehen sie doch nichts anderst herbei dann dē Sathā / vnn mit diesem finsteren Engel verkuppeln sie sich mit Seel / haut vnd haar. Gleich wie dem Agrippa geschehen / welcher disen gemeldtē Alten Doctoribus die Sach hat nachthun wöllē / vnn darüber einē bösen lohn bekommen.

Dannenher die Theologisch Facultet inn der Sorbon zu Pariß / im Jahr M.D.CCCXCVIII. sehr fůrsichtiglich vnd wol inn dem xxvj. Articul jhrer Determination / dieser scheinbaren fürwendung ist vorkommen /vnn hat alle die Gottlosigkeit der jenigen verdampt /die da halten / daß die krafft vnd macht der Himlischen Intelligentien / oder Himmelskräfften eben auff die weiß inn die Seel einfliessen / gleich wie die macht der Himlischen Cörper vnnd Liechter inn den Leib einlassen.21 Vnnd in der Warheit kurtz darvon zureden / so ist dannoch fůr ein Abschewliche Gottslästerliche Lehr zuverfluchē / daß ein jeder Stern seinen bösen Geist haben solle.

Auch seind es wir nit allein / die solche Meinung für vngereimt dargeben: Sondern es hats auch der Philosophus Aphrodiseus vnd andere Philosophi / Porphyrius / Proclus vnd Jamblicus verworffen.

Aber dise benante / seind gegen anderen in dem etwas mehr zuschelten / daß sie / hindan gehebt jhren verstand / auch zum kundbarn Mißbrauch / noch schwäre andächtige Ceremonien gebrauchten / Fasteten vnd opfferten den guten Geistern / vnd andern kleinen Göttern / oder Halb Göttern / vnn mischten vnter einander dē Herculem / den Bachum / dē Apollinem / dē Aesculapium / die Engel vnd andere deßgleichen.

Darumb hat Gott nicht vergebens so offt widerholt / daß man keinen anderen Gott anruffen soll / dann jhne.22 Dann das Hebraisch Wort Thistaueh, so im Text der Zehen Gebotten vorhandē / vnd das Chaldeisch wort Tisgod, so eben so viel bedeutet zeigt nichts anderst an / dann sich neigen: welchs die Latiner Adorare oder Anbetten heissen. Plinius spricht: Galli adorando dextram ad osculum referūt, totumq; corpus circumagunt, quod in lęuam fecisse Religiosius esse putant. Das ist / Die Gallischen Teutschen küssen vnn bettē gleichsam die Recht Hand an / vnd kehren sich darnach vmm / wann sie jhre Ehrerbietūg thun / vnn haltens fůr ein böß zeichē vnn vormutung / wann man sich zur Lincken lencket.

Demnach aber Gott bewußt / daß die Heyden sich am ersten zu den Sternen vnn Planeten vnd anderen Creaturen wůrden wenden vnd kehren / darumm hat er so eigentlich vnn außtrucklich dasselb bei lebens straff verbottē.23 Ja daß mehr ist / er verbietet auch /Staffeln zu seinem Altar zumachen / auff das man nur stracks fusses zu jm gleich gehe / vnd nicht Staffelweiß zu jm steige / wie die Platonische vnd Phythagorische Philosophi vnnd andere Heyden jhnen solche Steigling durch Sternengeister vnd Patronheyligen erdacht haben.24

Vnd ist sonderlich hiebey zumerckē / daß diß verbott der Altar staffeln / bald hernach an dē Decalogum oder die Zehē Gebott / vnn in ebē dasselbe Capitel gesetzt wird: Allda dann weder außtrucklich noch heimlich stillschweigend des Tempels oder vom Altar gedacht wirdt: Welches genugsam erweißt / daß man es nicht alleine von den Steinen verstehen solle.

Aber die Gottlosigkeit dieser schönen Weissen Magy noch mehr darzu thun / ist zuwissen / daß der jenig / so solcher sachē sich beholffen / vnn sein vorhabē außfůhrē wöllē / der habe die Bildnuß des Planeten / welche mit sonderm darzu vorgeschribenē Solenniteten vnd zierlichkeiten zubereitet vnd gemacht worden / tragē müssen.25 Welches ich deßhalben anregē wöllen: Dieweil ich grosse Herren / auch Personē hohes ansehens gekannt / die mit solchē Apostitzlereien vnn Gottlosem Aberglauben vmmgangen. Ja ich hab gesehen / daß mā einem der fürnemmsten Potentaten der Christenheit / so vnnöhtig hie zubenennen /ein gulden Bild des Jupiters / so durch die Thevrgy zubereit gewesen / hat verehret: Welches dann dahin hat kräfftig sein sollen / daß es jhne noch höher anbringe: Vnn / welchs jämerlich zusehē gewesen / mā hat dasselbe vnglůckselige bild auch nach seinem Tod (welcher jm gar schrecklich kommen) jm am Hals noch hencken gefunden: Eben diser Herr hielt auch stets einen Neapolitanischen Zauberer bei sich / welchen er seinen Conseruatorem, das ist / gleichsam[69] seinen Heyland vnd Erhalter nannte / vnd Järlich mit zwölff Hundert Frantzösischē Pfunden besoldete.

