[1. Teil]


[13] HEROLT.

Lieben freünd ir haben vor manchen tagen

Von der Tugendt spyl hören sagen.

Wie sie mit fraw Wolust hat disputiert

Auff die zeit Hercules auch eingefürt.

Wie der sie verhört hatt / und bescheyden

Und ein urtheyl geben zwischen in beyden

Damit die verlorne töchter all

Wider kommen in der Tugent stall

Darneben thäten wir eüch auch bedeüten

Manch löblich geschieht zůn selben zeyten[13]

Nun seind wir des willens aber nun

Dergleichen anzeig euch hie zů thůn

Und Hercules zům theyl anrüren

Doch etlich new matery infüren

Die wir vor nit hant anzeigt /

Der hoffnung jederman werd geneigt /

Mit lust und gedult uns gern zů hören

Zů lob der Tugent und allen Eeren /

Wiewol Hercules den anfang würd han

Würd er den platz doch andern lan /

Seins alten wesens vil vermyden

Und des gezenckß sovil lyden /

Sonder Susannam und anders hören

Da man vil tugent bei mag leeren /

Dadurch Wolust so gar würt vertruckt /

Das sie sich in ein winckel schmuckt

Und gtar ir augen nit auffthun

Hörn zů wir wend anfahen nun

Durch Hercules thůn ein kurtzen strouff

Dornach lassen der Tugent iren louff /

Und was zů Gotts ehrn dienen mag

Werden ir vil hören auff disen tag.


Geht Mercurius herfür zů Hercules und spricht.


Hercules hör was ich sagen wöll

Du bist ein junger starcker gsell

Und als vil achten und meynen nůn

Du seyest des grossen Jupiters Son /

Da wer mein Rath du soltest dich keren

Zů rechten Tugenden und zůn Eeren

Das man spräch / das ist eins bydermans Son[14]

Er will warlich sein sachen recht thůn /

Und guten wercken hangen an /

Das menglich spricht / darauß würt ein mann

Der sich in seiner jugent stelt

Das es Gott und der welt gefelt

So würstu bald ein redlicher Helt /


Spricht Hercules.


Du siechst mein wesen und mein jügent

Wer will mich leren den weg der tügent

Ich weyß doch nit wo der hingaht

Wo der end oder anfang hatt.

MERCURIUS.

Kumm her ich will dir zeygen an /

Welchen weg du solt an hingan

Das du blibst auff der Tugent ban


Zeigt im den wassechten weg mit dornen.


Sih an wie dieser weg entspringt

Im mittel sich von einander tringt

Ein seit zůr rechten eng und hoch

Von auffgang / breytet sich darnach

Der ist ruch / hert / nit wol gebant /

Dann wenig disen weg hin gant /

Der ander ist glat / lustig und weyt

Dann er vil gebraucht würt allzeyt /

Zůr lincken Handt hatt der zů ker

Da man sucht weder glimpff noch Er /

Dort sitzt fraw Wolust wol geziert

Die manchen menschen hatt verfürt /

Mit ir gezierd und yppigkeit

Doch endt sie sich mit trurigkeit /

Ir lon würt nur dann hertze leyd

Den weg wöllest fliehen wie den todt

Zům weg der Tugent ich dir rath.[15]

HERCULES spricht.

Du rümest die Tugent mir so wol

Mein hertz darvon würt freüden voll /

Möcht ich der Tugent angesicht sehen

Mir möcht auff erd nit lieber beschenen.

MERCURIUS.

Hercules ich will in kurtzer zeit

Dich sehen lassen ein wilden stryt /

Den Tugent würt wider die Wolust yeben

Und sye mit schanden gar betrieben.


Damit setzen sie sich nider rüfft Wolust irem Botten.


Azote lieber knecht und bott

Dissen brieff du mir tragen solt /

Zů fraw Tugend die dort thůt stan

Kein Reverentz soltu ir thůn an /

Und beüt ir disen brieff hiebey

Laß sie lesen was darinn geschriben sey /

AZOTUS nimpt den brieff und geht zů Fraw Tugent / spricht.

Mein bottschafft will ich recht vollenden

Fraw Tugendt nemen von meinen händen

Disen brieff thůt eüch fraw Wolust senden /

Ir haben mißfall oder gefallens dran

So hab ich doch mein bottschafft gethan /


So Tugent den brieff empfahet spricht sie.


Ich sieh ein gůten freünd dort ston

Zů dem will ich yetz an hin gon /

Ob er mir helffen möcht zů recht

Das ich mein klag für Hercules brächt /[16]

Der ist ein jung fromm redlich mann

Ich hoff er werd mir bei gestan.


Damit steht sie auff / vnd geht gegen Mercurio / so Mercurius sie ersicht geht er ir einen gůten weg entgegen und spricht.


MERCURIUS.

Fraw Tugent was jetz bekümmert eüch

Das ir eüch stellen so jämerlich

Mag ich / ich will eüch helffen wenden

Ewern kummer an allen enden.

TUGENT.

Wolust und fraw unendlicheit

Haben mir kürtzlich abgeseit /

Und disen findsbrieff mir thůn schryben

Der meynung mich gantz zů vertryben /

Hilff und rath lieber Herr und freünd

Wo ich den frommen Hercules find

Ich hoff er werd mich nit verlossen

Auß meiner armůt also verstossen.

MERCURIUS.

Gib här den brieff und kumm mit mir

So wil ich Herculem zeigen dir.


Also sie im den brieff gibt an eim stecken / fürt er sie zů Hercules.


MERCURIUS.

Hercules ich hab dir vor gerümbt

Den weg der Tugent wol geblümbt

Nun kumpt fraw Tugendt selbs dahar

Bekümmert und betrübet gar /

Der ist ein findsbrieff zů gesant /

Wiltu so liß ich den zůhant.


[17] Steht Hercules auff und buckt sich gegen der Tugent / und spricht.


Liß auff was doch der brieff Inhalt

Ich will ir nit lassen geschehen gwalt.

MERCURIUS lißt den brieff / wie der am stecken hangt.

Ich Fraw Wolust ein Künigin und Herrscherin aller welt / Entbeüt dir verschmachten und verworffnen Tugent allzeit in arbeit zů leben.


Hör zů Tugent du arbeitselige Creatur

Du bist widerwertig menschlicher Natur

Dann für das süß lieber dir das saur

Kein freüd hastu auff erd noch macht

Von allen menschen bistu veracht

Und suchst dein underschleiff alzeit

An enden da du findest nit

Du understost zů eigenen dir

Herculem / und den entziehen mir /

Das er kein lust such oder zier

Sonder mich fliehe und dir nach reiß

Vergieß in arbeit sein blůt und schweiß

Deßhalb gib ich dir solchen bescheidt

Von mir und fraw unendlicheit

Sey dir deim leib und gut abgeseit /

Ich gib dir hiemit auch zů erkennen /

Ich will auff dich rauben und brennen /

Dich würgen und erstechen lan

Und hiemit mein Eere bewart han

Dar zů mir all die helffen sollen

Die sich an diß kerbholtz schniden wollen

Das ist versigelt auff den tag

Da Wolust wenig weißheit pflag.[18]

TUGENT.

Hercules wyssestu von anbeginn

Wer ich gewesen und auch noch bin

Wiewol ich leyder jetz bin veracht

Gott hat von ewigkeit mich eracht

Und bei im gehaben lieb und wert

Ehe dann er schůff Hymmel und Erd /

Und in der gulden welt darnoch

Hant mich die alten geacht hoch /

Als die Patriachen und Propheten

Philosophi und weise gůt Poeten

Vil redlich leüt sunst überall

Deren ich dort hab ein grosse zal /

Nun můß ich von dem truncknen weib

Die allein sorg hatt auff iren leib /

Und auff hoffart / stoltz und übermůt /

Verlaßt sich / und auff ir zytlich gůt /

Also schendlich auff diser erden

Verschmecht und verachtet werden /

Das weyß ich das es Gott ist leyt

Das sey dir lieber Hercules geseit /

Mein vier liebsten Töchter sind vertryben

Weren die selben mir doch blyben /

So hett ich trost und beistandt mer

Das ich erröttet mein glimpff und Eer

Sie sindt aber verscheycht so gar

Das ich nimm nach inen fragen gtar.

