Die 59. Historie, die sagt, wie Ulenspiegel zu Helmstet ein grosse Desch machen ließ.

[168] Mit einer Deschen richtet Ulenspiegel aber ein Schalckheit zu. Dann zu Helmstet, da wont ein Deschenmacher, zu dem kam Ulenspiegel und sprach, ob er ihm wolt ein grosse hübsche Deschen machen. Der Deschenmacher sprach: »Ja, wie groß sol sie sein?« Ulenspiegel sagt, daz er sie groß genug mecht, dann es was zu der Zeit, das man groß Deschen trug, die waren breit unnd weit. Der Deschenmacher machte Ulenspiegeln ein grosse Desch. Als er darnach kam[169] und besach die Desch, da sprach er: »Die Desch ist nit groß gnug, das ist ein Deschlin. Mach mir ein, die groß genug sei, ich wil sie Euch wol bezalen.« Der Deschenmacher macht ihm ein Deschen von einer gantzen Küwhüt und macht sie so groß, das man wol ein järig Kalb darein hät gethon, das ein Mann daran zu heben hat. Da nun Ulenspiegel darzukam, da gefiel ihm die Desch aber nit und sprach, die Desch wär nit groß genug. Wolt er ihm ein Deschen machen, das er ihm sie groß gnug mechte, er wolte ihm zwen Guldin daruff geben. Der Deschenmacher, der nam die zwen Guldin und macht ihm ein Desch, darzu nam er drei Ochßenhüt, das da ihr drei gnug hetten uff einer Beren ze tragen und einer hät wol ein Schöffel Kornß darein geschüttet. Da Ulenspiegel darzukam, da sprach er: »Meister, dise Desch ist groß gnug, aber die grosse Desch, die ich meine, dad ist dise Desch nit. Ich wil ihr auch nit, sie ist noch zu clein. Wann Ihr mir wolten machen die grosse Desch, darin ich möcht einen Pfening uß nemen und das stetigs zwen darin bliben, so das ich nimmer on Gelt wär und nimmer kunt an Boden greiffen, die wolt ich Euch dann abkauffen und bezalen. Dise Desch, die Ihr mir gemacht haben, daz seind ledige Deschen, die seind mir nit nütz, ich muß vil Deschen haben, ich künd anders zu den Lüten nit kummen.« Und gieng hin und ließ ihm sein Deschen und sprach: »Hast du guten Kauff, den magst du behalten«, und ließ ihm die zwen Guldin, und er het wol für 10 Güldin Leder verschnitten.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 168-170.
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