XLIV. Von Cometen und Regenbogen.

[697] Es erscheinen am Himmel oder Lufft zum öffternmahlen vielerley Art feurige Zeichen, welche der gemeinen Sage nach von Unerfahrnen, insgemein Cometen genannt werden; Die Physici aber theilen solche in unterschiedene Classes: die erstern werden genannt Meteora ascendentia, oder hochsteigende feurige Zeichen / und Meteora ignita descendentia, herabsteigende feurige Zeichen / bisweilen wird von der Sonne ein grosser Theil irdischer Dünste von der Erde hinauf gezogen, bis zu dem obersten Theil der Lufft, und daselbst wird dann ein solcher irdischer Dunst aufgetrucknet, und in eine solche Materiam verwandelt, die endlich qualificirt wird, daß ein Feuer daraus werden kan, dann wird solche Materia angezündet, und brennet also im obern Theil der Lufft, bis sie völlig verzehret wird.1

Es sind aber solche feurige Zeichen mancherley Arten, dann zuweilen siehet man solche feurige Zeichen, welche lang seyn, und scheinen für unsern Augen, als ob sie[698] vom Himmel herab hingen, sehen unten etwas dick, und oben hinaus fast schmal, die Physici nennen es Ignem pendentem oder Ignem Pensilem, in diesem Zeichen ist die Materia unten etwas gröber und dicker, als oben hinaus, darum hat es ein solch Ansehen.2 Dann siehet man auch offtmahl Feuer-Zeichen, die gleichlang und dick seyn, und wie ein Spieß formirt, solches nennen die Physici lanceam ardentem oder trabem vel sagittam ardentem; in diesem ist die Materia allenthalben gleich, darum scheinet es in der Länge gleich dicke. Dann auch werden Feuer-Zeichen gesehen, die wie ein brennend Licht scheinen, brennen nur an einem Ort, so sie Candelam ardentem nennen. Endlich werden auch offtmahl am Himmel Feuer-Funcken gesehen, welche unter einander fliegen, und wie kleine Sternlein schimmern, oder wie Funcken, so zu einem Brenn-Ofen heraus fahren, das entstehet daher, wann sich die brennende Materie von einander theilet. Die Physici nennen es Stibulas ardentes.

Was die Cometen antrifft, so erscheinen solche auch in dem obern Theil der Lufft, und mögen derowegen auch wohl unter die ascendentia Meteora gerechnet werden: jedoch ordnen solche die Physici unter die Impressiones Medias, dahin sie den weissen Circul auch rechnen, den sie Galaxiam nennen.3 Item, die mancherley Farben der [699] Wolcken, die Abend-Röthe / und die Morgen-Röthe; Item, daß die Sonne unterweilen bleich, und unterweilen gantz roth scheinet: Ingleichem den Regenbogen, den die Sonne machet; Item den Circul-runden Bogen mancherley Farben, den der Mond machet, und sonsten andere Zeichen mehr.

Es werden die Cometen fast auf solche Art erzeuget, gleich die in der Lufft erscheinende Zeichen, denn wenn die Sonne, oder Saturnus, Mars und andre Sterne durch ihre Conjunctiones und Synodos eine solche irdische viscosam Materiam, i.e. eine gar grobe zehe Materie durch das Element des Feuers und Bewegung des Himmels, auch von der Hitze der Sonnen endlich also angezündet, fänget es mählig an einem Ort an zu brennen, die Flamme, so über sich brennet, machet dem Cometen den Schwantz / denselben wirfft der Comet von der Sonnen hinter sich, also daß die Sonnen-Strahlen, so gerad auf den Cometen fallen, nach der Länge an dem Schwantz der Cometen hinaus streichen.4 Dieses ist die Ursach, daß er den Schwantz eine Zeit anders kehret. Dann die andere, nachdem er der Sonne nahe oder fern ist; Und so bald die Entzündung geschehen, und der Comet erscheinet, geschicht es selten, daß er an einem Ort still stehet, sondern er bekommt so bald einen[700] Lauff, hat ein greulich Ansehen, bis endlich die Materie all verbrannt ist.

