Vorrede

[7] Als man zalt von Crist Geburt 1500 bin ich, N., durch etlich Personen gebetten worden, daz ich dise Historien und Geschichten ihn zulieb sol zesamenbringen und beschreiben, wie vorzeiten ein behend listiger und durchtribener, eins Buren Sun – waz er getriben und gethon hat in – welschen und tütschen Landen – waz geborn im brunschwigischen Hertzogthum, genant Dil Ulenspiegel. Für solich mein Müe und Arbeit grölten sie mir eer Gunst hoch erbieten. »Solichs zu thun und mer, ich ihn willig war«, antwortet ich. Aber ich wißt mich nit solicher Vernunfft und Verstäntniß, solichs zu volbringen. Und mit früntlicher Bit an sie, mich solichs zu erlassen, manig Ursach darthät; von Ulenspiegel etwaz zu schreiben, so er in etlichen Stätten getriben hat, sie daz verdriessen möchte. Aber mein Antwurt wolten sie für kein Entschuldigen hon. So hon ich mich nach wenig meiner Verstäntniß verpflicht und angenummen, mit Gottes Hilff (on den nüt geschehen mag) mit Fleiß angefangen. Und wil mich auch gegen jederrnan entschuldiget haben, das solich mein Beschreiben nieman zu Widerdrieß beschehen oder jeman damit zu schwächen; daz sei weit von mir.

Nun allein umb ein frölich Gemüt zu machen in schweren Zeiten, und die Lesenden und Zuhörenden mögen gute kurtzweilige Fröden und Schwänck daruß fabulleren. Es ist auch in disem meinen schlechten Schreiben kein Kunst oder Subteilicheit, dann ich leider der latinischen Geschrifft[7] geleret und ein schlechter Lei bin. Und dienet dise mein Geschrifft allerbest zu lesen (uff daz der Gotsdienst nitt verhindert werd), so sich die Müß under den Bäncken beissen unnd die Stund kurtz werden unnd so die braten Birn wol schmecken bei dem nuwen Wein. Unnd bit hiemit einen jetlichen, wa mein Schrifft von Ulenspiegel zu lang oder zu kurtz sei, das er das besser, uff das ich nit Undanckt verdiene. Unnd ende damit mein Vorred und gib den Anfang Dil Ulenspiegels Geburtt mit Zulegung etlicher Fabulen des Pfaff Amis und des Pfaffen von dem Kalenberg.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 7-8.
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