Drittes Kapitel

[49] Auf der Strecke, die der Jagdzug von Hamburg nach Berlin alltäglich mehrmals durchrast, jagt er in stolzer Eile an kleinen Stationen vorbei. Diese, wie Lazarus am Tisch des Reichen, fangen nur die Brosamen vom Weltverkehr auf, und nur die Lokal- und Bummelzüge schleppen Menschen und Güter den Knotenpunkten zu, wo sich die Linien der eisernen Erdstraßen kunstvoll verknüpfen. Hier schüttet ein Zug seinen Inhalt in den andern aus; hier zerstiebt in alle Windrichtungen, was meilenlang von einem pustenden Dampfroß gemeinsam vorwärts gezogen wurde; hier rennen Menschen wie Flüchtlinge auseinander, die eben stundenlang eifrig und angenehm zusammen plauderten, sich die Fahrt verkürzend; hier schlingen ausgehungerte und verdurstete Männer und Frauen heiße, fettig riechende Bahnhofskost, brühheißen Kaffee, schäumendes, überlaufendes Bier hinein; hier ist ein Rufen, Läuten, Schreien sondergleichen, das Geld klappert auf dem blechernen Wechselbrett der Buffetière; Qualmgewölk[49] ballt sich unter dem Schutzdach des Perrons. Und wenn endlich der schrille Abschiedspfiff des fertigen Zugs durch die Luft klagt, setzt alles sich erschöpft und befriedigt in seine Coupéecken fest, der Inspektor sieht der dunklen Schlange nach, die mit ihren Gliedern auf dem Geleise dahingleitet, bis sie sich draußen, fern vom Bahnhof, in schwindelnde Eile setzt – dann ist eine Weile Ruhe, bis von der andern Seite der feuerspeiende Kopf einer andern Zugschlange sich in den Perron schiebt. So lärmt und jagt die Menschheit auf ihrem jetzigen Gefährt durch die Lande.

Aber die kleinen Stationen stehen an den großen Bahnen wie verschüchtert neugierige Kinder. Von ihnen aus schauen noch sehnsüchtige oder bange Augen auf die Fenster der vorüberfliegenden Eilzugwaggons. Da ist jeder Ankommende oder Abreisende noch ein Ereignis, das in Ursache und Wirkung besprochen wird, und der Wartesaal mit seinem bescheidenen Bierausschank und dem Buffet, wo einige Käsebrote unter einer Glasglocke trocknen, ersetzt den Bewohnern des nahen Städtchens, Fleckens oder Dorfes das Café und die Börse der Großstädter. Die Ankunft eines Zuges zu erwarten, ist Ziel für manchen Erholungsspaziergang.

Auf dem Perron einer solchen kleinen Station, die auf sonniger Fläche inmitten märkischen Sandes lag, wanderte ein junges Mädchen hin und her. Die Mittagssonne verkleinerte durch ihren hohen Stand den Schatten, den sonst das rote Backsteingebäude warf,[50] bis zu einem schmalen Strich. In diesem Schattenstrich an der Mauer saß der Bahnhofsinspektor auf der Bank und trocknete eben den innern Rand seiner roten Mütze aus. Die Glasthür, die in den Wartesaal führte, war innen mit einer Filetgardine geschmückt; zwischen ihr und dem Glas surrten große Brummer auf und ab. Rechts und links vom Gebäude befanden sich in jungen Gebüschanpflanzungen die zum Bahnhof gehörenden Nebenräumlichkeiten; zwischen diesem Gebüsch und der Mauer des Haupthauses führten die Wege nach hinten, wo die Landstraße zu vermuten war. Wenn das auf und ab wandelnde Mädchen vorbeikam, sah sie immer da hinaus, wo wie im Ausschnitt das Bruchstück einer Equipage zu sehen war. Die Vorderleiber der Pferde verbarg das Haus, die Hinterräder des Wagens das Gebüsch; man sah den auf seinem Bock schlummernden Kutscher und die Pferdeschweife, die zuweilen aufschlugen, um Fliegen zu verjagen, und hinter dem allem eine endlose Fläche und einen zitternden Dunst unter grell blauem Himmel.

Endlich drang durch die Stille des Mittags ein zweitöniges Glockensignal. Der Inspektor sprang auf; um die Hausecke kam, krummbuckelig, mit müden Knieen, der Perrondiener; die Wartesaalthür öffnete sich, und die Restaurationsfrau erschien in derselben, auf dem Arm ihr Kind, dem sie gerade das Näschen schneuzte.

»Ob die gnädige Frau heute wohl kommt?«[51] fragte der Inspektor, auf das junge Mädchen zutretend. »Sie sind nun schon zum drittenmal hier, Fräulein, und ich fürchte, wieder vergebens, denn eine Depesche haben wir bislang nicht befördert, und Sie wissen doch, wenn Frau Förster von Reisen heimkehrt, telegraphirt sie stets vorher an den Baron Lanzenau.«

Der Bahnhofsinspektor hatte zugleich das Amt des Telegraphisten inne und war somit genau über den Depeschenverkehr der Umgegend unterrichtet.

