Die Vorred / oder Verlassung zu folgenden Wercks tractierung vnnd Handlung.

Das Vrtheil welchs vnlängest wider eine Hexin od' zäuberin ward gefaßt / vnd darzu ich den letsten Aprilis / deß nächst hin verschienenen 1578. jars / auch beruffen worden / hat mir Anlaß vnnd vrsach geben /die Feder inn die Hand zunemmen / vnn die Matery von den Hexen oder Vnholdē / welche heutigs tags jederman so verwunderlich frembd fürkom met / auch bey vielen kleinen glauben gewin net / nunmalll außführlich zu erklären.1

Die Hexin aber / deren Vrtheil wir jetzt gedacht /hieß mit Namen Johanna Harwilerin / bürtig von Verberich bey Compiegne: Die ward verklagt / daß sie vil Leut vnd Vieh getödet hett: Wie sie dann ohn einige peinliche frag dasselb bekant / vnangesehen / daß sie erstmals sehr Halßstarriglich verlaugnet / vnnd nicht auff einerley sag bestünde.2 Sie bekant auch / daß jhre Mutter sie alsbald / da sie nuhr zwölff Jar alt gewesen / dem leidigen Teuffel / welcher damals in gestalt eines Schwartzē Manns / so vber gewohnliche Manns grösse geschaffen / in schwartzer Kleidung jhr erschienen / presentiert vnnd für eigen hingegeben vnnd vberliffert habe: Mit vermeldung / daß sie / die Vnmenschliche Mutter / sie / dz Töchterlin / gleich als es geboren worden / disem / welchen sie den Teuffel vnverholen sein sagte / habe versprochen.3 Der dann jhren hinwider verheissen / sie wol zuhalten /vnnd jhr viel Glücks zu jhren geschäfften zu verleihen.

Auch weiter bekant / daß sie demnach von der zeit an / Gott verleugnet / vnd dem Teuffel zudienen versprochen. Vnd alsbald auff der stätt mit dem Teuffel Fleischlicher vermischung gepflogen. Auch folgends dasselbige / von gedachtem zwölffjärigen / biß zu jhrem vngefährlich fünfftzig Järigem Alter / deß sie damals war / als sie gefangen wordē / an einander getribē habe.

Sagt auch / daß sich der Teuffel jhr so offt erzeigte / vnnd zu jhr käme / wann sie nuhr wolte / vnnd solchs allzeit inn gestalt / Kleidung form vnnd wesen / wie er sich des erstmals bey jhr het sehen lassen: Als nemlich gestiffelt vnn gesport / vnn mit der Wehr / an der Seiten / vnd mit eim Pferd / so er an der Haußthüren angebundē gelassen / welches niemandt dann sie hab sehen können.4 Auch pflegt er bißweilen jhr also beiwohnung zuthun / daß es auch jhr Mann / wann er schon bey jr an der Seiten lege / nich könt gewar werden.

Wiewol sie nuhn für ein grosse Hexin verschrait /vnd kaum möglich gewesen / sie vor dem Land vnnd Bawersvolck zubehalten vnd zuverwaren / Dieweil das Volck / auß sorg / daß sie widerumb möcht entkommen / sie kurtzumb der Justici vnd dem Gericht /auß jrer Macht einsmals zum Fewr mit Gewalt gedacht zureissen. Jedoch in der sachen gebürlich zu verfahren / hat man zuvor vnnd ehe man zu endtlicher Vrtheil geschritten / diese fürsehung vnnd ordnung thun wöllen / daß man gehn Verberich / vō dannen sie bůrtig / vnd in andere Dörffer / da sie gewont / schicken solte / jhres Lebens vnnd verhaltens halben nachfrag zuhaben. Als nuhn solches beschehen / da hat sich befunden / daß sie dreissig jar zuvor vmm gleich mässige vbelthat / sey mit Ruten außgestrichen / vnnd jhre Mutter lebendig verbrant worden: Vnd dasselbig ergangen / auß erkantnuß des Parlaments / welchs das vrtheil deß Rahts zu Senlis / deßhalben gefellt / confirmirt vnd bestettigt gehabt.

Es hat sich auch befunden / daß sie im brauch gehabt / jhrn Namen / Ort vnd wonung offt zu ändern /dardurch jhre händel heimlich vnd hehl zuhalten vnd zuverschlagen: Auch daß sie allenthalben für eine Hexin ist begriffen vnn vberwisen worden.5 Aber wann sie gesehen / daß es den Rauhen weg hinauß gehn sollen / bald Genad begert / vnn sich allerdings angestellet habe / als ob sie der bösen sachē grosses Rewen trage. Doch jederzeit darneben vilerley vbelthaten vnnd böse stuck / so sie begangen / vnn zuvor bekant gehabt / gelaugnet.

Gleichwol bestūd sie endlich auff der bekantnuß des allerletstē begangenē Mords / daß sie einem / so jhre Tochter geschlagen / etwas besondern Pulffers /welches der Teuffel jr zubereitet gehabt / an diß ort vnd end / da derselbig fürgehn sollē / gestrewet habe.6 Darob sich begeben / daß einer / dem sie nichts böses gewölt / daselbst fürůber gangen / vnd flugs darüber einen schmertzē mit stechen durch den gantzen Leib hab empfunden. Vnd dieweil dann alle Nachbarn / sie eben inn dasselb ortgehn gesehen /dahin sie denselbigen tag das Zauberstůcklin geworffen / vnd darůber wargenommen / daß diser arm Mensch mit einer so plötzlichē Kranck heit darob begriffen vnd vberfallen worden / da ist einsmals ein geschrey entstanden / daß sie die Zauberey desselbigen ends zugerichtet habe. Sie versprach zwar / jm widerumm zu recht zuhelffen: vnnd solches zuleisten / wachet vnnd wartet sie selber des Krancken allweil der Schmertzē weret: Bekant auch sie het den Mitwoch zuvor / ehe man sie gefänglich eingezogē / den Teuffel gebetten / daß er jhren Krancken heylen wölle /aber er der böß Geist jhr dasselb gäntzlich abgeschlagē / mit anzeig / daß es vnmöglich were.7 Als dann hab sie dem Tenffel verwisen / wie er sie stäts betrieg / vnd jm gesagt / er soll sie kurtzvmb nicht mehr besuchen / hierauff als er geantwort / er wölle sie forthin wol vnbesucht lassen / so seie der Kranck in zwen tagen hernach gestorben.8 Vnd alsbald hab sie sich in ein Schewer verstecket / darinn man sie auch hernach gefunden vnd gefangen.

Die Beisitzer des Gerichts warē wol all einmůtig entschlossen / daß sie den Tod wol verschuldt hette. Aberwz für ein Todt jhr anzuthun / da fielen vngleiche meinungen. Etliche / so von Natur etwas mehr Barmhertzig vnd Milt / die meintē es wer genug /wann mā sie an Galgē auffhenckte / Die andern aber /als sie jhre abschewliche Laster vnd Mordstůck / auch die straffen vō Göttlichen vnnd Menschlichen Gesatzen dergleichen Vbelthätigen aufferlegt / vnd sonderlich den gemeinen brauch der Christenheit / welcher von alters her inn diesem Königreich vblich / zu Gemůtfůhrten vnd erwogē / die wurdē schließlich deß zu Rhat / daß man sie lebendig zuverbrennen vervrtheilen solte: Welches auch nach allem also erkant vnd außgesprochen ward.9 Derhalben als sie von solchem vrtheil kein weitere Appellation kont fristen / da ward es den letsten Aprilis / durch außführung des M. Claudij Dofay / Königlichē Procurators zu Ribemont /zur wircklichkeit vollzogen.

Nach dem sie nun jre vnwidertreibliche vervrtheilung sahe vorhanden / da fieng sie erst an zubekennen / wie offt vnd vil sie durch den Teuffel zur versamlung oder Wahlfart anderer Hexen sey geführt vnnd getragen wordē / wann sie allein ein gewisse Salb / so jhren der Teuffel jedes mal darzu gegeben / gebraucht habe: Mit vermeldung / wie solche Hexenfahrt zu dem Teuflischē Vnholdentag / so vnseglich geschwind /schnell vnd weit sei zugangen / daß sie darůber jedes mal můd vnd laß worden.10 Auch wie sie bey demselbigen Hexenreichstag allzeit ein grosse Anzahl Leut gefunden / welche alle einen Schwartzen Mann / welchen sie Beelzebub nanten / vnd vngefehrlich treissig Järig gewesen / vnnd an eim hohen ort gestanden / angebett haben.11 (Diß treissig järig alter / hat der Satan jhm auch sonderlich erwehlet / vnsers erlösers Christi Jesu treissig järig alter / inn welchem er sein Messias Ampt zu erzeigen angefangen / spotts vnnd trotzweiß nach zuömmen.) Vnnd wann dann dise Belzebubische Andacht vorgangangen / gleich darauff sich mit einander zu vermischen pflegten. Vnnd nach allem letstlich / wie jhr Schwartzer Hertzog ein stattliche Red vnnd vermanung daher gethan / daß sie sich auff jhn verlassen / vnd er sie an jren Feinden rechen /vnn vberall gantz glückhafft machen wolte.

Da sie hierauff ferrner gefragt / ob mā auch Gelt daselbst außtheilte / hat sie geantwort Nein: Vnd verjah darbey auff einen Hirten vnnd Decker von Genlis /daß sie auch Zauberer vnnd Hexenmeister weren. Folgends bekant sie sich gäntzlich der straff schuldig /vnn mit grosser Rew bat sie Gnad von vnserm Herren Gott / vnnd stund also nach allem jhr wolverdient vrtheil auß.

