VIII. Von gezauberter Liebe.

[98] Es fället allhier zu fragen für, ob boßhaffte Leute solche Liebes-Zauberey, oder mit zauberischer List, die Weiber- und Männer-Gunst zuwege bringen können? das ist, ob die[98] Weibs-Personen Mittel haben, Manns-Personen zu zwingen, daß sie ihnen nachlauffen und sie lieben müssen, & vice versa, ob auch Manns-Personen zuchtige Weibs-Personen zu ihrer Liebe vermögen können?1 Damit man aber mich recht verstehe, so ist allhier die Frage nicht, ob boßhaffte Leute solche Liebs-Träncklein solten können bereiten, wodurch der Mensch gleichsam toll, rasend und unsinnig werde; denn nach des Poeten Ovidii Worten:


Philtra nocent animis, vimqne furoris habent.


Und hat leider! die Erfahrung genugsam gelehret, daß auch in diesem Stück die natürliche Mittel gemißbrauchet werden. So hat Cæsonia ihren Gemahl, den Kayser Caligulam, mit dem Liebes-Tranck wütend gemachet. Sueton. in vita Caligulæ cap. 25. Calischenes hat den Kayser Lucium Lucullum hiemit umbracht. Und schreibt auch der hochberühmte Aristoteles, daß ein Weib ihren Ehemann mit gleichem Banquet hingerichtet. Vid. Reuter von Gewalt des Teuffels / pag. 1152. seq.

Pfitzerus über das ärgerliche Leben D. Fausti p. 387. schreibt eine notable Historie, folgendes Inhalts:2 Ein Teutscher von Adel hat sich lange Zeit in der schönen Stadt Neapolis aufgehalten,[99] und mit einer Hof-Dirne, derer Thüre allen offen gestanden, brünstiger Liebe gepflogen; sogar, daß sie geraume Zeit über sich aller andern Geschäffte enthalten, und allein dieses Teutschen abgewartet.3 Wer Welschland durchreiset, weiß, wie diese Syrenen beschaffen sind, und daß derjenige, der ihrem Gesange zuhöret, kein Geld im Beutel behalte, auch mehrmahl kein gesundes Glied an seinem Leibe davon bringet. Dieser Teutsche muste Doriclea (also wollen wir diese Hof-Docke nennen) die Arbeit theuer genug bezahlen, und erfahren, daß er einer unersättlichen Menschen-Fresserin zu Theil worden; wie ihn die Liebe also verblendet, daß er sich willig zu aller Möglichkeit verstanden, und an statt der ritterlichen Ubung, so er erlernen sollen, hat er alle seine Gelder bey der Doriclea verfochten. Nach geraumer Zeit wird er nach Hause entboten, und von diesem Gold ziehenden Demant noch lange über bestimmte Zeit aufgehalten. Endlich, als es muste geschieden seyn, bittet Doriclea diesen Frembden noch einmahl zur Mahlzeit, und setzet ihm zur Collation allerhand Zuckerwerck und Schlecker-Biß lein auf, unter welchen einige Zeltlein, die sie ihm mit auf den Weg gibt, weil er aus Traurigkeit, oder sonst gefassetem Unwillen, nicht essen wollen. Damit nimmet er seinen Abschied, nicht sonder Thränen, weil sie sich (wie er geglaubt) seiner als ein Ehe-Weib[100] gehalten. Als er nun auf halben Weg nach Capua kommen, fället das Pferd unter ihm zu Boden, und will nicht wieder aufstehen. Er steiget herunter, gürtet den Sattel auf, und zäumet den Gaul ab, solcher bleibt aber als halb todt liegen. In Ermangelung aber aller Labung gibt er dem Roß die Zeltlein, welche ihm Doriclea als eine Magenstärckung geben, zu essen. Sobald das Pferd solche in den Leib bekommen, stehet es wieder auf, und läufft zuruck, und also ungezäumt und ungesattelt, nach Neapoli vor der Doriclea Thür, und zwar so schnell, daß es unter Weges niemand aufhalten können. Der Teutsche ging hernach, so geschwind er konte, fragete allerwegen, wo das ledige Pferd hingelauffen, und wurde dahin gewiesen, wo er sein Pferd gantz rasend, an die Thür der Doriclea schlagend, gefunden, und, als solche herunter kommen, auf sie springen wollen; dadurch sich denn gezeiget, daß der Teutsche mit dem gemeinet, was dem Pferd beygebracht worden. Als der Teutsche solches gesehen, hat er sich ein ander Pferd gemiethet, und GOTT gedancket, daß er ihn für diesem Schandbalg behütet, weil er nicht allein seine Reise hinterlassen, und Doriclea nachlauffen, sondern auch gewißlich rasend worden und von Sinnen kommen wäre; allermassen dergleichen Liebs-Geträncke[101] und Buhler-Speisen solche Würckung zu haben pflegen.

