Das VII. Capitul.

Ob die Zauberer vnd Zäuberin mit den Bösen Geistern Fleischlicher vermischung pflegen.

[129] Zv eingang dieses Wercks haben wir anmeldung gethan / wie die Johanna Herwilerin Bůrtig von Verberich bei Compiegne / vnter andern sachen auch diß bekant habe / daß jhr Muteer durch zweier Parlement Vrtheil zum Fewr sey verdampt worden: Item daß sie jhr Mutter / als sie zwölffjhärig gewesen / vbergeben vnd fůr eigen dargeschenckt hab eim Teuffel / so inn gestalt eines schwartzen Manns erscheinen / der schwartze Kleidung / sampt einem Seitenwehr angehabt / auch gestiffelt vnd gesport gewesen / vnnd ein schwartz Pferd gehabt an der Porten stehn: Zu welchem die Muter gesagt: Sihe hie die Tochter / die ich euch versprochen hab: Vnnd zu der Tochter: Sihe da dein Bul / der dir alles Glůck verleihen wird.396 Vnnd darauff / nach dem sie Got: vnd seine Religion verschworen / hab er jhr fleischlichen Beischlaf gethan / eben auff die weiß vnd manier / wie andere Mann vnd Weiber einander thun: Ohn daß der fliessend Samen kalt gewesen sey. Diß sagt sie / hab sie zu allen acht oder fůnfftzehen tagen an einander getribē / auch wann sie schon bei dem Mann gelegen / der es doch nicht mercken können.397 Vnn auff ein zeit hab sie der Teuffel gefragt / ob sie von jhm wölle geschwängert werden: Aber sie hab es nicht gewolt.

Ich hab auch den Außzug oder Extract der Fragstůck gelesen / die man den Hexin von Longny inn Potez / so nachgehends lebendig verprendt worden /hat fůrgehalten: Vnnd dieselbigen hat mir Herr Adrian de Fer / General Lieutenant von[129] Laon mitgetheilt. Ich will allein etliche Vergichten nun vber diesen hie vorhabeden Puncten einführen.

Margarita Bremont / des Nouel Lauerets Weib / hat bekant / daß sie auff einen tag mit Marion jhrer Mutter / zu einer Versammlung bei der Můlen Franquis vor Longuy in einer Wisen gekommen / vnn da hab jhr Mutter einen Bäsem zwischen den Beinen gehabt /vnnd etlich Wort gesprochen / die ich nicht setzen will / vnnd alsbald seien sie beide an diß end gebracht / da sie Johann Robert / Johann Gwillemin / Maria des Simons vom Lamm Haußfraw / vnd Gwillemette /ein Weib einsen / den man den Graß nennet / bei einander antrafen / deren jedes einen Bäsem hatte.398 Auch fandē sie da sechs Teuffel / die Menschen gestalt anzeigten / aber sehr scheutzlich anzusehē waren / etc. Nach geendtem Dantz schlieffen die Teuffel bei jhnen: Vnd einer vnter denselbigen / der sie zum Dantz geführt hat / nam sie vnnd kůßt sie zweymal /vnnd thet jhr mehr dann bei einer halben stund beiwonung: Aber ließ mächtig kalten Saamen von jhm gehn.

Die gedacht Johanna Gwillemin zoh sich auff dieser Sag / vnd sagt gleichsfalls / wie sie wol bei einer halben stund bei einander gelegen / vnd auch kalten Samen empfangen hab. Die vberigen Vergichtē laß ich verbleiben / dieweil sie mit den vorigen zutreffen.

Gleichsfalls lesen wir im xvj. Buch des Herrn Meyers / der gantz fleissig die Flandrisch Histori hat beschriben / das im 1459. Jar / ein grosse Anzahl von Männern vnnd Weibern inn der Statt Arras seien verbrendt worden / da je eins das ander angeklagt hatte: Vnnd jedes bekandt / daß sie Nachts zu den Däntzen weren vertragen worden / vnn darnach mit dem Teuffel / den sie inn Menschen gestalt angebetet / sich vermischt hetten.

