XXV. Wie Gespenstern zu begegnen und was man davon halten soll.

[346] Es wird itziger Zeit viel Sagens von Erscheinung der Gespenster gemachet, auch hin und wieder gelehret, wie man solchen begegnen und von solchen einen Unterschied machen, auch sich wider dieselbe beschirmen soll. Es ist aber darunter dieses der Unterscheid, und sind solches entweder englische oder teufflische Gesichter, wie davon im Pabstthum viel Sagens gemachet wird, und hat die Erfahrung offtmahl bezeuget, wie viel Böses damit in der Römischen[346] Kirchen gestifftet worden; sonderlich mit dem abscheulichen Betrug der vermeynten englischen Erscheinungen. Was aber die Teuffels-Gesichter betrifft, die doch nach der Zeit der Zukunfft Christi ins Fleisch ziemlich aufgehöret, dieweil derselbe die Wercke des Teuffels zerstöhret, 1. Joh. 3. V. 8. so wird dannoch hin und wieder davon gemeldet. Solte sich demnach begeben, daß einem ein Geist in angenommener sichtbaren Gestalt erscheinen solte, so hat man sich wohl fürzusehen, daß man nicht von solchem betrogen werde: dann die Gespenster, so sich hin und wieder sehen lassen, poltern, schlagen, werffen, herum vagiren, von solchen kan man sich nicht einbilden, daß es gute Geister seyn. Solte dir nun etwa ein Geist erscheinen, und dir etwas anzeigen, wie du aus bevorstehendem Unglück oder gegenwärtiger Gefahr entrinnen mögest, oder dich bewegen wollen von GOttes Wort abzuführen, und an GOttes statt dir wider dasselbe etwas befehlen, so solt du dasselbe mit allem Ernst fliehen, und dich des Spruchs des heiligen Pauli, Gal. 1. V. 8. bedienen, da er saget: So auch wir / oder ein Engel vom Himmel / euch würden Evangelium predigen / anders / denn was wir euch peprediget haben /der sey verflucht. Und wann auch ein solcher Geist Busse predigte, und dir in geistlichen Sachen[347] Unterricht gäbe, so gar nicht wider GOttes Wort wäre, so soll man solchem doch nicht trauen; und schreibt davon der Heil. Ambrosius: Die unreine Geister (spricht er) pflegen gemeiniglich sehr betrüglich, als durch eine Nachfolgung, gute Dinge zu sagen, und unter denselben böse Dinge mit einzuführen, auf daß mit den guten die bösen mögen angenommen werden. Ja wann auch dir durch einen Geist gleichsam von zukünfftigen Dingen etwas wäre gesaget worden, und es erfolgete auch alles also, so kanst du auch noch nicht unfehlbar trauen, daß es ein guter Engel gewesen, dann auch der Teuffel, aus gewissen Ursachen, wissen kan, was geschehen soll, und dem Menschen dasselbe verkündigen, solchen dadurch in Aberglauben zu bringen.


Heutiges Tages wird unter den Christen von Gespenstern nirgendwo mehr gehöret, als bey den Papisten, und wird von solchen ja recht einfältig gelehret, wann einem ein solches Gespenst sichtbar oder unsichtbar, oder in Gestalt eines verstorbenen Freundes, eines Ehegattens, Vatters, Mutter, Bruder oder Schwester, erscheinete, er alsobald sagen solte: Alle gute Geister loben GOtt den HErrn; und der Geist antwortete ihm: Ich auch / daß es alsdann kein Teuffel, sondern ein guter Geist sey, welchem man mit guten Gewissen folgen könte. O Unbesonnenheit![348] Hat dann der Teuffel nie gelogen? Redet er dann allezeit die Wahrheit? Ist er nicht ein Vater der Lügen? Joh. 8. Kan er sich nicht verstellen in einen Engel des Lichts? 2. Corinth. 9. V. 14. Ist also und bleibt ein solches Gespenst nichts anders, als der leibhaffte Teuffel. In Vitis Patrum stehet, daß der Satan sich in einen Engel des Lichts verstellende zu einem gottsfürchtigen Bruder kommen, und gesaget: Ich bin Gabriel. Da hat der fromme Mann geantwortet: Du wirst vielleicht zu einem andern gesandt seyn, dann ich bin nicht würdig, daß mir GOtt einen Engel sende, und hat ihn nicht hören wollen; damit ist der Satan verschwunden. Von einem andern Einsiedler wird geschrieben, wie solcher in seiner Celle mit allerley Anfechtungen gekämpffet, und den Teuffel allzeit abgewiesen, so ihn hefftig verdrossen, sey er einsmahls in sehr schöner Gestalt kommen, und hätte gesaget: Ich bin Christus. Darauf der Einsiedler seine Augen zugethan und gesaget: Ich will Christum in diesem Leben nicht, wohl aber in jenem Leben, sehen; da sey er verschwunden. Vid. L. Dunte Cas. Consc. de Angel. cap. 4. qu. 2.