Das Mädchen sagte darauf etwas unfreundlich im Ton:

»Nun, das Unglück, die Fahrt einigemale vergebens zu machen, ist ja nicht so groß.«

Damit wandte sie sich um und setzte ihr Wandern fort, deutlichst zeigend, daß ihr keinerlei Unterhaltung erwünscht sei. Der Inspektor wechselte darauf einen Blick mit der Frau in der Thür, einen Blick, mit dem sie sich darüber verständigten, daß man ein so unhöfliches Benehmen von Fräulein Severina eben gewöhnt sei.

Diese ging an das äußerste Ende des Perrons und starrte vor sich hin. Sie sah auf die im Sonnenschein gleißenden Schienen, auf den gelben, grobkörnigen Kies, der zwischen den Schienen die Holzschwellen kaum deckte, und dachte, mit welchen Worten sie Fanny Förster am leichtesten sagen könne, was doch gesagt werden mußte.

Severina war ein Mädchen, das niemals durch[52] ihre Schönheit, aber immer durch ihre Gestalt auffallen konnte, die, von mittlerer Größe, Linien von vollendetem Ebenmaß aufwies. Ein reizender Fuß zeigte sich unter dem kurzen Kleid, eine schöne Hand hielt herabhängend ein Paar Handschuhe. Das Gesicht zeigte die Negerlippen eines breiten Mundes. Darüber stand ein aufgestülptes Näschen. Unter der niedrigen weißen Stirn leuchtete ein dunkles, großes Augenpaar; dunkelbraunes Haar war mit wenig Sorgfalt lose um den kleinen Kopf geordnet; die starken Backenknochen, die breiten Kiefer gaben dem Gesicht beinahe etwas Tierisches. Die unruhigen Augen sahen nun dem Zug entgegen, der jetzt endlich in großer Kurve sich dem Perron näherte.

Richtig, da beugte sich ein Kopf aus einem Coupé, und gleich darauf streckte sich eine Hand heraus und winkte mit dem weißen Taschentuch.

Severina lief neben dem Coupé her, bis der Zug endlich stand, gerade am andern Ende des Perrons. Dabei wurde sie seltsam blaß.

»So warte doch, so warte doch,« rief Fanny Förster aus dem Fenster.

Der Inspektor eilte auch herbei und riß die Thür auf, der Fanny nun rasch entstieg.

»Wir haben die gnädige Frau schon gestern abend erwartet,« bemerkte der Inspektor.

»Ja,« lachte Fanny, »meine Schwägerin hat nicht meine Nerven. Wir mußten in Hamburg Aufenthalt[53] nehmen. – Gib mir erst das Kind heraus, Adrienne. – Guten Tag, Very. Nun, wo kommst Du denn her? Ist der Baron gestern abend hier gewesen? Wie sieht's in Mittelbach aus, Mädchen? Deine Eltern wohl?«

Dabei ergriff sie mit der Rechten das Bündel von Tüchern und Schleiern, in welchem der kleine Joachim stak, preßte es gegen sich und reichte die Linke Adrienne hinauf. Diese, überaus blaß und von Hitze ermattet, kletterte herab, die Magd mit sehr vielem Handgepäck folgte, und mit dumpfem Krach flog die Coupéthür wieder zu.

Da stand die kleine Gesellschaft nun im Sonnenschein, Adrienne verzagt über die flache, schattenlose Gegend, Fanny ungeduldig, neue Nachrichten von ihrem Heim zu hören, das sie seit fünf Tagen verlassen.

»Hier ist Severina, die Pflegetochter unserer Pastorsleute. – Meine Schwägerin, Frau von Herebrecht. Aber nun sage, Very, wie kommt es, daß Du mich abholst?«

»Meine Eltern haben Ihre Rückkunft mit großer Sehnsucht erwartet,« sagte Severina, mit ihren dunklen Augen einen so flehenden, bedeutungsvollen Blick auf Fanny richtend, daß diese augenblicklich fühlte, es sei etwas geschehen, wobei man ihrer bedürfe. Sie drückte Severina stark die Hand.

»Gestern abend,« fuhr Severina fort, »fuhr ich[54] mit Ihrem Wagen her; Sie kamen nicht. Auch der Baron war vergebens hier. Er beschloß, eine Depesche abzuwarten, aber ich bin, Ihre Verzeihung voraussetzend, heute wieder mit Ihrem Wagen gekommen.«

»Und das ist ein Glück,« meinte Fanny freundlich, »da wir nun gleich heimfahren können und keinen Wagen aus Mühlen brauchen. Die arme Adrienne hätte auch vielleicht geglaubt, ihre letzte Stunde sei gekommen, wenn sie auf einem Mühlener Bauernwagen durchschüttelt worden wäre.«

Mühlen war ein zu Fannys Gütern gehöriges Dörfchen, welches in unmittelbarer Nähe der Station lag.