Jacob Sprenger vnd seine drey Mitherren die Inquisitores der Hexen / schreiben / wie sie vber Vnzahlig Zäuberer vnnd Hexen inn Teutschland / vnnd sonderlich vmb Costentz vnnd Ravenspurg im 1495. Jar haben daß Recht ergehn lassen / vnnd wie sie alle /keine außgenommen / bekandt haben / wann sie GOTT vnd seinem Gottesdienst abgesagt gehabt / daß der Teuffel Fleischlicher Wollust darauf mit jhnen gepflegt habe. Ja daß noch mehr ist / sie schreiben / daß jhrer viel sich gefunden / die es gerewet / vnd sich bekehrt haben / vnd deßhalben nicht verklagt worden: Welche aber nicht desto weniger eben dasselb bekannten: Nämlich daß die Teuffel / allweil sie Zäuberin gewesen / auch sich mit jhnen eingelassen hetten.399

Henrich von Cölln bestättigt diese meynung / vnd spricht / inn Teutschland sey nichts gemeyners. Vnd nicht allein in Teutschland / sondern es ist kundtlich vnd wissend inn gantz Griechen vnnd Welschland. Dann die Fauni / Satyri / Syluani seind nichts anders /dann diese Dæmones vnd böse Geister. Vnnd daß Wort Satyristeren heißt im Sprůchwort nichts anderst dann Hurerey treiben.

S. Augustinus schreibt / diese fleischliche Copulation mit den Teuffelen / sey so gemeyn / daß es ein Vnverschampt Stuck an einem were / dasselb zuwidersprechen.400 Vnd sihe da / diß seind seine Wort. Dieweil dann ein gemeyn geschrey darvon gehet /auch viel vnverholen diß bestättigen / daß sie es haben erfahren / oder von Glaubwůrdigen Leuten / die es erfahren gehabt / vernommen / das Syluani oder Waldmännlein / vnd Iuni, die man sonst gemeinlich Incubos vnnd Auffhocker heisset / sehr geyler brůnstiger weiß den Weibern nachgehengt / ja mit jhnen jhres Mutwillens gelebt haben.401 Auch fůr gewiß darthun / daß Geister sich finden / welche die Gallier Dusios nennen / die stäts solche Vnreinigkeit vnderstehen vnnd begehn / so wer es ja ein Vnverschamter handel / solches wöllē verneinen / etc.

Geraldus Lilius vnnd Isidorus bezeugen eben dieses auch: Aber alle haben sie sich an dem Wort Dusios gestossen: Dann es soll Drusios heissen / so viel bedeuten als Forst Teuffel: Welche die Latiner in gleichem Sinn Syluanos nennen.402 Vnd diß / so S. Augustinus hie meldt / daß vnsere Vorältern vor alten zeiten diese Geister vnn Teuffel Drusen nanten / ist der warheit[130] nicht vnänlich: Angesehen / daß solches Wort zu vnterscheid der Druiden / so inn verbandten Höltzern vnd Försten wohneten / ist auffkommen.403 (Wiewol der Beyerisch Historischreiber Aventinus im Ersten Buch vom Vrsprung der Altē Teutschen darauff redt / als ob auch die Truten / die er das erst Mönchgeschlecht vnnd der Teutschen Prediger nennet / Zauberer weren gewesen: Dieweil sie die Leut lehrten / die Götter könten auff kein bessere weiß versünet werden / dann mit Opfferung Menschenbluts. Hatten auch zu Opfferung der Menschen / sondere Bilder / die waren gezäunt mit Weiden / vnd innwendig hol /darein thäten sie die Menschen / zůndens darnach an /vnnd liessens zum Opffer also brennen.404 Welchs dann auch wie droben im ersten Buch außgeführt / ein art von Zauberwerck ist: Auß betrachtung / weil sie durch dergleichen Mittel vermeinten zu Erkündigung zukönfftiger fäll / zu Genäsung / Sieg vnd Glůck zu kommen: Vnd weil auch dise gantze Opfferweiß auf nichts anderst vom Teuffel ist erdacht worden / dann zu gespött dem Blutopffer Christi. An demselbigen ort gedenckt auch Aventinus / daß zu seiner zeit die Prediger vnnd Barfůsser einander geziegen haben /daß jeder ander Orden solch Opfferwerck / welches sie Sacrificium Plutonis nanten / noch im brauch hetten.405 Wie dann diß Doctor Wigand Würt von Stutgarten / ein Prediger Mönch von den Barfůssern inn eim Buch offentlich hat lassen außgehen: Aber was er andere beschuldigt / daß ist an jhm War erfunden worden: Seiteinmal er zu Bern seiner grewlichsten Zauberey vnd anderer Missethat halben / sammt dreien seinen Mitbrüdern verprennet ward. Durch welche seine Mißhandlung er vrsach zum verdacht gegeben /als ob zu entwederem theil etwas an der sach were.406