Dieweil aber jhrer viel vber disem fall sich hefftig verwunderten / vnn solchs gleichsam für vngläublich achteten: Bin ich zu Rhat worden / disen Tractat zuschreiben. Mit diesemTitul DAEMONOMANIA, Das ist / Vom Außgelassenen Wůtigen Teuffelsheer / der Vnsinnigen Rasenden Hexen vnn Vnholden / etc.12 Auß erwegung / weil man heut jr gröste Vnsinnigkeit vnn Teuffelssuchttäglich sicht vnd erfährt / wie Höl lenbrůnstig sie dem leidigenTeuffel nachhengen vnn lauffen: Auff das es jederman / dem es fürkommt / zu einer Warnung / Fürsichtigkeit vnd Vorleuchtung möge dienē / vnd die Leut gründlich berichten / daß kaum abschewlicher Laster vnd Vbelthat / als dises Hexen vnd Zauberwerck zufinden /vnd deßhalben keins so schwere Straff als dieses verschulde.

Demnach auch auß dieser vrsach geschriben / vnnd gedachter gestalt jntituliert / darmit hierdurch den jenigen mit Antwort begegnet wůrde / die sich vnterstehn vnn fast bemühen / durch getruckte Bücher / die Hexen od Zaubereigenossen auff allerley weiß und weg zu entschuldigen vnd zusaluieren. Auch also / dz es scheint / als ob solche Scribenten an des Sathans Seil geleitet / auß seinem einblasen gereitzt wůrden /solche ärgerliche Bücher vmm fortsetzung seines Höllischen Reichs zuschreiben: Gleich wie deren einer ist / Petrus von Apone / der Artzney Doctor: Welcher vnderstund zu beweisen / daß keine Geister weren: Befund sich aber hernach gehends / daß er der gröstē Hexenmeister einer in Italien sey gewesen.13

Vnd damit dises nicht frembd scheine / daß ich gesagt / der Teuffel hab seine darzu angefüfftete Leut /welche schreiben / lehren / publicieren vnnd vorgeben / daß es nichts zubedeuten hab / was man von den Hexen oder Vnholden sag / klag vnn schrey. So will ich ein mercklich Exempel erzehlen / welches Petrus Marmor inn eim kleinen Büchlein von den Hexen /auffgezeichnet vnd beschrieben hat / von einem Doctor in der Theologi / genant M. Wilhelm vō Line: Welcher als ein Hexenmeister / den zwölfften Decembris / im 1457. Jar ist angeklagt vnnd darüber vervrtheilt worden.14 Dieser vergessene Theologus als er zu letst seine böse stuck berauwet / bekant vnverholen / daß er offtermals des Nachts sammt andern Hexen vnd Hexenmeistern seyn hinweg geführt worden /einen Teuffel anzubetten / der sich zuzeiten in eines Menschen / zuzeiten in eines Bocks gestalt sehen liesse: Auch daß er alle Religion hab můssen verschweren / vnd darneben ein besondere Obligation mit dem Sathā / der sich hinwider auch gegen jm verbunden /hab außgerichtet / vnd vnter arderm sich verpflicht /offentlich alle zeit zupredigen / das alles diß / was man von den Hexen sag / Fabelwerck vnd vnmöglich ding seie / vnnd deßhalben kein glauben darauff zusetzen.15 Durch welchen weg dann die Hexen vnd Hexenmeister hefftig zugenommen: dieweil die Richter auß dises Doctors Predigen beredt / nichts sträfflichs gegen den Hexen fůrnamen.

Welches Exempel deutlich außweißt / daß der Sathan auß allerley Stand jhme getrewe Vnderthanen erwehle.16 Inn massen dann auch der Cardinal Benno /vnn der Bäpst Historischreiber Platina bezeugen / daß auch vil Bäpst / Keyser / König vnd andere Prelaten /Fürsten vnd Potentaten gewesen / die sich auch mit dem Hexenwerck haben lassen närren vnnd verführen / vnnd darüber letstlich vom Sathan jämerlich sind gestůrtzt worden: Vnd sonderlich zu Toledo in Hispanien / ist von alters her ein gantze Schul von Zauberern vnnd Hexen meistern stäts gewesen.17 Man hette nimmermehr gemeint / daß solche Leut auch mit jm Spiel weren. Da man erstlich den handel mit den Hexen für gericht bracht / da fiengen dieselbigē an zulachen / vnn bewegten mit jhrm bossierlichen fürbringen auch andere zum gelächter / vnn bestunden gäntzlich darauff / das es darmit Fabelwerck vnd vnmöglich ding wer / vnn erweichten der Richter Hertzen dermassen (gleich wie auch der hochberhümpt Jurist Andreas Alciatus zu seiner zeit that / wie sehr es auch einen Inquisitor / welcher inn Piemont mehr dann hundert Hexen verbrandt / verdrosse) das alle Hexen ledig außgiengen vnn entkamen.18

M. Bartholme Faye / der Inquisition President im Parlament / hat sich inn seinen Büchern beklagt / daß etlicher hinlässigkeit vnnd kaltsinnigkeit die Hexen zuverbrennen / gleich wie das Parlament vō altem her gethan / vnnd bey allen andern Völckern breuchlich eingerissen / ein vrsach viler plagen vnn straffen seien / die vns Gott täglich zuschickt.19

Aber M. von Auenton / des Parlaments Beisitzer vnd hernach President zu Poictiers (welchem inn der Presidentz der Herr Saluert gefolget) ließ im 1564. Jar / vier Hexen zu Poictiers lebendig verprennen: Vngeacht / daß sie zur Galgenfristung ein Appellation vnderworffen. Beklagt sich auch mehrmals dessen /daß man zuvor offt andere Vnholden / auß vrsach daß sie appelliert / gleich durch absoluierūg het ledig außgehn lassen: Welche doch darnach das gantz Land vergifft hetten / vnn das Volck beinahe zur auffruhr oder Meuterei gebracht.

Es ist wol war / daß dieselbigen Hexen / welche der gedacht President hinrichten lassen / viler Mördt /so sie durch Zauberey vnn Versegnen gestifft / bekantlich geweßt / vnd daher derwegen / als offenbare vnd kundibare Mordtzäuberin / vngehindert jhres Appelierens / billich jhre straff empfangen haben. Quia plus est (sagen die Rechtliche Gesatz) occidere Veneno quàm gladio.20 Dieweil sträfflicher ist / durch Gifft als durchs Schwerdt tödten.

Aber heutigs tags / dise kundbare vbelthaten der Vnholden vnd Zäuberin vnangesehen / so laßt man sie also vbermassen vnsträfflich durchgehn / daß sie nuhn von tag zu tag inn diesem Königreich mit Hauffen zunemmen vnnd wachsen. Ja gleichsam wie ein schwarm auß Italien her zu Land verfliegen.

Dann daselbst zu Neapolis ist vnder andern ein grosser berhůmpter Hexenmeister oder Zäuberer gewesen / den man nante den Conseruator, vnd ist von seiner händel wegē genugsam bekant.21 Von welchem als die schön Zauberkunst stäts aneinander auff andere geerbt vnd gewärt: Vnd also auch auff dē grossen Zauberer Monceau / von den dreien Stegen gewachsen / hat der selb / nach dem er zum Todt vervrtheilt gewesen / vnd jhm aber auff diß geding Gnad erzeigt worden / wann er seine Complices oder gleicher Teuffelskunst Mittheilhafftige vermelde / alsdann vnverholen verjehen / daß es in disem Königreich mehr denn hunderttausent seiner Rottgesellen habe.

Wiewol ers nuhn fälschlich möcht fürgeben haben /als auff diß end hin / das er mit solcher schönen Erbarer gesellschafft seine Gottlosigkeit vermeint zubeschönen / vnn hinder ander Leut zuverbergen: Nicht deßweniger / es sey jhm wie jhm wölle / so hat er gleichwol ein grosse Anzahl Teuffelsbuben angeben.22 Vnnd hat man die sach / mit abwehrung der selbigen so fahrläßlich seither versehen / daß sie all oder doch der grösser theil seind entwischt vnnd entgangen / Vnbetracht / das sie solche abschewliche Bubenstuck bekangt gehapt / daß sich der Lufft dardurch het mögen ergifften.

Daher dann Gott erzörnet / die zeit her sehr schreckliche Verfolgungē geschickt hat: wie er dann in seinem Gesatz geträwet / alle die Völcker außzurotten / welche die Zauberer / Zeichendeuter vnnd Warsager vnter jhnen leiden wurden.23

Vnd darumb sagt S. Augustin im Buch von der Statt Gottes / daß alle Rotten vnd Secten / so je gewesen / dannoch die Zäuberer vnd Hexen jeder zeit haben sträflich erkant vnd gehalten. Außgenommen die Epicurer: Welche doch Plutarchus im Buch De Oraculorū defectu: Das ist / Waher die Warsagungē bey den Heidnischen Walfahrten auffgehört: Deßgleichen Origenes wider Celsum dē Epicurer widerlegt: Vnd nach disem die Philosophi oder Weißheit Lehrer auß der Academischē Sect / d' Iamblicus, der Porphyrius vnnd Procles gleichsfals alle Gründ der Epicurischen Sect widerwisen haben.24

Wiewol sie genug durch die Principia der Metaphysic deß Aristotelis erlegt waren. Allda er notwendig vnd notfolglich erweißt vnd beschleußt / daß so vil Himmel vnd Firmament / als Intelligentiæ, oder Intelligibiles Spiritus, das ist / Himmels kräfften / die sie bewegen / seien. Welche Intelligentiæ, oder Regierende erkantnußkräfften oder bewegungs Geister /er sagt / vom Leib gescheiden sein / vnd das jeder Engel sich reg vnd beweg / nach bewegung seines Himmels: Gleich wie die Seel des Menschen sich nach bewegung des Menschens bewegt: Welches genugsame anzeigung gibt / daß die Disputation vō Engeln vnd Geistern / sich nit nach der Physic oder Physicaliter laßt tractieren oder handeln.25 Vnn daß die sehr gröblich jrren / welche leugnen / daß man etwas möglichs find / welchs von natur vnmöglich sey. Seitenmalja tasten / bewegen / an eim ort sein / gewißlich nur einem Leib od' Leiblichem wesen kan gezimmen /26 vnd nemlich einē Leib / auff Physicischen oder naturmässigen verstand zuverstehn. Vnd nicht desto weniger / so die Warheit jhr allzeit selbst gleich ist / muß mā bekennen / daß die Antastung / die Bewegūg vnd das ort / gleich so wol dē Geistern zustehe als den Leiben. Welchs Aristoteles beweißt in seiner Metaphysic /27 oder im buch von vbernatůrlichen sachen: da er von den Engeln oder Intelligentijs, so die Himmel oder das Firmament bewegen / schreibet.