HERCULES.

Tugent gang hin zů disen stunden

Ich will mich der sachen eigentlich erkunden /


Damit rüfft er Mercurio.


Mercuri du hast hie wol vernommen

Wie Tugent umb ir Töchter ist kommen /[19]

Lůg ob du die möchst iendert finden

So wöllend wirs fraw Tugend verkinden.

MERCURIUS laufft dahin und findt die Tugendt beieinander. Spricht.

Ir frawen wie ir dann sint genant

Hercules hat mich zů eüch gesant

Ir sollend zů im kommen getrat

Dann er mit eüch zů reden hat.


Geth Gerechtigkeit vor anhin blindt spricht Hercules.


Fraw gerechtigkeit wie ist dir beschehen

Ich sieh wol das du nichts kanst sehen

Dein augen sind dir außgestochen

So ist dein schwert stumpff und zerbrochen

So hatt dein wag ungleich gewicht

Fürwar dein sach gefalt mir nicht.

GERECHTIGKEIT.

Ach Gott es mir übel gangen

Schenck / müt / und gab hant mich gefangen /

Mein augen mir also verblendt

Und mich an leib und ehr geschendt

Darzů gunst und verborgner neidt

Die hant verfürt mich lange zeit.

HERCULES.

Hetst du dein sachen recht gethan

Und jedem widerfaren lan

Das du gern hetst von im gehan /

Dein wag und schwert auffrecht getragen

So dürffstu dich yetz nit beklagen

Aber gang dort zů jhenen bencken

Ich will den sachen nach gedencken.
[20]

Darnach kumpt Fürsichtigkeit hat ein antlit am rucken ston.

Spricht Hercules.


Wo hast dein augen hin gethan

Dein gesicht hastu am rucken stan

Ich wont du hiest fürsichtigkeit

Wie hastu dein antlitt hindersich geleit.

FÜRSICHTIGKEIT spricht.

Verachtung und hinlässigkeit

Die hant mich brocht in not und leit

Was ich solt haben vorhin betracht

Das hab ich hinläßlich veracht

Hatt mich inn angst und kummer bracht.

VERACHTUNG spricht.

Ey was darff mann allzeit vil fürsehen

Was beschehen můß / das würt beschehen

Wann wir gleich groß angst wöllend dafür han

So mögen wir im doch nit widerstan

Ich wolt aber gern wissen wer uns wolt thun

Dergleichen mer seit man uns auch nun

Und was dannoch nichts an der sach

Lieber schwig still und thů gemach

Wir went uns lassen wol der weile

Wir hant arbeit es wer eim Eßel zůvile

Wir wendt ghon schlaffen für das wachen

Ein ander mal wendt wir gůt arbeit machen.

HINLÄSSIGKEIT spricht.

Schwester verachtung du redst recht darvon

Hett wir uns fürsichtigkeit übertriben lon

Mit irem angstbarlichen geberden

Unsers gebeins wer nit mehr auff erden[21]

Aber wir hant es undergangen

Und sie mit unserm strick gefangen

Und ir fürsehen der massen geletzt

Das wir ir die augen an rucken hant gesetzt /

Sie můß uns nym stets wecken und straffen

Es würt dannoch tag wann wir schon schlaffen

Sorgten wir fast es möcht ander lüt müegen

Wir möchten gar bald die händ verbriegen.

HERCULES.

Das ist ein seltzman teütsch warlich

Wa Fürsichtigkeit siecht hinder sich

Da würt gar ubel haußgehalten

Aber wir went es Gott lon walten /

Gang dort zů jhenem banck hin kör

Biß ich die andern auch verhör.


Kumpt Glaub auff steltzen / als ein Zeigynerin.

Spricht Mercurius.


Da sieh ich das das sprüchwort ist war

Das man getriben hatt lang jar

Da unser eltern gesagt hant von

Der Glaub werd bald auff steltzen gon

Bistu der Glaub wie gastu also inher

In heydeschem kleid wie ein Zeiginer.

GLAUB spricht.

Der welt lauff macht mich also taub

Ich glaub schier selbs kaum das ich glaub

Sih an all ständ der gantzen erd

Wo glauben doch gehalten werd /

Die welt ist so vol untrew gar

Der Son seim Vatter nit glauben gtar

Noch ein Egemech dem andern mer[22]

Auffsatz und betriegen hatt yetz ehr

Und wer den andern beschissen mag

Der meynt er thů ein gůten tag /

So nun ich glaub niendert mag bliben

So můß ich zeiginer werck triben /

Wann ich verheyß warsagen vil /

Glaubt dannocht ein jeder was er will

Des můß man für gůt von mir han

Das ich dermaß bin angethan

Ich kan diß zeit nit anders gan

Vil wer des ich mich weyters solt clagen

Aber fraw Warheit würt das alles sagen.

HERCULES.

Ich hab von warheit vil hören sagen

Aber sie nit gesehen bei meinen tagen

Möcht ich sie doch mein zeitlang schouwen

Mein hertz das würd sich großlich frouwen /


Warheit würfft Slapputiun kapp von ir / wendt sich im reden umb / das Hercules darab erschrickt.

Spricht Warheit.


Wann ich schon wüst zů disen stunden

Das mir solten werden noch sovil wunden

Wolt ich doch nit verbergen mein nammen

Heyß Warheit thů mich des nit schammen

Nun besieh mich und beschaw mich frey

Wie hupsche ich doch gemustert sey

Man sprach etwan ich wer gar schon

Und glastet gleich wie Son und Mon

Und Warheit wer ob allen dingen

Uber Harpfen / Luthen / Orgeln / und singen /

Von alten wart von mir geseit /

Das Warheit lebt inn ewigkeit[23]

Und wer stercker dann alles das

Das auff erd ye geschaffen was

Nun siehstu hie mein leidt und schand

Wie ich so yämerlich hie standt.

HERCULES.

O fraw du sichst so ellendtlich

Du thust fürwar erbarmen mich

Es ist doch an dir nichtzit gantz

Das nit hab wund / stich oder schrantz

Es ist ein grymm unmenschlich gtaht

Das man dich also verwundet hatt.


In dem laufft Philaletes ein hübscher Jüngling von der Tugent hauß harüber / und falt der Warheit für die füß / Sprechend.


O Warheit fraw ob allen frawen

Gott hab lob das ich dich mag schawen

Und das du lebst noch auff dise zeit

Ich hat dich gesucht lang ferr und weit

Durch veld und wäld / durch berg und tal /

Durch alle Künigreich überal

Und kund dich finden an kheinem ort

Ich sorgt warlich du werst ermort /

Oder du legst ann ketten gefangen

O Fraw es ist dir übel gangen

Von wem hastu die wunden empfangen

Wer ist so grymm an dir gesein

Der dir hat angethon solch pein.

WARHEIT spricht.

Es ist nit not all die zů sagen

Die mir solch wunden hant geschlagen /

Du magst sye an meim leib wol kennen

Doch will ich dir ettlich nennen /

Die Kriegsknecht hant mir wunden und scharten[24]

Gehauwen mit tegen und hallenbarten

Die Ritter mit armbrust / schwert/und kolben /

Die Ackerleüt mit karsten mich durchtolben

Die Vischer mit narten und mit kübeln

Die Gartner mit senffsot / krut / und zibeln /

Die Seckler zerschniden mich zů rümen

Die Weber machen auß mir trümen

Die Schmidt mit zangen mich zerrissen

Die Zimmerleüt mit axen mich zersprissen /

Die Schůster werffen an mich leysten und alen

Die Schneider ihr scheren und nalen.