Ich rede aber (saget Reuter) in diesem Handel von einer solchen Zauber-Kunst, wodurch, Krafft etlicher Wörter, oder sonsten unnützer närrischen Mittel, die Leut zu unehrlicher Liebe solten können gefordert und beweget werden. Ich halte dafür, daß dieses Fürgeben ein herrlicher Deck-Mantel sey, womit mancher geiler und unkeuscher Mensch, der seinen Wollüsten nachlebet, seine Ehre trachtet zu vertheidigen und vorwenden kan, es müsse ihm gemachet seyn, daß er von dieser oder der nicht lassen könne.

Jacob Vallyck / Pfarrer zu Geoossen / in seiner Vorrede von Zauberern / Hexen und Unholden /berichtet:4 Als einmahl eine junge Gesellschafft beyeinander war, und ein junger Gesell sich rühmete, er könne den Jungfern etwas eingeben, daß sie ihn lieb gewinnen, und ein junges Mägdlein, ihrem Fürwitz nach, sagete: Es möchte ihr doch der Junggesell etwas eingeben, dann sie wisse gewiß, daß ihr solches keinesweges könne schädlich seyn; so hat der gute Gesell, der doch nichts von diesen Dingen wuste, noch auch dergleichen zugerichtetes Gifft oder Philtrum nicht bey sich hatte, ihr aus seiner Tasche ein Stück Kuchen zu essen geben, und gesprochen, das wäre das[102] bereitete Kraut, mit welchem er könte die Liebe erwecken.5 Alsobald trieb sie den Narren mit ihm, und sprach: Ey, mein Freund, wie hab ich dich anjetzo so lieb. Da es nun Abend war, ging ein jeglicher nach Hause, und war auf dieses Ding kein Dencken mehr; die Jungfrau ging auch nach ihrem Bette, konte aber weder rasten noch ruhen, so tieff lag ihr dieses im Sinn, und sprach immer bey sich selber: Ich wolte wohl, daß ich das teufflische Werck nicht eingenommen hätte; ist zuletzt aufgestanden, und so lang bearbeitet gewesen, bis sie zu dem vorigen Gesellen kommen, und von ihm geschwächet worden.