Wiewol Plutarchus28 vnd Apuleius melden / Aristoteles hab in Schufften hinderlassen (welches sich doch inn diesen Büchern / die vns verbliebē / nicht sind) dann sie nicht das halb theil seiner Bücher sein /die er geschribē) daß sich die Philosophisch Sect der Pythagoreer verwundertē / wann ein Mensch auff der Welt sein solte / der nie keinen Dæmon, das ist /guten oder bösen Engel (wie wir zureden pflegē) solt erkant haben / oder in eines solchen geheimen Geistes geheime kundtschafft kommen sein / oder daß solche Geister zu jhm kundtschafft gesucht hetten.29

Vnd zwar / so bekent ebengemelter Aristoteles30 daß er einn gekant / mit Namen Thasius, der allezeit einen Geist inn Menschengestalt / welchen niemand als er gesehen / bey jhm gehabt habe. Welches dann auch bey allen Hexen vnd Hexenmeistern gebreuchlich ist.

Auch ist es nicht so gar lang / daß der von geschlecht vnnd doctrin hochberhümpt Fürst / Franciscus Picus, Printz von Mirandula geschriben / welcher gestalt er zwen Priester / so Hexenmeister oder Zäuberer weren / gesehen / die stäts inn Weibsgestalt zwen Hiphialtes, oder Alpen oder Vnderliglins teuffel vnn Trutten od' Schretzel zu gefärten hatten.31 Welcher sie sich mehr dann viertzig Jar mißbrauchten. Junmassen sie selbst / ehe man sie verbrandt / bekant haben. Wie wir dann dessen an seim ort gedencken wöllen.

Deßgleichen schreibt Aristoteles in eben vorgedachtem Buch / daß man inn einer der sieben Inseln AEoliarum bey Sicilien (sonst auch Vulcani Inseln genant) allezeit ein gethön vnd getůmmel von Trůmmen / Schellen / vnd gelächter habe gehört / vnd doch niemand gesehen.32 Welches auch an vielen enden der Mitnächtischen Länder / hinder Schweden vnd Nortwegen gemein ist: Wie der Bischoff Olaus Magnus inn dem Buch von den Septentrionalischen Völckern hie von anregūg thut: Deßgleichē auch im Berg Atlas: daruon die Historischreiber Solinus vnnd Plinius zeugnuß geben.33 Welches dann zweiffels ohn der Hexen gewonliche versamlungen / Dantzplätz vnnd Erlustigungen mit den Teuffeln sein werden: deren man durch vnzälig vil Gerichtliche Proceß /Kundschafften / Zeugnussen / Bekantnussen vnnd vergichten ist in erfahrung kommen.

Aristoteles schreibt inn demselben Buch noch weiter / das eine Hexin inn der Statt Tene des Thessalierlands gewesen sey / die mit besondern worten / Circuln vnd kreyssen / so sie gemacht / ein Basiliscen beschworen hab: Welches / in massen wir an seim ort beweisen wölln / von Natur nicht geschehen kan: Sonder geschicht durch krafft vnd gewalt der Geister: Welche solche frembde sachē / die Augenscheinlich fürkommen / nit begehn noch verschaffen können / sie seien dann an dem ort / da sie solche händel zubegehen pflegen: wie solchs Thomas von Aquin beweiset.34

Zu dem / so wer auch diß ein vngereimpts / den Engeln / so das Firmament oder die Himmel bewegen /vnnd doch von den Himmeln gescheiden sein / Tastung / Ort vnd bewegung zuzueignen.35 Inmassen die besten Philosophi, Peripatetici, Academici, vnd Stoici mit den Hebreern vnd Arabern hierin vberein stimmen. Vnd doch solche eigenschafften dē Geistern abstrickē / die zwischen vnn bey dē Elementē sich haltē.

Welches zwar nicht angezogen wirt zur vnderweisung vnd Abwarnung der jenigen / die nur einen Gott / vnd darneben vil Intelligentias oder wesentliche Kräfften vnnd Geister glauben: Deren jedes auch Aristoteles36 erklärt vnn bewisen hat / Vnd sich durch die gantz H. Schrifft also befindet: Sondern die dolle verstockte dumme Hirn zu vberweisen.

Gleichwol nicht also / daß man darvmb von allen vnnd jeden Actionibus Intelligibilibus, oder Erkandtnuß händeln / noch von allen sachen vnd fürnemmen der Geister wolt vrsach vnn rechenschafft gebē / welches vnmöglich were. Seiteinmal der jenig / so aller sachen vrsach könt anzeigen / Gott gleich sein müßte / der allein aller sachen wissenschafft trägt. Sondern zugleicher weiß / wie vnmöglich ist / Gott also zuerkennen / oder jhn zubegreiffen / wie er inn seim wäsen ist / wo nicht der jenig / so jne solcher gestalt erkennen vnn begreiffen soll oder kan / selber Gott ist.37 In erwegung / daß das vnendtlich in seim wesen / in seiner Macht / Grösse / Ewigkeit vnd gůte / nit mag begriffen werden / dann allein durch disen / der auch vnendtlich ist / vnd weil nichts vnendtlichs niergends ist dann Gott: Also muß man auch vō notwegen bekennen / das allein Gott der sey / der aller ding vrsach weiß zugeben: Weil er aller sachen vrsach ist /vnnd allen dingen ein vrsächliches wesen hat gebē: Ja hat ein vnendtliche Wissenheit / ja ist selbst die vnbegreifliche Wissenheit / welche nimmehr dermassen weder inn den Menschen / noch Engeln / noch einiger Creatur inn der Welt sein kan.38

Dannen her Aristoteles im ersten buch seiner Metaphysic / da er vō den Geistern vnd kräfften handelt /bekent daß man die Warheit / vō wegen Menschliches verstands vnkräffte vnd blödigkeit nicht erfolgen noch erkennen könne: Welche blödigkeit dann hierinn besteht / daß man wol die vnwissenheit aller inn gemein erkendt / aber nicht die seinige inn sonderheit. Dann inn eben demselbigen Buch39 sagt er / daß man allda kein vrsach suchē soll / da kein fügliche vrsach ist. Sihe da / diß seind eben seine eigene wort. Eben wie auch Plinius in gleichem fall / im 37. buch 4. Cap. setzt. Non vlla in parte Ratio, sed volūtas Naturę quęrenda. Man soll nicht die befügten vrsachen oder vrsechlichkeit eins dings suchen / sondern dē willen der Natur. Welches ein mercklich vngeschickte Incongruitet, vnd von vngereimpts eim Philosopho zuhören ist / zusagen / daß etwas ohn vorgehende vrsach vnd ohn befüglichkeit zugange vnd beschehe. Zu dem ist es ein vnleidliche vermessenheit / zusagē / daß darumm dises dings / welchs man sicht / keine vrsach vorhanden sey / weil man dieselbige vrsach nit kan wissen / als daß man vil mehr / so man die vrsach nicht erfolgen kan / sein eigene vnwissenheit erkente vnd bekente.

Nun aber kan man Gott kein grössere Ehr anthun /dann so man eigene angeborne vnwissenheit bekennet / vnd hingegē thut man Gott groß vnrecht / wann man blödigkeit eigenes Verstands nicht will erkennen.

Daher kompts / daß / nach dem Job vnd seine Freund / lang von Gottes wunderbarer leitung vnd führung seiner Händel gedisputirt / vnd letsilich gemeint / sie haben die Warheit bey eim Härlein getroffenn / da erscheint jhnen erst Gott der Herr im Gesicht / vnd fangt mit jhnen also an zu reden.40 Wer ist der vnverstendig Mensch / der mit seinen vngeschickten reden dem Allerhöchsten seine Wunderliche Werck verdunckelt vnd verkleinert? Darauff erklärt vnnd erzählt er dem Job auß dem Wetter die höhe / grösse vnnd die schröckliche bewegung der Himmel / die stärcke des Gestirns / die Ordnung vnnd Gesatz des Himmels oder des Firmaments vber die Erd / den Baw der Erden auff die Wasser / vnd wie vnerforschlich die Wasser mitten inn der Welt auffgehenckt schweben / vnnd andere wunder / die ein jeder wol vor Augen hat vnn sicht / aber nicht recht ansicht vnnd besicht: vnd erweißt darauß / daß alle Menschliche Wissenheit vnd Witz / nichts dann eitel vnwissenheit vnd Aberwitz seie.41

Viel geben dem Aristotele dē Rhum gröster Gelehrter Weißheit vnn Erfahrenheit / wie es dann gewiß / daß er sehr viler sachen wissens gehapt / Aber doch noch nicht das Tausentest theil Natůrlicher sachen gewußt hat.42 Dann alle Hebraische Philosophi43 vnd Academici haben bewert / daß er in Rebus Intelligibilibus, In sachen / die gründtlich Erkātnuß belangend /nichts gesehen hab / vnnd inn Natürlichen sachen /jhm die aller schönsten vnd fůrnemsten seien vnbekant gewesen. Auß betrachtung dessen / weil er ja nicht die zahl der Himmel gewußt hat: welche die Heylig Schrifft durch des Tabernackels Zehē Decken oder zehen Tapeten / auß weiß Leinē gezwirnet / von blawer Seyden / Scharlachen vnn Rosinrot / vnd mit Cherubinen verblümpt / an gezeigt hat / als ein Muster dieser Welt.44 Deßgleichen wann die Heyl. Schrifft sagt: Die Himmel seind das Werck deiner finger: Welcher dann zehen an der zahl sind. Dann sonst stäts an andern orten / sagt sie / Die Werck der Händ Gottes. Welches allen Philosophis vnd Mathematicis vnbekant gewesen / biß es durch den Herrn Johannem von Realmont ist demonstrirt vnn außgeführt worden.45