Aber darmit wir die sach nit so hoch von den Vralten Drůsen vnnd Trutenfüssen herholē: so besehe man nur des Obersten Ketzermeisters Jacobs Sprengers Buch / darinn er allem vorigen / wie man spricht / ein Aug außsticht. Dann er schreibet / man hab offt inn Wälden vnnd auff dem Feld Hexen gefunden / welche bei hellem Tag mit dem Teuffel vngehewre gemeynschafft gepflegt haben / vnnd offt auff dem Feld gantz Nackend seind gesehen worden.407 Ja etwann haben wol jhre Männer sie mir den Teuffeln verkuppelt gefunden / vnnd als sie gemeynt / es weren sonst Naschige Gesellen / mit Wehren auf sie zugeschlagen /aber leider nichts getroffen.408

Paulus Grillandus / ein Italianischer Jurist / der viel Hexen Rechtlich verhört vnnd verurtheilt hat / erzehlt in seinem Buch von Sortilegijs, das im Herbstmonat des 1576. Jars er von einem Apt von Sanct Paul bei Rom sey erbetten worden / dreien / Hexen jr Recht zuschaffen: Welche nach kleinem wehren zu letst vnter anderm bekanten / daß jhrer jede mit dem Teuffel gebulet habe.

Wir lesen auch inn S. Bernards Histori / daß eine Zäuberin gewesen / die gantz ordenlich jedesmahl mit dem Teuffel sich vermischt / auch neben jhrem Mann doch jhm vnvermerckt.

Diese Frag / als nemlich / ob solche Vermischung möglich sey / ist vor dem Keyser Sigmund tractiert worden.409 Vnnd inn sonderheit auch / ob von solcher Copulation etwas könd gezeuget vnnd geboren werden. Vnd ist wider die Meynung des Cassiani beschlossen worden / daß beides solche Copulation vnnd Generation möglich zugange: Nach außweisung der Ordinary Glossen vnd bedenckens des Thome von Aquin vber das erst Buch Mosis / da er sagt / das die / so darauß geboren werden / oder entstehn / einer anderen Natur / dann die Natůrlich gezeugt werden /seien.410

Wir lesen auch im 17. Capitel des Ersten Buchs der Historien von den Occidentalischen Inseln / wie die Völcker daselbst fůr gantz gewiß hielten / jr Gott Concoto schlaffe bei jhren Weiberen.411 Dann die Götter inn diesem Land waren nichts anderst dann Teuffel.

Doch stimmen die Doctores hierinnen nicht vberein.412 Dann etliche vnter jnen halten / die Hyphialtische oder Succubische Geister fangen den Saamen von den Menschen auff / vnd behelffen sich desselbigen gegen den Weibern / entweder inn gestalt[131] der Ephialtischen Auffhocker / oder Incubischen Vnterliegerling: Inn massen Thomas von Aquin daruon redet: Welchs zwar ein sach ist / die vilen vngleublich Fůrkommet.

