Dritter Auftritt.

[19] Die Vorigen. Barjac.


EPINAY. O, ich verstehe! Herzlos wie immer!

GRIMM zu Barjac. Eh, den Wagen für Madame!

BARJAC. Zu Befehl! Er eilt voran.

GRIMM Epinay den Arm bietend. Sie erlauben, Frau Marquisin? Sie zur Mitteltür führend. – Also zu dem Abbé. Ich erwarte Sie bald zurück.

EPINAY UND BARJAC durch die Mitte ab.

GRIMM zurückkommend, spöttisch. Die Gute wird mit ihren Liebesbeweisen nachgerade langweilig – und doch kann ich sie nicht so ganz vernachlässigen; ich bedarf noch ihres Einflusses. – Aber sowie ich nur von der Philosophie loskomme und in den Dienst der Zarin getreten bin, soll mir diese Schöne keine Skrupel mehr machen. Er tut einige Schritte. – Eh, es ist gar nicht übel, wenn man den Vorhof der Weltweisheit, in dem Diderot, d'Alembert, Helvetius und alle diese guten Seelen noch herumkriechen, überschritten und das Heiligtum der absoluten Wahrheit, den Kern jeglicher Philosophie, den Hebel des Weltalls begriffen[19] hat: das persönliche Interesse.Pause. – Eh, die Zarin wird Augen machen, wenn sie unsere neuesten Nachrichten hört! Er geht rechts ab.

BARJAC vorsichtig durch die Mitte eintretend, hält ein Blatt Papier und einen Bleistift in der Hand.


Quelle:
Albert Emil Brachvogel: Narziß. Leipzig [o.J.], S. 19-20.
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