Die Gespenster zu vertreiben sind vielerley Mittel auf die Bahn gebracht worden.1 Dorten wurde dem jungen Tobia befohlen, das Hertz und Leber vom Fisch zu[349] nehmen, und auf Kohlen zu legen, durch dessen Rauch solte der böse Geist vertrieben werden. Andere haben Kräuter angezündet und sonst Feuer gemachet, den Teuffel damit zu verjagen. Die Brasilianische Heyden tragen, wann sie ausgehen, Feuer, sich damit wider die bösen Geister zu beschirmen. Bey den Papisten sind vielerley ohnmächtige, nichtige und aberglaubige Mittel angeordnet, wormit sie erscheinende Geister abschröcken wollen. Als da sind die Reliquien der Heiligen, das Weyh-Wasser, Saltz, Chrisam, Palmen, Wachs-Kertzen, Weyhrauch, Räucherwerck und andere geweyhete Sachen mehr. Das Bezeichnen mit dem Creutz wird auch nicht vergessen, und werden die ersten Worte des Evangelii Johannis daher gemurmelt; und bedienen sich des Nahmens GOttes des Vatters, JEsu, der Heil. Engel und Martyrer, und allerhand Beschwörungen; worbey aber zu wissen, daß, wann der Satan durch diese Mittel weichet, er es darum thue, damit er die Seelen, welche in solche Abgötterey gefallen sind, noch mehr einnehmen und bestricken möge.

Die rechten wahren Mittel, die uns aus GOttes Gebott von dem Heil. Geist selbst angewiesen werden, sind: (1) Ein vestes Vertrauen zu GOtt / dessen Wort und seine Verheissungen. (2) Das Gebet /[350] mit welchem man sich dem lieben GOtt und treuen Hüter Israel befehlen, und um seine liebe Engel anruffen soll. (3) Der Glaube / welcher der rechte Schild wider die feurigen Pfeile und Anläuffe des Satans ist, ohne welchen auch das Gebet nichts nützen würde. (4) Das Fasten / nicht zwar, daß solches wider den Teuffel kräfftig genug wäre, sondern dadurch die Lüste des Fleisches zu dämpffen, und uns desto brünstiger zum Gebet zu machen. (5) Die Buße / welche ernstlich seyn muß. (6) Die Gedult / an GOtt vest zu halten, und uns nicht nach verbottenen aberglaubigen Dingen vergaffen. (7) Die fleißige Abwartung unsers Beruffs / darein wir von GOtt gesetzet worden. (8) Endlich die Bewahrung eines guten Gewissens. Mit solchen Waffen können wir den Teuffel und allen seinen Anhang von uns abweisen.

Wir wollen allhier auch einige Historien anführen, wie die Gespenster lebendiger Personen Gestalt an sich genommen, und wie solche endlich durch Gnade GOttes sind abgewiesen worden. Francisci im höllischen Protheo p.m. 1097. schreibt:2 Bey Dedekinno lieset man, daß einer von Adel, welcher mit langwühriger Ohnmacht und Schwachheit behafftet gewesen, von einem Landfahrer sey berichtet[351] worden, er wäre bezaubert, und sich darbey erbotten, ihm das Weib für die Augen zu bringen, die ihm solches angethan hätte: Der Edelmann bewilligte; darauf sagete der leichtfertige Vogel: Welches Weib morgen in euere Behausung kommen, und sich auf den Herd zum Feuer stellen, auch den Kessel-Hacken mit der Hand angreiffen und halten wird, dieselbig ist es, welche euch diese Kranckheit angemachet.3