Nun gebraucht aber Gott in dem Gebott / Du solt dir kein Bild hawen / oder schnitzē / das Hebraisch wort Pessel, welchs ein jedes gemodelt / gebossirt vnnd gebösselt gegossen / gehawen / geschnitzt / gegrabē / vnn gestochen Bild begreiffet: Auch ist die Abgötterey der jenigen / die solche Bildnussen vnd Characteres tragen / gewißlich vil grösser / dann deren / die sich vor den Bildern der gedachtē Götter neigen / bucken / ducken vnn schmucken: Welches doch auch im Gesatz Gottes bey lebens straffe hart steht verbotten.26

Jedoch erhält sich ein mercklicher vnterscheid zwischen vorgedachten vnd dann den Pythagorischen vnnd Academischen Philosophis vnd Heyden: Dann weil sie vorgeregter Sachen nach jrem besten Gewissen als Heyden auff guten glauben gebrauchten / so waren sie keine Zauberer: Wiewol sie gäntzlich Abgöttisch waren / vnnd meinten inn jhrem Sinn sie betteten Gott an / vnd dienten jhm durch dise Mittel / gar wie sichs gezimpt. Aber die jenigen seind die warē Zauberer / welche das Göttlich verbot wissen / vnn dessen berichtet sind / daß der Teuffel solcher Schelmerey ein Vrsächer vnd erfinder ist / vnnd sich derselbigen gleichwol behelffen.

So lasset vns nuhn die vnzimliche Mittel fein nachfolgends stuckweiß / vnnd auff das glimpfflichst ohn jemands ärgerung erwegen / damit man sich darvor zu hüten habe / vnd der sachen alsdann / wann man von disen / so solche stuck brauchen / vrtheilen solle / ein grůndtliches wissen möge haben: Wiewol ich mich hiebey etwas verwickelt spüre. Dann soll man gantz eigentlich vnd gleichsam augenscheinlich alle die Weisen / Mittel Wort vnd Geberden / die man zu dem Zauberwerck pflegt zu brauchen / darthun vnd handeln / so heißt es lehren / daß besser wer / man ließ es inn ewiger vergessenheit vngerüttelt still ligen. Soll man dann mit vnverständtlichen Worten das Gottloß wesen / so darbey fůrgeht / allein blößlich vbergehn /so ist weder den Vnverständigen damit geholffen /welche man vor den Stricken des Teuffels warnen muß / Noch auch den Richtern damit gedeut / welche von wichtigkeit vnn Verdienst der Vbelthat gern wolten ein satten bericht wissen / damit sie nicht nach dem gemeinen Won / vnnd wie man spricht / der blawen Prillen nach vrtheilten. Vnd inn sonderheit heut zumahl / da beinahe alles in Stätten vnn auff dem Land / auch biß zu den Kindern zu / ja die Element mit dergleichen Gifft beschmeißt sein.

Wiewol mir nun vnmöglich dē Huntertstentheil des Gottlosen wesens / so dißfalls begangen wirt / zuerzehlen / auch ich für mich selbst dieselbigen zuwissen nicht begere / vnd wann ichs schon wüste / solches lieber vnterdrucken vnd verschweigen wolte. Jedoch kan ich auß ehegedachten vrsachen nicht vnterlassen /daß ich nicht solt etwas nun fürbringē / wz ich entweders Schrifftlich hinderlassen befunden / oder in Processen / die sich mit Zauberischen Leuten begeben /hab gemercket vnd erfahren. Vngeacht / daß mir wol wissend / wie die Boßhafften Geister alle stund newe Künstlein vnd Höllenstücklein erfinden vnd fürbringen. Gleich wie der Poet sagt. Tibi nomina mille, Mille nocendi artes, etc. Das ist / du hast so viel Bößkůnst zuschaden / Als mit vil bösen Namen bist beladen.

Hingegen aber kan Doctor Johann Weier / so sich für ein beschürmer der Hexen außgibt / eines Gottlosen stucks sich nit entschuldigen / daß er inn seinem Buch / welchs er zur beschönung des Hexenwercks geschriben / die abschewlichsten vnd schrecklichsten Formulas vnn Weisen / die zur Zauberey breuchlich sein / hat zu vieler Hertzen ärgernuß dörffen mit einmengen.27 Also daß inn dem er will gesehen sein /als ob er dem Teuffel vnd seinen Fůndlein widerspreche / vnd sie verfluche / da lehrt er nicht desto minder dieselbigen stůcklein / vnd zeigt sie glichsam mit Fingern an / dermassen / daß er auch die Buchstaben /Characteres vnnd Wörter setzet / die sein Lehrmeister Cornelius Agrippa / nie nicht / als lang er gelebt / hat offentlich wöllen außkommen lassen.