Aber es sey jhm / wie jm wöll / offtgedachter Inquisitor Sprenger schreibt / die Teutschen / als die vmb der Zeuberer gelegenheit besseren bescheid wissen / dieweil sie allzeit von Vralten zeiten her viel Zaubrer vnd Hexen vnter jhnen gehabt / die halten darfůr / daß auß solcher Vermischung zu zeitē Kinder entstehn / welche sie Wechsselkind / oder Wechsselbälg heissen / vnd vil schwerer dann andere Kinder seind / wiewol stäts Mager bleiben / vnd wol drey Säugammen zu Todt saugten / eh sie etwas feißt wůrden.413 Die andere seind Teuffel inn gestalt der Kinder / welche mit den Säugammen / so Zäuberin seind / jhre Wollust haben / vnnd man weißt offt nicht / wo sie hinkommen.

(Wie wir dann dessen ein Mercklich Exempel haben / so bei Menschengedenckē inn Sachssen bei Halberstatt fürgangen: Da hat ein Mann auch ein Wechsselkind oder wie sie es bei jhnen zunennen pflegen / einen Kilkropff / weil es stäts im Kropff killet / der seine Mutter vnd sonst fůnff Mumen gar außgesogen / vnnd vber das so viel als jrgends Bauren oder Trescher essen möchten / gefressen hatte.414 Als nun der gut Landmann solches in die länge zuerschwingen verzagte / gaben ihm die Leut den Raht er solt den Wechsselbalg zur Walfahrt gehn Hockelstatt zur Jungfraw Marien geloben / vnnd daselbst wiegen lassen. Diesem folget der Mann / vnd trägt den schönen Plunder dahin inn einem Korb. Wie er es vber ein Wasser trägt / vnnd auff dem Stege oder der Brucke gehet / so ist ein Teuffel vnten im Wasser / der ruffet jhm zu vnnd spricht / Kilkropff / Kilkropff. Da antwort das schön Muster / so im Korb saß / vnnd zuuor nie kein Wort geredt hatte / Ho / Ho / Ha. Deß war der Mann vngewont vnd sehr erschrocken. Inn deß rufft der Teuffel im Wasser abermal / vnd fragt Killkropff wohin? Der Killkropff antwort auff gut Sächssisch: Ick will gehn Hockelstatt zur Lefen Frawen /vnnd mick allda laten wigen / dat ick mög etwa digen. Wie solchs der Baur höret / ergrimmet er vber dem handel / vnnd besinnet sich kurtz / vnd wirfft alsbald das Kind mit dem korb ins Wasser. Da fuhren die zwen Teuffel zusamen / schreien / Ho / Ho / Ha / vnd bürtzelten vnd vberwarffen sich mit einander / vnd verschwunden demnach also.)

Etlich der alten Doctorn aber / als S. Hieronymus /S. Augustinus / S. Chrysostomus / vnnd Gregorius Nazianzenus / halten von der Vermischung mit den bösen Geistern wider den Lactantium vnd Josephum /daß vberall nichts darauß entstande: Vnd ob schon etwas darauß entstehn solte / daß es viel mehr ein Leibhaffter fleischaffterTeufel / dann ein Mensch were.