»Komm,« sprach Fanny, den Arm des jungen Mädchens ergreifend, »meine kleine Kalenderheilige muß erst beichten. – Wir nennen Very manchmal so, weil sie einen so furchtbar nach Weihrauch duftenden Namen hat,« erklärte sie Adrienne. »Besteige Du einstweilen den Wagen und installire Dich mit Baby. – Guten Tag, Christian,« grüßte sie den Kutscher.

Da Severina schwieg und neben Fanny mit sichtlichem Zögern einherschritt, so fragte Fanny mit einigem Nachdruck:

»Nun? Was ist geschehen?«

»Magnus ...«

»Hat Dummheiten gemacht!« setzte Fanny bestimmt dem von der andern zögernd ausgesprochenen Namen hinzu.[55]

»Leider gleich zwei auf einmal,« sagte Severina finster, »und Mama und Papa geben nun einander schuld; Jedes behauptet, der andere habe ihn falsch erzogen.«

»Nun,« meinte Fanny, »in dieser Behauptung ist das Recht auf Seite des Vaters. Aber was hat denn unser Doktor Magnus Hesselbarth angestiftet?«

»Er hat – gespielt und dann, es mag in der Leidenschaft des Verlierens oder des Weinrausches gewesen sein, dann hat er ein Duell provozirt und ausgefochten, welches seinem Gegner eine Stirnwunde und ihm einen Schuß im linken Arm einbrachte. Nun ist er heimgekommen wie ein Flüchtling. Die Wunde will die Pflege der Mutter schon ausheilen, aber die Spielschuld kann die Cassa des Vaters nicht decken,« berichtete das Mädchen.

»O weh,« rief Fanny, »das mag stürmische Zeit bei euch gegeben haben!«

»Ich bin ja da, alles auszubaden,« sagte Severina mit großer Bitterkeit.

»Pfui, Very!« schalt Fanny, über deren Gesicht sich die Schatten sorgenvoller Gedanken gebreitet hatten, »in solchen Tagen sucht der Sorgende sich eben gern einen Blitzableiter für die üble Laune. Das ist menschlich, das solltest Du verzeihen.«

»So?« fragte das Mädchen. »Diese Menschlichkeit passirt doch nicht allen Menschen. Als im vorigen Frühling die Elbe austrat und Ihnen die mühsam[56] kultivirten Fichtenschonungen verschlammte und versandete, Ihnen die Mühe und Kosten von Jahren zerstörend, da hat kein Mensch ein ungeduldiges Wort von Ihnen gehört. Aber freilich, meine Pflegemutter ist auch eine fromme Christin, sie muß in jedem Unglück das Strafgericht Gottes oder die Versuchung Satans beklagen.«

»Was die Natur uns zufügt, zwingt uns unsere Ohnmacht, mit Geduld zu tragen. Geduld mit Menschen haben, ist tausendmal schwerer,« sprach Fanny milde. »Aber nun komm, mein Kind, laß meine Schwägerin nichts von irgendwelcher Verstimmung merken. Sie bedarf der Heiterkeit und soll nicht gleich herausfinden, daß wir in Mittelbach so wenig gegen Sorge und Leid versichert sind wie die Menschen anderswo.«

Sie schritten beide auf den Wagen zu, in dessen einer Ecke Adrienne schon lag, den aufgespannten Sonnenschirm über sich, die müden Augen auf den fernen Horizont gerichtet, zu dessen blauender Waldlinie eine endlose, pappeleingefaßte Chaussee lief.

»Müssen wir bis dahin fahren?« fragte sie.

»Gewiß, meine Welt liegt, wie die Königreiche im Märchen, hinterm Wald. Diese Roggen- und Hafergefilde, welche Dir ohne Zweifel sehr eintönig vorkommen, sind Driesaer Grund und Boden, die Gruppe von Häusern und Baumkronen da rechts am Ende der Sehweite ist Dorf und Schloß Driesa. Mein Mittelbach fängt hinter dem Wald an und geht bis an die[57] Elbeufer. Mein Reich ist nicht klein. Joachim wird zu thun bekommen.«

Der Wagen setzte sich in Bewegung; Adrienne war zu erschöpft, Severina nicht gewohnt zu sprechen; die Magd surrte ein Schlummerlied mit geschlossenen Lippen und wiegte dabei das Kind im Arm. Lautlos gingen die Räder im Sande; Lerchen stiegen mit zwitscherndem Gesang in die Höhe.

Fanny, die lange still nachdachte, fuhr plötzlich wie erwachend empor, sah Severina an, nickte ihr heiter zu und begann mit dem Kutscher ein Gespräch, welches sich zum Entsetzen Adriennens um das Befinden einer zum Kalben stehenden Kuh und eines krank gewesenen Pferdes drehte.