Derwegen hab ich / so viel mir möglich gewesen /solche vnkůnst / so billich inn vergessenheit hinzulegen / in disem meinem[70] schreiben stäts verborgen /versteckt vnd verdeckt: Vnnd bin hieran vernůgt / daß die Richter oder wer Ampts wegen darüber zu sprechen hat / auß meiner anleitung etlicher massen erkennen mögen / was straffwürdig sey oder nicht / vnd die Verständigen oder einfaltigen so vil darauß schöpffen / daß sie nicht in dise Fallstrick gerahten / welche diser fein Vorfechter der Hexen / sie zubetriegen / hat zugerichtet / vnd hiemit also vnter des Sathans Joch zukommen / verhüten.

Die vnzimlich Mittel / so wir hievor außgeführt haben / die entspringen auß dem Loß / vnd scheinen /als bestehn sie allein auff vngefährlichem Wagen vnd glück. Aber bey den folgenden / die wir nun zubeschreiben vorhaben / da lauffen Wörter vnd Namen vnnd besondre Bewegnussen vnnd Bildnussen mit vnter: Welche frembde vmbständ dann außtrucklich des bösen Geistes gegenwertigkeit andeuten.

Als wann man die Sieb dantzen machet: Welchs bei den Alten zu jedem fůrnemen ist bräuchlich gewesen: Inn massen bey dem Luciano zusehen.28 Daher das Sprüchwort kommen / Durch die Sieb reden / das ist / Κοσκίνῳ μαντεύεθαι, Cribro diuinare.29 Vnnd Theocritus nennet ein solchen Warsager / Siebzauberer vnnd Wagsagbeuteler / an dem ort nemlich da er spricht. Εἶπε, καὶ ἀγροιώτ᾽ ἀλαθέα Κοσκινόμαντις. Vnd vil treiben es also / daß sie sich nit darzu verbergen.

Ich bin selbst einmal zu Pariß inn einem fürnemen Hauß / vngefährlich vor zwentzig jaren / darbey gewesen / da ein junger Mensch vor vilen Ehrenleuten /vnangerhůrt ein Sieb sich bewegen machet / vnn dasselb auß keiner anderen geschicklichkeit oder geheimnuß / dann daß er zu etlichen malen etliche besondere Frantzösische wort darzu gebrauchte / welche ich hieher zusetzen vmb vermeidung ärgernuß vnterlasse.

Aber kurtz zu bewären daß der böß Geist bey disem Jungen gewesen / so erscheinets hierauß weil es einem anderen / der inn seinem abwesen eben dieselbigē wort gesprochen / nicht angehn wöllen.30 Mein vrtheil belangen / halt ichs für ein Gottloß stuck. Angesehen erstlich / daß in der Heiligen Schrifft eine Gottslästerung ist vnn heisset / wann man bei einem anderen dann bey jme dem einigen Gott schweret: Welches aber dieser Siebbeschwerer damals that. Zum anderen / ist es auch ein Teuffelisch Mittel: Auß betrachtung / weil es nicht Natůrlicher weiß geschehen kan / vnd solchs im Gesatz Gottes verbotten stehet.31

Das man aber sagen wolt / die krafft der wörter vermögen zu dergleichen Stucken etwas / da sicht man das widerspiel / daß es nur ein Teuffelische äffung vnnd teuscherey ist / deren sich die Boßhafften Geister pflegen vil anzunemmen / auff das sie Vnverständige Leut anlassen / vnnd sie allgemächlich inn jhre Schul ziehen vnnd bringen. Was auch der Hochgeborn Fůrst Iohan Picus, Printz von der Miranda in seinen Positionicus gesetzt hab / die Barbarischen Vnverständlichen Wörter haben inn der Magy mehr krafft dann die Verständtlichen.32

Vnd solche meinung baß zuerklären / so erfährt man täglich / daß kaum ein Baursmann ist / der nicht wisse / daß wann man ein gewissen Spruch auß dem Psalmen: den ich nicht nennen will / vnter deß / weil man Butter machet / spricht / die arbeit gleich hinderstellig werde / vnnd nichts guts noch rechts zumachen sey.33

Auch fällt mir jetzund ein / daß als ich zu Chelles in Vallois war / daselbst ein kleiner Lackey gewesen /d' die Magd im Hauß an jhrem Buttermachen verhindert / daß kurtzumb nicht fort kommen können. Da träwet sie jhm / sie wölle jhn geisselen lassen / wo er sie nit des Zauberischen Segens erlasse: Welches er dann that / allein mit wider hinder sich sprechē des vorgesprochenē spruchs / vnd als bald gieng das Buttermachen widerumb von statten. Wiewol man beinach einen gantzen tag darmit zugebracht hatte.