Die jhenigen / welche alle Secreta vnd Geheimnussen der Natur vermeinen zuwissen / vnd aber nicht ein sticken inn den Secreten Gottes oder seiner der Himmelischen kräfften vnnd Intelligentien sehen vnnd verstehn / die sagen / es seind keine Copulation mit dem Teuffel / sondern eine Kranckheit von einer Opilation oder verstopffung vnn erstickung: Welche sich nimmer dann im Schlaff zutrage: Vnnd hierinn schlagen die Glocken aller Wedicorum zusamen.415

Aber vil eine andere gestalt hat es mit denen / die wir auß jhren eigenen Bekantnussen vnd Vergichten vrtheilen. Dann dieselbigen / nach dem sie auff gewisse zeit / vnnd an sonderen Orten / die allzeit zuvor sonderlich darzu bestimpt sein / mit den Teuffelen haben gedantzt / können in solche Kranckheit keins wegs fallen. Dieweil dann solche Kranckheit hierinn keinen Platz findet / so geht es noch lächerlicher ab /solcher gestalt alsdann wöllē Philosophieren / wann der Zäuberer oder Hexenmeister / als ein Mann / mit dem Teuffel / als mit einem Weib / welchs weder Incubus noch Ephialtes / sondern ein Hyphialtes oder Succubus ist / zuthun hat.416

Dann wir lesen bei dem Jacob Sprenger / das ein Zauberer zu Cobelentz gesessen / der solchs vor seim Weib vnd seinen Gesellen that / welche jhne wol vmb den Handel sich ůben sahen / aber weder stumpff noch stil von keinem Weib nichts sahen / so er[132] doch ein sehr starcker fürschrötiger Mann fůr sich selbst war.

Auch schreibt selbst Johannes Franciscus Picus /Printz von der Miranda / der sich doch sonst der Zauberei halben nit gar vnverdächtig gehalten / er hab einē Zauberischen Priester gesehen / genant Benedict Bern / seins Alters Achtzig järig / der vngeschewet außgeben / er hab mehr dann viertzig Jahr / mit einem Geist / der inn der gestalt eins Weibs vnerkant von männiglich stäts sein Gefärt gewesen / fleischlich zu gehalten.417 Vnd nant diesen seinen Geistlichen Leibwarter Hermione. Diser bekant auch / er hab vil Kinderblut getruncken / vnn viel andere abschewliche Buberei getriben: deßhalben er zu letst würdig worden / im Rauch die Seel auffzugeben.

Weiter schreibt er / es sei jm auch ein anderer Priester vorkommen / seines Alters Sibentzigjährig / der bekant hat / wie er inn eben dergleichen Vnsauberkeit mehr dann Fůnfftzig Jar mit einem Weibsgestalten bösen Geist gefleckt sei / vnnd dem gleichsfalls mit dem Fewr den Gelust sey gelegt worden.

Vnd damit wir eine Newlichere / noch inn frischer gedächtnuß wärende geschicht einfůhren / ist kundtbar vō einer Aebtißin / genant Magdalena vom Kreutz / bůrtig von Corduba in Hispanien / die / nach dem sie bey jhren Schwestern vnd Ordensfrawen inn den Verdacht kam / als ob sie ein Hexin wer.418 Vnd darneben / wann sie verklagt wůrde / das Fewr segr besorgte: da gedacht sie der beschwerlichkeit vorzubawen / vnnd bey dem Babst hierumb Ablaß zuerlangen: bekant derwegen / daß inn stehenden Zwölffjärigē Alter ein böser Geist in Morengestalt zu jhr kommen / der sie vmb jhr Ehr angestrenget / dem sei sie zu willen worden / vnd von der zeit an mehr dann dreißig Jahr aneinander bei jhm gelegen vnnd des Teuffelisches lustes gepflegt. Ihr Bul hat sie auch der Trew geniessen lassen / vnd beinahe eine Heyligin auß jhr gemacht. Dann wann sie inn der Kirchen war /ward sie inn die Höh erhebt: vnd wann die andern Schwestern zur Communion giengen / die flog nach der Consecration inn Angesicht jhrer aller die Hostien zu jhr inn die Lufft: Darumb hielten sie jre Ordensfrrwen für Heylig: Ja selbst der Priester meints nichts anderst / diewil jhm damals eine Ostien gemangelt hat: Auch that sich bißweilen das Gemäur von einander / auff das sie nur die Ostien sehē möchte.419 Sie hat gleichwol vom Papst Paulo dem 3. Pardon erlangt / nach dem sie die ärgernuß / wie sie sagt / berewet gehabt.