Ja Aristoteles hat auch kaum die Ordnung der Planeten gewußt: Angesehen / weil er die Venerem vnd den Mercurium vber die Sonn setzt: wider diß / so der Geographus Ptolemæus nachgehends hat erwisen: Ja hat nicht ein eintzige bewegung des Gestirns gewußt.46

Vnd damit man die sach so hoch nit erhole / vnnd sich bemüh im Aristotele die Warheit vō den Dæmonibus, oder Himlischen Gestirnigen vnnd Elementischen Geistern / vnd von den vbernatürlichen sachen zusuchen / so sicht man inn folgender außführung daß der mehrertheils Natůrlicher sachen jhm vnbekant seind gewesen. Als die Saltzung47 des Mörs / welche der Hochgeborn vnd Hochgelehrt Fürst von Mirandula, genant seiner zeit Phœnix, allein der Prouidentz oder fürsehung Gottes hat zugeschriben. Vnnd nicht desto weniger / ist der vrsprung der Bronnquellen davon Aristoteles lehrt / noch vil vngereimter.48 Als daß sie jnnerhalb den Hůlen der Erden / durch erfäulūg des Luffts entstehn solten. In ansehūg der grossen vnerschöpflichen Vrsprung / Quellen vnn Flůß / welche einen vnauffhörlichē Lauff haben: Allda aller Lufft der gantzen Welt / wann er sich schon in eitel fäule solt zerlösen / inn hundert Jaren nicht so viel Wassers könt gebären / als in einem tag an solchen Wassersötigen Orten pfleget zu entspringen vnnd zuverfliessen.

Die Hebraischen Philosophi / auch Salomon selber / haben erwiesen / daß sie auß dem Meer entsteh vnnd kommen / gleich wie die Adern des Menschlichen Leibs jren vrsprung von der Leber ziehen. Auch sicht mā sehr offt in der Natur / daß sie wirckungen wider alle Natürliche vrsachen fůrbringet: Gleich wie man am Schnee mag sehen / welcher allein ein gefroren Wasser ist / daß er / wiewol er seiner Natur halben kalt ist / vnd von kälte her entstehet / doch die Erd erwärmet / vnd die Saat / Frücht auff dem Feld für gefrost bewaret: Vnnd deßgleichen der Reiff / welcher sonst vber die massen rauher vnnd kalter Natur ist /die Feldfrüchte vnd Rebschoß gleichsam wie in eim Ofen verbrennet: Vnnd derwegen auß diser vrsach schreibt Festus Pompeius, das wort Pruina, welchs bei dē Latinern Reiff heißt / ewerde vom Perurēdo, vom Brennen oder Brunst also genennet.49 Vnd die H. Schrifft erzehlt vnder andern Wunderthaten Gottes auch dise / im hundert vnn sibenzehenden Psalmen. Qui dat Niuem sicut Lanam, & pruinam sicut cinerem spargit. Welches der Hochberhümpt Poet Buchananus also ins Lateinisch Carmen gebracht hat.


Qui Niuibus celsos operit ceu vellere montes,

Densas Pruinas Cineris instar deycit:

Der Schnee außschickt wie Wollen weit /

Vnd wie Eschen den Reif außstreyt:

Welcher mit Schnee deckt Berg vnn Thal

Gleich wie mit wollen vberal.

Welcher den Reif außstreyt so klein /

Gleich wie die Eschen dünn vnd rein.


Aber weder er / noch Theodorus Beza, haben mit jhren Versen vorgedacht Wunderwerck genugsam angerůrt oder erreicht. Seiteinmal ein gut theil Wollen schwartz ist / vnnd der Reif nichts mit allem sich mit der Eschen vergleichet. Sondern man möcht es also transferiren.


Welcher mit Schnee fein warm erhällt

Wie mit einem Wullenē Rock das Feld /

Vnd mit dem Reif die Schoß verseeret

Als wers mit glüender Aesch zerstöret.


Auch hat Albertus den Irrthumm Aristotelis mit dem Regenbogen angezeigt: als er nemlich geschrieben / der Regenbogen begebe sich nicht des Nachts: Welchs ein offenbarer vngrund ist: Vnnd deßhalben auch die vrsach / die er darzu anzeucht / gātz nichtig: Wie es dann auch in der Warheit ein vngereimpts ist.50 Dann es müßt auß eben derselbigē vrsach folgen / daß alle Wolcken einerley farb weren. Daß ich nun vil tausent wunder der Natur / welcher vrsach noch nicht entdeckt worden / hiemit geschweige.

Daher dann der Cardinal Cusanus, so zu seiner zeit vnder den Gelehrten sehr hoch geacht gewesen /gleichsam mit eim finger die Varietet / vngewißheit vnnd vnbeständigkeit der Lehr des Aristotelis, hat deutlich an tag gegeben: Vnd vor jhm der Cardinal Bessarion:51 Vnd vber alle hat der Cardinal von Alliaco oder vō Ailli erhalten / vnnd durch kräfftige Beweisungen außgefürt / daß im Aristotele nicht ein einige necessaria Demonstratio, oder Not schließliche vnfälbare erweisung seie: Ausserhalb die / durch welche er demonstriert vnn vergwisset / daß allein ein Gott sei / vnn etlich wenig andere beweisungen / die er gemerckt vnd auffgezeichnet hat.

Belangend dann / daß Aristoteles52 der Welt Ewigkeit vnderstandē zubeweisen (wie er dann vnder den alten Philosophis der erst vnd allein der Meynung ist gewesen) steckt dasselbige voll vngeschicklichkeit: Inmassen Plutarchus,53 Galenus,54 die Stoici,55 die Academici56 eiß haben erwisen / Ja selber die Epicurer57 haben seiner dißfalls gespott: Vnd vnd' dē Hebreern hat der Rabi Maymon,58 (welcher von wegen seines Hochgelehrtē verstāds / der groß Adler genant worden) auß gutem Gelehrtem grund die vnmöglichkeit der Aristotelischen Demonstration angezeigt vnd verworffen. Deßgleichen Philoponus inn vierzehen Bůchern / in Griechischer sprach geschrieben / welche / als dise Matery belangendt / wol wůrdig / daß sie in kurtzem in Latein vbergesetzt wůrden. Vnnd letzlich /ist auch Thomas vō Aquin59 der vnmöglichkeit diser Meinung durch andere Argumēt gewar worden: Welche ich hie einzufůhren will anstehen lassen / dieweil ichs an andern Orten60 getractieret habe.

Wiewol nun dem Aristotele offt vnn viel gleichsam (wie man spricht) die Händ im Sack seind ergriffen worden: Dieweil er sich nicht wol darauß hat wickeln mögen: Jedoch hat ers so wunderlich vnder einander gespunnen vnnd gebrauwet / das niemand hat errahten können / was er darmit gewölt hab. In massen solches erscheinlich auß dem ersten Capitul seiner Physic /vnd im buch von der Seelen: Darinn Scotus, der Subtilstē Philosophen einer / so je gewesen / gemerckt hat / daß in den Aristotelischen vermeynten gründen / so grosse widerwertigkeiten sich erhaten / die nimmermehr bei einander bestehen noch verglichen werden können / Auß welchen etliche die Zerstörlichkeit vnd endlichen zukönfftigen Abgang der Seelen haben geschlossen: Gleich wie Dicearchus auch noch zu Aristotelis zeiten / der Epicurus Atticus, Aphrodiseus, Simon vnnd Pomponatius: Etliche auß eben denselbigen gründen die vnsterblichkeit der Seelen abgenommen / als Theophrastus, Themisti9, Philoponus, Simplicius, Thomas Aquinas, der Printz von Mirandula. Vnd die Araber / sonderlich der Auerroes, haben die Vnitatem Intellectus, oder die Eintzigkeit des verstands der Menschlichen Natur / auß eben denselbigen orten geschlossen.

Darauß wol zu vrtheilēn / daß Aristoteles die schöne Secreta oder Geheimnussen / welche die Alten gemerckt / bei weitem nicht gewußt habe.61 Deßhalben sie dann auch hinder seine Contrafactur oder Abbildung / ein Weib gemacht / so mit einem Schleyer das Andlitz verdeckt gehabt / vnd Physis, das ist / die Natur geheissen. Darmit anzudeuten / das jhme das schönste von der Natur sey verdeckt gebliben / vnd daß er nichts dann die äusserlichkeit an Kleidern hab erplickt vnd gesehen.

Auch sagt man (inn massen Procopius62 schreibt) er hab sich ins Meer gestürtzt / dieweil er die vrsach nicht hab erfolgen können / warumb daß Meer vmb den Nigropont inn vier vnnd zwentzig stunden sibenmal ab vnd anlauff.

Vnd so die fůrnembsten Schätz der Naturen vns verborgē sein: wie wöllen wir dann zu den vbernatürlichen vnnd Intelligibilibus gereichen?63 Darumb pfleget Heraclitus am ersten (wie Plutarchus schreibet) vnd nach jm Theophrastus zusagen / das die allerschönsten sachen der Welt verborgen bliben / von wegen vermessenheit der Menschen: welche nichts deren Sachē glauben wöllen / da jhre vernunfft derselbigen vrsachen nicht kan ergreiffen.