Eine Fahrt von zwei Stunden, davon die letzte halbe Stunde sie durch einen schönen Eichenwald führte, brachte sie nach Mittelbach. Adrienne war noch nie auf dem Lande gewesen, sonst würde ihr die Sauberkeit und Behäbigkeit aufgefallen sein, welche selbst die kleinsten Anwesen hier umgaben.

Das Dorf gruppirte sich um eine Kirche, die aus einem von blühendem Hollunder und breitkronigen Linden überschatteten Kirchhof aufragte. Nahe dem Kirchhof befand sich im bunt blühenden Garten das Pastorenhaus. Nur ein weißer Spitz stand hinter der hölzernen Gitterpforte und bellte durch die Trallen den vorüberfahrenden Wagen an. Sonst schien das Haus von Bewohnern verlassen.[58]

Neben dem Pastorengarten bog eine tiefschattige Ulmenallee von der Dorfstraße ab und führte geradewegs in fünf Minuten auf das Schloß zu. Das Schloß verdiente im Grunde diesen stolze Baulichkeiten versprechenden Namen keineswegs. Es war ein großes, breites Haus, das über dem Parterre ein Stockwerk und einen zweifensterigen Erker trug. Vor der grün angestrichenen Hausthür befanden sich ein Beischlag, dessen Bänke je von einer Linde überschattet waren, die wie zwei Schildwachen rechts und links vor der grau getünchten Hausmauer standen.

»Schön ist er nicht, der alte Kasten,« sagte Fanny mit einem Seufzer, »und ich liebe so die Schönheit. Aber um das Idealschlößchen herzubauen, von welchem ich träume, fehlt mir immer das Geld.«

Adrienne lächelte; sie glaubte nicht anders, als daß dieser Seufzer ein gewisses Kokettiren mit Sparsamkeit sei, denn daß eine reiche Frau wie Fanny ihren Wünschen Grenzen ziehen müsse, schien ihr undenkbar.

»Da ist die ganze Gesellschaft,« sprach Severina.

Auf den Bänken im Beischlag saßen drei Männer und eine Frau. Sie sprangen auf, als der Wagen hielt, und wollten alle zugleich den Schlag öffnen. Der großen, übermäßig mageren Frau gelang es, die erste zu sein. Sie ergriff mit ihren starkknochigen Händen Fannys Rechte und sagte:

»Nein, so konnte Gott uns auch nicht strafen, er durfte Sie nicht länger fernhalten!«[59]

»Liebe Frau Pastorin,« sprach Fanny, ihr die mageren Wangen streichelnd, die aus einer unter dem Kinn geschlossenen schwarzen Tüllhaube hervorsahen, »liebe Frau Pastorin, ich bin zum Glück ja noch zur rechten Zeit gekommen, Ihnen Ihre Sorgen abzunehmen. – Grüß Gott, Herr Pastor. Ah, da ist ja auch unser junger Doktor Magnus. – Und Sie, Lanzenau, Sie sagen gar nichts?«

»Kann ich denn dazu kommen, die liebe Hand zu küssen?« fragte der Baron Lanzenau lächelnd.

Adrienne saß unterdessen ruhig im Wagen und beobachtete diese Menschen, mit denen sie nun leben sollte. Vor allem fiel ihr der Baron Lanzenau ins Auge, ein Mann, der seine Hünengestalt in ein enges Tricotjaquet und ganz enge Beinkleider gesteckt hatte. Um seinen auffallend hohen und blendend weißen Halskragen schlang sich eine blauweiß getupfte Krawatte, die in breiten Flatterenden über dem dunklen Jaquet herabhing. Sein Diplomatengesicht trug die Zier eines spitz gedrehten Schnurrbartes, sein dunkles Haar war äußerst glatt und auf jene altmodische Art frisirt, welche in die Schläfen gesichtwärts je eine Haarlocke vorschiebt.

»Das ist also der Mann, welcher seit meines Bruders Tod Fannys rechte Hand war? Merkwürdig, er scheint doch noch in den Jahren, wo eine Heirat mit Fanny ihm natürlich sein mußte!« dachte Adrienne.[60]

Die hagere Pastorin mit den Leichenbittermienen und dem tragischen Blick, der rundliche, weißhaarige Pastor mit dem rosigen Gesicht, schienen Adrienne nicht sehr bemerkenswert, wohl aber blieb ihr Auge auf dem jungen Doktor Magnus Hesselbarth, dem Pastorensohn, haften. Dieser hielt sich sehr im Hintergrund und schaute sich seinerseits Adrienne neugierig an. Er hatte die Figur und Züge seiner mageren dunklen Mutter; was jedoch bei ihr grob erschien, wurde bei ihm zur männlichen Schönheit. Vor seinen dunklen Augen saß ein Kneifer ohne Band, sein schwarzes Haar war kurz geschoren und stand wie eine Bürste über der Stirn auf, in welche es in einer Schneppe hineinwuchs.