Aber ich halt darfür / sie sey durch jre Elteren gleich auß Muterleib an / wie von etlichen oben gedacht dem Sathan für eigen vbergeben gewesen. Inn erwegung dessen / weil sie bekant / daß jhr der Sathan gleich erschinen sei / als sie nur Sechs jahr alt gewesen: Welchs dann das Alter ist / da man anfangt zur Erkantnuß vnn verstand zu kommen / vnn nachgehends hab er sie vmm Bulschafft angeredt / als sie Zwölff jährig worden: Welchs der Töchter vnd Meydlein Jungfraw zeitlich alter ist / da sie sich Mankräfftig befinden. Inn massen wir auch obgedacht haben /daß die Johanna Hervillerin gleiches vnd von gleichem Alter bekant hat. Dise erzehlte Histori ist nicht heimlich / Sondern inn der gantzen Christenheit publiciert worden: deßhalben desto weniger streitig oder zweifelhafft.

Wir lesen eine andere History / die noch bey Newlicherem gedencken / inn dem Bisthumb zu Cöllen im Kloster Nazaret sich hat zugetragen: Darinn eine Junge Geistliche Fraw von Viertzehen Jarn / genannt Gertrud / gewesen / welche jhren Schwesteren bekant / wie der Sathan alle Nacht sie zubeschlaffen käme.420 Welchs als es die anderen versuchen wollen / seind sie darüber alle vom bösen Geist besessen worden. Aber die Gertrud belangend / da meld Doctor Johan Weier / so solche Histori beschriben / das inn bei sein vieler Namhaffter Personen / als er ins Kloster kommen / man jhren Trog geöffnet / vnnd darinnen einen Bulbrieff an jhren Geist geschriben / gefunden habe.421

Ich find noch eine andere History in des Hispaniers Antonij von Torquemede Buch / welches er dē Blumgarten genant hat / von einer Spanischen Edelfrawen /welche auch bekāt / sie hab mit einem Geist sich fleischlich ein gelassen / vnnd sei durch[133] eine Alte Wetterrmacherin darzu gebracht worden / als sie Achtzehen Jar alt gewesen: Auß diser vrsach ist sie gleichwol ohn einige berewung vnd Buß lebendig verbrennt worden. Diese ist von Cerdena gewesen. Er setzt noch ein andere / die sich bekehrt hat / vnd ist in ein Kloster gethan worden.

Herr Adam Martin / Procurator des Gerichts sitzes zu Laon / erzehlt mir / er hab der Hexen zu Bieure /so zwo Meilen von Laon ist gelegen / inn der Hohen Oberkeit des Herren vō La Boue / Baillif von Vermandoys / im 1556. jhr Recht ergehn lassen / vnnd sey jhr der Sententz gefallen / sie vor zuwürgen / oder zu strangulieren / vnnd volgends zuverprennen / Sey aber hernach doch lebendig verprennt worden. Vnnd dasselb durch Versehen des Nachrichters oder grůndtlicher darvon zureden / durch ein gerecht Vrtheil Gottes / der darmit hat zuerkennen geben /daß man die Straff nach wichtigkeit des Versprechens soll vnterscheiden. Vnnd das keine Vbelthat Fewrswůrdiger sei dann dise Teuffelssucht.422 Sie verjah /daß der Sathan welchen sie jhren Gesellen nannte /stäts mit jhren gelůstiglich zuthun hette / vnd seinen Samen jederzeit kalt gespůret habe.

Vnd es kan sein / daß diß ort im Gesatz Gottes / da gesagt wird / Verflucht sey der / so seinen Samen dem Moloch geben wirdt / von disen verstanden werde: Wiewol es auch / wie oben im ersten Buch gedacht /von denen verstanden wirdt / die jhre Kinder den Teuffeln opffern: Seiteinmal die Hebreer durch das Wort Sera die Kinder verstehn.423 Welchs der abschewlichsten Grewel einer ist / die man möcht erdencken / vnnd von welcher Gott sagt / daß sein Grimm wider die Amorreer vnn Cananeer sei angebrunnen /daß er sie solcher abschewlichkeit halben von der Erden außgerott habe.

