Erster Auftritt.

[39] Gabriele sitzt, den Kopf auf die Hand gestützt, hinter dem Tisch auf der Steinbank.

Nr. 1. Arie.


GABRIELE mit Schmerz.

Da mir alles nun entrissen,

Meid' ich gern der Hirten Schar;

Selbst mein Täubchen muß ich missen,

Und der Adler hat zerrissen,

Was mir lieb und teuer war. –


Sie sieht nach rechts hinauf, ihrem Täubchen nach.


Seine fromme Liebesgabe

Ist auf ewig nun dahin!

Sie war meine einz'ge Habe,

Meine sanfte Trösterin.[39]

Drückt' ans Herz ich meine Taube,

Ward mein Schmerz auch still und mild.

Doch dem Adler ward zum Raube

Seiner Liebe frommes Bild.

Seine fromme Liebesgabe

Ist auf ewig nun dahin!

Sie war meine einz'ge Habe,

Meine sanfte Trösterin.

Drückt' ans Herz ich meine Taube,

Ward mein Schmerz auch still und mild! Ach! Ach!

Ach, sie war mein einz'ges Glück!

Wenn sie kosend mich umspielte,

Flatternd mir die Wange kühlte,

Kam die vor'ge Zeit zurück.

Sie schien mir ein gutes Zeichen;

Trug sie doch am Hals den Ring.

Den ich einst von ihm empfing! Ach! Ach!

Ach, sie war mein einzig Glück!

Wenn sie kosend mich umspielte,

Flatternd mir die Wange kühlte,

Kam die vor'ge Zeit zurück.

Ja, dann kam die Zeit zurück,

Dann kam die Zeit,

Die vor'ge Zeit kam zurück!


Sie senkt weinend den Kopf auf den Tisch.


Gomez wird mit einer Hirtentasche und Stab auf dem Ablauf links sichtbar, ohne von Gabriele bemerkt zu werden.


Quelle:
Conradin Kreutzer: Das Nachtlager von Granada. Leipzig [o. J.], S. 39-40.
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