Erst als Fanny alle begrüßt hatte, machte sie Adrienne mit ihren Freunden bekannt. Jeder sagte ihr ein Wort des Willkommens.

»Ich freue mich, daß Fanny endlich einmal die Nähe eines Familienmitgliedes genießt, und hoffe, Sie werden sich lieb haben,« sagte Lanzenau.

»Der Herr war mit Ihnen, als Sie den Entschluß faßten, den Versuchungen der Welt zu entfliehen und hieher zu kommen. Denn einer geht umher wie ein brüllender Löwe und suchet, wen er verschlinge,« sprach die Pastorin mit einem Seitenblick auf ihren Sohn.

Dieser Sohn begnügte sich, Adrienne die Hand zu küssen, sich zu verneigen und zu versichern:

»Sehr erfreut, gnädige Frau!«[61]

Der alte Pastor aber drückte ihr fest die Hand und sprach:

»Willkommen, herzlich willkommen!«

»Ach,« rief Fanny, »wie ist das Heimkehren schön, und dabei habe ich nicht einmal Mann noch Kind! Was muß Arnold empfinden, wenn er von der Stunde seiner Heimkehr träumt?«

Adrienne fühlte sich immer unangenehm berührt, wenn ihr Gatte von Fanny erwähnt wurde. Sie sah stets eine Mahnung, einen Vorwurf darin. Und der Ausdruck von Verstimmung, der deswegen über ihre Züge kam, entging in diesem Augenblick dem jungen Doktor nicht, der die bleiche Frau fest im Auge behalten hatte.

»Deine Zimmer sind bereit, ich werde Dich hinbringen; aber ehe ich dann die meinigen aufsuche, möchte ich mit Ihnen, Pastor, und Ihrer Frau sprechen,« sagte Fanny, erst zu ihrer Schwägerin und dann zu dem Ehepaar gewandt.

»Alle Verhandlungen werden bis nach Tisch verschoben,« bestimmte Lanzenau; »wir wünschen vorerst die Festtafel gewürdigt zu sehen, die wir vorbereiteten. Wenn die Damen Toilette machen wollen, finden Sie uns nachher im Speisesaal.«

»Fügen wir uns,« sagte Fanny heiter und nahm die junge Frau bei der Hand, um sie in ihr Haus zu führen.

»Die Freude, Dich wieder zu haben, leuchtet selbst[62] von den Gesichtern Deiner Dienstboten,« bemerkte Adrienne, als sie an Fannys Arm die Treppe hinauf und den langen Korridor entlang schritt; »wie hast Du es angefangen, so geliebt zu werden, und wie glücklich mußt Du in dieser Liebe sein!«

»Stille!« gebot Fanny hastig; »wie ich es anfing und ob ich glücklich darin bin, das ist die Geschichte meines Daseins, und das bespricht sich nicht zwischen Thür und Angel. Hier ist Dein Reich. Lebe zufrieden darin, das ist mein einziger Wunsch.«

Die Frauen umarmten einander voll Herzlichkeit. Eine scheinbar grundlose Rührung übermannte beide.

»Und Du, kleiner Schelm,« sagte Fanny, dem Kinde, das die Magd ihnen nachgetragen, in die Backen kneifend, »Du schreie mir die Wände aus keiner andern Veranlassung an, als um Lungengymnastik zu treiben.«

»Wie schön es hier ist!« rief Adrienne, die drei Zimmer durchschreitend, welche Fannys Güte ihr auf das wohnlichste geschmückt. Das Wohnzimmer war offenbar ganz neu eingerichtet; es zeigte dunkelblaue Farben und in allen Möbelstücken strenge, geradlinige Formen; eine Unzahl von kleinen, bunten Nippes und Luxusgegenständen übergoldete den ernsten Charakter des Gemaches mit dem Zauber der Behaglichkeit. Eine breite Glasthür führte auf einen Balkon, der, an der Rückseite des Hauses gelegen, einen weiten Ausblick über Park und Gegend gewährte.[63]

»Ich dachte mir so, daß zu der blassen, rothaarigen Frau ein Zimmer im Renaissancegeschmack gehöre,« scherzte Fanny und eilte hinaus, sich dem Dank zu entziehen.

Adrienne trat auf den Balkon.

Zu ihm hinauf ragten weitästige Lindenkronen, von rechts und links hemmte dunkles Baumgewipfel den Blick, geradeaus schweifte das Auge über weite Rasenflächen, die von einem Weiher unterbrochen wurden. Und jenseits des Parkes, der im englischen Geschmack angelegt war, blinkte ein breites, stahlglitzerndes Band auf, das sich hinauf und hinab in sanften Windungen durch goldgelbe Saatbreiten zog, so weit das Auge reichte. Es war die Elbe, die da ihre mächtige Straße, vom Riesengebirge kommend, meerwärts zog. Die friedvolle und reiche Landschaft, überzittert von der Mittagsglut eines verfrühten Sommertages, verführte zum Träumen, und Adrienne stand so lange gedankenlos dort, bis die dumpfen Schläge des Tam-Tam sie weckten. Es war das Signal zum Mittagessen.