Folgenden Tages kame eine dem Ansehen nach von seinen Nachbarinnen und Unterthanen, ein ehrlich und frommes Weib, und stellete sich dahin auf solche Maaß und Weise, wie ihm der Landfahrer gesaget hatte.4 Dessen verwunderte sich der Edelmann zum höchsten: weil er von dieser Frau, die er für fromm und redlich achtete, auch deswegen ihr nicht übel wolte, niemahlen dergleichen sich eingebildet hätte, darum er auch anfing zu zweifflen, ob es recht zugienge; Er gab derowegen seinem Diener heimlichen Befehl, hin zu lauffen, und zu sehen, ob diese Nachtbarin zu Hause seye oder nicht. Als das Ausgeschickte nach ihrem Hause kommet, findet er dieselbe über ihrer Arbeit sitzen, und Flachs hecheln; der Diener sagte: sie solle alsobald zum Juncker kommen, und will ihr auch nicht zulassen, daß sie sich zuförderst recht anlege, sprechende: es werde sich ja nicht schicken, daß sie so staubig[352] und unaufgebutzt für den Juncker trette; jener antwortete: Es habe nichts zu bedeuten, sie solle eilends mit ihm gehen. So bald sie nun zu des Junckers Thür hinein tritt, verschwindet die erste aus dem Saal, da merckete der Edelmann, daß ihn der Teuffel betrogen, und bekennete, er würde die Frau haben verbrennen lassen, wann ihm GOtt nicht in Sinn gegeben, den Diener dahin zu schicken. Daß also der Satan in lebendiger Personen Gestalt, zum Nachtheil ihres guten Leumuths, bisweilen erscheine, wird ebenmäßig durch folgende Geschicht glaubend gemachet.


Bey Regierungs-Zeit Hertzogs Johannis Casimiri, wohnete dessen Stallmeister G.P.v.Z. zu Coburg erstlich in der Spital-Gasse, hernach in demjenigen Hause, welches nach ihme D. Frommannus bezogen; demnechst in dem grossen Hause, bey der Vorstadt, die Rosenau genannt; nachmahls im Schloß, darüber er Schloß-Hauptmann war; zu so vielmahligem Wohnungs-Wechsel bemüßigte ihn ein Gespenst, welches seiner Eheliebsten so vollkommlich gleich sahe, daß, wann es ins Logiment hinein kame, indem er am Tisch saß, bißweilen ihm darüber ein Zweiffel entstund, welches seine rechte Eheliebste wäre:5 denn es folgete, wann er gleich aus dem Hause zog, ihm doch allenthalben[353] nach. Und als diese Edelfrau ihrem Herrn das Hauß, darinn hernach gedachter Doctor gewohnet, zur Wohnung vorschlug, um dergestalt dem Gespenst auszuweichen; hub dasselbe an, mit lauter Stimme zu reden, sagende: Du ziehest gleich hin, wo du wilt, so ziehe ich dir nach, wann du auch die gantze Welt durchzögest. Solches sind auch keine blosse Droh-Worte gewesen, sondern es hat sein Versprechen gehalten: Dann nachdem ihr Ehe-Herr, der Stallmeister, eingezogen, hat folgenden Tages, nach geschehenem Auszuge, die Thür des Hinter-Hauses ein solch Krachen gegeben, als ob solche mit Gewalt zugeschlagen würde; und hat sich von selbiger Zeit an, in solchem verlassenen Hause, das Gespenst niemahl mehr sehen lassen, sondern ist in dem neubezogenen wiederum erschienen.

Wie die Edelfrau Kleidung anlegete, in solchem Habit erschien auch das Gespenst, sie mochte ein Feyer-Kleid oder ein alltäglich Kleid anlegen, was solches auch für Farben hatte, weswegen sie niemahl allein in ihren Hauß-Geschäfften, sondern allstets von jemand begleitet gieng; es erschien aber gemeiniglich in der Mittags-Zeit, zwischen 11. und 12. Uhr. Einsmahls liessen sie ihren Beicht-Vater, Hn. Johann Prüscher, gegen selbige Zeiten zur Mahlzeit bitten, welcher auch kam, aber damahls liesse sich der höllische Affe nicht[354] sehen; folgenden Tages stellete sich gemelter Beicht-Vater auf beschehenes Einladen wieder ein, allein es wolte auch diesesmahl weder hernach jemahls, das Gespenst in seiner Gegenwart erscheinen, als aber der Edelmann mit seiner Eheliebsten und seiner Jungfrauen Schwester, ihn, da er wieder heim gehen wolte, an die Stiegen begleitete, stieg es von unten die Stiegen hinauf, und erwischete, durch ein, nahe an der Stiegen befindliches höltzernes Gitter, der Jungfrauen, welche den Geist allein gesehen hatte, ihr Für-Tuch, oder Schurtz-Flecken, wiewohl es alsofort, als sie anhub zu schreyen, verschwand. Einsmahls ist es auf der Küchen-Thür-Schwellen mit dem Arm gelegen, und als die Köchin gefraget: was wilt du? hat es geantwortet: Deine Frau will ich; sonst soll es der Edelfrau keinen Schaden zugefüget haben. Gedachter Jungfer aber, nemlich des Stallmeisters seiner Schwester, ist es sehr gefährlich gewesen, und hat ihr einst eine solche Ohrfeige gegeben, daß ihr auf dem Backen Blasen davon entstanden; weswegen auch diese Jungfrau wieder heim, in ihres Vaters Hauß kehren müssen: Endlich aber hat sich doch solch Gespenst verlohren, und ist ruhig im Hause worden.