Vnder welche man auch die frembden Händel der bösen Geyster vnd Hexen / so die Menschliche vernunfft vnd Natůrliche vrsachen weit vbertreffen / setzen vnnd zehlen mag.64 Aber zu gleicher weiß / wie mā diesen billich fůr einē Thoren hielt / welcher läugnen wolt / daß der Calamit oder Magnet nicht solt der Nadel oder dem Eisen Zünglin vnnd Stefftz eine Impreßion geben / oder jhnen eine sondere art eintrucken / sie gegen Nort zukehren vnnd zuwenden: wann er schon desselbigen vrsach / woher solche macht entstande / nicht wüßte: Oder der nicht bekennen wolt /daß der Zitterfisch oder Schläffithäuser /65 wann er sich im Netz verwickelt / nicht erstlich der Fischer Händ / darnach jhre Arm / vnd endlich jren gantzen Leib einschläffe vnd vnempfindlich mache: ob er schon die vrsach / waher es sich begebe / nicht könte erkündigen. Also mag man auch wol die jenigen fůr Thoren halten / welche der Hexen vnd Geyster frembde händel vnd werck sehen / vnd aber gleichwol /demnach sie die vrsach nit ergrůnden mögen / oder weil es sonst an jm selbst Nattůrlicher weiß vnmöglich / nichts daruon haltē noch glauben. So doch Aristoteles66 selber / als er sich vber viel sachen / welcher vrsachen jhm vnbekant gewesen / hat entsetzen vnd verwundern müssen / gesagt / das der jenig / so diß / welchs augenscheinbar / in zweiffel ziehet / nicht besser von der Sachen rede vnd halte / dann der alles gar zu leichtlich glaubte.

Nun sehen wir aber / das Orpheus, der vngefährlich zwölff hundert Jar vor Christi Geburt gewesen /vnnd nach jhm Homerus, welche die ältsten Scribenten vnder den Heiden seind / das Hexenwerck / Zauberen vnd beschweren / wie es heut auch breuchlich /beschriben vnd inn Schrifften hinderlassen haben. So sicht man auch in H. Schrifft vnn im Gesatz Gottes /so mehr dann zwey hundert Jar vor dem gedachten Orpheo publicert worden / daß des Egyptischen Königs Pharaons Zauberer die Werckgottes nachgethan vnnd gleichsam nachgespilt habē. Man lißt daselbst /wie des Königs Saüls Hexin oder Zäuberin / den Geystern auß den Gräbern herfür geruffen / vnd sie reden vnn sprach haltē gemacht. Auch sind man67 allda im Gesatz Gottes die scharpffe hochverpeente verbott /das man keins wegs soll nachlauffen den War sagern /Zauberern / Zeichendeutern vnnd Beschwerern: Darunder dann allerley art der Zauberey vnnd Warsagung benendt sind / vmb welcher willen Gott / wie er selbst sich erklärt / die Amorreer vnd Chananeer von dem Land außgerottet hat. Vnd vmb welcher willē der König Jehu die Königin Jesabel auß dem Schloß herab stürtzen vnn die Hund auffressen liesse.

Man sicht auch in den Gesatzen der zwölff Tafeln /welche die Römischen Gesandten auß dem Griechischen Landrecht gezogen / namhaffte straffen wider die Zäuberer geordnet.

Ja man sicht auch / das die allerschröcklichsten straffen68 vnder allen Römischen Keyserlichen Satzungen / gesetzt seind / wider die Hexen vnnd Hexen meister: Allda sie dann benandt werden / Feinde der Natur / Feinde des Menschlichen Geschlechts / vnnd Vbelthätige /69 von wegen der vbergrossen vbelthat die sie begohn: Vnd welches sonst in keinen Gesatzen sich findet / so werden auch die Hexen besonderlich durch die Gesatz verfluchet: Seiteinmal also von jhnen steht / Daß sie die grewliche70 Pest müsse außleschen vnnd verzehren.

Man sicht in Griechischen vnd Lateinischen Historischreibern / beides Alten vnnd Newlichern / von allerley Land vnd Volck / daß sie eben dergleichen händel / wie wir von vnsern erfahren / von jrer zeit Zauberern beschreiben / wie sie offt gleichmäsiger Wirckung vnnd Verrichtung sachen in vngleichen vnderschidenen Landen außgeführt / auch wie sie im Geist verzuckt / vnn dann durch jhn mit Leib vnd Seel inn weite Land verfůhrt oder vertragen / vnd widerumb durch die bösen Geister inn wenig stundē herumb gebracht werden. Welches dann alle Hexen einhelliglich gut rund bekennen. Inn massen zu sehen in der Teutschen / Italiäner / Frantzosen vnnd anderer Nationen Büchern. Dessen auch Plutarchus gedenckt71 von dem Aristeo Proconiensi, vnd von Cleomede Astipaliano. Deßgleichen Herodotus von eim Gottlosen Philosopho, welchen er deßhalben Atheistam nennet. Plinius von eim Hermon von Clazomeno / Philostratus vom Apollonio Thianeo: Vnnd alle Römische Historischreiber von Romulo bezeugen: wie er vor seinem hellen Kriegsheer in die Lufft sey verzuckt worden. Gleich wie man inn den Frantzösischen72 Chronicken von eim Graffen zu Mascon lißt / daß jhm deßgleichen widerfahren sey.

Vnd es hat sich durch vnzahlige Gerichtliche Proceß befunden / daß etliche Personen / als sie gleiche mittel / wie die Hexen gebraucht / alsbald inn wenig stunden auff hundert oder zwey hundert meilen von jren Häusern seind vertragen worden: Vnn als sie daselbst die grosse versamlung des Hexengesinds gesehen / sich versegnet vnn Gott vmb hůlff angeruffen haben: Darauff gleich einsmahls die versamlung der bösen Geister vnnd Hexen sey verschwunden / vnnd sie alleinig da gelassen worden: Darumb sie nachgehends mit grosser nohe anff vil Tagreysen haben heimziehen müssen.

In summa man besehe die ergangene Proceß wider die Hexen auß Teutschland / auß Franckreich / auß Italien / auß Hispanien / so viel als wir derselbigen in Schrifften73 noch haben: Vnd besehe darneben zu gleich die täglich vnzählige kuntschafften / die widerholte Zeugnussen / Confrontationen oder Entgegenstellungen / die Vberweisungen vnd Bekantnussen /darauf die / so verurtheilt worden / biß in Todt bestanden: Welche mehrtheils gantz alber vnverständig Leut oder alte Weiber warn / die nie keinen Plutarchum / noch Herodotū / noch Philostratum / noch anderer Völcker Gesatz gesehen noch gelesen / noch mit den Hexen auß Franckreich vnnd Italien jemals sprach gehalten vnd sich verglichen: wie sie so artlich inn allen sachen vnd puncten vberein stimmen.74 Sie haben S. Augustin im fünffzehenden Buch von der Statt Gottes nie gesehen / welcher geschriben hat / das man keins wegs daran zweiffeln soll / vnd daß ein vnuerschamter Tropf sein müßt / der ver neynen wolt /daß die bösen Geyster nicht solten im brauch haben /mit den Weibern fleischlicher vermischūg zupflegen: Welche die Griechen deßhalben Ephialtes, vnnd Hiphialtes nennen / die Latiner / Incubos, Succubos vnd Syluanos: Die alten Teutschen Gallier / Dusios (diß wort praucht daselbst S. Augustin) oder Drusios (Die heutigen Allemanischen Teutschen / Truten / vnd Auff vnd Vnderhocker) etliche in Manns / etliche in weibsgestalt.75 Welcher vermischung alle Hexen einmütiglich geständig / daß sie sich nit im Schlaaf sonder Wachend zutrage. Welchs genugsam erweißt / daß es nicht eine dergleichen Oppreßion oder Nächtlichs Schwerblůtigs Trucken ist / daruon die Medici reden vnn handeln: Seit einmahl dieselbige inn diesem vberein stimmen / daß diß auffhocken / daruon sie meldung thung / sich zu keiner zeit / dann im Schlaaf begebe. Vnn daß es auch vnmöglich sey / das gleiches den Succubis als den Incubis widerfahre.

Noch ist darzu auch diß frembd zuvernemmen /daß diese Hexen außsagen / vnn gleichsam eins Munds bekennen / daß wann die bösen Geister inn Mansgestalt sich erzeigen / gewohnlich Schwartz seien / vnd die andern vberlängen / oder wie kleine Zwerge vnd Bergmännlin erscheinen: Inn massen Georgius Agricola,76 ein fůrnemmer berhümpter Mann zu seiner zeit / in Schrifften hinderlassen hat.

Nun / wie gedacht / die Hexen / dauon wir hie reden / haben dasselbe nicht gesehen / was Valerius Maximus im ersten Buch von dem Cassio von Parma schreibt: Welchem als ein langer Bechschwartzer Mann erschienen / vnnd er jhn gefragt / wer er sey /geantwort / Se Cacodæmona esse: das ist / das er ein böser Geyst seye.

Deßgleichen haben die Hexen auch nit gesehen gehabt / die Historien Plinij des Jůngern / in den Episteln Plutarchi, Flori, Appiani, vnd Taciti: darinnen sie von Curtio Ruffo dem Proconsule in Affrica, vnd vom Dione vnd Bruto handeln: welchen gleichmäßig Gesicht auch wachend fůrkamen. Noch die mercklich Histori77 vom Philosopho Athenodoro, der gleichsfalls wachend ebē ein solches Gesicht von eim bösen Geist sahe / in gestalt eins langen schwartzen vnn mit Kettinen gefesselten Manns / der jm ein gegene zeiget / da fünff ermördter Cörper lagen / in einer vnbewonten Behausung / die von wegē des bösen Geists öd vnn lär stunde. Gleich wie auch im Suetonio78 von eim gleichmäßigen fall / so nach der ermördung des Keyser Caligulæ, vnn im Plutarcho79 von einem / so nach des Damons vnd des Remus todt sich begeben /erzehlt wird. Nemlich daß gleich auf jren tod / die Mordruchtbare örter von den Geystern seien vnwonsam gemacht wordē. Welche Geister die Latiner Remures, vnn durch veränderung der liquida oder des Buchstabens L. Lemures, von gedachtem Remo, des Romuli Brud' her nantē.