Aber der unmusikalische, lang nachdröhnende Ton dieses asiatischen Signalinstrumentes erinnerte sie plötzlich auch an Arnold: er hatte Fanny Förster das von früheren Reisen mitgebrachte Ding geschenkt. Immer er, auf allen Wegen er, kein Gedanke ohne ihn – setzte sich die Abhängigkeit von ihrem Herrn und Erzieher denn ewig fort?

Mit finsterem Gesicht ging sie hinab, wo in dem großen Saal, der gerade unter ihren Zimmern lag[64] und sich auf eine Terrasse parkwärts öffnete, schon die ganze Gesellschaft versammelt war. Fanny sah mit mißbilligendem Erstaunen, daß ihre junge Schwägerin nicht die mindeste Bemühung gemacht hatte, ihr schlecht sitzendes, zerdrücktes Reisekleid zu wechseln oder ein wenig aufzuputzen.

»Sie ist ganz apathisch,« sagte sie leise zu Lanzenau, »wir müssen ihre Jugend aufwecken.«

Das Mahl verlief so heiter, als befänden sich hier nicht Menschen, deren Existenz auf dem Spiel stand. Die Pastorsleute fühlten sich ihrer Sorgen ganz ledig: Fanny war da und hatte Hilfe versprochen. Doktor Hesselbarth fühlte sich nicht im mindesten vor Fanny genirt: sie kannte die Welt und verzieh wohl eine schwache Stunde. Selbst Severina, die im Wagen schweigsam und verbittert erschienen war, antwortete auf die jeweiligen Neckereien des Barons mit jäh aufsprühendem, schlagfertigem Witz, versank aber freilich ebenso rasch wieder in ihre Stummheit, wenn ein Blick aus den großen Augen der Pastorin sie traf.

Lanzenau hielt sogar eine Rede, eine wohlgesetzte, etwas umständliche Rede, die Fannys Wiederkehr und die neue Hausgenossin feierte. Man trank das Wohl der beiden Damen in Sekt, Fanny rief über das Gläserklingen hinweg:

»Aber daß wir auch des fernen Gatten nicht vergessen: Der Kapitän lebe hoch!«

Der Doktor, sich an Adriennens mißbehagliches[65] Gesicht erinnernd, welches sie vorhin bei der Erwähnung Arnolds gemacht, streifte mit schnellem Blick die junge Frau, und unangenehmerweise bemerkte sie es. Ein helles Rot stieg ihr rasch ins Gesicht.

Das reichliche Mahl von vielen Schüsseln, der starke Wein, die Aufwartung durch die beiden weißbehandschuhten Bedienten, dies alles drückte Adrienne nieder, und sie dachte an die Wassersuppe, bei welcher Fanny sie getroffen. Schließlich bemerkte sie auch, daß sie noch einfacher angezogen war als selbst Severina, deren dunkelblaues Perkalkleid wenigstens durch den tadellosen Sitz und die äußerste Sauberkeit schmuck aussah. Auch hatte das Mädchen in den Gürtel, der ihre wundervolle Taille eng umspannte, einen frischen Rosenstrauß gesteckt.

Adrienne hätte weinen mögen. »Fanny wird sich meiner schämen,« dachte sie verzweifelt. Sie beschloß, sich nach Tisch zurückzuziehen und aus sich noch zu machen, was ihr Kleidervorrat irgend gestattete. Dieser Entschluß, sich zurückziehen zu wollen, paßte in die Hausordnung, die Fanny alsbald verkündete.

»Nach Tische,« sagte sie, »bin ich in meinem Arbeitszimmer; wenn jemand mich zu sprechen wünscht, findet er mich dort. Im übrigen: allgemeine Siesta.«

Lanzenau wußte, daß dies für die Pastorenfamilie gesagt war, und begab sich alsbald auf die Terrasse, wo er in einem Schaukelstuhl zwischen einer Epheuwand und einer Palmengruppe sein Schläfchen zu halten[66] pflegte. Severina kehrte in das Pfarrhaus zurück, nicht ohne daß Fanny ihr nachgerufen hätte, sie werde zum Abend wieder hier erwartet, und so sah die Hausherrin sich mit der Familie Hesselbarth allein, die ihr in der komischen Gefolgschaft des Gänsemarsches, eines hinter dem andern, ins Arbeitszimmer folgte.