Die Kürsener kolen und kalck gegen mir steiben

Die Moler das antlit mir verkleiben

Die Brotbecken rüffen den Kůntzen hinderm offen

Die Blotzbrüder die metten all verschloffen

Die Metzger werffen mich mit Kutteln

Die Weinschencken mit fleschen/ gelten / zutteln

Die Maurer ir hammer und ir kellen

Mit heymlichem kauff die altgewender

Mit kogen schlagen mich Küffer und Bender

Mit Küblen und questen thůt man mich baden

In schiffen thůt man mich überladen

Die ärtzt im harnglaß mich umbtriben

Die apotecker ein oximel für triackers schriben

Die Krämer mit wagen und gewicht

Die Schreiber blenden mir all mein gsicht

Man truckt und schreibt on underscheydt

Wol zehen lugen für ein warheyt

Die Trucker gigen mir erst recht den affen

Ir kutzhůt werffen an mich die Pfaffen

Die Begeinen ir sturtz / die Münch ir kutten /

Die frawen ir kunckeln / rock und schlutten

Die fůrlüt schleiffen mich mit schlitten und wagen[25]

Die Fürsprechen gdirren kein warheit sagen

Doctores und die Advocaten

Thůndt zů der warheit schlechtlich rathen

Die Predicanten nit all recht verkünden

Ach Gott ließ man mich allein dahinden

Und zug mich nit in ein jedes betriegen

Mir warlich und fürwar thůt menglich liegen

Vorauß yetz mit den newen meren

Thůt man der warheit zwagen und scheren

Jeder seit er das man ine frage

Das nie geschah staub oder floge

Darumb můß ich vil wunden han

So mich schlecht und sticht yederman.

PHILALETES.

Frauw all mein tag mir nie geschah

So groß hertz leydt und ungemach

Das ich so lang dich hab gesucht

Und aller wolust mich entrucht

Und so ich dich schwerlich hab gfunden

So sieh ich dich voll stich und wunden

O Frauw wöllest mir geben zů verstan

Wer hat dir die grossen wunden gthan

Die du im haupt hast unverbunden

Das seind fürwar erschröcklich wunden.

WARHEIT.

Groß wunder ist das ich noch leb

Oder mein hertz noch meh othem geb

Dann mir dise wunden thůnt so wee

Ich förcht ich überkumm es nymmer me

Das handt mir gethon nit schlechte lüt

Sonder ettlich zů diser zeit

Die ich nit offentlich gtar genennen

Der tag eins würt man sie erkennen

Was ir fürnemen sei gewesen[26]

Diser wunden möcht ich villeicht genesen

Aber die seind gantz tödtlich fürwar

Die machen mich verzweiffeln gar.

PHILALETES.

O Frauw wöllest verzihen mir

Das ich so trewlich red mit dir

Du laßt dein wunden zůlang offen stan

Du möchtest sie doch verbunden han

Und gůte pflaster dir lassen machen

Damit nit unraht schlieg zů den sachen.

WARHEIT.

Ich bin ein lang zeit eingelegen

Und nie kommen an lufft noch regen

Sonder mich ghalten still und warm

An mich gezogen bein und arm

Meynt mich zů halten in solchem wesen

Das ich dest eh möcht wider genesen

Aber keyn zeit laßt man mir rhů

Wan mir ein wündle heylet zů

So seind bald zehen da / sie sich flissen

Das sie mir hundert daneben rissen

Darumb mach ichs die leng nit treiben

Ich mag auff den beynen nit lenger bleiben

So zittert mein schwester Standthafftigkeit

Das sie schwanckt von omechtigkeyt.


Damit sinckt sie nider / spricht Stanthafftigkeit / hat auß eim gantzen hasenbalck ein sturtz gemacht.


Wie kundt ich haben standthafft geberd

So weder glaub noch warheit ist auff erd

So nein ist ja / und ja ist nein

So hab ich aller zůflucht keyn[27]

Da ich mich wißlich an möcht länen

Ich kan nichts glauben / sonder můß wänen

Ich bin erschrocken wie die hasen

So glaub und warheit nimm wöllen fasen

Bei unsern tagen ist so unstät wesen

Als nie kein mensch auff erd hat gelesen

Heüt seind wir brüder morn seind wir feindt

Heut abgesagt / morn wider freündt

Kein glaub noch treüw ist mehr auff erden

Was will darauß zůletst doch werden.

PHILALETES.

Ir leydigen schwestern ich bitt euch vast

Kommen mit mir und seindt mein gast

Wöllent euch Stett und schlösser vertriben

Ir mögen in meim armen heüßle wol bleiben

Da will ich euch all ehr erbieten

Und ewers traurens wol ernieten

Mit trüwen will ich ewer pflegen

Biß Gott gibt frid und seinen segen

Und mit seiner gnaden uns erschein

Lieben frauwen gondt mit mir dohin

Ich will ewer armer diener sein.

HERCULES.

Mercuri nun dunckt es mich zeit

Das ich verhören soll den streit

Irrung und spenn an diser statt

So mir fraw Tugent heüt klaget hatt /

Gang heiß sie beid har zů mir kören

Ich will sie gütlich oder rechtlich verhören /

MERCURIUS steht in die mittel und spricht.

Fraw Wolust und fraw Tugent gůt

Hercules euch heut verkünden thůt

Ir sollent vor im erschinen baldt[28]

Und hören was er euch fürhalt

Dann er gar nit erlyden mag

Das sich fraw Tugendt also klag.


Als setzen Fraw Wolusten Diener ein stul auff den gipffel irs wegs / setzt sie sich dar auff und steht Tugent zůfuß auff irem gipffel / sind all Tugendt die vor nit geredt haben / und bei ir gesessen / schutteln ir das küssen und dienent ir und fallent ir zůfüß.


Tugendt hatt bei ir Weissheit hat under yedem arm ein bůch / und Fraw Arbeit hat ein kunckel im gürtel stecken / und spindt.

Spricht Hercules.


Fraw Wolust mir kompt von euch clag

Wie ir fraw Tugent auff disen tag

Ein feindsbrieff habent zůgesandt

Als ob ir kriegen wolten ir landt

Und ir thun schaden an leib und gůt

Und gegen ir brauchen ewrn stoltzen můt /

Das mir von euch nit wol gefelt

Doch hab ich gethon als ein frommer helt /

An schlechte wort mich nit wöllen keren

Sonder will den andern theil auch verhören.

WOLUST.

Wer ist der mich so thůt verclagen

Und mirs nit gtar ins antut sagen

Es ist freilich der bettelsack

Die nit ein stul zů sitzen vermagk

Und understaht mich zů verleiden

Sieh wie sie stöt mit schönen kleiden

Wie ist sie als hubsch gezieret nun[29]

Sie hatt kum gůt schuh an zů thun /

Und understöt mich zů vertriben

Dannocht so will ich vor ir bliben.

TUGENT.

Ich bin es gewiß und gtar es wol sagen

Ich hab mich billich von dir zů klagen

Dann du thůst schendlich an mir faren

Ich khan mich vor dir niendart bewaren

Und so du mich schier gar hast vertriben

Hastu mir darzů ein feindsbrieff geschriben

Und understahst mich verderben gar

Schaw lieber Hercules und nym war

Die mägd die ir dort also dienen

Und ir liebkosen und angienen /

Die sind etwan all Tugent gesyn

Und die hertz liebsten döchter mein

Die hatt sie mir all gezogen ab

Das ich schier khein mer bei mir hab

So hastu vormals wol besehen

Was meinen andern töchtern ist besehenen.

WOLUST.

Du möchst ine als gütlich haben gthon

Sie hetten dich nit als bald verlon /

Und mich für ein Künigin angenommen

Sie sind in ein senfften dienst zů mir kommen

Ich laß auch inen kein mangel noch brust

Sie haben nach irs hertzen glust /

Thundt tag und nacht als was sie wöllen

Sie thetten nit ein bieren stiel umb dich schnellen

Dann du woltst in ein stieffmůter sin

So bin ich ein milte Künigin

Du wöltst ine nit gnug zů essen geben[30]

So thůn ich stets inn wolust leben /

Und wissen von kheiner arbeit zů sagen

So hastu kum dirr bein zů nagen

Ich hab auch das mehrtheil in der welt

Von Künigen und Fürsten in meiner gezelt

Die mir täglich zů hoff thunt ryten

Kum har Policrates zů disen zyten

Bescheid uns was dein wesen sey gesin

Du bist inn glück der diener mein.