Es ist aber doch unter den feurigen Zeichen und Cometen ein Unterscheid, denn die obengedachte feurige Zeichen vergehen bald, dieweil derselben Materie nicht so viel ist, der allergeringste und kleineste Comet aber stehet 5. bis 7. Tage, etliche aber stehen wohl 40. Tage und länger, bis die Materie allesammt verbrannt ist.5

Es haben auch die Cometen nicht alle einerley Gestalt, denn etliche sind rund wie ein Stern, ohne daß sie grösser scheinen, und weil an etlichen die Materie am Ende herum subtiler, und dünn ist, als in der Mitten, dahero hat es das Ansehen, als ob er umher harig wäre, weswegen sie auch Stellæ crinitæ genannt werden.6

Darnach erscheinen auch offtmahl Cometen, so einen dicken Kopff und langen Schwantz haben, die nennet man Stellas caudatas, denn dieweil solcher Comet von Materie subtil und dünn ist, so gibt er in der Länge hinaus, einen solchen lichten Schwantz.7 Bißweilen stehet er wie ein Schwerdt, unterweilen siehet er wie eine grosse Ruthe, bisweilen erscheinet er nur an einem Ort harig, als wann er einen langen Bart hätte, und wird alsdann Stella Barbata genannt.

Was den Motum Cometarum oder derer Lauff anlanget, so kan man ihnen keinen[701] gewissen Motum attribuiren: sie haben aber doch ihre Motus accidentales, denn, weil sie in der Lufft so hoch stehen, werden sie durch Krafft des obristen Himmels mit den andern Sternen um den Erdboden herum geführet, bisweilen haben sie auch einen Motum von Abend gegen Morgen, sonderlich nach der Art des Sterns, etwa Saturni oder Martis, durch welche solche Cometen verursacht werden.8 Bisweilen gehen oder weichen sie gegen Mittag, zuweilen auch gegen Mitternacht, haben aber doch keinen gewissen Motum, wie gemeldet ist. Vid. Hildebrand Magia Natur. p. 410. seq.

Was aber die Effectus anlanget, so sind solche schon aus lang-währender Erfahrung für unglückliche Zeichen gehalten worden, und haben davon prognosticirt: allerhand Ungewitter / Sturmwinde / Unfruchtbarkeit / Dürrung / ungesunde Lufft / Pestilentz / Theurung / Veränderung der Reiche /Todes-Fälle / Krieg / und sonst allerhand Land-Plagen / welche durch Cometen vorher verkündet würden, dieweil man jederzeit befunden, daß auff solche vielerley merckwürdige Dinge erfolget seyn, wie Herlicius in descriptione Cometæ, Schosseius, Sigbertus Spangenberg in Chron. Sax. Peucerus und Paulinus in seiner Bauren-Physic angemerckt haben.9[702]

Und sind also die Cometen schon aus lang-wühriger Erfahrung für unglückselige Zeichen gehalten worden.10 Cicero schreibt lib. 2. de natura Deorum: Wir wissen von uralten Zeiten her, daß die Cometen allzeit groß Unglück und Elend angedeutet haben. Lutherus spricht in enarrat. c. 9. fol. 114. Wann der HErr will, brennet ein Comet als ein Zorn-Zeichen zum Schröcken der Völcker. Philipp Melanchthon lib. 1. schreibt: Die Cometen verkündigen allerley Elend, als Dürre, Pest, grosse Empörung der Völcker, und allerhand Veränderung der Reiche.

Andere im Gegentheil lassen zwar zu, daß aus Erscheinung eines Cometen, viele dergleichen unglückselige Zufälle solten folgen können, und also ohne Angst und Schröcken sich nicht zu zeigen pflegeten; denn wenn die Hitze der Cometen so groß sey, daß dadurch die Teiche und Bäche vertrockneten, und die Fische aus Ermangelung des Wassers stürben, so würde bisweilen die Lufft dermassen vergifftet, daß dadurch natürlich wegen grosser Fäule und Gestancks allerley beschwerliche Plagen, als Dürre /theure Zeit / Pest und dergleichen Kranckheiten unter Menschen und Viehe entstehen müsten.11 Allein sie läugnen, daß dieses die eintzige und fürnehmste Ursache in Würckung der Cometen sey: denn sie säuberten und reinigten[703] auch die Lufft von vielen irdischen Materien, wann sie dieselbige in der Lufft verzehreten. Und ist auch bekannt, daß man zum öfftern, da keine Cometen erschienen, grössere Unfälle gesehen, als da seynd sie mit Entsetzen am Himmel brennend, was man nicht für entsetzliche Dinge gesehen und erfahren, in weniger Zeit, da doch der letzte Comet 1680. soll geschienen haben: Man hat gehört von Krieg- und Kriegs-Geschrey, von Pest, Theurung, Aufruhr, Empörung der Völcker, Frost, Feuers-Brün sten, Todes-Fällen hoher Potentaten, Veränderung der Regimenter und dergleichen mehr. Vid. Reuters Reich des Teuffels pag. 822.

