Die 86. Histori sagt, wie ein Hochländer Ulenspiegeln gebraten Öpffel uß der Kachelen aß, darein er Saffonien gethon het.

[244] Recht und redlich bezalt Ulenspiegel einen Hochländer. Wann es begab sich uff ein Zeit zu Antdorff in einer Herberg, da waren holändische Kouflüt in, und Ulenspiegel ward ein wenig kranck, daz er kein Fleisch möcht, und kocht ihm weich Eiger. Als nun die Gäst zu Disch sassen, da kumpt Ulenspiegel auch zu dem Tisch und bracht die weichen Eier mit ihm. Und der ein Hohländer sah Ulenspiegeln für einen Buren an und sprach: »Wie, Buer, magst du des Wirts Kost nit, sol man dir Eiger kochen?«, und mit dem nimpt er die Eier beid und schlächt sie uff und schütet eins nach dem andern zu Halß und legt die Schalen für Ulenspiegeln wider und sagt: »Seh hin, leck daz Vaß, der Dotter ist heruß.« Die andern Gäst lachten des und Ulenspiegel mit ihn. Uff den Abent koufft Ulenspiegel ein hüpschen Apffel, den hülecht er inwendig uß und stieß den vol Fliegen oder Mucken unnd briet den Apffel müßlichen und schälet den Apffel und bezettelt den ußwendig mit Imber. Als sie nun des Abentz wider zu Disch sassen, da bracht Ulenspiegel uff einem Deller den gebraten Apffel und kert sich von dem Disch, als ob er mee holen wolt. Als er nun den Rücken wendet, so greifft der Holänder zu und nimpt ihm den gebraten Apffel von dem Deller und schluckt den bald in. Von Stund ward sich der Holänder brechen und brach sich[245] auch alles, daz er im Leib het, und ihm ward gantz unrecht, so daz der Wirt meint und die andern Gäst, er hät ihm in dem Apffel vergeben. Ulenspiegel sagt: »Daz ist kein Vergifft, es ist ein Reinigung seins Magens, wa einem begirigen Magen bekumpt kein Kost wol. Hät er mir das gesagt, daz er den Apffel so begirig wolt haben ingeschluckt, ich wolt ihnn haben dafür gewarnt. Wan in den weichen Eigern kamen kein Mucken, aber in dem gebraten Apffel lagen sie. Daz müst er wider von ihm brechen.« Mit dem kam der Holänder wider zu ihm selbs, daz es ihm nit schadet, und sprach zu Ulenspiegeln: »Iß und brat, ich iß nit mee mit dir, hätst du schon Krometfögel.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 244-246.
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