Als Policrates auffsteht / laufft ein Koch vor im inher mit eim vischmesser und fürtuch der hatt ein grossen gulden ring inn der händ / bütet Policrati den selben / und spricht Archimagyrus der Koch.


Künig groß wunder můß ich dir sagen

Die Vischer hant heüt in dein kuchen getragen

Ein grossen mechtigen feisten Wallfisch

So ich den zerhaw auff dem hackdisch

Und außerzihe das kröß zů stunden

Hab ich disen gulden ring darin gfunden

Er lag neben der lebern bei der gallen

Ich wer von schrecken schier an rucken gefallen /


Damit beütet er dem Künig den ring nimpt ine Policrates in zween finger und spricht.


Nun sieh ich das ich glück soll han

So ich disen ring sieh wider an

Ich hab kein Widerwertigkeit

Mein tag gelitten noch trübseligkeit /

Da gab ein gůt freündt mir den rath

Das ich doch etwas liebs doch werffen soth

Ins mer / darmit ichs gar verlier

Und mir etwas leidt zůhanden fuer /[31]

Das thät ich und warff gäheling

Von meiner handt disen gulden ring

Da entpfand ich in mir etwas schmertzen

Aber es ging mir nit gar zů hertzen

Dann mir was fohr / und wolt mir nit in

Das er solt gantz verloren sein

Nun bringt mir mein Koch in wider här

Das sind ye glücklich seltsam mer /

Ich kan mein glück nit gnug erzelen

Sein ist meh dann ich selbs künd wölen.

TUGENDT.

O narr überheb dich nit zů vast

Deins glücks / es ist ein unbliblicher gast

Dein glück hatt dir gemacht vil feindt

Dein knecht Menander würt dich noch hint

Verraten / du würst an mich gedencken

Wann dich Oretes würt lassen hencken

Aber Virgili sag uns dise frist

Was du von glück doch haltend bist.

VIRGILIUS.

Das glück laufft umb glych wie ein rad

Dann bringt es lust / dann bringt es schad

Wer auff glücksvall zůvil thůt bawen

Den bringt es offt und dick zů ruwen

Dann glücks zůfall ist nit zů trauwen

Groß glück das ist ein wetter groß

Das manchen über den hagel und schloß

Wen glück senfftiglich anlachen thůt

Der lůg und halt sich wol inn hůt

Das es in nit auch bald bring leidt

Zů vil glück bringt vil trurigkeit

Glück thůt dick Tugent fechten an

Und betriebt manch tugentrichen mann[32]

Doch mag glück Tugent nit vertriben

Dann ewiglich würt tugent bliben.

WOLUST.

Virgili wo thetst an Tugent gedencken

Do du dich in den korb ließt hencken

Und langzeit hingest an der maur

Ward dir dein bůlschafft wol zů saur

Werest du am seil dein lebtag bliben

Du hettest von anderm glück geschriben

Aber Azote bott thůn dorthin keren

Sag Sardanapalo er laß sich hören

Dann er in lieb und in bulschafft

So gantz verstrickt ist und verhafft

Das er von frawen nit auffstat

Biß er die spindeln außgetheilet hatt.


In dem ob der Bott kumpt spricht Sardanapalus.


Ir lieben döchter spinnen mit vleiß

Das ir uns machen hembdlein weiß

Dann welch nit spint zwo spillen gantz

Die můß noch hinnacht nit zům dantz

Spinnen redlich und machen bald end /

Hinnacht wir frölich tantzen wend.


Azotus der Bott laufft zů Sardanapalo und spricht.


Gnediger Herr Künig Sardanapal

Wann hant ir die spindeln überal

Getheilt auß under ewrn frawen

Fraw Wolust wolt euch gern anschawen

Gont aber ir nit gern hinauß

So triben ewer wesen doch zů hauß

Dann mein fraw acht / das ir sind all

Inn wolust habent / bracht und schall.[33]

SARDANAPALUS spricht.

Ich bin nit lustig von hinnen zů gehn

Aber das bin ich täglich gewen

Das wir wol leben trincken und essen

Und aller traurigkeit vergessen

Was Wolust bringt das thůt mir lieben

Wir went uns in kurtzweil und freüden üben

Gůts můts / und lond uns niemands trieben

Lont uns freüd haben dweil wir leben

Noch dem todt würt khein freüd meh geben

Wir wend uns brauchen aller wolust

Ein yedes thů was es gelust /

Wie kündent wir grösser kurtzweil triben

Dann das wir in freüden also bliben

Yedes such freüd dweil es mag /

Laß vögel sorgen es würt dennocht tag

In wolust hie sein dunckt mich das best

Nach disem leben in ein storcken nest.

TUGENDT.

Plato hörest du was diser seit

Wie hoch er lobt wolustigkeit

Als ob in kunfftigem gantz würd nit

Khein freüd noch lust nach diser zeit.

PLATO.

O Wolust du bist ein sorgklich speise

Die niemands glust der recht ist weise /

In dir findt man groß leidt und mangell

Du bringst mit dir des todes angell

O gůter narr Sardanapal

Dein wollust bringt dir todes fall /

Kein fraw so üppig ward auff erd

Die ye getreib solch weibisch gberd[34]

Als du dein lebtag hast gehan

Wie lang wil doch dein wesen stan.


In dem laufft Arbaces ein harnster Fürst hinein mit seinen Knechten und will zů dem Künig

Sardanapalo.

Spricht Arbaces.


Du wibischer bößwicht sollest du uns regieren

Und ein so schendtlich wesen fieren /

Sieh wie sitzt gred Ennel bei den frawen

Als weibisch als wer im auß gehawen

Wir wend dir der bůlschafft und wollust geben

Das du kein meh trybst bei dem leben.


In solcher red ist Sardanapalus durch das gerist gefallen / und verschwindt / spricht Arbaces als er nach im griffen will.


Wo ist der schelm uns hin enttrunnen

Ich wolt mein schwert erst han gewunnen /

Und biß ans hefft in ine gestochen

Damit so werent wir all gerochen

Aber wir went in lassen sin

Und wir das Künigreich nemmen inn

Von seim geschlecht soll auff diser erden

Kein Herr noch Künig hie werden

Setzent euch nider wir went hie brassen

Und den Künig sich selbs verbrennen lassen.

TUGENT spricht zeigt uff Sardanapalum.

Junckfraw Wolust sehent ir was jhen dort machen

Mir ist sie vertriben im das lachen /[35]

Was reden ir zů disen sachen

Sehen wie hatt sich des Wolust geendt

Er ist vertriben und geschendt.

WOLUST.

Des wesens nim ich mich nichts an

Ich bin sein schier altag gewan /

Es ist mir gantz ein täglich brot

Nach Wolust haben angst und not

Noch hab ich stets unsäglich zal

Die mir nachziehen überal

Candaules mit deiner schonen frawen

Laß dich ander leüt auch schawen

Damit dein wollust auch werd khundt

So laß dich mercken hie auff dise stundt.

CANDAULES DER KÜNIG spricht / fürt ine sein Hoffmeister am seil.

Mein wolust ist mir wüst vergangen

Ich bin vertriben und gefangen.

Ich was ein mechtig Künig groß

Das man nit vil fundt mein gnoß

Und hatt das schonst holtzseligst weib

Das ye gewan kheins mannes leib

Von der ich hatt all freüd und lust

Und mer glücks dann ich selber wust

Ich hatt aber nit ein geniegen doran

Das mein lust nit wißt yederman

Ich ließ einen freünd bei nachtes schein

Verbergen in die kammer mein

Das er mein weib sehe nackt und bloß

Und innen würd meins wolusts groß

On wissen und willen meiner frawen

Můst er sie nackt und bloß schauwen

Als sie sich abgezohen hett

Und jetzt wolt schriten auff mein bett[36]

Solch wolust hatt mir recht gelont

Derselb freündt hatt mir nichts geschont

Sunder mein Fraw und Reich entfürt

Gefangen er mich hie vor ime fürt

Das ich in ließ mein Wolust sehen

Mir ist aber mehr dann recht geschehen.

