Die 12. Historie sagt, wie Ulenspiegel ein Meßner ward in einem Dorff zu Budensteten und wie der Pfarrer in die Kirchen schiß, das Ulenspiegel ein Bierthunnen damit gewann.

[36] Als nun Ulenspiegel in dem Dorff ein Meßner waz, da kunt er nit singen, als dann einem Sigristen zugehört. Als nun der Pfaff bereit waz mit einem Küster, da stund der Pfaff einsmals vor dem Altar und tet sich an und wolt Meß halten. Da stund Ulenspiegel hinder ihm unnd richtet ihm sein Alb zurecht. Da ließ der Pfaff ein grossen Furtz, daz[37] es über die Kirchen erhalt. Da sprach Ulenspiegel: »Herr, wie dem, opffern Ihr das unserm Herren für Weirauch hie vor dem Altar?« Der Pfaff sprach: »Was fragst du darnach, ist doch die Kirch mein. Ich hab die Macht wol, das ich möcht mitten in die Kirchen scheissen.« Ulenspiegel sprach: »Das gelt Euch und mir ein Thunne Bierß, ob Ihr das thun.« »Ja«, sprach er, »es gilt wol.« Und sie wetteten miteinander, und der Pfaff sprach: »Meinst du nit, das ich so frisch sei?« unnd körte sich umb unnd schis einen grossen Hauffen in die Kirchen und sprach: »Sich her, Custor, ich hab die Thunn Bierß gewunnen.« Ulenspiegel sprach: »Nein, Herr, wir wollen vor messen, ob es mitten in der Kirchen sei, als Ihr dann sagten.« Also maß es Ulenspiegel, da felet es weit der Mitten in der Kirchen. Also gewan Ulenspiegel die Thunnen Bierß. Da ward die Kellerin aber zornig und sprach: »Ihr wöllen des schalckhafftigen Knechts nit müssig gon, biß das er Euch in alle Schand bringt.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 36-38.
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