Daß aber gar gewiß auf Cometen-Erscheinungen vielerley Veränderung auf dem Erdboden erfolget, davon hat Felix Maurer, in seinem grossen Wunder der Welt p. 159. Part. I. unterschiedene Exempel zusammen gesammlet und beschrieben: Als Anno Mundi 1656. sey ein Comet erschienen; worauf die allgemeine Sündfluth erfolget.12 A.M. 2018. als Abraham 70. Jahr alt, ist in Chaldea ein Comet erschienen / den man 22. Tage gesehen. A.M. 2128. ist in Egypten ein Comet erschienen; worauf die Theurung zur Zeit Isaacs erfolget. Vid. Herlicius in descript. Cometæ A.C. 1607. conspecti.

[704] A.M. 3785. ist ein erschröcklicher Comet entstanden, der auf die 80. Tage, teste Cornelio Gemma, gedauret; damahls hat Seleucus, der König in Syrien / den Heliodorum nach Jerusalem gesandt / den Schatz aus dem Tempel alldar zu rauben.

Anno Christi 78. vor Vespasiani Tod ist ein Comet in Gestalt eines Pfeils erschienen, soll 180. Tage gebrennet haben; Plin. lib. 2. cap. 25. & Commentator ejus Milichius. Nachdem ist die erschröckliche Pest angegangen, da alle Tage zu Rom auf 10000. Menschen sollen gestorben seyn. A.C. 556. ist das folgende Jahr nach erschienenem Cometen Erdbeben und Pestilentz erfolget. Anno 662. item. 684. 744. 745. 814. 839. 876. 912. sind Cometen erschienen, welche alle grosse Veränderung nach sich gezogen. Anno 930. ist ein Comet gesehen worden, darauf sind in Hungarn auf dreyhundert Million Menschen gestorben. Anno 1004. 1005. entstunden Cometen, darauf erschröckliche Theurung, Hunger und Pestilentz erfolget. Anno 1299. und 1300. sind erschröckliche Cometen gesehen worden, worauf folgendes Jahr Ottoman I. das Türckische Reich überkommen. Anno 1305. auch Anno 1313. sind auch Cometen erschienen, worauf nicht allein grosse Regiments-Veränderung, sondern auch ein grosser Hunger [705] in Litthauen, Teutschland und Franckreich entstanden, daß ein Mensch den andern gefressen / worauf eine solche Pest erfolget, von welcher man geglaubet, daß dieselbe den dritten Theil der Menschen weggeraffet. Anno 1400. ist auf selbigen Cometen nicht nur die Veränderung der Religion in Böhmen, sondern auch der Hussitten-Krieg, entstanden; auch sind 1472. 1475. 1524. 1560. Cometen gesehen worden, die allerhand Neuerung und Veränderung in der Christenheit vorbedeutet.

Nunmehro wollen wir auch mit wenigem betrachten den

Regenbogen.

Der Regenbogen gibt uns nicht allein eine physicalische Bedeutung, sondern auch eine mystische Anzeige, daß ihn GOtt in die Wolcken gesetzt, zu einem Zeugniß verheissener Gnade; dahero der Poët wohl und recht geschrieben:


Ne timeas imbres, datus est in nubibus obses.13


Das ist:

Man soll sich nicht mehr für der Sünd-Fluth / oder erschröcklichem continuirlichem Regen fürchten, denn GOtt hat den Regenbogen als ein Pfand und Zeichen seiner Barmhertzigkeit an den Himmel und in die Wolcken gesetzt, um zu vergewissern, daß die Erde nicht mehr von der Sund-Fluth solle verderbet werden. Uberaus tröstlich sind darüber die Worte des HErrn, Gen. IX, 13: Meinen Bogen habe ich gesetzt[706] in die Wolcken, der soll das Zeichen seyn des Bundes zwischen mir und der Erden, und wenn es kommet, daß ich Wolcken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolcken, alsdann will ich gedencken an meinen Bund, zwischen mir und euch, und allem lebendigen Thier, und allerley Fleisch, daß nicht mehr hinfort eine Sündfluth komme, die alles Fleisch verderbe: darum soll mein Bogen in den Wolcken seyn, daß ich ihn ansehe, und gedencke an den ewigen Bund, zwischen GOtt und allem lebendigen Thier, und allem Fleisch, das auf Erden ist.14 Darum siehe den Regenbogen / und lobe den Herrn / der ihn gemachet hat / dann er hat sehr schöne Farben / Sirach 43. V. 12. Physice discurirt Wolffg. Hildebrand in seinem Kunst- und Wunder-Buch Part. II. p. 392. von dem Regenbogen / da er schreibt: Der Regenbogen hat seinen Ursprung daher, wann eine reine hohle Wasser-Wolcke in Tropffen resolvirt ist, daß sie schon zu regnen anfähet, und dann die Sonne mit ihren Strahlen in solche hohle Wolcken scheinet, so gibt die Reflexio von den Strahlen der Sonnen einen solchen Bogen von mancherley Farben zurück in unserm Gesicht, welcher Bogen sich richtet nach dem Mittel-Punct der Sonnen.15

Die mancherley Farben aber kommen daher, weil die Wolcken an allen Orten nicht[707] gleich dicke, sondern an etlichen Orten dünner und subtiler ist, und können derowegen die Reflexiones an allen Orten nicht gleich starck seyn.16 Und obwohl der Regenbogen wunderbarlich von Farben ist, also, daß man eine Farb vor der andern wohl kan unterscheiden, so sind in demselben Bogen doch nur 3. der vornehmsten Farben zu sehen.

1. Die Feuer-rothe Farb kommt daher, daß an selbigem Ort die Wolcke etwas schwartz und dicke ist; denn wenn ein Licht durch einen schwartzen Dunst scheinet, so gibt es eine purpur-braune, rothe Farbe, daher die Optici eine besondere Regulam setzen, also lautend: Fulgidum per nigrum conspectum refert colorem puniceum seu flammeum.17 Die andere Farb ist grün / kommt daher, daß die Wolcke an selbigem Ort etwas subtiler und durchsichtiger ist, und derowegen die Reflexiones solares an selbigem Ort nicht so starck seyn können, und verursachen also der Sonnen Strahlen und die Reflexiones an selbigem Ort eine grüne Farb.18 Die 3te Farb ist Himmel-blau / kommt daher, weil die Wolcken an selbigem Ort im allerdünnesten und subtilesten, und die Reflexiones radiorum am allerschönsten seyn.19

Das sind also die drey vornehmsten Farben am Regenbogen, sammt derselbigen Ursachen, woher sie kommen; doch findet man zwischen der Purpur-rothen und [708] grünen Farben eine gelblechte Farbe / die kommt aber nicht eigentlich von den Strahlen der Sonne, sondern vielmehr durch die Zusammensetzung der Purpur-rothen und grünen Farbe, daraus also die gelbe Farbe natürlich entstehet; inmassen die Optici sagen: Puniceus ad viridem collocatus flavus apparet; i.e. Wann eine braun-rothe Farb zum Grünen gesetzt wird, so gibt es eine gelblechte Farbe.20 Daß aber der Regenbogen nicht allzeit gantz, sondern zu Zeiten nur ein klein Stücklein über unserm Horizont gesehen wird, ist die Ursach, weil sich der Regenbogen mit seiner Circumferenz nach dem Mittel-Punct der Sonnen richtet; also imaginir dir eine Lineam, so aus deinem Gesichte durch den Mittel-Punct der Sonnen gehet, und dann das anderthalbe Theil der Linien zurück durch das Centrum mundi bis zum Gegen-Punct in der Lufft gehet, derselbe Punct, so also gleich gegen dem Mittel-Punct der Sonnen stünde, würde das Centrum des Regenbogens seyn. So kan man nun wohl selbst erachten, je höher die Sonne über dem Horizont stehet, es sey Vormittag oder Nachmittag, je weiter stehet der Gegen-Punct, oder das Centrum des Regenbogens, unter dem Horizont, und so weit die Sonne über dem Horizont stehet, eben so weit stehet das Centrum des Regenbogens über dem Horizont.