GIGES der in am seil fürt spricht.

Du woltest mit gewalt ein gienmul sein

Und fürtest mich wider den willen mein

Das ich dein wolust müst sehen thůn

Des stürbest du / und würd ich Künig nun

Also soll auch allen andern beschehen

Die iren wolust lassen ander leüt sehen.

TUGENDT.

Du seist nützt dann von dorechten frawen

Die sich gern frömbd man londt schauwen

Frommer ehren frawen hab ich noch vil

Den nit wol was mit wolust spil

Sonder sie liebten Gott den Herren

Lebten in tugendt zucht und eren

Deren ein wil ich dir zeygen an

Morn werden wir die andern han

Yetzt will ich dir zeigen Susannen wesen

Wie wir das in der Bibell lesen.


Susannen History.

Sitzen Helchias und sein Fraw / und etliche ir Freünd bieinander / und Susanna nebent auß vor eim pulbret lißt in der Bibel / kompt Joachim ein rlcher mann mit seinen Knechten der beütet inen reverentz / und spricht.


Lieben freünd man sagt mir das ir hant

Ein dochter ist Susanna genant /[37]

Die Tugentreich ist und gelert

Für alle döchter mit schonheit geert

Und das sie hab ein solchen nammen

Das sie keins lasters sich dörff schammen

Do ist an euch mein ernstlich bitt

Ir wöllent die mir versagen nit

Sunder geben zů der heiligen Ee

Ich beger zů ir khein ehsteur meh

Allein das sie mög sein mein weib

Ich will sie halten als mein leib.


Spricht Helchias.


Gůt freünd ir mögent tretten ab

Biß ich mein gedanck genommen hab.


Als Joachim hindersich drittet spricht Helchias zů seiner Frawen und Freünd.


Setzam wunder hatt mich genommen

Wie das geschrey ist so weit auß khommen

Das wir ein schone dochter hant

Von deren man weist durch alle landt

Aber haußfraw wöllest sagen mir

Wie will diß sach gefallen dir.

ANNA UXOR.

Lieber haußwürt was soll ich sagen

Ich wolt wir werent sein vertragen

Und das unser tochter möcht bei uns bliben

Unser tag in freüden helffen vertriben

Dann sie ist gottsförchtig / und wolgethan

Ich wolt sie gern alzeit bei mir han /

Aber so ich der sach noch dicht

So gedenck ich das der weißman spricht

Wer hatt ein dochter die manbar ist

Der soll sie vermäheln kurtzer frist[38]

Damit er ehr an ir geleb

Und sie im nit grösser sorge geb

Nun ist diß ein reich mechtig mann

Als ine alles Babilonia mag han

Da ist mir ye ich wolt es wogen

Doch wöllent wir die dochter auch darumb frogen.


Geth Helchias und sein Fraw zů der dochter /spricht Helchias.


Dochter wir bringen dir newe mehr

Die wöllest dir nit lassen ligen schwer

Es ist ein reicher ehren mann

Der begert dich zů seim gemahel han

Genant Joachim ein mann fromm und gerecht

Der mächtigst in allem Judischem geschlecht /

Wiltu deinen willen dazů geben

So kem er uns sunst wol und eben.

SUSANNA spricht.

Hertz lieber Vatter und Můter mein

Möcht es mit ewern hulden sein /

So wolt ich gern allein bliben

Und all mein tag mit euch vertriben

Mit dienst euch haben lieb und wert

Dann ich kein mann ye hab begert

Das wer noch hertzlich der will mein

Aber ich soll euch gehorsam sein

Was ir went und mich heissen nun

Das will und soll ich billich thun.

HELCHIAS DER VATTER nimpt sie bei der handt / und spricht.

So wol auff und gang mit uns hindan

Das wir nit lang auffhalten disen mann.


[39] Also fürt er sie herfür zů Joachim und hebt im ein handt auff / die gibt er Susannen in ir handt / als wolt er ein Ee machen und spricht.


Joachim du hast unser dochter begert

Des soltu sein von uns gewert

Ich gib dir das liecht das ich ye gewan

Du solt sie zů einer gemahel han

Nim sie und für sie mit dir hindan

Meins gůts würt dir ein erbertheil

Far hin Gott geb euch glück und heil

Gott wöll euch seinen segen geben

Das ir all freüd mit einander erleben

Und euch vil lieber kind bescheren.

JOACHIM.

Ja ich will sie halten in solchen ehren

Das sie sich nützt darff beclagen

Sunder als liebs soll von mir sagen /

Alde ich für sie mit mir dahin

In meiner behausung würt sie sein

Herr und meister in allen dingen

Was sie will das mag sie volbringen

Dann sie mir von hertzen gefallet wol

Alde Gott beheüt euch tausent mol.


Damit geht er mit Susanna inn sein hauß / steht under der thüren seiner knecht einer Eucaris / der spricht.


Mein Herr hatt gethan ein gůte fart

Er bringt ein dochter schon und zart

Gott wöll inen glück zůsamen geben

Das sie lang zeit in freüden leben.


[40] Zeigt Joachim Susanna sein hauß und garten und spricht.


Susanna du solt mir wol vertruwen

Dise Ee würt dich nit geruwen /

Siehstu dise ding all gib ich dir

All freüd würstu haben bei mir

Such allen lust mit zucht und ehren

Kein zimlich freud will ich dir weren

Biß gebietterin in meinem hauß

Vil leüth gondt bei mir inn und auß

Die hie recht suchen und gericht /

Dasselb laß dich bekůmbern nicht

Und nymm dich irer sachen nützet an

Siehstus die richter khommen schon

Und vil die sich gar traurig stellen

Die hie ir urtheyl suchen wöllen /

Aber wir ghondt ins hauß hinein

Da went wir an unser ruwen sein

Und Gott betten das im gefell

Das er uns kinde bescheren wöll.


Als sie hingehn kommen die zween alten Priester und Richter in hoff sitzen auff ir stůl / spricht der ein zům Volck.


DIKANIS.

Wer etwas zů fordern hatt oder clagen

Der laß sein sachen uns fürtragen

So went wir euch dermassen entscheiden

Das unser urtheil euch allen würt leiden.


Kumpt ein alter mann mit Zweyen Döchtern für die Richter heist Laban / spricht.


Ir Richter ich hab zwo döchter do

Die machen mich zů meinem alter gro[41]

Dann umb sie werben vil gůter gesellen

Die sie zůr Ee all haben wöllen /

Nun ist das recht in unserm Landt

Welche Vätter vil döchter hant

Das sie ye die eltst von erst außgeben

Nun begegnet aber mir darneben

So ich der gestalt auch meynt zů leben

Das sich mein jüngste dochter hett

On mein wissen mit eim verredt /

Khan doch nit wissen noch zůr zeit

Ob es ein ehe sey oder nit /

Dann so die eltst noch hatt kein mann

Wie kan die jüngst dan einen han

Darumb wöllen mir geben rechten bescheidt

Was ewer geschrifft doch darvon seit.


Spricht Krytis der ander Richter.


Wir hant unser bücher nit bei uns hie

Aber wir wendt dir sagen wie

Wir dir wendt geben einen raht

Wann es würt schier am aben spat

So schick dein döchter beid allein

In unser behausung zů uns zweien

So wöllen wir sie auch probieren /

Und in der geheim sie examinieren

Und dir demnach morn sagen hie

Welche zůr Ee die geschicktest sey.


Geht der Vatter mit den Döchtern hinweg / kompt einer vom gericht herauß gehn / Epitymus spricht zeigt dem Vatter nach.