Daroben ist gleich zu anfang gedacht worden / wie die Johanna Harwilerin bekant / das der Teuffel jr stäts in gestalt eins langen schwartzen Manns erschienen sey. Nun will ich zur mehr leuterung derselbigē Geschicht / noch dise History mit anhenckē / welche sich den zweiten Februarij / im Jar 1578. hat zugetragen: Dieselbige helt sich also.80 Catharin Darea /eins zu Cœuures bei Soissons wohnhafften Taglöhners Weib / als sie von H. Hunalt / dem Vogt zu Cœuures zu Red gestelt vnn gefragt worden / warumb sie zweien jungen Töchterlein / deren eins jr leiblichs / das ander jhrer Nachbarin Kind gewesen / die Häuptlein abgehawen habe? Hat sie geantwort / der Teuffel sey jhr in gestalt eins langē schwartzen Manns erschienen / vnn hab sie darzu angereitzt / auch jren darzu jres Manns Hagmesser oder Heipe gereicht vnnd gegeben. Sie ist zu Compiegne vor Gericht gestanden / darnach zum Todt verurtheilt wordē.

Ich könt dergleichen zu vnserm fürnemmen dienliche Geschichten hie mehr erzehlen: Aber ich will sie an sein gelegen ort sparen: Darauß alsdann bescheinen soll / wie eigentlich dergleichen Historien / so sich auch bei vnderschiedenen Völckern / vnn zu weit vnterschiedlichen zeiten begeben / allezeit zusamen treffen vnd stimmen / vnd solches auß der Zauberer vnnd Hexen händel vnd bekantnussen selber.

Derwegen soll man nicht so eigensinnig wann man die Werck vor augen / vnd gleichwol die vrsach nicht sicht / wider die Warheit auff eigenem verbeitztem Wohn stäts beharren. Dann wann der Menschlich verstand die vrsach / oder daß Waher vnd Warumb / das ist / das Διότι nicht kan ergründen vnd erfahren / so muß er sein vrtheil vnd vernunfft auff diß / so da augenscheinlich geschicht / das ist / auffs ὅτιεσσι, auf diß / das es sey / einziehen / vnd notpfrengen. Angesehen / daß diß die zwen Weg seind / dardurch man alle Sachen kan erweisen vnd wissen.

Vnd Plato81 selber / wiewol er ein Hocherleuchter / vnd seinem Nachnamen nach Diuinus, ein Gottreicher Mann gewesen: Jedoch wann er inn seinen Schrifften auff die Zaubersachen gerhatet / welche er sehr fleissiglich inn dem Eilfften Buch von der Gesatzlichkeit durchsuchet vnd examiniert / so setzt er doch / daß es ein schwer verständliche sach seie /vnnd wann man sie schon verstand / sey sie doch schwerlich andern einzureden: Vnd viel / spricht er /spotten sein / weil man sagt / die Zauberer brauchen Wächssine Bilder / die legen sie in die Gräber vnd auff die Kreutzstrassen / vnnd begrabens vnder die Thor / vnnd begehen alsdann durch Beschweren /Abersegen / binden vnd stricken wunderliche ding darmit.82

Nun seind vnsere Zauberer nicht inn Griechenland /in Platonis Heymat gewesen / sie haben den Platonem nicht gelesen / wie Wächssine Bilder zumachen /durch welcher mittel / sampt denen darzu gethanen Beschwerungen / sie durch hůlff des Sathans die Leut mögen tödten: Wie dann diß durch vnzähliche Gerichtliche Proceßinn massen wir nachgehends melden wöllen / verificiert vnnd klar gemacht worden: Vnd sonderlich durch den Proceß mit den Hexen zu Alencon / die jhre Feind dardurch hinrichteten.83 Vnnd durch den Proceß des Enguerrand von Marigny / so fürnemlich auff den verzauberten Wächßinē Bildern bestunde / also daß er auch darumb beklagt war / als ob er den König darmit hab tödten wöllen:

Wie es sich dann auch vnlängst mit eim Engelländischen Zauberischen Priester zugetragen / welcher Pfarrherr inn eim Dorff Istincton genandt / ein halb Meil von Lunden gewesen bei welchem / als er im Herbstmonat / des Tausent / fůnffhundert / sibentzigsten vnnd achten Jars gefänglich angriffen worden /man drey beschworne Wächßine Bilder hat gefunden /darmit vorhabens wesend / die Königin von Engelland / sampt zwen andern jhren Nahe zugethanen Herren zutödten.84 Gleichwol muß ich diß darbei melden / daß als die Zeitung auß Engelland kommen / die That damals noch nicht so hell am tag sey gelegen.

Wiewol dann nun / wie droben kurtz angeregt /Plato gantz keine vrsachen solcher obenhin gerůhrter Hexenhändel wußte: Jedoch hat er nicht desto weniger dieses stäts für gewiß vnd vnzweiffelhafft gehalten /vnd deßhalben inn den Gesatzen seiner vollkommenlich wolbestelten Policey / die Peen des Todts den Zauberern vnnd Hexen / so Viech oder Menschen durch Zauberwerck vmb das Leben brächten / erkant vnd bestimpt. Welchen Zaubermordt er sehr wol auff jhr verbrechen im selbigen ort von einem andern Mordt / der ohn Zauberey zugeht / vnd sonst ein Mannschlacht eigentlich heisset / hat wissen zu vnderscheiden. Gleich wie auch der Hebreer Philo in ebenmäßigem fall im Buch85 von besonderbaren angesehenen Gesatzen gethan.

Nun / die vnuerständigen haltens für vnmöglich: die Gottlosen verruchten Leut aber / vnd die / so sich als weise Leut anstellen können / wöllen daß jenig /so sie sehen / vnnd aber seine vrsach zumelden nit wissen / keins wegs bekennē / damit sie nit für vngeschickt angesehen werden. Die Hexen vnd Hexenmeister treiben jhr gespöt darauß / vnnd solches auß zweyen vrsachen / Einer / auff daß sie auß dem verdacht kommen / als ob sie auch mit inn der zahl der anderen seien / der andern vrsachen / durch solche mittel des Sathans Reich fortzusetzen. Narren vnd fürwitzige Leut aber / die wöllens versuchen.

Gleich wie es nicht so gar vnlängst inn der Statt Com in Italien (inn massen Siluester Prierias erzehlt) sich hat zugetragen / daß beides der Official vnd der Ketzermeister des Glaubens / als sie ein grosse anzahl Hexen gefänglich hielten / vnn gleichwol nicht glauben konten / was dieselbigen verjahen / bei jn beschlossen / solche vngläubigkeit zubewähren / vnn auß dem Vnglauben sich zupringen.86 Liessen sich derhalben durch ein Vnholdin zu jrer Walfahrt führen: Daselbst / nach dem sie sich ein wenig besonders zur seiten still gehalten / sahen sie alle die Grewel / die Huldungen / so sie dem Teuffel thaten / die Täntz /vnnd die vermischungen: Vnd vnder deß / allweil sie alles Officialisch vnd Inquisitorisch für witzig genug beschnarchten vnd bemaulgafften / stalt sich der Teuffel / als ob er jhren nicht warneme / noch vber sie zu Inquirieren begerte: Aber letstlich zum abzug / ließ er sein Höllisch Ketzermeisterammt vber sie erscheinen / vnnd züchtiget sie mit so vngemeynen schlägen vnd streichen / daß sie nach fünffzehen tagen den Geist auffgaben.87

Etliche fürwitzige oder vil mehr wanwitzige Leut haben Gott gar verleugnet / vnn dem Teuffel gehuldt vnd geschworen / damit sie die Sach nur erführen. Aber es ergieng jhnen / wie dort den Thieren.


Die inn des Lewen Hül wol sprungen /

Aber nicht wider herauß gungen.


Hingegen recht Gottsförchtige Menschen / wann sie die Geschichten / so sich mit den Hexen zugetragen / recht haben erwogen / vnd durch die Welt hin vnd wider die Wunderthaten Gottes behertziget / vnnd sein Heilig Gesatz sampt den Historien inn H. Schrifft fleissig durchlesen / so ziehen sie dasselb /was Menschlichem verstand vnnd sinn vngleublich beduncket / nit in zweiffel / sondern pflegen also zu vrtheilen / so vns vnzählig viel natürlicher sachen vngleublich fürkommen / vnnd etlich derselbigen auch vnerfolglich vnnd vnbegreifflich seind / wie viel mehr wird dann die macht der vber natürlichen Intelligentien / oder der verständigsten kräfften / vnd der Geyster thun vnd wesen / vnbegreifflich sein müssen?88

Nun sehen wir aber in der Natur die frembdesten sachen vorgehn / die sich doch ordenlich tag fůr tag pflegen zu zutragen vnd zubegeben: Als daß man Meer vnnd Erden vmbfähret / vnd die post zu Land vnn Wasser gegen Berg auff gleichsam wider den Stram nimmet: Welches heut vnseren Kauffleutē gemein ist: Wiewol es den alten Vättern / S. Augustino und Lactantio lächerlich vorkommen / vnn deßhalben auß eingebildter Vnmöglichkeit desselbigen stucks /gäntzlich die Antipodes oder Gegenfůßling verneynet haben.89 Welches doch heut so ein klare Sach / vnnd so vnwidersprechlich / als die klarheit der Sonnen offenbar vnd erwisen ist.