Je weiter nun das Centrum des Regenbogens[709] unter dem Horizont ist, je weniger stehet man von diesem Bogen in seinem Hemisphærio, denn der gröste Theil des Bogens stehet mit dem Centro unter dem Horizont-Circul; je weiter aber sich die Sonn in einen Horizont gesteckt hat, je weiter hat sich auf der andern Seiten der Gegen-Punct herauf gezogen, und je grösser scheinet der Regenbogen im Hemisphærio. Wann nun derohalben ein Regenbogen stehet, entweder, wann die Sonne Morgens aufgehet, oder aber des Abends, wann sie untergehet, so stehet er groß, als wann er den halben Theil des Hemisphærii vornehme, das machet, sein Centrum stehet nicht weit von dem Horizont.


Etliche wollen zwar, daß vor der Sünd-Fluth kein Regenbogen gestanden, sondern derselbe, den GOtt dem Noæ gezeiget, und zu seinem Gnaden-Zeichen verordnet habe, sey der erste gewesen; weil aber die Sonne und gantz geschaffene Natur auch für der Sünd-Fluth ihren natürlichen Lauff gehabt, eben sowohl als itzo, ergo, so haben vor der Sündfluth eben sowohl Regenbogen gestanden, als itzo.21 Das Zeichen aber, das dem Noæ vorhin aus der Natur bekannt war, hat GOtt dadurch zu einem Gnaden-Zeichen durch sein Wort verordnet, und seine Verheissung, daß er die Welt nicht mehr also mit Wasser untergehen lassen wolle, daran gehencket.[710]

Es bedeutet aber der Regenbogen gemeiniglich Regenwetter / und sonderlich, wann er sich gegen Mittag-wärts neiget.22 Stehet der Regenbogen aber gegen Abend, so bedeutet er, wie Seneca saget, fein gelindes Regenwetter; stehet er aber gegen Morgen, so verkündet er klar Wetter. Plinius aber will, es sey nichts darauf zu geben, und könne aus dem Regenbogen weder böß noch gut Wetter judicirt werden.

Es sind auch noch mehr Anmerckungen am Regenbogen von der Witterung, und wird dafür gehalten: Wann die aufgehende Sonne verursachet einen Regenbogen / gegen Niedergang stehende, welches des Morgens geschicht, so gibt sie ein Zeichen zu schönem Wetter, doch geschiehet es selten, daß bisweilen ein kleiner Sommer-Regen kommet.23 Siehet man im Sturm und Regenwetter an dem Himmel einen Regenbogen gegen Untergang, dieweil die Sonne hoch ist, so darff man nicht zweifflen, daß sich der Regen ja bald in ein klar Wetter verändern werde; stehet er aber gegen Aufgang / so ist es ungewiß. Ein Regenbogen über dem Mond des Nachts gibt zu erkennen, daß das Wetter unbeständig werden will, und bisweilen langwührig Ungewitter mit Feuchtigkeit und Sturm; kommt aber nach schönem und klaren Wetter ein Regenbogen in der Lufft, mit vielen schwartzen Wolcken, so regnet es gewiß etliche[711] Tage darnach. Scheinet ein Regenbogen gegen Aufgang in der Lufft, wann die Sonne will niedergehen, und die Jahrs-Zeit es leiden kan, so will es donnern oder regnen, sonderlich, wann er sich zwey-oder viel-doppelt sehen lässet. Stehet aber ein Regenbogen / wo das seyn kan, des Tages, und die Lufft ist etwa von den Wolcken verfinstert, so gibt er stracks einen grossen oder kleinen Regen, darnach als das Wetter vorher gewesen ist; dann er bedeutet nach klarem Wetter Regen, und nach langwührigem Regen klares Wetter. Siehet man vollkommene Regenbogen offt und lange stehen, sonderlich gegen Aufgang, so will sich der Lufft Klarheit zum finstern Wetter kehren, und still Wetter zu brausenden Sturm wenden.

