Die acht Historie saget, wie Ulenspiegel macht, daz des kargen Buren Hüner daz Luder zugen.

[24] An dem andern Tag, da der Man ußgieng, so begegnet ihm Ulenspiegel, fragt ihn und sprach: »Lieber Ulenspiegel, wann wilt du zu mir kumen uff daz Weckbrot?« Da sagt Ulenspiegel: »Wann sich dein Hüner umb daz Luder ziehen, je vier umb ein Bissen Brots.« Da sprach er: »Ja, so wilt du langsam kummen uff mein Weckbrot.« Da sprach Ulenspiegel: »Ob ich aber eer käm, dan feißter Suppen Zeit[25] war«, und gieng damit für sich. Und Ulenspiegel achtete des so lang, das er die Zeit hät und das des Mans Hüner uff die Gassen giengen weiden. Da het Ulenspiegel bei 20 Fädem oder mer und hett je zwen und zweit inmitten zesammengebunden und bande an ein jetlichs End des Fadems ein Bissen Brots und nam die Fadem un legt sie verdeckt und die Bissen Brotes herfür. Also nun die Hüner hie und dort kipten und schluckten die Bissen Brots mit dem End der Fädem in die Hälß und kunten die doch nit einschlucken, dann an dem andern End zohe ein ander Hun, also das je eins das ander hinderzuckt. Und kunt auch nit schlucken und kunt des auch nit ledig uß dem Halß werden, vonn Grosse des Bissen Brots, und stunden also mer dann zweihundert Hüner, je eins gegen dem andern ze würgen und zugen das Luder.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 24-26.
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