Dieses Zimmer, nach vorn hinaus gelegen, war von den an der Hausfront stehenden Linden so tief verschattet, daß allezeit ein grünes Dämmerlicht herrschte. An den vier Wänden, die einen großen, ganz quadratischen Raum umschlossen, standen Bücherregale und Schränke. Nahe dem einen Fenster befand sich der Schreibtisch, ein vierbeiniger, schmuckloser Tisch, mit einem Riesentintenfaß, einer Schreibmappe und einem Haufen Haushaltungsbücher belastet. Vor dem andern Fenster auch ein Tisch, auf dem allerlei Säckchen und Schälchen mit Getreide- und Hülsenfruchtproben standen. Außerdem gab es noch ein halbes Dutzend Rohrstühle in der Stube, darin der weiße Fußboden mit Sand bestreut war.

Fanny nahm auf ihrem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz, die drei Hesselbarths setzten sich im Halbkreis ihr zur Seite. Der Pastor faltete seine Hände über dem Bäuchlein; ach, nach einem so guten Essen und nach einem so ausgezeichneten Bordeaux war es wahrlich schwer, sich die ganze Sündenfälligkeit des leichtsinnigen Sohnes ins Gedächtnis zu rufen.

Die Pastorin hatte auf den gelben Wangen rote[67] Flecke. Ihre Gedanken jagten wie ein Wirbelwind in ihrem Kopf umher, sie zürnte dem Sohn, dem sie diese schwere Stunde verdankte. Sie wollte Fanny beweisen, daß der Sohn eigentlich bloß das Opferlamm eines Mächtigeren sei, sie wollte dem Gatten nochmals zu Gewissen bringen, daß seine Erziehung an allem schuld sei. Aber aus ihrem von Gedanken kreisenden Kopf gebar sich kein gesammeltes Wort; der Sohn hob statt ihrer an, Fanny geradeaus ansehend:

»Severina wird Ihnen das Geschehene angedeutet haben, Frau Förster. Ich sitze nicht hier, um mich zu entschuldigen, und die Hilfe, die wir von Ihnen erbitten wollen, denke ich nicht dadurch zu erschleichen, daß ich mich als Opfer unglücklicher Verkettungen darstelle. Ich habe gefehlt; jugendlich, verzeihlich vielleicht, würde man sagen, wenn ich einen reichen Vater hätte, der die paartausend Mark Spielverlust ohne Empfindlichkeit zahlen könnte. Aber da ich wußte und immer dessen hätte eingedenk bleiben sollen, daß mein Vater nicht im stande ist, mir dergleichen Schulden zu bezahlen, so wäre mein Vergehen unverzeihlich, wenn ich nicht den Willen und die Fähigkeit hätte, den pekuniären Schaden und den, welchen ich in Ihrer Achtung erlitt, gut zu machen.«

Der Pastor seufzte zustimmend. Die Pastorin, die ihre Hände im Schoß gefaltet hielt, sagte schnell:

»Gewiß, Magnus, Du hast gefehlt wider besseres Erkennen und Wollen. Der Versucher kam über Dich,[68] und Du mußtest ihm gehorchen. Das ist der Fluch, der seit dem ersten Sündenfall auf uns allen ruht. Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den ...«

»Liebe Pastorin,« sagte Fanny mit feinem Lächeln, »Sie hörten, Magnus lehnt es von vornherein ab, unter dem Druck jener mysteriösen force majeur gehandelt zu haben, die Sie seit seinen Knabenjahren immer als Entschuldigung für alle seine Thorheiten citirten. Wir haben schon an den alltäglichen kleinen menschlichen Unvollkommenheiten unserer Charaktere genug Stoff, um Adam und Eva verantwortlich zu machen; suchen wir mit den Hauptnummern unseres Sündenregisters niemand zu belasten als unsere eigene Willensschwäche.«

Magnus lächelte Fanny an. Der Pastor seufzte zum zweitenmal zustimmend.

»Es war am Abend meines Doktorschmauses,« begann Magnus; »wir hatten stark getrunken, erst so stark, wie es solche Gelegenheit in studentischen Kreisen mit sich bringt, und dann noch stärker, als mitten in unsere Fröhlichkeit hinein mir ein Brief der großen X.schen Verlagsbuchhandlung kam, die mit mir fest kontrahirt über eine von mir zu liefernde Uebersetzung und Bearbeitung mehrerer griechischen Autoren zum Zweck einer Volksausgabe. Dies Ereignis ...«

»Magnus,« rief die Pastorin fieberhaft, »und[69] davon hast Du bislang geschwiegen?! Diesen Trost, diese Entschuldigung uns vorenthalten! Was hab' ich immer gesagt; wer hat nun recht?«

»Dieser Umstand hätte Dich vielleicht dahingeführt, liebe Mutter, mein Vergehen als Verdienst aufzufassen, und das ging doch angesichts des Umstandes nicht an, daß Frau Förster uns helfen muß, soll kein Unglück, kein Skandal geschehen,« sprach Magnus mit jener liebevollen Lehrhaftigkeit, die erwachsene Männer den Schwächen der Mutter gegenüber annehmen.