Es geschiehet aber nicht allemahl, wenn Weibs-Personen in eine thörichte blinde Liebe gerathen, daß ihnen solches durch Zauberey, oder Liebes-Träncke, beygebracht worden; sondern ihr eigener geiler Wille gibt ihnen zum Theil dazu Anlaß, daß sich solche selbst in Unglück stürtzen, wie mir dergleichen Stucklein noch in frischem Andencken ruhet, als folget:6 Zu Insprug, in Tyrol, war meiner Zeit eine feine wohlgestallte Tochter, dieselbe wolte ihr Vater, als ein wohlhabender Handwercks-Mann, an einen Silberschmied verheyrathen, obwohl solche dessen gar keinen guten Willen hatte, ihn auch, ungeachtet dero Eltern fleißiges Ermahnen, nicht bey sich leiden konte, so[103] vermeynete jedermann, es wäre diesem Menschen von jemand angethan.7 Es wurde hin und wieder gesonnen, bis endlich die Gedancken auf einen Secretarium fielen, welchen man beschuldigen wolte, er habe diesem Mägdlein die Liebe zu essen geben: solches wurde endlich auch dem Secretario zu wissen gemachet, derselbe aber, als einer, welcher Zeit Lebens mit dem Mägdlein keine Conversation noch Bekanntschafft gehabt, hielte solches für Spaß, und bemühete sich, diese Braut kennen zu lernen; wie nun der Teuffel geschäfftig, Unglück anzustifften, und, wo er nicht selbst Gewalt hat hinzukommen, seine Ergebene gebrauchet: also muste auch eine alte Vettel das Werckzeug seyn, solche Bosheit auszuüben. Dieses alte Weib hatte (weil sie offt in der Braut Hause aus-und eingegangen) von dem Handel gehöret, bediente sich der Gelegenheit der Jungfrau zu sagen, wie eifferig dieser Secretarius sey, mit derselben in Bekanntschafft zu kommen, beredete solche auch, daß sie des folgenden Morgens den Inn hinauf, zu den Sieben-Schläffern genannt, mit ihr spatziren solte, dahin dieser Junggesell auch gantz gewiß kommen würde, so auch beydes erfolget: und bey der ersten Zusammenkunfft ward unter diesen beyden das Liebes-Feuer dergestalt angezündet, daß man weder Philtra, noch andere zauberische Sachen,[104] vonnöthen hatte. Was geschiehet? Der Secretarius wird mit der nächsten Post nacher Wien beruffen, mit Befehl, unterweges zu Schweitz für seinen Herrn in Bergwercks-Sachen etwas zu verrichten, und sich etwa 3. Tage daselbst aufzuhalten. Als dieses die Braut erfähret, gehet sie eiligst zu diesem Secretario, bittet ihn um aller Heiligen willen, er möchte sie doch mit sich nacher Wien fahren lassen, sie wolle gern dem Nollesiner bis nacher Lintz den Beytrag zum Lohn entrichten; dieser Secretarius, der auch nicht von Eisen und Stahl war, bewilligte ihr Begehren, mit Bedeuten, daß sie sich Morgens frühe um 6. Uhr bereit halten, und über die Inn-Brücke, allwo der Nolesiner wohnete, ihr Couffré bringen solte. Alles war dem armen Mägdlein nach ihrem Wunsch: die Reise ging wohl von statten, und wurde die Tochter in ihrer Eltern Hauß nicht eher vermisset, als bis ihr gegen Abend ihr Liebster eine Visite geben wollen; es wurde fleißig nach ihr gefraget, aber kein Mensch konte von ihrer Abreise Nachricht geben, weil sich solche nicht in des Nollesiners Quartier, sondern unten am Inn- auf dem schmalen Weg zum Secretario eingesetzt hatte: worüber dero Eltern und Hochzeiter nicht in geringen Kummer gesetzt worden. Inzwischen fuhren diese beyde ohngehindert ihres Weges, und saumete sich der Secretarius[105] auch wegen seiner Ordre in Schweitz keinen völligen Tag, sondern beschleunigte seine Reise best-möglichst, bis nacher Saltzburg, allwo sich beyde, als nunmehr über die Gebühr vertraulich, wie Mann und Weib, zusammen hielten, kamen auch, wiewohl mit kurtzen Tag- Reisen, bis nacher Lintz, in Ober-Oesterreich, allwo sie sich der Donau, bis Wien, bedienen wolten; inzwischen aber war endlich dem Hochzeiter und Vatter Bericht eingelauffen, wohin sich diese Tochter gewendet hatte, welche insgesammt mit der eiligsten Post solche verfolget, und in Lintz, wiewohl nicht beysammen, angetroffen, denn der Secretarius hat allda seiner Herrschafft Herrn Bruder gefunden, mit welchem er zu Land gen Wien gereiset, der Tochter aber alle Instruction geben, wie sie auf dem Wasser vollend hinab fahren könte: aber leider! die arme Tochter wurde von ihrem Vatter übel angelassen, und muste, mit ihrem höchsten Leidwesen, zurück nacher Insprug reisen, allwo sie von ihren Eltern ziemlich eng in den Schrancken gehalten worden. Es wäre auch solche bald mit ihrem Hochzeiter zur Copulation kommen, wenn solches nicht von der Heil. Fasten-Zeit verhindert gewesen. Mithin wolte dem guten Hochzeiter auch von seiner Braut nichts Gutes träumen, und kame ihm diese so schnelle Abreise gar verdächtig für, daß also die Hochzeit bis[106] nacher Pfingsten verzögert worden, unter welcher Zeit die Braut ihr dick wachsender Bauch allgemach verrathen wolte, wie solche mit ihrem Reise-Gespan gelebet: weßwegen sie auch von ihrem Hochzeiter verlassen, und muste mit Schanden seiner Zeit eine junge Tochter zur Welt bringen, wozu sie hernach keinen Vater zeigen konte. Ist also, wie Anfangs gedacht, nicht allemahl mit Liebes-Träncken gethan, sondern der teufflische Antrieb und Geilheit sind Ursachen, daß manches Mägdlein um ihr Kräntzlein gebracht wird; da heißt es wohl: Wer gern tantzt, dem ist bald gepfiffen. Wer seinen geilen unzüchtigen Affecten nicht genugsam widerstehet, der kan leicht, sonder und mit Liebes-Träncken, in Unehrbarkeit gerathen.