Von den Pareliis und Paraseleniis oder unterschiedlichen Sonnen und Monden / die zu mehrmahlen am Himmel gesehen werden, wollen wir allhier auch zum Beschluß dieses Capitels Anlaß nehmen etwas zu gedencken, wie Reuter im Reich des Teuffels pag. 790. auch Maurer im Wunder der Welt pag. 116. & 126. angemerckt haben.24 Die Zeichen nennen die Physici Parelios, wanns scheinet, als wann mehr als eine Sonne am Himmel stünde, als wann es 2. 3. oder viel Sonnen wären. Und werden[712] davon verursachet, wann eine reine dicke Wasser-Wolcke, so allenthalben gleich dicke ist, auf der Seiten neben der Sonne stehet, und dann auch still stehet, daß sie vom Winde nicht hin und wieder getrieben wird, stehet dann auch nicht so nahe bey der Sonne, und auch nicht so fern davon, so fallen die Sonnen-Strahlen auf dieselben Wolcken, daß es ein Ansehen hat, als ob 2. oder 3. Sonnen am Himmel stünden.25 Darbey ist aber zu mercken, daß es eine dicke Wolcke sey, die allenthalben gleich dicke ist, denn wenn sie ungleich dicke ist, so nimmet sie das Bild der Sonnen nicht gäntzlich an sich; Sie muß auch glatt und rund seyn, sonst könnte der Sonnen Bildniß auch nicht darinnen formirt werden. Inmassen man an einem Spiegel siehet, je reiner und klarer solcher ist, je eigentlicher er uns ein Ding präsentirt, ist aber ein Spiegel unrein, so thuet er es nicht, also ists hiermit. So muß die Wolcke auch unbeweglich stehen, und nicht vom Wind hin und wieder getrieben werden, sonst könnte sie dasselbe auch nicht prästiren. Als wann man in ein klar Wasser siehet, das still stehet, so kan man alles fein eigentlich darinnen sehen, was oben und unten daherum stehet; wird aber das Wasser beweget, und zertrieben, so gehet es schwerer an: eben also muß es auch mit der Wolcken seyn, die da condensiret und nicht in Wasser-Tropffen[713] resolvirt ist, denn alsdenn könte die Wolcke der Sonnen Bild auch nicht an sich nehmen; inmassen man ja siehet an den Wolcken, die den Regenbogen verursachen. Diese Wolcken sind auch in Tropffen verwandelt, darum geben sie wohl einen Bogen von mancherley Farben, aber der Sonnen Bild nehmen sie nicht an sich. Bisweilen begibt es sich, daß 3. Sonnen gesehen werden, das kommt daher, wann der gedachten Wolcken mehr als eine neben der Sonne gefunden werden. Die eine ist doch allein die rechte Sonne: die andern werden von den Physicis Soles imaginarii oder adulterini genennet.

Bisweilen werden auch 2. Monden am Himmel gesehen / mit welchen es eben diese Bewandtniß hat: sie bedeuten aber natürlich und gemeiniglich Regen-Wetter, sonderlich, wann Sol adulterinus das Zeichen der Sonnen auf die Seiten Nachmittag-wärts stehet, denn da pflegen die Wolcken leichtlich in Regen verwandelt zu werden: gleichfalls geschiehet es auch, wann etliche falsche Monden neben dem Mond des Nachts gesehen werden, sonderlich gegen Süden von ihm, so drohen sie mit grosser und überflüßiger Feuchtigkeit.26

Ob wohl aus angeführtem die Ursachen, 2. oder mehr Sonnen / auch Monden / fürgestellet, so ist doch auch nicht[714] zu läugnen, daß auf solche sonderliche Zeigen am Himmel allerhand veränderliches auf dem Erdboden erfolget ist.27 Wir lesen unter andern bey dem Livio im ersten Buch der fünfften Decade, seiner Historien / daß man zu Rom bey währendem Kriege, wider den König in Macedonien, den Perseum, ebenmäßig 3. Sonnen am Himmel gesehen habe, und daß die Nacht darauf unterschiedene brennende Lichter, in dem Römischen Gebiethe, welches dazumahl mit einer gewaltigen Pest geplaget ware, herunter gefallen wären. Solche 3. Sonnen aber hat man nicht allein gesehen, da der Cassius und Brutus geschlagen worden, sondern auch nach der Zeit, bey währendem inheimischen Kriege, zwischen dem Augusto und dem Antonio, und zu Zeiten des Kaysers Claudii, aber die allermerckwürdigste, davon man jemahls gehört, hat sich bey des Kaysers Vitellii Regierung begeben: denn da sahe man eine Sonne am Orient und eine andere am Occident des Himmels stehen.