Die roten Flecken auf den Wangen der Pastorin wurden dunkler. Ihr Herz schlug heftig. Der Ton – der Ton von ihrem Magnus! Und von und mit Fanny sprach er so voll Ehrfurcht! O, wenn sie doch unermeßlich reich wäre, um alle Sorgen selbst dem Sohn aus dem Weg zu schaffen, ihm alle Freuden der Welt zu ermöglichen! Diese Wonne Fanny überlassen zu müssen!«

»Und weiter?« fragte Fanny.

»Meine Fröhlichkeit wurde Uebermut; ich sah mich schon berühmt als unerreichten Uebersetzer, ich sah mich schon im Besitz der als Honorar für die in zwei Jahren zu liefernde Arbeit bedungenen fünftausend Mark. Als die Freunde Bank auflegten, verschmähte ich zum erstenmal nicht, daran teilzunehmen. Mein Verlust wuchs, meine Besinnung schwand. Endlich gab es Streit. Am andern Mittag hatte ich die Wunde im Arm und fünftausend Mark Spielschulden.«[70]

»Ach,« sagte die Pastorin und sah ihren Sohn bewundernd an, »was mögen das für Aufregungen gewesen sein!«

»Wenn Sie uns, teure Frau, die Summe vorstrecken wollen und sie mir allmälich am Gehalt abziehen ...«, begann der Pastor, der mit einer unüberwindlichen Sehnsucht nach seinem Lehnstuhl kämpfte.

»Halt,« rief Fanny, »Magnus soll sich allein aus der Klemme ziehen, in die er sich hineingebracht. Er erhält die fragliche Summe von mir und verschreibt mir dafür sein Honorar. Und damit er nicht durch abermalige schwache Stunden in noch Aergeres gerät, schlage ich vor, daß er seine Arbeit im Elternhause vornimmt; da wird er billiger und ruhiger leben als in Berlin.«

»Bravo!« rief der Pastor erleichtert, weil die Sorge und die Unterredung bald ein Ende hatten.

Magnus ergriff die Hand Fannys und drückte sie mit wortloser Dankbarkeit. Im Herzen der Mutter wallte neben der Freude, den Sohn bei sich zu behalten, schnell der eifersüchtige Gedanke auf, daß Fanny am Ende ein besonderes Interesse für Magnus habe. Daß die Dinge etwa anders werden konnten, als wie Fanny sie ordnete, fiel überhaupt niemand ein. Was sie sagte, geschah immer.

Hier trat ein Diener ein und meldete, daß Wenzel und Riggers bäten, vorgelassen zu werden.[71]

»Ah,« sagte Fanny, »da soll ich wohl den Schiedsrichter spielen wegen der strittigen Wiese?«

»Die Bauern bitten darum,« antwortete der Diener; »und hier, diese Depesche ist eingelaufen.«

Fanny nahm die Depesche vom Tablet, erbrach und las sie, lächelte, wandte sich zum Diener und sagte:

»Die Bauern können gleich vor. Ich rufe.«

»Schnell, Magnus,« mahnte sie dann, »ich schreibe Ihnen einen Check für mein Berliner Bankhaus, morgen fahren Sie hin, ordnen Ihre Sachen und kehren übermorgen zurück. Ist vom Duell etwas ruchbar geworden?«

»Nein.«

»Um so besser. Hier unterschreiben Sie den Schein.«

Magnus unterschrieb ein Papier, auf welchem Fanny Förster sich das Honorar zueignete, das er von der Firma Soundso erhalten solle. Dagegen empfing er einen Check, lautend auf fünftausend Mark.

Unmittelbar nachdem die Familie Fannys Zimmer verließ, drängten sich die zwei Bauern hinein, und auf dem Flur warteten noch weitere Leute.

»Ja, ja, die Frau ist ein Segen,« murmelte der Pastor.

»Leider fehlt es ihr an der rechten Frömmigkeit,« sagte die Pastorin klagend. Als sie sah, daß Magnus vom Zeugständer auf dem Flur seinen Hut nahm,[72] fragte sie hastig: »Wo willst Du hin? Wir sind eingeladen, den Tag hier zu bleiben.«

»Nur dies zu Hause in meine Kommode schließen und mir ein Buch holen.«

»Laß nur. Ich gehe eben,« rief die Pastorin, der einfiel, daß Magnus gestern geäußert habe, Severina besitze jene eigentümliche, temperamentvolle Häßlichkeit, die gefährlicher sei als manche Schönheit. Und Severina war allein in der Pfarre.

So ging sie denn, und Vater und Sohn gesellten sich dem Baron auf der Terrasse zu.[73]

Quelle:
Ida Boy-Ed: Fanny Förster, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien 1889, S. 49-74.
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Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

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