Wann es ein solche Natůrliche gelegenheit darmit helt / daß mā etwz Zuckers / wie wenig es auch sey /in dē Butter würfft / vnd alsdann / wie solches die täglich erfahrung gibt / der Butter nit gestehn wolte /da müßt man es vngescholten paßieren lassen.34 Seiteinmal zwischen dem Zucker vnn Butter ein Natürliche widerige Neigung vnd gegenart oder Antipathia ist.[71]

Eben wie in gleichem fall / wan man ein wenig Kupffers in ein Eisenofen wirffet / so machts / daß das Eisen nit zerschmeltzen kan / vnd sich gantz vnnd gar zu äschen verkehret.35 Daher die Eisenschmid /nach dem sie das Fewr angemacht / stäts darbey wachen / damit keiner zu ihrer Schmiden nahe / vnnd mit ihnen nuhn gedachter Vntrew mit dem Kupffer spile:

Gleichwol möcht man hie fragend einwenden / ob man wol mög ein ort oder Spruch auß der Heyligē Schrifft zu dergleichen Aberglauben sprechen: Als wann man einen sonderen Spruch auß den Psalmen spricht / wan man schlaffen ligt / dardurch zu schaffen / zuerwachen wann man will.36 Vnd wiewol denselbigen Spruch / welchen solche verführte Leut zu gemeltem vorhaben anwenden / der Prophetisch König David dahin gericht hat / sich zum Gebett vnnd lob Gottes zuerwecken: so will ich ihn doch nicht anziehen. Dieweil es vnrecht ist / den Worten etwas krafft zuzumessen / da nichts weiters darzu kommet. Dann auff diese weiß / schreitet man allzeit auß einem Aberglauben in den anderen / biß man sich zu letst gar inn einen Vnglauben verstůrtzet.

Derwegen soll man der Zauberer brauch der H. Sprüch nit anderst erkennen noch haltē / dann fůr einen eitelen Gottslästerlichen mißbrauch / darmit sie Gottes vnd der Welt spotten / vnnd dem Teuffel mit hofieren.37 Vnnd wann schon jhre Recept vnn Segen noch zehēmal / oder / welche zahl jhnen zuspott der Heyligen Schrifft sehr gemein / noch drey vnnd Sibenmal so sehr mit scheinbarer Heyliger fůrwendug gestaffiert werē / als mit schönen Gebetten / mit Psalmen / mit dem Namen Jesu Christi zu jedem beinach leichtfärtigē geschäfft / mit der Treyfaltigkeit / mit Creutz zu jedem Wörtlein / mit Weihwasser / mit den Worten des Canons der Meß / mit Gloria in Excelsis: Omnis Spiritus laudes dominū: A porta inferi: Credo videre bona Domini etc. Welche Sprüch vnd Wort dest abschewlicher sind bey der Zauberey zuhören / je tröstlicher sie sonst einem Rechtglaubigen in Rechten Weg weren.

Auß diser vrsach / ist es keine paßierliche vnd verantwortliche Kunst / das einer eine Achß nimmt hällt sie stracks gegen eim Plei / spricht etliche Heilige Wort oder einen Psalmen darzu / nennet darnach etlich Namen der jenigen / von denen man zweiffel geschöpfft / auff daß man dardurch etlicher besondern gewissen händeln auff die spůr komme: Durch welchs zu letst sich schickt / das zur benennug des schuldigen Namens die Achß sich vmbwendet: diß ist eine Teuffelische Kunst / welche die Alten Axinomantiam genant haben / vnd deßhalben nochmals verwůrfflich bleibet.38

Inn gleichem werd halt ich auch die Dactyliomantiā mit dem Ring auff dem Glaß voll Wassers: darmit ein verschreite Italiänische Zaubererin zu Pariß im Jar M.D.LXII. vmbgieng: die dann damals weiß nicht was / fůr wort darzu murmelt / vnnd erzhatet bißweilen durch solch Mittel das jenig / darumb man sie fraget: wie wol / grůndtlich darvon zuredē / der mehrertheils dardurch betrogen ward.39

Joachim von Camerich erzehlt / daß Hieronymus Moron / nach dem Cantzler zu Meyland worden /einen Ring habe gehabt / der da hab reden könnē /oder welchs gewisser / hat einen Teuffel gehabt / der durch den Ring oder im Ring geredt hat.40 Aber er vergißt auch nicht darbei / was fůr lon sein Meister jhm hab gegeben / vnd daß er zu letst mit schandē von seinem herzlichē Stand sey verstossen vnn verwisen worden.

Jedoch hat es etliche / die dise Zaubereygattung Hydromantiam oder Wasserdeuteley nennen / vnd sagen daß die Dactyliomantia oder Ringmantzey von solchen Ringen verstandē werde / darinnen die Zauberer die Geister tragen / welche man Geheime oder Heimische Geister / vnnd die Griechen / wie wir daroben gedacht / Daemonas Γαρέδρους oder Seßhafft Deutelmännlin nennen.41

Wnd solche Wasserspenstigung oder Hydromantiam, deßgleichen daß Bronnengesuch oder die Pegomantiam belangend / da meint man daß der Römisch König Numa Pompilius damit sey vmmgangen.42

Aber Varro verstehts vil anderst / da er erzehlt /wie ein junger Knab / der besonderlich[72] von den Zauberern zu solchem geschäfft angelassen vnd gebraucht ward / an ein Bildnuß im Wasser hab gesehē / welchs fünfftzig Verß vom gantzen Mithridatischen Krieg /ehe er je angegangen / hat erzehlet.