Im Jahr der Welt 3795. schreibt Plinius, hätte man die drey Sonnen am Himmel gesehen; solches Jahr ist der Syrer König Seleucus getödtet worden; Antiochus Eupiphanes hat seinem Bruder in der Regierung gefolget. Das folgende[715] Jahr hat Jason das hohe Priester-Ambt von Antiochio, zu Jerusalem mit einer grossen Summa Geldes erkauffet, und kurtz darauff ist der Macedonische Krieg angangen. Anno Mundi 3925. sind 3. Sonnen erschienen; worauf Julius Cæsar, wie aus den Historien bekannt, von den Zusammen-Geschwohrnen auf dem Rathhause zu Rom ermordet worden.

Anno Christi 1118. hat man auch 2. Monden am Himmel gesehen, welche gleichsam mit einander gestritten, auf einander zugegangen, und wieder von einander zurücke, bis sie endlich beyde von einer duncklen Wolcken überzogen, und ist sogleich darauf ein schröcklicher Blitz und Donnerschlag geschehen. Solches Jahr ist Alexius und an dessen Stelle sein Sohn Orientalischer Kayser worden.

Anno 1156. im Octobr. bey Regierung König Heinrich des Andern, hat man in Engelland drey Sonnen gesehen, welche, als sie bald verschwunden, geschienen, als wären 2. Sonnen daraus worden. Des folgenden Jahrs hat man bey hellem und heitern Himmel abermal 3. Sonnen gesehen, und wenig Tage her nach auch so viel Monden; darauf dann zwischen dem König von Engelland und dem Ertz-Bischoff zu Canterberg Streitigkeit erfolget. Auch sind die Cardinäle in Erwählung eines Pabsts nicht einig gewesen:[716] so auch haben die Churfürsten in der Wahl eines Römischen Königs nicht eingestimmet, daher dann allerhand Zerrüttungen erfolget.

Anno 1526. sind in Ungarn 3. Sonnen am Himmel gesehen worden, worauf Ludovicus, König in Ungarn und Böhmen, Hertzog zu Schlesien, jämmerlich in einer Schlacht wider den Türcken geblieben. Es haben sich auch um sein zurückgelassenes Reich und Lande, Ferdinandus, Carolus V. des Römischen Kaysers Bruder, wie auch Johannes, ein Ungarischer Weywod, und der Türckische Kayser gezancket und Krieg geführet.

Marginalien

1 Unterschiedene feurige Zeichen in der Luft.


2 Seynd nicht all einerley Gestalt. Derer Unterschied.


3 Wo die Cometen erscheinen.


4 Der Cometen Ursprung.


5 Wie lang ein Comet brennet.


6 Sind an Gestalt ungleich.


7 Wovon die Cometen den langen Schwantz bekommen.


8 Vom Lauff der Cometen.


9 Werden für unglückselige Zeichen gehalten.


10 Was davon zu gewarten.


11 Straffen GOttes kommen auch wohl ohne vorhergehende Zeichen.


12 Anmerckung / was auf Cometen erfolget.


13 Von dem Regenbogen.


14 Göttliche Zusage von dem Regenbogen.


15 Wovon der Regenbogen entstehet.


16 Ursprung dessen Farben.


17 1. Feuer-rothe Farb.


18 2. Grüne Farb.


19 3. Himmelblaue Farb.


20 Warum wir offt nur ein Stück von dem Regenbogen sehen.


21 Ob auch vor der Sünd-Fluth Regenbogen am Himmel gestanden.


22 Was der Regenbogen vor Wetter prognosticirt.


23 Absonderliche Anmerckung von Regenbogen.


24 Von 2. oder 3. Sonnen / so gesehen werden.


25 Dessen Ursache.


26 2. Monden / wovon solches kommet.


27 Exemla, was auf solche himmlische Zeichen erfolget.


Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737, S. 697-717.
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