Wann jemahl eine Geschichte wegen ihrer sonderbaren Umstände verdienet gelesen zu werden, so ist es folgende, an derer[355] Gewißheit um so weniger zu zweifflen, weil die unruhige Händel dieses Trommel-Geistes in vielen Jahren von vielen tausend Personen, hohen und niedern Standes, Gelehrten und Ungelehrten, in Augenschein genommen, und durch solche Zeugniß confirmirt worden, als jemahls kan verlanget werden.6


Es reisete Mr. Joh. Mompesson von Tedworth, in der Graffschafft Wilts / im Jahr 1661. nach Ludgarschall, und wie er daselbst eine Trommel rühren hörete, befragete er den Richter derselben Stadt, um dessen Ursache, welcher ihm zur Antwort gab: sie würden von einem gottlosen Tambour verunruhiget, welcher von dem Constable besageten Orts Geld forderte, und deswegen einen Pass vorzeigete, welchen er für falsch hielte. Mr. Mompesson ließ ihn alsobald vor sich kommen, und fragete ihn, was ihn veranlassete, also mit der Trommel herum zu schwärmen? worauf der Tambour zur Antwort gab: er wäre befugt genug darzu, und alsobald zog er einen von Sir-William Crauly und Colonel Ayliff von Gretenham unterzeichneten Paß hervor, weil nun Mr. Mompesson die Hand gedachter Herren sehr wohl kennete, und falsch auf dem Paß befund, befahl er dem Vagebonde die Trommel abzulegen, und gab Ordre, daß er von dem[356] Schergen zum Friede-Richter gebracht würde, damit er gebührend bestrafft werden möchte. Da bekannte er den gantzen Betrug, und bat um nichts so sehr, als um die Restitution seiner Trommel, welche ihm Mr. Mompesson auf gewisse Conditionen wieder zu geben versprach, inzwischen aber selbige bey dem Richter ließ, da nicht lange hernach der Gefangene aus den Händen der Schergen freygelassen ward. Einen Monath hernach, als Mr. Mompesson sich zur Rück-Reise fertig machete, ward ihm die Trommel von mehrbesagtem Richter zugesandt, und wie er zu Hause wieder anlangete, erzehlte ihm seine Frau mit Bestürtzung, wasmassen sie in der Nacht durch Diebe sehr erschröckt worden wäre, die das Hauß bey nahe erbrochen hätten. Nach dreyen Tagen ward dergleichen Lermen wieder vernommen, und hörete man ein starckes Klopffen an die Thüren und äussere Wände des Hauses, dahero Mr. Mompesson mit 2. geladenen Pistolen auf solche Thüren zugieng, so bald er aber an einer Thür stund, hörete er das Pochen an der andern, er gieng zwar um das gantze Hauß, traff aber niemand an, ausser daß er etlichmahl einen frembden Thon und hohlen Laut vernahm. So bald er sich aber zur Ruhe legete, kame es ihm für, als geschehe ein klarer Trommelschlag, auf dem obersten Theil des Hauses, so mit Brettern bekleidet, und[357] wann es insgemein fünff Nächte nacheinander vernommen worden, war es 3. Nächte wieder stille, damit es nicht das Ansehen hätte, als müsse der Tambour immerhin auf die Wacht ziehen. Nach einer Monaths-Frist verließ er die äusserste Wand, und kame in die Gemächer des Hauses selber, ordinaire des Abends, wann sie sich zu Bett legeten; oder etwa eine halbe Stunde darnach: und der Trommelschlag hielte jedesmahl 2. Stunden an. Das Merck-Zeichen, woraus sie abnehmen konten, wann der Trommelschläger kommen wolte, war, daß sie in der obern Lufft der Peripherie des Hauses, einen Lermen vernahmen, und wann er abziehen wolte, so hörete man einen natürlichen Abzug schlagen. Das merckwürdigste hierbey war, daß es in derselben Kammer zuerst zwey gantzer Monath durch