Vnd dise Leut / welche für vnmöglich schelten /das der Böse Geist einen Menschen auff hundert oder drey hundert Meilen von seim Hauß vertragen könne /haben nicht bedacht / das alle Himmel / vnd alle dise Wundergrosse Himmlische Cörper jhre bewegung vnd lauff in vier vnd zwentzig stunden vollbringen /das ist / zwey hundert / fünff vnd viertzig Million /siben hundert / ein vnd neuntzig tausent / vierhundert vnnd viertzig Meilen: die Meil zu tausent Schritten gerechnet.90 In massen ich solchs im letsten Capitel zu beweisen gedencke.

Sagen sie dann / Ja dise sachen sicht man alle tag /vnd man muß sich da wol der Sinnen behelffen vnn genůgen. So bekennen sie ja schon / daß man der Geister werck vnd händel / wann sie schon dem lauff der Natur zu wider / doch glauben zustellen / vnn sie nicht weiter in jhren vrsachen durchreuteren vnd erbeutelen solle. Auß erwegung / weil wir auch die Wunder der Natur / die wir vnabläßlich vor augē weben vnn schweben haben / nicht begreiffen können. Seiteinmahl auch die Philosophi nicht vberein stimmen / warinnen das Gemerck der Warheit / welchs sie Κριτήριον τς Αληθείας nennen / bestande.91 Die Dogmatischen Philosophi / das ist / die jenige welche jhrer sachē gar gewiß sein wolten / vnnd deßhalben sich für Lehrer vnd Vnderweiser anderer Leut dargeben / setzen die Regel / daß warhafft vom falschen zuerkennen / auff die fünff Sinne / wann dieselbigen nach der Vernunfft gereguliert werden. Plato vnd Democritus verwerffen die fünff Sinn / vnnd wöllen / der Intellectus oder Verstand sey allein Richter der Warheit. Theophrastus setzt zwischen die Sinn / vnd den verstand / den gemeynen Sinn / welchen er τὸ Εναργες, dz ist / Euidens, dz Offenbar oder die gleichsam außgetruckte begreiflichkejt nennet.

Aber die Sceptici, das ist / die jenigen / welche alles in ein zweffel zogen / vnnd vber kein Sach satten bescheid geben wolten / sonder jhr vrtheil auff hielten vnd versparten / weil sie mercktē / daß nichts in die vernünfftige Seel92 eingang / dann was zu vor durch die Sinn wirdt angenommen / vnnd aber die Sinn vns offt betriegen vnd verfůhren / haben sie dafür gehaltē /daß man gar nichts wissen könn. Dann sie sagten /wann die Regel des Aristotelis, welche er vom Platone ab entlehnt hat / war ist / daß die verständtlich Seel93 gleich wie ein weisser / Pogen Papirs / oder weiß Täfelin seie / daß jederzeit bereit ist / allerley Gemähl anzunemmen vnn fürzustellen / vnd daß nichts in der Seel sey / daß nicht zuvor in den Sinnen gewesen ist / so muß war sein / daß vnmüglich sey /etwas grůndlichs zuwissen.94 Seiteinmal doch der aller klarest vnn Spitz findigst Sinn / das Gesicht ist /vnnd gleich wol war / daß nach deß frommen Heracliti sag / die Augen falsche Zeugen geben /95 inn dem nemlich / da sie vns die Sonn nicht grösser / dann fůr einen oder zwen Werckschuch breyte Kugel (vnnd wie jener Baur meint / eines Schaubenhuts oder Wannenbreit) deuten vnd angeben: so doch diß herrlich Himlisch Aug vnnd Spiegel der Welt / hundert sechtzig / vnnd sechs mal grösser ist dann die Erden:96 Vnnd daß die Augen im Wasser die ding viel grösser machen scheinen / dann sie an jhnen selber sind / vnd gleichsfals die geraden Stecken im Wasser für krumm angeben.

Anlangend dann die andere Sinn / daß dieselbige all nach vngleichheit des Alters zwischen Jungen vnnd Alten sehr vnderscheiden sein / wann sie schon am aller gesundesten zu sein pflegen. Dann daß ein Alter / halt ein ding für Warm / welches das ander für kalt auffnimmet. Vnd eben ein einige Person / vrtheilt offt einerley gleichmässig ding / die sie gegen jhre Sinn gehalten nach vngleicher zeit gantz vngleich befindet / Inmassen solchs kundlich vnn am tag ist / Der erst / so auß dieser verwirrung ein Außflucht gefundē / ist Socrates gewesen / welcher vnverholen gesagt /daß er nuhr einding wůßt / nemlich diß / dz er nichts wüßt.97 Folgends hat dise Meinung sehr vil Nachfolger oder Sectirer bekommen: vnn diß durch mittel des Philosophi Arcesilas, als dz für nemst Haupt der Academischē Sect. Vnn ist demnach ersetzt worden von Aristone, Pirrhone, Herile, vnn zu vnserer zeit durch den Cardinal Cusanum in den Büchern / die er De Docta ignorantia, von Gelehrter vnwissenheit / geschrieben hat.98

Vnd zu gleicher weiß / wie die Ersten / jnen selbst zu ehren / sich Dogmaticos nanten / das ist / Doctores / Lehrer / gleichsam weren sie jhrer sachen so gewiß /daß sie es auch andere lehren vnd vnderweisen könten. Also nanten sich die andern Scepticos oder Ephecticos, das ist / Dubitatores, Zweiffeler: Welche doch gleichwol nicht bekennen wolten / daß sie nichts wüßten / gleich wie Socrates bekant hat: Dann wann sie bekenten / sie wůßten gar wol / daß sie nichts wůßten / so bekenten sie ja schon / daß man etwas wissen könte.99 Also das wann sie einer fragt / ob sie wüßten / daß das Fewr warm were / oder der Sonnenschein hell vnn klar / so gaben sie zur Antwort / Man müßt es also dafůr halten vnnd meinen. Gleich wie jhr Vorgänger Socrates, der sagt / er wůßt nit ob er ein Mēsch od' ein Vieh wer.100

Auch solches mit der that zubeweisen / hat polyenus, der fůrnemst berhümtest Mathematicus, zu seiner zeit / als er des Philosophi Epicuri Sophisterei vnn zweiffelhaffts Disputieren gehört / plötzlich seine jme gātz wol bekante Kunst veracht / vnn widersinnisch bekent / die gantze Geometria seie falsch vnd vnjust / welche man doch vnder allen Kůnstē für die Warhafftigst vnd gewisseste hellt: Dieweil dieselbige zum wenigsten an dē Sinnen pflegt zu hangen. Welche Sinn doch Aristoteles allein101 für das Fundament aller Scientien oder Wissenschafften vnn Künst hat auff geworffen / vnd gewöllt / daß man mit denselbigen sich allein soll behelffen / vnd durch zusammen bringung oder Collection viler Sinngefaßter Particulariteten oder besonderbarer Sachen / als dann allgemeine Regeln aufführen vnd stellen / darnach man vilerley richten / vnd also darauß die Scientias vnd Warheit / welchen man nachtrachtet / ergründen möge.

Aber solt allein der Glaub auff den Sinnen berhuen / so würde des Aristotelis Regel nicht lang bestand haben. Angesehen / weil alle Menschen der gantzen welt / vnd die am weitesten vnnd besten / wie ein Reiger durch viel Zäun sehen können / bekennen würden / daß die Sonn viel grösser vnd die ding / so man inn Wassern sicht / vil kleiner seien / als sie wol sonst scheinen. Vnn daß es falschwerck vnd triegerey ist /das der Stecken im Wasser / inn massen er als dann einem jeden fürkommet / gebrochen oder gebogen sey.

Gleicher weiß ist auch des Platonis vnd Democriti meynung vnrecht / da sie an dem Intellectu oder verstand allein bekleben / vnnd nach demselbigen alle warheit zu vrtheilen vornemmen.102 Dann es ist ja vnmöglich / daß ein Blinder von den Farben / oder der Daub von dem zusamen gestimmten Gesang könne vrtheilen. So muß man sich derhalbē nachmahls der meinung Theophrasti behelffen / welcher seine zuflucht hat zu dem gemeynen Sinn vnd verstand / so daß mittel zwischen den Sinnen vnd dem Verstand ist / vnd was man dardurch mit hören /sehen / fühlen vnd schmacken erfahren / gegen der Vernunfft / als zu eim Probierstein halte.103

Vnd diß vmb so vil desto mehr / dieweil so vielerley hohe schwerbegreifliche sachen hin vnd wider vorhanden / das sie von sehr wenigē können gefaßt oder erfolgt werden. In solchem fall alsdann soll man einem jeden in seiner Kunst / vnd dem was er weiß glauben. Also daß wann die gantz Welt für gewiß hielt / Sonn vnnd Mon weren gleich / inn massen sie scheinen / wann sie im Auff vnd Nidergang gegen einander stehn. Jedoch müßt mā sich stäts nach den Weisen / vnnd dieser Kunst erfahrenen richten / welche dargethan vnd erwisen haben / dz die Sonn hundert / sechs vnd sechtzig mal vnd drey achttheil grösser ist dann die Erd / vnd sechs tausent / fůnff hundert / fünff vnd viertzig mal vnnd siben Achttheil grösser dann der Mon.

Vnd ist hierinnen der Juristen Weisen Rhat zufolgen / welche sich nit schewen / inn sachen so die Medicisch Facultet vnnd Kunst betreffen / sich auff die Medicos104 zuziehen / vnd für sich selbst nichts darinnen zu vrtheilen noch zuschliessen.105

Aber der Zauberer vnd Hexen heimlichkeiten sind so hehl vnn geheim nicht / das man sie seid vō drey tausent jaren her durch die gantz Welt nicht solt erkůndigt vnd entdeckt haben.[106]

I. Erstlich hat ja das Gesatz Gottes / welches nicht lůgen kan / sie die Hexen fein entdeckt / vnd gleichsam nach jren arten specificiert: Auch geträwet / die Völcker außzureuten / so die Zauberer nicht der gebůr nach straffen. Derhalben soll man ja hierauff bestehn /vnd nicht erst wider Gott ein Disputation anstellen /von sachen / dern wir vnerfahren oder vnwissend seind.