Es gibt zwar wohl solches Gesindel, welche mit dergleichen Stücklein umgehen können, daß eines dem andern diese Tücke beweisen kan.8 Wie D. Paullini in seiner Dreck-Apotheck cap. 14. p.m. 258. seq. von Liebes-Träncken schreibt, als: zu Halberstadt erzehlte mir Herr Michael Wirtzler, Rector bey der Martins-Schule, wie er einen Schreiner-Gesellen gekannt, dem ein Mägdlein etwas beygebracht, daß er nicht von ihr bleiben können. Seine Mutter aber habe ihm ein paar neue Schuhe gekaufft, und Johannes-Kraut hinein gestopfft, worin er nach Wernigeroda geschwind, und fast in[107] einem Trab, lauffen müssen, daß ihme der Schweiß mildiglich über den Kopff und Wangen herab getreuffelt. Wie er dorthin kommen, und sich ein wenig abgekühlet, ließ er ihm eine Kanne Breyhan geben, goß solche nach und nach in den rechten Schuh, und trunck es stehend nach einander aus: worauf er der Hure spinnen-gram wurde, also, daß er nicht einmahl ihren Nahmen ohne Ungedult anhören mochte.

Gockelius in Tractatu vom Beschreyen und Verzaubern gedenckt folgender Geschicht p. 112. Ich kenne einen Pommerischen Cavallier, so damahls unter den Münsterischen Völckern Capitain war, nun aber Obrister ist, dem auch eine geile Metze ein Träncklein beybracht, und dermassen bethört hatte, daß er offt aufstehen, und wider seinen Willen mit Verdruß ihr nachlauffen muste:9 wie ihm aber einst ihr Mist in seine Schuh geleget ward und er darinn eine Stund lang gangen, und sich satt gerochen hatte, ward die Liebe auch stinckend.10 Dieses Stücklein wuste Ovidius schon, darum saget er:


Ille tuas redolens Phineu medicamina mensas,

Non semel est stomacho nausea facta meo.


Einem andern ward in einem Brey etwas[108] unwissend von gedorretem Koth der Liebgewesenen gegeben, und dadurch eine abscheuliche Antipathia erwecket.

Gedachter Autor schreibt ferner:11 Ein fleißiger Studiosus Medicinæ, mein ehmahliger guter Freund, ward offt von des Nachbars Tochter gelockt, aber er hatte Eckel daran.12 Einst schlieff er bey ihrem Bruder in ihres Vaters Hause, und ward gantz umgekehrt, doch aber kam er nicht zu ihr; Nur des Nachts, mehrentheils um 12. Uhr, stund er leise auf, lieff für des Mägdleins Hauß, küssete die Haußthür 3 mahl und lieff wieder davon. Wie es seine Schlaff-Gesellen merckten, verwiesen sie ihm seine Thorheit, doch konten sie ihn nicht davon abhalten. Einst wollte er sein Kleid bey dem Schneider umwenden lassen, da fand man in den Hosen einen leinen Beutel, und in demselben einen Hasen-Schwantz, krause Haar, (vielleicht von einem ungenannten Ort der Dirne abgeschnitten) und die Buchstaben S.T.T.I.A.M. welche einige so verdollmetschten: Satanas te trahat in amorem mei. So bald aber das Säcklein mit Schwantz, Haaren und allem verbrannt war, hatte dieser Tropff wieder Ruhe.