Wann ich wer an diß vatters statt

So volgt ich gantz nit der bößwicht raht

Das sie mein döchter solten probieren

Und in irem hauß examinieren

Ich wolt ehe das sie der Teuffel thet hinfieren


[42] Mittler zeit seindt zwei Kinder in Susannen hauß kommen / die sie gemacht hat / geht Joachim zům hauß auß / und sagt zům gesindt.


Mir sint etliche gescheffte zů handen gestossen

Die ich nit kan underwegen lossen

Doch will ich bald wider hie sein

Warten mit treüwen der frawen mein /

Und thůnt ir alles was sie begert

Dann sie ist aller ehren wert.


Damit geht er mit eim Knecht hinweg / düttent die Richter im nach / schlecht einer dem andern auff die achsell / sich frewende / über ein weil geht harfür Susanna mit zweyen Jungkfrawen / stat am außtrit stil / so die Richter sie ersehent / sprechent sie zů dem Volck / das vor inen staht.


KRYTIS.

Lieben freünd ir mögen wol heim kören

Dann wir auff disen tag nichts mer went hören

Gandt heim wir hant zů schaffen nun

Das wir nit went vor euch allen thůn.


Standt die Richter auch auff / spricht Krytis.


Ich will recht auch zů hauß hingahn

sith ich nichts mer zů schaffen han.


Spricht Dykanis / sicht hinder sich wo Susanna stoht.


Das ist auch gar die meinung mein

Ich will lieber doheim dan stedts hie sein.


[43] So das Volck vom gericht hinweg goht in dem drittet Susanna ein wenig fürbaß und spricht zů iren Jungkfrawen.


Ir jungkfrawen es ist yetz mer dann heiß

Vor hitzt trucket mich der schweiß

Die Sonn zům höchsten thůt ob uns ston

Ich will in unsern baumgarten gon

Und mich darinn kielen ein weile

Kommen mit mir in schneller eyle.


Gonth die Richter beid hinweg jeder ein sonder straß / bald kratzen sie sich im kopff / geht yeder sein straß wider hindersich / und kommen vor dem richthauß wider zůsammen / schlagen die augen nider / in dem so sie wider zůsammen khommen /und Susannen an allen orten zůsehen / werffent sie die arm auff und sind frölich mit bossen / klopfft Dykanis seim gesellen auff die achsel / zeigt auff Susannam spricht.


Gsell mir ligt schwerlich etwas an

Das ich dir nie geöffnet han

Dann ich mich geschammet hab allzeit

Wolt wol du werest daheim noch heüt

So wolt ich etwas on mangel und brust

Yetzt thun das mich lang hatt gelust.


Spricht Krytis sein gesell.


O gsell du tribst mit mir dein schertz

Greiff har wie klopfft mir doch mein hertz

Seith das ich die fraw han gesehen

Ich weiß nit wie mir ist beschehen /

Khein schöner fraw hab ich gesehen nie

Das will ich dir verjehen hie.[44]

DYKANIS.

So sieh ich wol wir hant beid einen sinn

In grosser lieb ich von ir entbrinn

Ich hab es doch dir nie dörffen sagen

Noch yemandts mein heimlich leiden clagen

Nun wolan / ir man der ist nit hie

So hastu jetz gehört wie sie

Hatt geseit sie wöll gehn in den garten

Wolauff wir went gon auff sie warten

So bald sie noher khommen nun

So můß sie unsern willen thun.


Lauffen sie beid vorhin in garten und verbergen sich / dweil Susanna sich zů iren Jungkfrawen kört hatt / und mit inen redt / darnach geht Susanna auch hinnach mit iren zweyen Jungkfrawen in den garten / beschliessen die thüren / und als sie zů dem brunnen kommen / spricht Susanna.


Lieben döchter lont eüch befielen

Bei disem brunnen wil ich mich kielen /

Und mir abweschen meinen schweiß

Dann mir ist auß den binden heiß

Bringen mir baumöl das ich mich schmier

Doch beschliessen mit vorteil wol die thür

Rügel / und kloben legen an

Domit mich sehen mög kein mann.


Gehnt die Jungkfrawen hinweg spricht Abra.


Liebe fraw uns soll bald gelingen /

Kielsalb / Seiff / baumöl went mir bringen

Und auch ein schwammen mit uns har

Das du dich mögest weschen gar.


Und als sie auß dem garten gondt / spricht sie zůr andern magdt.
[45]

Thůnt zů und lůg beschließ die thür

Kloben und rügel stoß all fier /

Das niemandts khomm zů ir hinnin

Doch went wir auch bald wider hie sein.


So sich Susanna anfahet auffzůbrisen / Stondt auff und lauffen die zween alten Richter harfür zů Susanna / und fallen sie an / spricht Krytis zů ir.


Nymm war die thür am garten ist

Beschlossen wol zů diser frist /

Und mag uns nieman gesehen nun

Fraw du můst unsern willen thun

Wir sindt in deiner lieb entbrant

So bist du jetz in unser handt

Dann woltstu nit in unserm willen leben

So würden wir kundtschafft über dich geben

Das wir ein jüngling bei dir haben funden /

Deßhalb du dann zů disen stunden

Die jungkfrawen hast von dir getriben

Und bist du allein im garten bliben /

Das du möchtest triben dein boßheit

Darumb thů es bald / oder es würt dir leidt.


Auff sollichs erseüfftzet Susanna und hebt die händt gen Hymmel auff / und spricht.


Sorg und angst hant umbgeben mich

Mein hertz betrübt ist sicherlich

Sündt ich mit euch mit ewerm roht

So fall ich in den ewigen todt /

Thůn aber ich ewern willen nit

So weiß ich wol zů diser zeit

Das ich des offne schand würd gewünnen

Dann ich ewerer handt nit mag entrünnen /

Aber vil besser ist das ich sterb[46]

Und on all sündtlich werck verderb /

Fall in der menschen hand mit ehren

Dann das ich mich an euch thů keren

Durch sünd erzürn Gott meinen Herren


Damit fahet sie an schreyen.


Mordio und diebio

Was machen die alten bößwicht do.


Darauff schreien die Richter auch / spricht Krytis.


Nein nein dein schreien hilfft dich nit

Du woltest domit blenden die leüt /

Als ob dir unrecht wer geschehen

Wir handt den jüngling wol besehen /

Mit dem du hast dein bulschafft getriben.


Domit laufft er / thůt die garten thür auff / schreyet.


Sieh die garten thür ist offen bliben

Als der jüngling ist gelauffen hinauß

Kummen alle zů här in dem hauß

Und sehen was ewer fraw hatt gethan

Mit eim frembden unerkanten mann.


Also laufft das haußgesindt alles in garten / unnd als sie sehen die Fraw weynen und ir har auß rauffen / schlagen sie all ir augen nider zů der erden / spricht der Kämmerling Eunuchus.


Ir alten ir triben seltzam sachen

Was geschreiß thůnt ir in unserm hauß machen

So unser Herr nit ist vorhanden /

Went ir sein fromm fraw bringen zů schanden

Die gotsförchtig ist in zucht und ehren /

Anderst hant wir nie mögen hören.


[47] Spricht Dykanis als er sicht Joachim khommen.


Ich sieh dort Joachim iren mann

Zů dem went wir ins richthauß gan /

Dann alles volck zů diser frist /

Bei ime daselbst versamlet ist

Denen wir allen sagen noch heüt

Was uns begegnet ist diß zeit.


Damit gond sie eylendts auß dem garten unnd setzen sich auff ihr richter stůl / unnd trouwen vast mit den händen / als ob sie zornig weren / legen sich auff ein ellenbogen / reden mit einander / in dem kumpt Joachim zů inen mit dem Volck / spricht einer Laicos.


Schawet zů was ist unsern Richtern beschehen /

Das sie so blitzt angst übel sehen.


Spricht Krytis zů dem Volck.


Gendt bald und lassen euch gelingen

Und thůndt Susannam zů uns bringen

Die dochter Helchie die vermählet ist

Mit Joachim zu diser frist.


Als lauffent ettliche vom Volck zů ir in den garten /hatt sie der zwüschent ein schleyer für ir antlitt gehenckt / das antlitt / halß / und leib darmit verdeckt / und ir händt mit hendtschů gegen Hymmel auff / die sie holent schreien / spricht Keyros.