II. Fůrs ander / sind auch den Griechen vnd Römern / vnn anderen mehr Völckern zuuor ehe sie von dem Gesatz Gottes das wenigst vernommen / die Zauberer vnnd jhre missethaten / gleich so wol als dem Volck Gottes abschewlich vnnd Todtverwürcklich gewesen / wie diß an seinem ort soll erklärt werden. Kurtz daruon zureden / alle Secten vnnd Religionen der Welt (sagt Augustinus) haben den Zauberern jhre straffen erkant vnd gesetzt.

III. Vnd fůrs dritt / will man dann bei Leuten / so der sachen erfahren / der Warheit halben nachfragen /wo find man besser erfahrene / dann die Hexen selber / die nun von drey tausent jaren her jhrer Händel /Opffer / Täntz / Nachtfahrten / Mördt / vergifftung /versegnung / verbindung vnd Zaubereien / geständig /vnd mit dem Todt dieselbigen war sein bestettigt haben? Man sicht ja hierin / daß alle die / so man je in Italien / in Teutschland vnd Franckreich verprent /von stuck zustuck mit einander zutreffen.

So aber die gemeine Einhelligkeit des Gesatzes Gottes / die einhelligkeit d' menschlichen Gesatz aller Völcker / der Vrtheilen vnd Gerichtlichen erkantnussen / der vberweisungen vnnd vberzeugungen / der Vergichten vnnd nachgestandener Eräfferungen / der Confrontationen vnnd Executionen: Ja wann die gemein Einhelligkeit der Weisen vnnd Gelehrten nicht genugsam ist / vorgedachts zubeweren / was will man dann fůr kräfftigere beweisung fortan weiter suchen vnnd finden? Wann Aristoteles beweisen will / daß die Sonn warm sey / so sagt er / also bedūckt es die Indianer / die Gallier / die Seythier vnd die Moren / so ist man der beweisung zu friden.107 Belangend aber die Argument / die man darwider möcht auffbringen /da hoff ich / wöll ich in folgendem mäniglich ein genügen thun.

Vnder des wöllen wir diese Meister Zweiffelklůgling vnn Wagzungen auff ein ort stellen / als die da alle ding auff die Nadel setzen / vnnd zweiffeln ob die Sonne hell seie / ob das Eiß kalt seie / ob das Fewer heiß seie: Ja seind so letz daran / das wann man sie fragt / ob sie eigentlich wissen / wie sie heissen / antworten dörffen / es stehe noch zu bedacht: Vnnd sollen gleichwol diß wissen / daß nicht weniger Gottlosigkeit ist / inn zweiffel ziehen / ob möglich / das Zauberer vnd Hexen seien / als inn zweiffel ziehen /ob ein Gott sey / der durch sein Wort vnd Gesatz das ein so wol als dz ander hat vergwisset vnd certificiert.108

Aber das gantz Geschwürm aller Irrthumb ist daher entstanden / daß mehrertheils die / so die krafft vnnd macht der Geister / vnd der Zauberer vnd Hexen seltzame Vnfuhren verläugneten / wolten kurtzumb von vbernatürlichē oder Metaphysicischen sachen / Physicaliter oder Naturmässig disputieren: Welches eine merckliche Incongruitet oder vbelstand an Gelehrten ist vnd heißt.109

Dann jede Kunst vnd Scientz hat jre Principia, Anfeng vnd Grůnd / die von andern vnderscheiden sind. Als ein Physicus helt / daß die Atomi od' Sonnenstäublin vntheilig oder vnscheidbar vnn ontrennig seien: Welches bey dē Mathematicis ein vnleidlicher Irrthumm ist: Dann sie sagen vnd demonstrierē / daß auch das geringste vnd wenigste / so ein Leibhafft oder Sinnbegreiflich wesen in der Welt hat / in Corpora Infinita, das ist / in vnendliche Cörperliche wesen theilbar sey.

Der Physicus demonstriert /110 daß nichts Infinitum oder vnendbar sey / hingegen beweißt der Metaphysic9, daß Prima causa, die vrsprünglich vrsach Infinita vnn vnendbar sey. Der Physicus mißt die verschinen vnnd zukönfftig zeit / durch die zahl der Motion oder Bewegung. Der Metaphysicus nimpt die ewigkeit on zahl / ohn zeit vnd ohn bewegnuß.

Der Physicus bewert /111 daß nichts vberal in der Welt an eim gewissen Raum vnnd ort sey / welches nit ein Corpus oder Leibhafft vnd Sinnbegreifflich sey: vnnd daß nichts die bewegnuß leiden mög / dann ein leibhaffts wesen oder Corpus: vnd das kein berührūg / fühlung noch tastung / dann eines Leibs zum andern sey. Hingegen beweißt der Metaphysicus, das Geister vnd Engel seien / welche die Himmel bewegen / vnnd also Accidentariè, zufelliger weiß / auch bewegung leiden / nach der bewegung jhrer Himmel: wie Aristoteles dessen gestendig /112 vnd darauß schließlich folgt / daß die Geister zugleicher einer zeit nit zugleich vberal oder allenthalben seien: sonder nohtwendiglich an dem ort seien / da jhre werck oder wirckung erscheinlich.113

Der Physicus demonstriert / daß die natürlich form nicht sei vor dem Subiecto, noch ausserhalb d' Matery / vnn verliert sich gantz vnn gar durch Corruption od' verserung vnn verzerūg. Welchs zwar Aristoteles in gemein vō allen Formis Naturalib. redt. Aber nicht desto minder beweißt er hin wider / daß die Metaphysicische formē verscheiden bleiben / ohn einigen abgang noch änderung / Vnd was noch mehr ist / sagt auch ebengedachter Author in seiner Metaphysic /114 daß deß Menschen form / so der Intellectus ist / von aussen herbey komb (allda er die Wort braucht /115 Θύραδες ἐπεσίει) vnd bleib noch nach abgang des Leibs vberig.

Alle Physici halten für ein vnzweiffeliges Principium, es mögen nicht zwo Formæ od' Gestalten in einem Subiecto oder eintzigen wesen sein / sonder allzeit werd eins durchs ander außgeschlossen vnnd vertrieben. Auch sey kein Wechselung vnd Verruckung der formen auß einem Leib inn ein andern. Vnd gleichwol sicht man Augenscheinlich / daß die Dæmones vnn bösen Geister (welche die Peripatetici nennen Formas separatas) sich in die leib d' Thier vnnd Menschen thun / vnnd auffgethanes Munds des Menschens jnnerhalb jrem leib redē / oder die Zung herauß biß an die Lungader streckē / ja redē auch mācherleisprachē / die dem besessenen sein lebtag nie bekant gewesen. Vnnd das noch mehr ist / nuhn reden sie im Leib / bald inn den Gemächten.116 Daher nendten die alten solche / Εγγασριμύθους, vnd Εγγασσριμάντεις vnd Ευρικλέας, das ist / Bauchruffer /Magenwarsager / Därmsprecher vnd Gemächtschwetzer.

Will man dann sagen / wie die Academisch Philosophisch Sect / das die Dæmones kräfften vnn Engel Cörper haben / wirt es noch vil frembder lauten / vnd den Principijs der Natur widerlauffen: welche nicht zulassen / daß ein Leib den andern durch fahre noch durch tringe. Vnnd gleichwol hat man solchs von alters her stäts gesehen / vnn vnd sichts alle tag gemeinlich in vilen besessenen Leuten.

Daher spricht Aristoteles, daß die alten nimmer nicht die Physicische vnnd Naturgemässige Disputation mit d' vbernatůrlichen vnn Metaphysicischen Scientz haben wöllē mengen: Vnd setzt darbey die Mathematicos zwischen beide ein. Dardurch zu verstehn gebend / das mā nicht die Natürlichen vrsachen zum vrtheil von den Hexen / vnd jhren händeln mit den Geistern vnd Teuffeln / soll mit anwenden.117

Damit dann vnser fůrhabend materi / so fůr sich selbst sonst schwer vnn dunckel / desto baß verstanden werde / so hab ich gegenwertiges Werck inn vier folgende theil angestellet.

I. Im ersten Buch wirt gehandelt von den Naturen der Geister / vnd wie dieselbigen sich mit den Menschen vereinigen oder gesellen: Auch von den Göttlichen Mitteln geheime verborgene sachen zu wissen: vnd demnach auch von Natürlichen Mitteln / zugleichem end zugelangen.

II. Im zweiten Buch / werden Summarisch auffs kürtzest / so möglich gewesen / die Künstlein / vnd vnzimliche Mittel der Zauberer vnnd Hexen angerhürt: Doch also / daß keiner darauß gelegenheit schöpffen mag / daß böß zu seim vortheil zuziehen. Sondern allein vmb vorspieglung der Netz vnd Strick / darvor sich jeder zuhüten hat: vnnd zubehülff der Richter / die stäts der weil vnd muß haben / dergleichen ding zuersuchen vnd nachzuforschen / vnnd gleichwol gern bericht hetten / daß Vrtheil recht zufellen.

III. Im dritten Buch wirt von zimlichen Mitteln gehandelt / wie man den Zaubereien vorkommen oder sie wider vertreiben solle.

IIII. Im vierdten dem letsten wirt angehenckt / die widerlegung des Doctor Johan Weier / vnd die aufflösung der Argument / welche man inn disem Handel erregen möchte. Vnnd ziehe alles mein Schreiben vnnd fůrgeben auff die Regeln Maximas der alten Theologen / vnnd auff die erkantnuß oder determination der würdigen Facultet der Theology zu Paryß / so datiert ist den Neuntzehenden Septemb. M. CCCXCVIII.118

Welche Determination deßhalben ich zu end dises Buches hab / wie sie im Lateinischē Original lautet /hinzu thun anhencken lassen / damit ich stäts dahin meine Anflucht oder zugang hette.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591.
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