Auch kan auß grund obgedachter Historien wol sein / daß die Geschlecht / von welchen Plinius schreibt / die in Affrica vnn Sclauonien sein sollen /vnnd deßgleichen / so man Psillio vnd Ophiogenes, das ist / Schlangēkinder nent / welche die Schlangen inn jhrer gewalt haben / vnnd allein mit einem Plick sie verzauberē / auch offt töden können / eben dergleichen Kinder seyen / die dem Sathan inn Muterleib /oder so bald sie geboren worden / verlobt vnd fůr sein eigen gut vbergeben seind: Gleich wie auch im Land Thessalien diß Geschmeyß nimmermehr war zu erösen / nach dem es einmal durch die Zauberin Medeam / der Circe Mumen / darinn gebracht ward.424

Dann es pflegen die Eltern jhre Kinder / zuvor ehe sie geboren werden: dem Sathan fůr eigen zuverschencken / vnnd dann fortan solche Grewlichkeit vō Kindern an / zu Kindskindern hinauß aneinander zutreiben.425 Vnd welches sonderlich schrecklich / hatten sie im brauch die erstgeboren dem Sathan zuverehren: Wie dann dessen der Prophet Ezechiel im zwentzigsten Capitel gedencket.

Etliche aber vergeben jhre Kinder von Muter leib her: Innmassen im M.D.LXXV. Jar beschehē / daß ein Teutscher vom Adel / auß zorn gegen seim Weib gesagt / sie werde einen Teuffel gebären: Da bracht sie ein scheutzlich Mörwūder / schrecklich anzusehen: Wiewol darbey nicht on / diser Edelman ist stäts für ein grossen Zauberer gehalten worden.426

Vnd inn dem Land Valois / vnd der Pircardei / find man ein Art von Zäuberin vnn Hexen / so die Schlaffenden reuten / die sie Cauchemares oder Gaukemares nennen.427 Vnnd zu bewärung dessen / sagt mir Niclaus Noblet / ein Reicher Baursman / wonhafft zu Haute Fontaine inn Valois / das / als er noch ein Knab gewesen / offt nachts solche Incubische Hockemärren oder: Ephialtes gefüllet / vnd sie nach Lands brauch die Kauchemärren genant habe: vnn wann jm solches zu Nacht widerfahren / hab des folgendē tags die alt Zäuberin / die er gescheucht / nicht mehr ins Hauß gedörfft / Fewr oder anderst bei jhnen zuholen: vnnd gleichwol war er so gesund / wacker vnnd frisch / als möglich einer sein mag.428 Auch hats nicht allein er / sonder vil meher andere fůr gewiß vnd warhafft gehalten vnnd erzehlet.

Auch lesen wir gleichmäßige Geschicht im Achten Buch der Schottischen History / daß einer alle Nächt von einer Zauberin ist dermassen getruckt vnd geritten worden /[134] daß er weder schreien noch sich wehren können: Zu letst ist er durch Gebett vnnd ruffen zu Gott derselbigen abkommen.429

Ich wolt vnzahlig andere Exempel hie einführen /aber mich bedunckt / es sei genug an bereit angebrachten / so viel zubewärung vnsers vorhabens dienet: Nämlich / daß die Eleischliche vermischungen kein Fatzwerck / Geprög / Verblendungen noch Kranckheiten seien. Nun laßt vns ferner schreiten vnd handlen / ob die Zauberer die Macht haben / Kranckheit / Vnfruchtbarkeit / Hagel vnn Vngewitter zu schaffen oder zuschicken / vnn Leut vnn Vieh zutöden.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 129-135.
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