Wolan Susanna khumm mit uns har

Zůn Richtern und alles volcks schar

Ich weiß nit was sie dir went sagen

Die alten Priester thůnd sich graußlich beclagen.


[48] Damit füren sie Susannam auß dem

garten / gondt ir Kind / Freund / und alles Haussgesindt mit ir weynende.

So Helchias ir Vatter in seim hauß siecht Susannam außerfüren / wüst er auff mit seiner Frauwen und allem Gesind / und im zůlauffen spricht er.


Was lebens wöllen jhen dort machen

Wir went gon lůgen zů den Sachen

Sehen wie füren sie dahin

Susannam die liebste dochter mein

Was mag sie nummen haben gethon

Oder was will man sie clagen an

Sie ist doch gottsförchtig gewesen alzeit

Was schand will man ir an thůn heüt /

Es geht nit recht zů wie im joch sei

Ich will ir mit leib und gůt ston bei.


In dem ist Susanna für die Richter khommen / stondt all ir Freünd bei ir außgenommen ir mann stoht nebent auß traurig / das er zůhör was da werden wöll / spricht Krytis.


Entblössen ir angesicht / halß und händ

Dann wir sie vor bloß sehen wend

Und uns erlustigen an irem gesicht

Dweil uns doch sunst mag werden nicht.


Als sie entblößt wart stond die zween alten Priester auff und gond mittel under das Volck besehen Susannam an allen orten do sie bloß was / das sie iren lust darvon empfiengen / legt yeder sein recht handt ir auffen kopff. Aber Susanna hatt iren trost zů Gott / hub die augen gegen Hymmel auff weinende / spricht[49] Krytis.


Als wir des volcks hie solten warten

Gingent wir spatzieren in baumgarten

Und was khein mensch sunst bei uns gar

Do haben wir beid genommen war /

Das dise fraw in garten kam

Zwo ir jungkfrawen sie mit ir nam

Und hieß beschliessen wol die thür

Schickt bald ir mägde beid von ir

Gleich kam ein jüngling zů ir hinein

Und volbracht mit ir den willen sein

Under eim baum als ich euch sag

Da sie mit im der liebe pflag

Als aber wir zween ein solches sahen

Meinten wir den jüngling bei ir zů fahen /

Und ließen harzů mit aller macht

Als aber der jüngling unser nam acht /

Und entsprang bald auß den händen mir

Dann er vill stercker was dan wir /

Entran also durch offne thür

Als ergriffen wir diß Fraw schendtlich

Die fragten wir mit ernst flyßlich /

Wer doch der jüngling wer gesein

Der mit ir volbrocht hett den willen sein

Sie ließ uns aber fragen und wider fragen

Und hatt uns doch nit willen sagen

Solcher sachen sindt wir gezeugen nun

Lůgen ir was man darzů solt thun.


Spricht einer von dem volck Dokymos.


Warlich ich kan es glauben nit

Das unser Priester sagen diß zeit

Von diser frawen / dann sie ist

So züchtig gewesen allzeit und frist

Das niemandts in aller diser Statt[50]

In argkwon sie je gehalten hatt

So ein göttlich schamhafft erber wesen

Hab ich von kheiner frawen ye mer gelesen.


Spricht einanderer auß der gemein ein Barnose genant Kophos.


Lieber es hatt nit die gestalt

Das sint zween dapffer Priester alt

An denen jetz steht aller gwalt

Sie sindt auch die Obersten an dem gericht

Solt man denselben glauben nicht

Das wer seltzam und ungehört

Uns hatt Moyses im gesatze gelert

Das wir solchen Oberer sollen glauben geben

Diß Fraw hatt verwürckt ir leben /

Dann sie im Eebruch ist befunden

Versteinigen sol man sie bei disen stunden

Wer daran sey / der mag ein finger auffheben

Sie ist nit würdig das sie soll leben.


Häben sie all die finger auff / spricht von der gemeinde wegen Kyrios.


Steinigen / steinigen man soll versteinen

Und der gestalt all Eebruch reinen

Lesen bald auff all stein geschwind

Nit sehen an ir schonheit und frind

All Eebrecherin soll man straffen dermassen

Damit sie ir Eebruch underwegen lassen

Doch fürent sie hinauß auff die strassen.


Als samlen jung und alt stein in die arm und händ /in dem steht Susanna und hebt ir händ und augen gegen Hymmel und spricht.


Ewiger Gott Herr und Schöpffer mein

Du der erkennest alle ding vorhin[51]

Und kanst all heimlich werck versehen

Ehe sie volbracht werden oder geschehen /

Du weißt das dise hant warlich geben

Ein falsche kundtschafft über mein leben

Und nimm war ich stirb unschuldiglich

Dann solche sünd nie gedacht hab ich

Darmit dise zween boßhafftig mann

Mich falschlich hant gelogen an /

Herr Gott du wöllest mich erhören

Und iren bösen raht zerstören

Damit ich blib bei meinen ehren.


Und als sie ein wenig fürbaß geht / rüfft sie. Deus meus eripe me de manu peccatoris, & de manu contra legem etc.


Herr Gott du wöllest mich erlösen

Von gewalt der sünder und der bösen

Von deren handt die mit gewalt und macht

Dich hant und alle dein gebott veracht.


Als man sie nun außfürt / erweckt Gott den geist eins jungen knabens Daniel genant der rüfft zů den außfürenden mit heller stymm / spricht.


Ich bin rein und aller schulden fry

An disem unschuldigen blůt hy.


Damit steht alles Volck die Susanna nachvolgen still / spricht Dokymos zů Daniel.


Liebes Kind und Son / sag uns recht an

Was ist die red die du hast gethon.


Geht Daniel mittel under sie / steht auff ein stul und spricht.


O ir narren von Israel

Die nit urtheylen zů heil der seel[52]

Und erkennent gar nit die recht warheit

Fürwar ich will euch haben geseit

Diß dochter von Israel haben ir

On schuld verdampt das glauben mir /

Zům richthauß sollent ir wider kören

Und dise sachen bast verhören /

Dann dise schälck falsch zeügniß haben geben

Uber der frommen frawen leben.


Kört sich das Volck alles mit Susanna und iren Freünden widerumb zům richthauß / spricht Ximos zů allem Volck.


Wolumb lassent uns wider kören

Das man die sach thů baß verhören

Wer weiß Gott will auß diß kindes mundt

Villicht wunder würcken auff dise stundt.


Gönht die Richter trauriglichen nach / und als sie eylends wider zů der richter stul gingent / spricht ein alter auff dem weg zů Daniel / Geron.


Kum liebes kind und lieber Son

Hilff uns das recht volfüren nun

Wir handt an dir solch groß gefallen

Du solt sitzen in mittel unser allen /

Und uns weisen und leren bescheidt

Das wir bliben bei der gerechtigkeit

Dann Gott hatt dir solch weißheit geben

Das du wol magst bei den alten leben

Und bei in besitzen solst billich

Den stůl der Ehren ewigklich.


Als setzen sich die Alten des Volcks alle und bei inen Daniel auff einen hohen stůl / binden und fürent ettliche knecht die zween alten Richter für Daniel der spricht.
[53]

Ir sollent sie von einander theylen

Und wol behalten in band und seilen /

Das sie ferr seint von einander doch

So will ich urtheilen sie darnoch

Dann solt man sie bei einander lassen

Sie würden sich besprechen dermassen

Das man die warheit nit khünd erfaren

Theilent sie und thůnt sie wol verwaren.


Und als sie von einander getheilt worden jeder in ein sunder winckel / spricht Daniel zů eim knecht Dokimos.


Gang hin und bring deren ein mir

Das ich verhör der selben schier

Und auß sein mund ine selbs probier.


Bringt ein Knecht den einen alten Richter Krytis für Daniel gebunden / spricht Daniel.