Stephanus Paschasius aus Francisco Petrarcha lib. 1. epist. 3. schreibt, so zwar einer Fabel nicht ungleich; von einem Zauber-Ringe, welcher in dem Mund eines todten Weibs-Bildes[109] solte gefunden worden seyn, und den Carolum Magnum dermassen bethöret, daß er dieses schöne Weibs-Bild mit Hindansetzung seiner nöthigen Reichs-Geschäfften nicht allein im Leben, sondern auch im Tod so inbrünstig geliebet, daß er es balsamiren, und aufs herrlichste bekleiden lassen, ja mit höchster Verwunderung mit zu Bett genommen, gehertzet und geküsset habe.13 Nachdem aber der Bischoff zu Cölln beym Altar eine Stimme mitten unter seinem Gebet gehöret; die Ursach solcher närrischen Liebe des Kaysers läge unter der Zungen des verstorbenen Weibs-Bildes verborgen / und er bey Abwesenheit des Kaysers ein klein Ringlein mit einem Edelgestein unter der Zungen des todten Cörpers hervor gethan, sey nachmahls dem Kayser an statt voriger Liebe ein solcher Grauen angekommen, daß er befohlen, man sollte den todten Leichnam hinaus schaffen, er begehre denselben nicht länger um sich zu haben, vielweniger mit demselben zu liebkosen. Der Kayser aber habe hingegen den Bischoff dermassen geliebet, daß er stets muste um ihn seyn. Weil nun dieses dem Bischoff beschwerlich fiel, und merckte, daß dieses ohne Zweiffel von dem Ring herkäme, den er aus dem Munde des todten Leichnams genommen, habe er solchen in einen tieffen[110] Abgrund des nächst-anliegenden Sumpffs geworffen.

Gokelius in obangeführtem Tractat p.m. 63. schreibet: Weiter beschädigen böse zauberische Leut die Menschen durch Philtra, Liebes-Träncker, und Hippomanes oder gang mir nach, dadurch die Leut grossen Schaden nehmen, und gemeiniglich raubsinnig werden, oder gar das Leben darüber einbüssen müssen; wie solches unterschiedene Exempel bezeugen: Welches Stephano, einem Ritter zu Neapolis, begegnet, welcher durch einen Liebes-Tranck in Unsinnigkeit gerathen. Ein solches Exempel lieget mir noch im Sinn, daß ein junges Weib zu Bern in der Schweitz, welche nicht gar eine gute Fama hatte, auch von etwa ihrem Buhlen ein solch Bißlein bekommen, so sie kaum. 8. Stund im Leib, da es solche Würckung that, und das Weib tormentirte, daß sich niemand in ihren Humour finden konte: ich ward zu solcher beruffen, sahe, daß etwas in ihrem Leib war, welches ungewöhnlich seyn müste, gab ihr alsobald ein starck Vomitiv, welches bey derer Würckung nicht als lauter Pech-schwartze Materie in grosser Menge von ihr heraus gestossen, aber es wolte doch seine völlige Würckung nicht thun, denn die Frau wurde des andern Tages raubsüchtig, daß man solche bewachen muste, ist aber nach 14. Tagen gestorben.[111]

Noch ein Goldschmieds-Geselle in Schwäbisch-Gemünd, welcher eben auch mit dergleichen Philtro begabet worden, ist mir unter die Cur kommen, solcher war auch seines Verstandes beraubet; bey welchem aber gar kein Remedium anschlagen wollen.

Weßhalben junge Leut treulich zu warnen sind, sich nicht mit allerley losen Gesindel in unzuläßliche Gesellschafft einzulassen, denn des Teuffels Nachstellungen seynd so mannigfaltig, daß selbe von keinem Menschen ergründet werden können.

Marginalien

1 Liebes-Träncklein / etc. was damit zu verstehen.


2 I. Geschicht.


3 Teutscher gibt seine Liebes-Zeltlein seinem Roß.


4 II. Geschicht.


5 Wie der Teuffel unter solcher Liebs-Bannerey sein Spiel treibet.


6 III. Geschicht.


7 Eine Jungfrau verliebt sich ohne Philtrum.


8 IV. Geschicht.

Ein Gesell bekommt einen Liebes-Trunck / und wie er davon entlediget wird.


9 V. Geschicht.


10 Ein Cavallier bekommt einen Liebs-Tranck / wird davon entlediget.


11 VI. Geschicht.


12 Närrische / Würckung gemachter Liebe.


13 VII. Geschicht.

Zauber-Ring wird im Mund eines todten Weibs-Bil des gefunden.


Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737, S. 98-112.
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