gehöret ward, in welcher die Trommel lag, und ob zwar solche Unruhe sehr verdrießlich war, so schlieff dennoch Mompesson selber in dieser Kammer, um alles desto genauer zu observiren. In der Nacht, darinn Mompessons Eheliebste entbunden ward, hörete man nicht den geringsten Laut des unruhigen Trommel-Geistes, welches auch drey gantzer Wochen also stille war, bis die Frau wieder zu Kräfften kommen. Allein nach einer so hefftigen Pause fing es an, auf weit stärckere und verdrießlichere Art, seine Gegenwart an Tag zu legen, und[358] lermete weit ärger als jemahls: solche Unhöfflichkeit muste Mompessons jüngstes Kind, und Familie am meisten erfahren, dann es erschütterte dessen Bettstätt dermassen hefftig, daß man derselben Einfall besorgen muste, und wann man die Hand an die Pfosten legete, vernahm man keinen Schlag, sondern nur die blosse Erschütterung; darbey pflegete es allerhand Species der Trommel-Schule zu schlagen, als Marches, Reveilles, Tropps, Schar-Wachten und Abzüge; nach solchem vernahme man ein gewaltiges Kratzen unter dem Bett, als geschehe es mit sehr harten und eisernen Klauen: So pflegete es auch die Kinder aus dem Bett aufzujagen, und aus einer Kammer in die andere zu verfolgen; und also hatte es sein Affenspiel mit niemanden eine Zeitlang, als mit den kleinen Kindern. Nun war noch in dem Hause ein Zimmer, woselbst man noch keine Beunruhigung verspühret hatte, daher brachte man die Kinder dahin, betete ihnen daselbst, und legete sie zur Ruhe, aber noch bey hellem Tage, so bald sie nur ins Bett stiegen, verfolgete sie ihr Marterer auch an diesem Ort. Den 5. Nov. dieses Jahrs machete er einen dermassen poßirlichen Lermen, daß viele Gelegenheit nehmen werden, insonderheit die Hexen-Patronen, zum wenigsten darüber zu lachen; wo sie sich nicht moquiren. Man sahe in der Kammer zwey Bretter sich bewegen,[359] und Mompessons Diener hieß eines zu sich kommen, welches auch bis auf eine Ellen lang Distanz geschahe, ohne daß ein Mensch das geringste sahe, von welchem es beweget wird; der Diener sprach, gib es mir gar in meine Hand, es kam auch zu ihm, er stieß es wieder von sich; es kam wieder zu ihm, und dieses Gauckelspiel trieben sie wenigstens 10. mahl nacheinander, so lang bis Mompesson seinem Diener gebot, solche nahe Gemeinschafft und Vertraulichkeit mit dem Polter-Geist aufzuheben. Dieses geschahe nicht im Finstern, sondern am hellen Tage, auch nicht in Gegenwart ein oder zweyer Personen, sondern die Zuschauer erfülleten die gantze Kammer, und diejenige, so die Nacht durch geblieben waren, derer Curiosité bezahlte der seltsame Tambour mit einem unfläthigen schwefflichten Geruch.

Erhellet also aus angeführten unverwerfflichen und wahrhafften Geschichten, daß solche Schreck- und Polter-Geister nicht können geläugnet werden, wider welche keine stärckere Mittel, als das wahre und reine Wort GOttes, nebst angeregter Christlicher Gebührde, zu gebrauchen, worwider im Heil. Vater Unser die sechste Bitte uns durch GOttes Gnade kräfftiglich schützen kan.

Marginalien

1 Gespenster / wie man solche vertreiben soll.


2 I. Geschicht.


3 Teuffel verstellt sich in ein bekannt Bauer-Weib.


4 Suchet solche in Unglück zu bringen.


5 II. Geschicht.


6 III. Geschicht.

Von einem Trommel-Geist.


Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737, S. 346-360.
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