Anderer Aufftritt.

Atis, Halimacus, Vorige / welche in ihrer Arbeit dieser nicht gewahr werden.


ATIS.

Orsanes treuloß.

HALIMACUS.

Ja / und wie ein Strick

Nicht wird von einem Garn gemacht /

So fürcht ich / daß er schon durch lose Tück'

Auff seine Seit' auch andre mehr gebracht.

ATIS.

Untreue Diener ... Das Heer geschlagen ...

Der König selbst gefangen ...

Ach Himmel / must ich nur die Sprach' erlangen /

Mein Unglück zu beklagen! /

HALIMACUS.

Des Königs Freyheit muß man kauffen

Und die zerstreute Schaaren

Nach Müglichkeit zusammen führen;

Das meiste ist noch zu befahren

Von dem treulosen Hauffen /

Die mit Orsan geneigt zum Rebelliren.

Indessen halt' ich nütz zu seyn /

Damit der Auffruhr nicht durch deine Sprach erwache /

Der jetzt noch schläfft in Sicherheit /

Daß man die Wohlthat noch zur Zeit

Nicht kundbar mache /

Die du vom Himmel hast genossen /

Daß dir der stumme Mund entschlossen.

ATIS.

Sol ich die Gnad undanckbar dann verschweigen /

So mir die Götter zeigen?

HALIMACUS.

Du kanst die Danckbarkeit im stillen Hertzen hegen /

Biß sich der Sturm des Auffruhrs erst wird legen.

ATIS.

Ich folge deinem treuen Rath;

Ach / aber ach!

HALIMACUS.

Was dann?

ATIS.

Meinstu daß Atis schweigen kan /

Um nicht Elmir die Zeitung selbst zu bringen /

Daß ihn der Himmel so beglücket hat?

HALIMACUS.

Vernunfft muß diesen Liebes-Trieb bezwingen.

ATIS.

Mir fället etwas ein /

Weil ich hier Land-Volck sehe.

HALIMACUS.

Sag an / was sol es seyn?

ATIS.

Ich wil mich selbst verhüllen

In schlechte Bauren-Tracht /

Und sagen / daß ich armer Knabe

Von Atis sey gefangen /

Der mich Elmiren schickt zur Gabe /

Weil die Natur mich ihm so gleich gemacht.

Es wird die Sprache den Betrug erfüllen /

Ich unbekandt dadurch erlangen

Elmir zu sehn / und kan daneben

Auff den Rebellen Handel Achtung geben.


Wenden sich zu den Bauren / die erschrecken.


HALIMACUS.

Glück zu ihr lieben Leut'!

BAUREN.

Habt Danck Ihr Gnaden.

HALIMACUS.

Ihr dürfft euch nicht entsetzen /

Wir wollen euch nicht schaden.

Wir suchen nur ein schlechtes Bauren-Kleid

Zu tauschen mit den reichen Schätzen /

Die ihr an diesem Kleide spühret.

BAUREN.

Wir thun / was uns gebühret.


Gehen mit den Alten in die Bauren-Hütte.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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