Die 94. Histori sagtt, wie Ulenspiegel starb und die Schwein die Bar umbwurffen under der Vigili, das er da hindürmelet.

[263] Nachdem als Ulenspiegel sein Geist het uffgeben, da kamen die Leüt in den Spital und bewunden ihn und setzten ihn uff ein Bar uff Dielen. Da kamen die Pfaffen unnd wolten ihm Vigilen singen und huben an. Da kumpt des Spitals Saw mit ihren Ferlin und gad under die Bar und begund sich zu jucken, das Ulenspiegel von der Bar durmelte. Da kamen[264] die Frawen unnd die Pfaffen und wolten die Saw mit den Ferlin zu der Thür ußjagen, und also ward die Suw zornig und wolt sich nit vertreiben lassen. Und die Suw und die jungen Ferlin lieffen zustrawet in dem Spital, so das sie sprungen und lieffen, so uber die Pfaffen, uber die Beginen, uber die Krancken, uber die Starcken, uber die Leich, da Ulenspiegel in lag, so daz da ein Geruff und ein Geschrei ward von den alten Beginen, das die Pfaffen liessen die Vigilt ston und lieffen zu der Thür uß. Und die andern verjagten zuletst die Suw mit den Ferlin hinweg.

Da kamen die Beginen und legten den Todtenboum wider uff die Bar und kam unrecht zu ligen, daz er den Buch gegen die Erden und den Rücken uffwärts kert. Als nun die Pfaffen hinweggiengen, sprachen sie: wolten sie ihn begraben, daz wolten sie gern lassen geschehen, aber sie wolten nit widerkumen. Also namen die Beginen Ulenspiegeln und trugen ihn uff den Kirchoff unrecht, als er uff dem Buch lag, als der Boum verwent war, so setzten sie ihn nider zu Grab. Da kamen die Pfaffen wider und sprachen, was Rats sie darzu geben wolten, wie man ihn begraben solt, er möcht nit liegen in dem Grab als die andern Cristenmenschen. Mitt dem wurden sie gewar, das der Boum umbkert was unnd das er uff dem Buch lag. Da wurden sie lachen und sagten: »Er zeigt selber, das er verkert wil ligen, dem wöllen wir also thün.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 263-265.
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