Auch möcht man zweiffelen / was die Aèromantia, oder Lufftanung sey: wo sie nit ein theil der Auguarlischen Scientzist / so durch gelegenheit des Luffts Worsaget.43

Belangend dise / welche man Alphitmomātiam oder Aleuromentiam nennet / was es auch ein Art von Warsagen durch das Mäl: Welcher kunst zwar Jamblicus gedenckt / doch vnvermeldt / wie es zugienge.44

Er redet auch von der Lithomantia oder Steinbeschwörung / welche er gleichfals nicht außleget. Aber ich habs droben angerůhrt / als ich das ort auß dem Gesatz Gottes / da das anbetten der Gebildten Stein verbotten wirt / hab außgeleget.45 Allda es scheint /als sey es ein wolpalierter Stein inn gestalt eines Spiegels gewesen / darauß man einbildunge vnd Warsagūg geschöpfft hat.

Aber man möcht es auch wol diese Warsagung nennen / die man durch ein ander Art Gestein übet /als wann man einen Amethisten am finger trägt / den man auff Hebraisch vnn Arabisch chalmah nennet /von wegen der Natůrlichen Eigenschafft die er Träum zu erwecken hat.46 Dann der Articulus Al ist Arabisch / das vberig vom Hebraischen Wort bedeut einen Traum.

Gleichmäßigen verstand hats auch mit der warsagung des Lorberbaums oder der Laurberblätter / die man Daphnomantiam nennet: Vnnd man hat auff diese Warsagerweiß darumb etwas mehr gebawet.47 Weil der Lorberbaum von alters herdem Warsager Gott Apollo war geheiligt vnn beeigenen / vnn weil man einen Won darvon geschöpfft / als mach er gewisse Träum erlauren / vnnd auch sonst inn der Magy grosse Wirckung vermag / in massen der Proclus Academicus dessen gedacht hat.

Ich will woll zulassen / daß das Lorbergeschlecht Träum verursache / gleich wie auch jedes starckriechend Gewächs / vnd jeder Rauch: Aber das kan ich darumm nicht zugeben / daß es ein Erbar zimlich Mittel vnd nicht mit Teuffelischer krafft zugehe / auff dergleichen weiß die Warheit inn sonderen händelen wöllen erkündigen. Dann man hat darmit ein zuflucht zu der Creatur / vnnd verlaßt im Nachfragen der Warheit / den Schöpffer / bey dem allein die Warheit zusuchen: welches in Heiliger Schrifft eigentlich verbotten stehet.

Gleichmäßigs vrtheil fäll ich auch von der Cephaleonomantia: Welchs eine Warsagung durch ein Eselskopff ist.48 Ich hab zwar nit gefunden / wie ein solches zugangen: Aber ich halt dannoch darfůr / es sey von den Egyptiern herkommen.

Dann wir lesen in Josephi Buch wieder den Appionem Grammaticum, den Gesanten an den Keyser Caligulam / daß er der Appien die Juden darumb geschmehet vnd gescholten / daß sie in dem Tempel Gottes einen Eselskopff gehabt hetten: so doch solches bey den Egyptiern / bey welchē die Juden lang sich auffgehalten / ist im brauch gewesen.49

Antreffend die Pyromantiam oder die Feurmantzei / vnd die Capnomātiam, oder Rauchdeutung / die giengen / wie jhre Namen außweisen / mit Fewr vnd Rauch eines gewissen Samens zu / vnnd sind viel Teuffelischer dann die andern.50 Dann es gehet mit eim solchem Rauch zu / welcher einem den Verstand vnd die Sinn verzucket / daß der böß Geist in den Leib / vnd anderst / welches man zum Mittel braucht /einen eingang suche vnd finde. Wnd mit dieser Rauchblendung seind viel einfaltige von den Zauberern betrogen vnd verführt worden / vnd wie Schwartz vnd Rauchig sie auch zugang / noch geben sie es fůr Albam oder gantz Weisse Magiam auß.51 Kurtzumb man soll sich darvor mehr / dann vor der Pestilentz hůten.

Betreffend dann die Rabdomantiam, oder das Gertengespenst vnd Rutendeutelei / da hab ich dasselb zu Tolose von einem Medico practisir gesehen / welcher etliche Wort gar heimlich gemurmelt / biß er die zwey end der Gerten gekůßt: Vnnd gleichwol hat er damals nichts außgericht / beschönet es aber mit dem / daß die vmmständ[73] den handel keinen glauben gaben.52 Nach disem / wann sie diß gemürmel verricht / nemmen sie zwey kleine Stůcklein / die sie an den Hals henckē / darmit das Viertäglich Fieber zuheylen. Alles diß Rutenwerck hafftet nichts / vnd solche Zauberwort können das geringst ohn zuthun des Sathans nicht außbringen.

Belangend die Xyomantiam oder Holtz beschwörung / da findet sich ein Hebraischer Doctor / der dessen inn eim sonderen Buch gedencket / darinnen er die hundert vnd Treizehen Gebott Gottes außzihet /vnd meldet darbey / daß solche hůltzen.53 Kunst inn Illyrien oder Sclavonien mit kleinen Gertenstůcklein gar gebräuchlich vnd gemein sei. Ich kan nicht recht wissen / was es gewesen sey / vnn kan mich noch nicht darein richten.