Du veralteter in sündtlichen tagen

Gott will dein sünd nit lenger vertragen

Die du biß har und jetzundt begast

Vil unrechter urtheil du geben hast /

Undertruckt on schuld / kind / weib / und mann

Und hast die schuldigen lassen gan

So doch Gott spricht / du solt nit nöten

Noch den gerechten unschuldigen tödten

Nun wolan hastu dise fraw gesehen

Und die ding die do sint beschehen

Under was boum hant sie mit einander geredt.


Spricht Krytis.


Das kan ich wol sagen an diser stett

Es ist ein plumenboum gesin

Von eytell gelem gaben sie ein schein.[54]

DANIEL.

Recht ligestu in das antlit dein

Nimm war der Engel Gottes hatt in handen

Das schwert der urtheil deiner schanden

Würt dich durchs mittel zerschniden gar.


Domit dütet er den Knechten.


Füren den hinweg und den andern har.


So die Knecht den hinweg gefürt / und den andern Dykanis auch für Daniel bringen spricht Daniel.


Verfluchter somen van Chanaam

Der von keiner gůten art ye kam

Dein böser glust und die gstalt der frawen

Hant verkert dein hertz und dich betrogen

Also hant ir mit gwalt und quel

Gethan den döchtern von Israel.

Die durch ewer forcht und boßhafftig geberden

Müsten ewerm anschlag zů willen werden

Aber nit also dise dochter von Juda nun

Hatt ewer boßheit statt wöllen thun /

Sag an mir wo hastu sie reden sehen

Under welchem boum ist das beschehen.

DYKANIS.

Den boum hab ich wol durch sehen

Es ist under eim Kriechboum beschehen

Vil bloger kriechen hab ich doran gesehen.

DANIEL.

Du lügest auch inn dein haupt und mundt

Der Engel Gottes wart auff dise stundt

Und würd dich mit dem schwert durchschniden

Euch beiden anthůn todes leiden.


[55] Schreyent durch einander all umbstender Ehe ehe /do do do / spricht Dokimos.


Do will die warheit recht außsprechen

Wir wendt die unschuldige fraw jetz rechen

Und die alten bößwicht mit steinen vertrechen.


Spricht Geron der alt.


Herr Gott dir sey lob danck all stund

Das du auß dises kindes mund

Hast uberwunden auß iren eignen vergiecht

Die boßheit diser alten bößwicht

Darumb soll man sie hin füren lon

Und inen thůn / wie man der frawen solt haben gethon

In der gleichen fůßstap sollen sie ston /

Wie Moyses im gesatz uns thůt erscheinen /

Die alten bößwicht soll man versteinen.


Als fürt alles Volck sie auß zů versteinen / umbfahet Joachim Susannam und spricht.


Susanna liebe gemahel mein

Gelobt sey Gott der Schöpffer dein /

Der solch wunder werck ereigt

Und dein Unschuld hie hatt erzeügt

Yetz frew ich von gantzem hertzen mich

Das khein schand hatt begriffen dich /

On fleck und mackel funden bist

Kom har liebe fraw zů diser frist

Wir went heim gon mit unsern kinden

Und frölich sein mit deinen freunden /

Gott hatt uns bhůt auff disen tag

Vor schand / laster / und aller clag.


[56] Als man die Richter außfürt / spricht Kophos einer der sie fürt.


Dweil urtheil und recht das also hant geben

Das man die bößwicht bringt vom leben

So sollen uns alle stein nit betauren

Solten wir joch brechen velß und mauren

Die schelmen hant es wol verdient

Sieh wie der alt bößwicht mich angient

Wolstu ein so fromm fraw anregen

Beit wir went dir dein bulschafft gelegen.


Damit ziehent sie inen die kleider auß / spricht Laicos.


An steinen ist kein mangel noch clag

Wir went sie werffen auff disen tag

Das sie bald khommen von dem leben

Und ir hirrn blibt an steinen kleben

Darumb rist dich / und gib flux end

Würff in sie das sie bocks leber schend.


Und wann sie todt seind / so werffen sie die in ein loch / spricht Kophos.


Ich sieh nit das sie sich mehr regen

Wir wöllen sie in diß loch hin legen /

Do went wk sie beid innen stossen

Und ir seelen dem Teüffel lossen.


So sie heim kummen spricht auß dem volck zů den umbstendern / Dokimos.


Herr Gott was würt auff diser erden

Auß disem jungen kind doch werden /

Dem du gibst solche gnad on zal

Das er ist weiser dann wir all

Er würt durch weißheit lehr und kunst

Erlangen Gotts und aller menschen gunst.


[57] In dem als sie mit einander reden kompt ein Heidnischer bott für Daniel und die alten / spricht Euergetes.


Daniel es hatt in kurtzen tagen

Der Künig Cyrus hören sagen

Von dir und deiner weißheit groß

Er will das seist sein disch genoß /

Darumb stand auff und kumm gering

Das ich dich für den Künig bring

Dann er on dich nit trouwt zů leben

Lieben Herren ir went im urlaub geben.


Spricht Dokymos.


Mit unserm willen soll das sein

Lieber Son fahr mit dem botten hin /

Gott der Herr wöll dein alzeit pflegen

Und dir geben seinen heiligen segen /


Staht Daniel auff / und geht mit dem Botten / spricht Geron zů dem Volck.


Ich weiß wol das Gott nit würt lassen

Der das kind begabt hatt über all massen

Es würt khommen zů hoher ehre

Durch sein groß weißheit / kunst / und lehre /

Nun hatt es der Künig Cyrus genommen

Das würt uns Juden all wol frommen /

Die in diß gefengnüß leider seind khommen /

Wir sollen dancken Gott dem Herren

Der diß kind berüfft zů solchen ehren /

Es würt uns zů trost kommen auff erden

Das wir all auß gefengknüß erlößt werden.


[58] So Euergetes der bott Danielem bringt zů dem Künig Cyro / spricht Cyrus beütet Daniel die hand.


Der Künig Astiages mein vorfar

Der hatt regiert lange jar /

Aber sein weißheit die was klein

Dann er folgt seinem kopff allein /

Deßhalb kam er umb alles sein reich

So nun ein Künig bin worden ich

So ist mein gemiet das ich will haben

Kunstreich / dapffer / und gelerte knaben /

Die in weißheit von tag zů tag

Zůnemmen das ich sie brauchen mag

Zů meinen ämptern / geschäfften und raht

Hoff dardurch das es glücklich gaht /

Darumb hab ich noch dir gesandt

Und will vertrauwen dir alls mein landt

Wiewol ich dich nie hab erkhant

So ist doch dein lob in solchem schein

An mein tisch můstu bei mir sein /

Mein Reich steht zů dem willen dein

Darumb ir diener fürent ine zůhandt

Und thůndt im an das best gewandt

Das ich hab in der kamern mein

Er soll ewer Herr und gebieter sein /

Also soll man all jungen ehren

Die zucht / vernunfft / kunst / weißheit leeren.


Füren die Knecht Daniel hinein und kleiden ine /spricht Daniel.


Herr Künig volgest du meiner leere

So würstu behalten Leüt / Land / und Ehre /

Doch můst erkhennen deinen schöpffer Gott

Und nit handlen wider sein gebott[59]

Sunst wirstu kommen zů schand und spott

Das dich ein fraw würt tödten lassen

Und dein kopff in dein eigen blůt stossen.


Damit geht Daniel hinweg in die Künigliche khammer.

Spricht Wolust.


Ich will dich morn anders sehen lan

Doran du würst khein gfallen han

Das yederman würt sprechen zů letst

Ich sey die schönst und die best.

TUGENT.

Ja freilich bestia du bist die best

Wie du jetz selbs gesprochen hest

Es würt sich finden wol zů lest

Wie man dich würt setzen in ein ander nest /

Und dir ein offne schand anthůn

Und anders des ich will schwigen nůn

Und mich hinnacht darauff besinnen

Ich weiß ich will dir ein schweiß abgewinnen.[60]

Quelle:
Sebastian Brant: Tugent Spyl. Berlin 1968, S. 13-61.
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