Thomas von Aquin hat vilerley dergleichen erzehlet / vnnd gleichwol nicht den hundertsten theil.54 Aber es seie genug an denen so fůr gebracht / auß welchen man von den vberigen / da man geheimen worten vnn Schrifften oder Buchstaben / so mit den einfaltigen schlechten Worten vnn Schrifften vereinigt werden /mag ein Vrtheil schöpffen. Auch wöllen wir an seinem ort handelen / ob die wörter / ohn anders zuthun vnd Werck / etwas vermögen.

Vnter allem aber demWust / ist kein Schelmerey gemeiner allenthalben / noch auch schädlicher / dann die Hindernuß / so man denen zufügt / die sich verheurathen: Welchs man nennet / Den Nestel verknipffen / vnd bey vns Teutschen / das Niderkleid oder Nackmäntel verknipffen.55

Welches auch so gemein worden / daß die Kinder darmit vmbgehen: vnnd treiben dasselb mit solcher vnverschampter frechheit vnnd vngestrafft / daß man sich solcher Bubenstück heut nicht mehr schewet /noch schämet / noch sie hehl haltet / sonder vil růmen sich der Vnredlichen händel. Wiewol es nichts newes.

Dann wir lesen inn dem Herodoto / daß dem König Amasias auß Egypten / auff dergleichen weiß seine Manlichkeit sei auffgehalten oder verbunden worden /also daß er seiner Gemahl der Laodice kein beywohnung thun können / biß er durch besondere Segen /Aber vnn Hinschwörung derselbigen entbunden vnnd entledigt worden.56

Vnd in gleichmässiger gestalt / haben auch des Königs Theodorici auß Franckreich Concubinen oder Beischläff / solche Ligaturen oder Bendelverkniffungen gegen der Königin Hermābergin gebraucht: innmassen inn dem Historico Paulo Aemilio / vom leben des Königs Clotary des anderen zufinden.

Die Epicurischen Philosophi lachen vnd spotten wol solcher Wundergeschicht / Aber sie werden wol kleinlaut vnd eschrecken / wann solche Meister auff Nestelknöpff / welche man allenthalb find / dermasse hinder sie kommen / daß sie auch durch keine kunst jhnen zurahten vnnd zuhelffen wissen.

Daher wirdt inn dem Geistlichen Rechten inn dem Canone, Si per Sotiarias, etc. Si per Sotiarias etc. maleficas artes, occulto, sed nunquam iniusto Dei Iudicio permittente, & Diabolo præparante, concubitus non fequitur, ad Deum per humilem confessionem est recurrendum.57 Das ist. Wann durch heimliches vnd doch nie vngerechtes Vrtheil vnd zulassung Gottes / vnd durch zurüstung des Teuffels / mit Hexenmeisterischen vnn Zauberischen Künsten geschafft wird / daß kein Beischlaff mag erfolgen / so soll man durch Demůtige Beicht / vnnd Erkantnuß vnnd Abbittung der Sůnden die Zuflucht zu Gott nemmen / etc.

Auß diesem ort / kan man Trei oder vier fůrnemmer sachen mercken.

Erstlich daß die fleischliche Beiwohnung durch Zauberische Künst könn gehindert werden. Darmit auch die Theologi vberein kommen / vnd selbst auch Thomas von Aquin / der da schreibet / daß es wol möglich sey / so vil ein eintzig Weib beläget / gegen derselbigen eintzigen Vnmännisch verstricket sein /aber nit gegē andern oder vilen.58

Zum andern / daß solches durch ein verborgen vnd gleichwol gerechtes vrtheil Gottes / der solches zulasset / geschehe.59

Zum dritten / daß der Teuffel solche Strick / bindung oder Ligaturen zubereite.

Zum vierdten / daß man in disen fällen[74] durch Fasten vnd Gebett zu Gott soll die Zuflucht nemmen.

Aber diß viert stuck ist sonderlich wol zu mercken / darauß zu lehrnen / das es eine Gottlosigkeit sey /sich zubemühen / durch Teuffelische Mittel / wie jhren viel thun / entbunden zuwerden.60 Dann solchs heißt bei dem Teuffel vnd seinem Teuffelischen Aberglaubē seine Zuflucht suchen vnn habē.

Noch ist es vil wunderlicher / das die kleinen Kinder / so der Zauberey gantz vnerfahren / diese Bruch verknipffung auch ins Werck richten können / wann sie allein etliche Wort sprechen / vnd einen knopff an einen Nestel machen.

Auch fellt mir jetz ein / das ich den Hauptmann Riole / General Lieutenant zu Blois / hab hören er zehlen / wie ein Weib inn der Kirchen einen Buben gesehen / der vnter seim Hůtlein einen Nestel geknifft / allweil man zwey Ehelich hat eingesegenet / vnd darůber auch mit dem Nestel begriffen worden / aber alsbald daruon geflohen.

Als ich auch zu Poictiers auff die grossen Gericht Tag / wie man sie nennet / des Königlichen Procurators Vicegerent war / im jar M.D.LXVII. da begabe sichs / daß man etliche Hexen vor mir verklaget. Als ich nun zu Hauß kehret / vnnd den geklagten Handel /wie er inn der That geschaffen / meiner Wůrtin erzehlet: Welche dann ein ansehliche wolgeachte Fraw war: Da erzehlt sie dargegē / als ein Hocherfahren Weib auff solche kunst / in beiwesen Jacobs von Beauuais / des Insinuationschreibers vnd meiner / die wir bei einander in gleicher Herberg lagen / das es wol fůnffzig Arten vnd Weisen des Nestelknipffens hette: Eine / darmit man allein einen Ehemann könt einhalten.61 Die ander / darmit man allein ein Eheweib verhinderen kont: Vnd solchs auff diß end hin /auff das eins ab seins Ehegemächts vnvermögen vnd Onmächtigkeit einen verdruß trüge / es dardurch gereitzt wůrde / mit andern Ehepruch zubegehen.

Zu dem sagt sie / das man den Mann am leichtesten diß falls auffhaltē könte: Ja man könn auch einen auff ein tag / auff ein Jar / auff all sein lebtag / oder zum wenigsten so lang / als der Nestel verknipfft bleibet /inn der krafftlosigkeit verstrickt halten. Auch wer ein geschlecht der verknipffung / da eins das ander lieb hette / aber nicht desto minder es aufs äusserst verhaßt werd. Vnn ein andere weiß / da sie einbrünstiglich einander lieben / aber wann sie einander Ehelich nahen sollē / einander heßlich zerkratzen vnd zerschlagen.

Wie mir dann ein solch geschicht zu Tholosen erzehlet wordē / daß allda ein par Eheleut gewesen / die auff die leist gedachte weiß verhimpelt waren / aber nach verschienung dreier Jaren sich widerumb zusamen fanden / vnd schöne Kinder mit einander erzielten.

Vnd welches mir am aller frembsten fůrkommet /sagt dieselb Fraw auch / daß so lang der Nestel verknipfft bleib / so kön man daran sehen / daß er auff lauffe vnn geschwelle / als ob er Wartzeln bekäme: Welches / wie sie bericht / die Gemerck vnn Anzeigungen der Kinder seind / die sie mit einander gehabt hetten / wann die Personen nicht verstrickt gewesen weren.62 Auch daß man ein par Ehevolck wol zu hindernuß des Kinderzeugens / aber nicht des beiwohnens oder vermischens / verstricken könne.

Sie sagt auch / das man Leut findet die zu verknipffen vnmöglich sind: Vnnd hinwider findt / die man im ledigen Stand vor jhrer Ehe verstricken mög / aber nach der Ehebestättigung sehr schwerlich.63

Ferrner erzehlt sie / daß man den Leutē das Harnen verstricken oder einstellen könne / welches sie vernageln heissen. Daruon dann jhren vil sterben můssen. Wie ich dann selbst einen armen Knaben gekant / der einsmals gemeynt zusterben: Vnd der jenig so jn vernagelt gehabt / nam jhm auff ein zeit plötzlich die Hindernuß hinweg / darmit er jhn nur offentlich an freyem platz harnen machte / vnnd sein darmit zuspotten hette. Aber diesem Harnstelligen Hexenmeister hat es folgends grob außgeschlagen: Seiteinmal er vber kleine zeit hernach wůtig vnn rasend gestorben.

Die ermelte vnsere Würtin erzehlt vns auch alle die besondere Segen vnnd Wort / die zu einer jeden verknipffung gehörten: Welche Knipffsprůch doch so zweiffelstrickiche / vndeutlich vnd vnuerstäntlich[75] verknipfft vnn verezwickt waren / daß sie weder ein Griech / noch ein Hebreer / noch Latiner / noch Frantzoß / noch Teutscher / noch Spanier / noch Italiäner /noch keiner anderer Sprachen Nation het verstehn können. Auch zeiget sie an / von was Leder / vnd welcher Farb der Knipff Nestel sein müßte.

Es haben die Rechtsgelehrten vber den Titul im Geistlichen Rechten / De Frigidis, & Maleficiatis von denē / so zum generieren vntauglich / vnd sonsten armselig vbel darzu geschaffen / vnn durch zaubereien daruon abgehalten werden / viel geschriben: aber es ist gegen diser Würtin Bericht fůr nichts zuachten.

Vnd dieweil solches im Land Poictu sehr eingerissen vnnd gemein worden / hat Anno 1560. der peinlich Richter zu Niort / auff ein schlechts angebē einer jungē Hochzeiterin / die jhre Nachbarin deßhalben veklagt gehabt / daß sie jhrem Bräutgam den Riemen verknipfft habe / dieselbige inn ein finstern Thurn geworffen / vnnd jhren geträwet / sie jhr lebtag auß diser gefengnuß nit zulassen / sie habe dann den verknipfften Mann entbunden.64 Darauff die Gefangene zwen tag hernach den jungen Eheleuten entbotten / widerumb bei einander zuschlaffen. So bald nun der Richter vernommen / daß die verstrickten des Zauberbands geledigt / hat er die Gemächtbinderin vnd Löserin gleichsfalls ledig gelassen.

Aber zubeweisen / das weder Wort noch Nestel etwas zur Sachen thun / sonder diß alles durch des Teuffels Boßheit / vnd Argkůnstlichkeit zugange /welcher allein der Menschen dienst darzu brauchet /darmit er jhrem schandtlichen bösen willen dardurch forthelffe: Das erscheint genugsam auß disem / daß die Latinischen Wort im Vergilio / die ich hie zu erholen vnterlasse / vnnd die Verß / so er setzt / darmit die Mannskrafft zunemmen / nicht vnverständtlich seind / sondern inn gestallt eins Carminis vier verständlicher wort begreiffen: Diese aber / die man heut brauchet / gantz Barbarisch vnd vnverständlich sein.65 Vnn Virgilius will / man soll neun Knöpff knipffen: vnsere Senckel verknipffer aber machen allein einen.

Auch ist sonderlich zumercken / daß weder der Teuffel / noch seine Diener oder Dienerin gewalt haben einen oder andern Menschlichen Sinn zubinden / zuligieren / inn seiner übung auffzuhalten / oder zuverknipffen / noch die Menschen an essen vnnd trincken zuhinderen.66 Gleich wie sie gleichfalls nit vermögen dem Menschen ein einigs glid / außerhalb dem Männlichen / zu entziehen: Jedoch vernimm ich / daß inn Teutschland solche Abentheurer in die Gemäch /den Leuten wol inn den Leib ziehen / vnnd also auff ein zeitlang verstecken vnnd verbergen / aber nit gar erstecken vnnd verbergen können.

Vnd zu solchem end hin / erzehlet der Inquisitor Frater Sprenger inn seinem Buch von den Hexen / das zu Speir einer gewesen / der da gemeint / er were seiner Mannschafft gantz beraubet / hat deßhalben sich von den Medicis vnd Wundartzet besuchen lassen: Welche aber weder Wund noch Mäler / noch andere versehrung an jhm befunden.67 Vnd als jhm auff dise weiß kein Rhat geschehen möge / hat er die Hexin so jhn verzaubert gehabt / begůtiget / vnd ist also dardurch widerumm zu Recht kommen.

Er erzehlt auch ein andere Geschicht von einem zu Rauenspurg / der die Hexin / so jhm den Bundschaden gethan gehabt / er wůscht / vnd sie gleichsam würgen wöllen / darab sie sich also bewegen lassen /das sie wider jhren willen jhm den Knopff hat aufflösen můssen.

Sonst stimmen die Hebraischen Lehrer in dem vberein / daß durch Göttliche zulassung der Böß Geist grosse macht vber daß Mannsglid / vnnd die Fleischliche begird soll haben: vnnd sagen durch ein Allegory oder Figurweiß / der Sathan werde von der Schlangen getragen (Welche reden wol mit bescheidenheit sind auffzunemmen / dann solche / die Manicheisch Ketzerey zu bewärung jrer vngegrůndter Meynung / das der Teuffel die Ehe geschaffen / vnd daß durch die Ehe ein sůndliches wesen vnd substantz entstande / haben gebracht.68

Der Jüdisch Priester Philo / vnn alle Hebreer schreiben / daß die Schlang in Allegorischem oder Figůrlichem verstand / bedeute disen Wollust vnnd die Geilheit / die auff dem Bauch liget vnd kriechet. Auch[76] sehen wir inn dem Buch Tobiæ / daß ein Böser Geist Sieben Männer / welche des Raguels Tochter Ehelich vertrawet gewesen / in der ersten nacht jhrer Hochzeit / vmmgebracht habe.

Es ist sich aber nicht zuverwunderen / daß der Teuffel solches Bindens vnn knipffens sich viel gebrauchet. Dann erstlich hindert er dardurch die Mehrung vnn fortzilung des Menschlichē Geschlechts /welches er nach allem seinem vermögen außrotten sich hoch bemůhet. Zum andern hebt er das Heylig Band der Ehrlichen vnn Ehelichen Lieb zwischen Mann vnn weib hierdurch auff. Zum dritten / bewegt er darmit die so verknifft sein / zu Hurē vnn Ehebrechē.

Derwegen ist es ja eine verfluchte adliche Gottlosigkeit / welche ja billich den Todt verschulde / wie wir an seinē ort außführen werden.69 Vnd gleich wol muß ich dich gestehen / daß der mehrertheil solcher Bruchbendelknipffer mit demTeuffel keine besondere vergleichung getroffen haben / jhne auch nicht anruffen. Aber das ist nicht destoweniger gewiß / daß er stäts vmb vnd bey solchem Gesind / welches solche schelmerei ůbet / oder lust darzu hat / jederzeit ist vnd nistet.

So laßt vns deßhalben nuhn von disen reden / welche dē Teuffel anruffen: oder zuhülff zu sich locken /vnnd doch meinen sie haben mit dem Höllischē Kettenhūd nichts zuschaffen. Dann wie oben angeregt /die Zauberer seind nicht all einerley.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 66-77.
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